Coup d'État

Coup d'État

Ein Putsch oder Staatsstreich ist eine überraschende, meist gewaltsame Aktion einer Gruppierung, meist einer gesellschaftlichen Minderheit, mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und die Macht im Staat diktatorisch zu übernehmen. Putschisten sind in der Regel hohe Militäroffiziere oder Führer paramilitärischer Organisationen. Oft übernimmt aber auch eine Gruppe die Macht, die bereits Teile des Staates legitim kontrolliert. Dies ist etwa der Fall, wenn die Legislative von der Exekutive ausgeschaltet wird. Häufig folgt auf einen Putsch eine Militärdiktatur oder die Herrschaft eines autoritären Regimes.

Der Sprachgebrauch ist schwankend: Das Wort "Putsch" wird oft nur für einen gelungenen Putsch benutzt, und ein fehlgeschlagener wird dann "Putschversuch" genannt. Die Wendung "Coup d'État" wird hingegen auch in anderem Zusammenhang bei einem wagemutigem Vorstoß verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsherkunft

Ursprünglich stammt der Begriff aus der Schweiz, wo er 1839 im von Parteikämpfen geprägten Zürich für einen plötzlichen, rasch vorübergehenden Menschenauflauf oder Aufstand gegen die Regierung verwendet wurde (siehe Ustertag). Das schweizerdeutsche Dialektwort Putsch bedeutet ursprünglich lautmalerisch Stoß, Zusammenstoß, v.a. im berndeutschen Sprachgebiet und in der Innerschweiz, wurde jedoch schon im 16. Jahrhundert auch im übertragenen Sinn militärisch für einen plötzlichen Vorstoß, den Aufprall gegen ein Hindernis oder die Initiative zu einem Unternehmen verwendet. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich das Wort durch die Zeitungsberichte über den erfolgreichen Putsch der reaktionären Kräfte in Zürich 1839 (Züriputsch) im deutschen, französischen (le putsch) und englischen (the putsch) Sprachraum.

Die Begriffsbedeutungen Putsch und Staatsstreich (franz. coup d'État) sind jedoch nicht völlig identisch. Bei einem Putsch wird der gewaltsame Sturz der Regierung von außen versucht (etwa vom Militär), während an einem Staatsstreich ein oder mehrere Mitglieder der aktuellen Regierung beteiligt sind. Der Begriff Staatsstreich orientiert sich dabei am Staatsstreich des 18. Brumaire VIII, d.h. der Machtübernahme Napoleons I. in Frankreich 1799.

Militärputsch

Armeen haben häufig Traditionen, die älter sind als die Nationalstaaten, deren Existenz zu sichern ihre Aufgabe ist. Die Klassenzusammensetzung des Offizierskorps kann dabei eine Rolle spielen, die Größe der Armee, eine Tradition von vorangegangenen Militärputschen, Niederlagen in Kriegen oder nationale Krisen, deren Bewältigung einer zivilen Regierung nicht zugetraut wird; es gibt verschiedene Faktoren. Das kann dazu führen, dass zivile Regierungen entweder von Militärs in Putschen direkt beseitigt, oder aber vom Militär ihren inneren Feinden ausgeliefert werden. Beispiel für die zweite Tendenz ist das Verhalten der deutschen Reichswehr in der Weimarer Republik.

Häufiger als der direkte Putsch mit dem Sturz der Regierung ist die legalisierte Auflehnung, bei der das Militär seine umfangreichen Machtbefugnisse nutzt, um direkten Einfluss auf politische Regierungsentscheidungen zu nehmen. In der Türkei und in Chile hatte sich das Militär nach Militärputschen auch für die Zeit nach der Rückgabe der Macht an die Zivilisten derartige Einflussmöglichkeiten gesichert. Parlamentssitze und andere institutionalisierte Einflussmöglichkeiten sichern dem Militär einen Einfluss an der politischen Macht, ohne dass eine direkte Gewaltandrohung ausgesprochen werden muss.

Putsche in der Geschichte

Jahr Land Ereignis
1799 Frankreich Napoléon Bonaparte übernimmt die Macht
1839 Schweiz Züriputsch
1920 Deutschland Kapp-Putsch
1923 Deutschland Hitler-Ludendorff-Putsch
1926 Polen Maiputsch
1933 Österreich Machtübernahme von Engelbert Dollfuß („Selbstausschaltung des Parlaments“)
1934 Österreich nationalsozialistischer Putsch (Juliputsch) schlägt fehl - Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wird erschossen
1936 Japan der Putschversuch einiger japanischer Offiziere vom 26. Februar 1936 wird niedergeschlagen, hat aber dennoch weitreichende Folgen
1936 Griechenland Politischer - nichtmilitärischer - Putsch von Ioannis Metaxas.

Am 4.August 1936 schaltete er die parlamentarische Demokratie ab und setzte mehrere Artikel der Verfassung aus.

1936 Spanien Der Putsch (pronunciamiento) rechtsgerichteter Militärs führt zum Spanischen Bürgerkrieg.
1941 Jugoslawien Dušan Simović stürzt die jugoslawische Regierung, weil diese den Beitritt zum Dreimächtepakt unterzeichnet hatte. Als Reaktion darauf beginnt am 6. April 1941 der deutsche Balkanfeldzug.
1943 Deutschland Tresckow-Dohnanyi-Putsch (Attentat auf Hitler)
1944 Deutschland Umsturzversuch (Attentat auf Hitler), siehe Attentat vom 20. Juli 1944
1953 Iran Mohammad Mossadegh wird gestürzt, siehe Operation Ajax
1958 Frankreich Der Putsch des généraux oder Putsch d’Alger, ein Versuch hochrangiger französischer Militärs, die Verhandlungen der französischen Regierung über die Unabhängigkeit Algeriens zu torpedieren.
1960 Türkei Putsch von 27 Offizieren. Übernahme der Staatsmacht, Hinrichtung von Ministerpräsident Adnan Menderes, Außenminister Zorlu und Finanzminister Polatkan.
1964 Brasilien zur Verhinderung der Bodenreform durch Präsident João Goulart, Militärdiktatur bis 1985
1967 Griechenland Beginn der griechischen Militärdiktatur (-> Obristenregime)
1967 Togo unblutiger Militärputsch am 13. Januar 1967 durch Oberstleutnant Gnassingbé Eyadéma bis 1991
1971 Türkei durch Offiziere, Hinrichtung von verschiedenen Linksradikalen
1973 Chile Putsch Augusto Pinochets gegen Salvador Allende, siehe Geschichte Chiles sowie Putsch in Chile
1943, 1962, 1966, 1976 Argentinien Putsche, siehe Geschichte Argentiniens
1980 Türkei durch General Kenan Evren (siehe Militärputsch in der Türkei 1980)
1981 Spanien "23-F", antidemokratischer Putsch von Offizieren um Antonio Tejero am 23. Februar 1981
1982 Guatemala Geschichte Guatemalas
1991 Sowjetunion Augustputsch, Versuchter Putsch einiger Politiker und Militärs, die russische Bevölkerung verteidigt erfolgreich Boris Jelzins Regierung, unterstützt von der Mehrheit des Militärs.
1999 Pakistan Pakistan, General Pervez Musharraf, siehe Geschichte Pakistans
2000 Fidschi 2000 und zuvor 1987 putschte das Militär und stürzte das Staatsoberhaupt
2002 Venezuela Putsch durch konservative Kreise und Teile des Militärs gegen Hugo Chavez, durch Massenproteste der Bevölkerung und loyale Teile des Militärs vereitelt
2005 Mauretanien der Militärrat für Gerechtigkeit und Demokratie (Conseil Militaire pour la Justice et la Démocratie CMJD) putscht sich an die Macht
2006 Thailand unblutiger Putsch durch Polizei- und Militärkräfte
2006 Fidschi Das Militär hatte die Macht in dem Land übernommen und Premierminister Laisenia Qarase unter Hausarrest gestellt. Am 4. Januar 2007 gab das Militär die Macht wieder an Präsident Ratu Josefa Iloilo zurück.
2008 Mauretanien Das Militär hatte die Macht in dem Land übernommen und den Präsidenten Sidi Mohamed Ould Cheikh Abdallahi, den Ministerpräsidenten und den Außenminister festgesetzt.
2008 Guinea Am 23. Dezember, nach dem Tod des Präsidenten Lansana Conté ergriff das Militär die Macht, löste die Regierung auf und setzte die Verfassung außer Kraft.

Siehe auch

Weblinks


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