- Water Makes Money
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Filmdaten Deutscher Titel Water Makes Money Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch, Französisch Erscheinungsjahr 2010 Länge 90 Minuten Stab Regie Leslie Franke, Herdolor Lorenz Drehbuch Leslie Franke, Herdolor Lorenz Produktion Kernfilm Musik „O-TonStudio“, Hinrich Dageför und Stephan Wulf Kamera Lorenzo de Bandini, Stefan Corinth Schnitt Hermann Dolores, Leslie Franke Besetzung Jean-Luc Touly
Water Makes Money ist ein Dokumentarfilm von Leslie Franke und Herdolor Lorenz aus dem Jahr 2010. Er kritisiert das Modell des Public Private Partnership (PPP).
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die Autoren und PPP-Gegner versuchen nachzuweisen, dass durch privat-öffentliche Partnerschaften in der Wasserwirtschaft die Verbraucherpreise steigen und die Qualität der Wasserversorgung sinkt.
Im Zentrum der Kritik stehen die französischen Wasserversorgungsunternehmen GDF Suez und Compagnie Générale des Eaux (heute Veolia Environnement).[1] Anhand von Beispielen, vornehmlich aus Frankreich und zum Teil aus Deutschland, wird versucht, die wirtschaftlichen Folgen von Privatisierungen im Bereich der Wasserwirtschaft aufzuzeigen. Wiederkehrend angeklagt werden undurchsichtige Finanzierungsverträge[2] zwischen Kommunen und privaten Versorgern.[3] Es werden steigende Wasserpreise bei geringerem Wartungsaufwand bemängelt. Angebliche Erlöse der Kommunen bei der Vergabe (sogenanntes Eintrittsgeld) werden als Kredite der Kommunalpolitiker bei den Vorsorgern aufgezeigt, deren Kosten von den Versorgern vereinbarungsgemäß auf die Wasserpreise aufgeschlagen werden.
Behandelt werden die Themen
- Begriffsstreit Public Private Partnership = Privatisierung?,
- nachgewiesene Korruption und gerichtliche Verurteilungen von Kommunalpolitikern und Veolia-Managern in Frankreich,
- das sogenannte Eintrittsgeld, einer Zahlung des privaten PPP-Vertragspartners an die Kommune zu Beginn der Laufzeit eines PPP-Vertrages,
- Preiserhöhungen,
- Qualität der Wartung des Rohrleitungsnetzes,
- Entwicklung der Wasserqualität,
- Auswirkungen der Nutzung der Wasserquellen auf die Umwelt,
- finanzielle Risiken für Kommunen,
- stark eingeschränkte Informationsrechte und Einwirkungsmöglichkeiten auf die Wasserbewirtschaftung für die Bürger und deren gewählte Vertreter während der Laufzeit von PPP-Verträgen,
- Verlust von technischem Know-how bei den Kommunen,
- personelle Verflechtungen und berufliche Wechsel von leitenden Angestellten zwischen Posten in staatlichen Institutionen und privaten PPP-Unternehmen,
- von privaten PPP-Unternehmen finanzierte Lehrstühle an Hochschulen in Frankreich und Deutschland
- Rekommunalisierung
- Kritik am Weltwasserforum
- Bürgerbegehren und Bürgerentscheide zur Offenlegung von PPP-Vertragsinhalten.
Die Themen werden anhand von Beispielkommunen behandelt: Paris, Bordeaux, Grenoble, Brest, Montpellier, Braunschweig[3], Berlin und Brüssel. Die PPP-Gesetzgebung in der Türkei wird von der dortigen Staatsregierung erläutert. Als Beispiele für Rekommunalisierungen werden Paris, Stuttgart, Nairobi in Kenia, sowie Uruguay gezeigt.
Am Beispiel der Stadtwerke München erläutert der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude, weshalb aus seiner Sicht PPPs nur kurzfristig vermögenserhöhend für die Kommune, sich aber langfristig nachteilig für die betroffenen Kommunen und deren Bürger auswirken. In Bezug auf den Erhalt seiner hohen Wasserqualität wird das Münchener Modell der Förderung des ökologischen Landbaus durch die Stadtwerke München in den Quellgebieten des Münchener Wassers erläutert.
Am Beispiel Paris wird das berufliche Schicksal von Jean-Luc Touly, einem ehemaligen Angestellten in der Unternehmensleitung und Betriebsratsmitglied bei Veolia, dargestellt. Er wurde entlassen, nachdem er veröffentlicht hatte, wie die hohen Preise von Veolia zustande kommen.[4] Paris hat 2010 nach 25 Jahren PPP mit Veolia und GDF-Suez seine Wasserversorgung als Eau de Paris wieder in die kommunale Bewirtschaftung überführt.
Kritik
Die Berliner Zeitung bemängelt fehlende journalistische Distanz und meint, eine Klage in Frankreich gegen Jean-Luc Touly würde in Deutschland mit dem Slogan „Sehen Sie den Film, solange er noch nicht verboten ist“ aufgebauscht, um mehr Zuschauer zu bekommen, obwohl Veolia gar keine Anstalten mache, ihn zu verbieten.[2] „Jede Szene mit kommunalen Helden wird mit harmonisch plätschernden Klängen unterlegt.“[2]
Derzeit strengt der Konzern Veolia in Frankreich eine Klage gegen Touly, einen der Akteure im Film an[5], weil er Veolia mafiös und korruptes Verhalten vorwarf.[2][6]
Die von der Berliner Zeitung wahrgenommene „fehlende journalistische Distanz“ wird mit den vielen „Auftraggebern“ in Zusammenhang gebracht, die den Film gemeinsam finanzierten.[2]
Hintergrund
Aufführungen
Kinostart war der 23. September 2010. Der deutsch-französische Sender ARTE strahlte den Film am 22. März 2011 zum ersten Mal im Fernsehen aus.[7] Er dementierte Gerüchte, wonach der Chef des Energiekonzerns GDF Suez bei Arte angerufen habe, um die Ausstrahlung zu verhindern, wahrscheinlich läge eine Verwechslung vor, Suez klage nämlich in einer anderen Sache aus 2008 gegen Arte.[8]
Autoren des Films
Vorausgegangene Filmprojekte der beiden Autoren, die sich kritisch mit Privatisierungen auseinandersetzen, sind Bahn unterm Hammer und Wasser unterm Hammer.[9]
Die beiden Autoren drehen regelmäßig selbst so genannte „engagierte Dokumentarfilmproduktioen unter dem Motto Von und für Betroffene“.[10][11]
Finanzierung
Die Firma Kernfilm produzierte Water Makes Money mit der Unterstützung von vielen Organisationen (u.a. ver.di, attac, BUND, Robin Wood, Naturfreunde), Initiativen und Einzelpersonen nach dem Prinzip des Crowdfunding.[12]
Siehe auch
- Der große Ausverkauf, ein Film, der sich mit der Privatisierung im Allgemeinen auseinandersetzt
- Wasser als Handelsware
Weblinks
- Water Makes Money
- Trailer von Water Makes Money
- Eine kritische Auseinandersetzung mit den filmischen Aspekten des Werkes
Einzelnachweise
- ↑ Unaufhaltsame Expansion der Weltwassergiganten?, watermakesmoney.com, aufgerufen am 23. März 2011, Fehler am 28. Juli 2011
- ↑ a b c d e Torsten Wahl: Nur kommunales Wasser plätschert rein. Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv. In: Berliner Zeitung. berlinonline.de, 22. März 2011, archiviert vom Original am 25. März 2011, abgerufen am 25. März 2011.
- ↑ a b Privatisierung - Blaues Wunder in Braunschweig, taz.de, 7. Oktober 2010.
- ↑ Attac-Aktivist über Wasser-Privatisierung - "Schweigegeld habe ich abgelehnt", taz.de, 6. August 2008.
- ↑ tkl: Neu auf DVD: "Water makes Money". Wässrige Geschäfte. In: Stuttgarter Zeitung. watermakesmoney.com, 22. Januar 2011, S. 32, abgerufen am 23. März 2011 (Nr. 17).
- ↑ Un documentaire d'Arte dans le collimateur de Veolia. In: nouvelobs.com. Le Nouvel Observateur, 13. Januar 2011, archiviert vom Original am 22. März 2011, abgerufen am 22. März 2011 (französisch): „Certains passages de ce film nous accusent de pratiquer la corruption et d’avoir des liens avec la Mafia. On ne cherche pas à empêcher la diffusion donc il ne s’agit en aucun cas d’un acte de censure. L’instruction lancée établira les responsabilités et la matérialité des propos en question. A l’issue de l’enquête, les personnes impliquées seront convoquées. Nous demandons réparation.“
- ↑ Water Makes Money Wie private Konzerne aus Wasser Geld machen - Thema: Geldquelle Wasser, programm.ard.de, aufgerufen am 23. März 2011.
- ↑ Ralf Hutter: Kritik, unverwässert, Privatisierungsdoku auf Arte, taz.de, 22. März 2011.
- ↑ Herdolor Lorenz und Leslie Franke: Wasser unterm Hammer.
- ↑ Kulturportal - Herdolor Lorenz. In: kulturportal.de. Archiviert vom Original am 23. März 2011, abgerufen am 23. März 2011.
- ↑ Leslie Franke. In: kerntv.de. 23. März 2011, archiviert vom Original am 23. März 2011, abgerufen am 23. März 2011.
- ↑ Unterstützer des Filmprojekts "Water Makes Money"
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