Clemens Schmalstich

Clemens Schmalstich

Clemens Carl Otto Schmalstich (* 8. Oktober 1880 in Posen; † 15. Juli 1960 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 8. Oktober 1880 in Posen geboren, studierte Clemens Carl-Otto Schmalstich nach dem Besuch des Posener Friedrich-Wilhelm Gymnasiums auf Wunsch seines Vaters, der von einem Musikstudium seines Sohnes nichts wissen wollte, zunächst vier Semester Philosophie in Bonn. 1902 gelang es dem jungen Studenten, an die Königliche Hochschule für Musik nach Berlin zu kommen. Er „lernte“ dort Klavier bei Professor Ernst Rudorff, siedelte jedoch zwei Jahre später als Komponistenschüler in die Meisterklasse Engelbert Humperdincks (Schöpfer u. a. der Oper Hänsel und Gretel) über, der sein väterlicher Freund wurde und ihm die Stellung eines Dirigenten am Neuen Schauspielhaus in Berlin vermittelte, wo er neben anderen Werken auch Humperdincks Musik zu Shakespeares „Sturm“ dirigierte. Schon damals gewann Schmalstich eine ganze Reihe von Akademie-Preisen. Sein Freund Leo Blech berief ihn 1910 an die Königliche Oper Berlin, wo Clemens Schmalstich bis 1919 neben Leo Blech, Richard Strauss und Karl Muck als Kapellmeister wirkte.

Nach einigen Jahren freiberuflicher Tätigkeit mit vielen Auslandstourneen übernahm er 1927 die künstlerische Leitung der Electrola-Gesellschaft in Berlin, um 1931 einem Ruf als Lehrer an die staatliche Akademie-Hochschule zu folgen. Am 1. Mai 1932 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.106.153).[1][2] Er wirkte in Alfred Rosenbergs Kampfbund für deutsche Kultur als Kreiskulturwalter und Spartenleiter für Unterhaltungsmusik und Operette mit und war Präsidialbeirat in der Kameradschaft der Deutschen Künstler.[2].

An der Hochschule für Musik war er bis 1945 als Ordentlicher Professor, Leiter der Dirigentenklassen und der Opernschule tätig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand er auf der Schwarzen Liste der US-Militärregierung und des Rundfunks in der SBZ.[1] Nachdem er schon seit den 1920er Jahren den „Berliner Concertverein“ dirigiert und seit 1937 das NSLB-Orchester geleitet hatte,[1] übernahm er 1945 das Siemens-Orchester.

Als Komponist schrieb Schmalstich etwa 120 Lieder mit Klavier- und Orchester, die Opern „Beatrice“ (1940) und „ Die Hochzeitsfackel (1943), zwei Sinfonien, drei Konzerte für Klavier und Orchester, eine Sinfonietta, die sinfonische Dichtung „Tragischer Epilog“ (zum Ableben des Papstes Pius XII.), von vielen Sendern ausgestrahlt, mehrere Orchestersuiten, viele Klavierwerke, die Operetten „Tänzerin aus Liebe (1919) und „Wenn die Zarin lächelt“ (1937). Sein Jugendwerk Peterchens Mondfahrt wird seit 1913 immer wieder auf in- und ausländischen Bühnen gespielt.

Schmalstichs Filmschaffen begann mit einem Kulturfilm über Goethe, und die Glanzzeit der Ufa-Kulturfilme ist mit seinem Namen verbunden So komponierte er u. a. die Musik für die Kulturfilme „Das Wort aus Stein“ über die Bauten Adolf Hitlers (1939) und „Nürnberg, die Stadt der Reichsparteitage“ (1940). Zu seinen in der NS-Zeit komponierten Filmmusiken gehörten weiterhin Zu Straßburg auf der Schanz (1934) und Schneider Wibbel 1939.[1] Die 1945 entstandenen „Das Jahr der Elche“ und „Frauenturnen“ („Anmut und Kraft. Frauensport unter der Zeitlupe“) wurden erst während der Berliner Festspiele 1957 uraufgeführt.

Unter seinen dreizehn Spielfilmen waren die Waschneck-Inszenierung „Abel mit der Mundharmonika“, „Liebesleute“ (Renate Müller, Gustav Fröhlich, Harry Liedtke), „Regine“ (Luise Ullrich, Adolf Wohlbrück), „Musik im Blut“ (Sybille Schmitz), aber auch der Rühmann-Film „Lachende Erben“ von Max Ophüls und der von Hans Steinhoff inszenierte Heinrich George-Film „Ein Volksfeind“ 1937.

Clemens Schmalstich war über fünfzig Jahre mit Lissi Schmalstich-Kurz, einer einst gefeierten Konzert- und Oratoriensängerin und Schriftstellerin, verheiratet, die u. a. auch das Libretto für seine Oper „Beatrice“ schrieb. Seiner Wahlheimat Berlin blieb Schmalstich bis zu seinem Tode treu. Er wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beigesetzt, doch ist seine Grabstätte bereits aufgelöst worden.

Orchesterwerke (Auswahl)

  • Amor und Psyche op. 103 (1933)
  • Aus einer kleinen Stadt op. 94, Suite (1936)
  • Bilder aus Ceylon, Suite für Klavier (1947)
  • Nordische Suite op. 112 (1947)
  • 2 Serenaden für Streichorchester op. 104 (1956)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 6168–6169.
  2. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 527.

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