- Dawes-Bank
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IKB Deutsche Industriebank AG Unternehmensform Aktiengesellschaft ISIN DE0008063306 Gründung 30. September 1924 Unternehmenssitz Düsseldorf, Deutschland Unternehmensleitung Hans Jörg Schüttler (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 1839 (Konzern) Stand 31. März 2008 Bilanzsumme 50.245 Mio. Euro (Konzern) Stand 31. März 2008 Branche Kreditinstitute für den Mittelstand Website Die IKB Deutsche Industriebank AG ist ein Kreditinstitut mit Sitz in Düsseldorf, das sich traditionell auf langfristige Finanzierung von Unternehmen in Deutschland spezialisiert hat. Mit einer Konzern-Bilanzsumme von rund 50 Mrd. € und ca. 1800 Mitarbeitern hat die Bank eine mittelständische Größe. Die Bank verfügt über 12 Niederlassungen in Deutschland und in Europa sowie über mehrere Tochtergesellschaften unter anderem in den USA. Die IKB ist im SDAX gelistet. 2007 drohte infolge der Finanzkrise die Zahlungsunfähigkeit der IKB. Im Zuge einer Kette von Rettungsmaßnahmen erhöhte der Hauptgesellschafter KfW seinen Aktienanteil von 38 auf 90,8 %. Seit Oktober 2008 hat die Investmentgesellschaft Lone Star den KfW-Anteil übernommen.
Die Geschichte und Entwicklung
1924 bis 1931 – Bank für Industrie-Obligationen (Bafio)
Als Folge des Ersten Weltkrieges musste Deutschland Reparationen zahlen. Für die Industrie bestand laut Dawes-Plan eine Reparationsverpflichtung im Wert von 5 Mrd. Goldmark. Für die Abwicklung dieser Zahlungen wurde am 30. September 1924 in Berlin die Bank für deutsche Industrieobligationen (Bafio) gegründet. Das dazu notwendige Kapital wurde in Form einer „Aufbringungsumlage“ von der gewerblichen Wirtschaft erbracht. Erster Vorstandsvorsitzender wurde Wilhelm Bötzkes.
Der Young-Plan im Jahr 1929 hob die Reparationsverpflichtungen der Industrie auf. Damit entfiel der ursprüngliche Geschäftszweck der Bafio. Die Bank selbst einschließlich des bis dahin angesammelten Kapitals blieb zunächst erhalten.
1931 bis 1939 – Industriebankgesetz und Osthilfe
Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er brachte unter anderem die hochverschuldeten ostdeutschen Landwirtschaftsbetriebe in eine existenzbedrohende Situation. Während die Bafio ihrer Liquidation entgegensah, plädierte der Industrielle Paul Silverberg dafür, die Aufbringungsumlage in reduzierter Form weiter zu erheben, um überschuldeten ostdeutschen Landwirtschaftsbetrieben zu helfen. Am 31. März 1931 traten das Osthilfegesetz und das Industriebankgesetz in Kraft. Die neuen Aufgaben der Bafio waren:
- die landwirtschaftliche Entschuldung im Osthilfegebiet;
- die Gewährung mittel- und langfristiger Kredite an gewerbliche Betriebe, insbesondere solche kleineren und mittleren Umfangs.
1939 wurde die Bank im Rahmen der Gleichschaltung umbenannt in „Deutsche Industriebank“.
1939 bis 1945 – Deutsche Industriebank
Als Folge der nationalsozialistischen Aufrüstung stiegen die staatlichen Ausgaben für Rüstung von weniger als 1 Mrd. RM 1933 auf 15,5 Mrd. RM 1938. Folge hiervon war ein Rückgang der Verbrauchsgüterindustrie und des Baugewerbes, während die Rüstungsindustrie boomte. Das langfristige Industriekreditgeschäft blieb von Vorgaben des NS-Regimes lange Zeit unberührt, jedoch war die Bank an den Kapitalverschiebungen als Folge der Judenverfolgung beteiligt. Im Laufe des Kriegs stand mehr und mehr die Finanzierung „kriegswirtschaftlich wichtiger Investitionen“ im Vordergrund. Als Bank in staatlichem Eigentum war die Industriebank ein Teil des Machtapparats des Nationalsozialismus.
1945 bis 1974 – Industriekreditbank AG
Nach dem Krieg durfte die Industriebank ihre Tätigkeit in Berlin nicht mehr ausüben. Alle Überlegungen liefen daher auf eine Neugründung in Westdeutschland hinaus. Am 9. Dezember 1948 beschloss eine Industriellenversammlung in der Frankfurter Handelskammer, eine „Selbsthilfeorganisation der Industrie“ zu gründen. Die neue Industriebank sollte eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung der KfW-Mittel an gewerbliche Kreditnehmer spielen und die öffentlichen Mittel durch die Emission eigener Schuldverschreibungen aufstocken.
Am 29. März 1949 wurde die Industriekreditbank AG (IKB) in Düsseldorf gegründet. Anfangs konnte die Bank Mittelzuweisungen für die mittelständischen Kunden nur mit einem beträchtlichen administrativen Aufwand erreichen, da jedes Projekt über die KfW bei den Planungsbehörden zu beantragen war.
Erst Mitte der 1950er Jahre bot sich die Möglichkeit, die Kreditvergabe auf eine breitere Refinanzierungsbasis zu stellen. Die Industriekreditbank schaltete sich in die Gewährung der Industriehilfe ein. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft hatten in Form einer gewinnabhängigen Umlage einen Betrag von insgesamt 1 Mrd. DM aufzubringen, der für vordringliche Investitionen in Kohlebergbau, Energie- und Wasserwirtschaft, eisenschaffende Industrie und Waggonbau eingesetzt werden sollte.
Die Entwicklung in den 1960er Jahren war durch einen relativ kontinuierlichen Aufbau des Kreditengagements gekennzeichnet. 1953 erwarb die alte Deutsche Industriebank einen Mehrheitsanteil an der IKB. Mitte der 1960er Jahre verhalf das Berlinhilfegesetz zu neuem Schwung, die Industriebank wurde Annahmestelle für sogenannte Berlindarlehen: Dies war die Basis für ein lebhaftes Langfristkreditgeschäft in Westberlin.
1974 bis 1989 – die Fusion IKB – Deutsche Industriebank
Die Verbindungen der Industriekreditbank zur Deutschen Industriebank waren von Beginn an sehr eng. Im Jahr 1974 wurde die rechtliche Vereinigung vollzogen, die „Stiftung zur Förderung der Forschung für die gewerbliche Wirtschaft“ (heute Stiftung Industrieforschung) löste die bisherigen Treuhandaktionäre ab. Als Äquivalent für die Übertragung des Industriebank-Vermögens erhielt sie IKB-Aktien im Wert von nominal 31,2 Mill. DM. Die Stiftung Industrieforschung verwendet die ihr zufließenden IKB-Dividenden bis heute zur Finanzierung von Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse kleineren und mittleren Unternehmen zugute kommen. Die Fusion markierte den Beginn einer Phase, in der sich das Geschäftsvolumen der Bank kräftig ausweitete. Im Kreditgeschäft machten sich drei Tendenzen bemerkbar:
- Die durchschnittliche Kredithöhe stieg weiterhin an.
- Ein immer größerer Anteil der Kreditauszahlungen entfiel auf das Dienstleistungsgewerbe.
- Öffentliche Kreditmittel gewannen bei der Refinanzierung wieder an Bedeutung – nachzuvollziehen etwa am Beispiel des KfW-Mittelstandsprogramms.
Zunehmende Konkurrenz seitens der Kreditinstitute und die wachsende Nachfrage der Unternehmen nach intelligenten Finanzierungen veranlassten die IKB in diesen Jahren, ihre Angebotspalette rund um den langfristigen Kredit zu erweitern. So kam es z. B. zu der Gründung folgender Tochterunternehmen:
- IKB Leasing GmbH in 1972,
- IKB Immobilien-Leasing GmbH in 1972/73,
- IKB Beteiligungsgesellschaft mbH in 1987.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war zudem das aufkommende Interesse der Firmenkunden an langfristigen Exportfinanzierungen Startschuss für die heute sehr vielfältigen IKB-Aktivitäten bei internationalen Finanzierungen. Insofern ist die heutige Geschäftsfeldstruktur der Bank konsequentes Ergebnis einer langjährigen Entwicklung, die ihren Leitfaden immer wieder in den sich wandelnden Finanzierungsbedürfnissen der mittelständischen Kunden gefunden hat.
1989 bis 2006 – Jahre des Wachstums
Schon kurze Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung eröffnete die Bank eine Repräsentanz in Leipzig, um den südlichen Teil der ehemaligen DDR vor Ort betreuen zu können; für den nördlichen Teil wurde die schon bestehende Niederlassung Berlin zuständig. Die geografische Ausweitung schlug sich deutlich in den Geschäftsdaten der IKB nieder. Die Bilanzsumme stieg innerhalb von nur drei Jahren um fast 50 %. Das überaus lebhafte Wachstum stellte die Bank vor die Notwendigkeit, ihre Eigenkapitalbasis erheblich zu stärken.
Die IKB richtete ihren Blick aber auch vermehrt über die deutschen Grenzen hinaus. Der Geschäftsbereich Internationale Finanzierung erweiterte sein Tätigkeitsfeld um die Finanzierung von Investitionen mittelständischer Unternehmen im Ausland. Sichtbar wurde dies vor allem durch die Errichtung ausländischer Stützpunkte. 1987 gründete die IKB eine Repräsentanz in Hongkong. Niederlassungen in Paris und London folgten in den Jahren 1995 und 1997. 1999 gelang der Sprung über den Atlantik nach New York. Schließlich wurde 2005 (Madrid) und 2006 (Mailand) das europäische Netz nach Süden ausgedehnt.
Auch die Kooperation mit der Credit National (heute Natexis Banques Populaires) begann im April 1992. Im Mai 1993 vereinbarte die Bank eine enge Zusammenarbeit mit der BHF-Bank, die sich zu 10 % an der IKB beteiligte – ein Anteil, den später die Allianz übernahm.
Im November 2001 hat die KfW die Anteile von der Allianz und der Münchener Rück übernommen und war anschließend mit zunächst 33,2 % und später 38 % der größte Einzelaktionär an der IKB. Bereits zuvor bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen IKB und KfW bei der Vermittlung von öffentlich geförderten Darlehensprogrammen an Endkunden insbesondere im Firmenmittelstand.[1]
2007/2008 – existenzbedrohende Krise
Plötzliche massive Schieflage
Am Montag, dem 30. Juli 2007, veröffentlichte die IKB eine Ad-hoc-Mitteilung[2] mit folgendem Inhalt: Die Bank sei als Folge der Krise am US-amerikanischen Subprime-Markt in eine existenzbedrohende Schieflage geraten, zugleich trat der Vorstandssprecher Stefan Ortseifen zurück und das KfW-Vorstandsmitglied Günther Bräunig übernahm seine Aufgaben, außerdem sei kurzfristig ein Rettungspaket vereinbart worden. Schließlich wurde die erst 10 Tage zuvor im vorläufigen Quartalsbericht als ungefährdet dargestellte Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr durch eine Gewinnwarnung ersetzt. Bemerkenswert ist auch, dass dieser erst wenige Tage alte Quartalsbericht die möglichen Risiken aufgrund der Unsicherheiten auf dem US-Hypothekenmarkts noch mit einem einstelligen Millionenbetrag bezifferte.[3] Der Ad-hoc-Mitteilung vorangegangen war am Freitag, dem 27. Juli 2007, eine Mitteilung an die IKB, dass die Deutsche Bank sowie andere Banken die Kreditlinien gegenüber der IKB kürzen wollen. Am Wochenende fand daraufhin eine Besprechung aus Vertretern des 38-prozentigen Hauptaktionärs KfW, der Bankenverbände (BdB, BVR, DSGV), der Bundesbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie des Bundesfinanzministeriums statt. Die tatsächliche Situation wurde als so dramatisch eingeschätzt, dass Jochen Sanio, Sprecher der BaFin, nachher von der größten Bankenkrise seit 1931 sprach.[4] Die KfW sowie die Bankenverbände vereinbarten über das Wochenende ein Rettungspaket in Höhe von 3,5 Mrd. Euro, von dem die KfW 70 % und die anderen Banken 30 % trugen. Durch dies Hilfsaktion wurde eine kurzfristig drohende Zahlungsunfähigkeit der IKB sowie eine mögliche Kettenreaktion für den deutschen Bankenmarkt abgewendet.
Vorgeschichte
Seit dem Jahr 2001 hat die IKB begonnen, unter dem Begriff „Portfolioinvestments“ ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Es wurde in längerfristige forderungsbesicherte Wertpapiere wie CDOs und ABS investiert, die in hohem Maße US-amerikanische Immobilienkredite enthielten. Die Finanzierung erfolgte revolvierend durch kurzfristige Geldmarktpapiere, wobei mehrere Banken zur Absicherung Liquiditätslinien zur Verfügung stellten. Zur Abwicklung dieser Geschäfte hatte die IKB im Ausland mehrere Zweckgesellschaften wie Rhineland Funding Capital Corp., Havenrock Ltd, Rhinebridge plc und andere gegründet, denen auch die IKB AG Liquiditätslinien zur Verfügung gestellt hat. Diese Zweckgesellschaften wurden bis zum ersten IKB-Konzernabschluss per 31. März 2007 nicht konsolidiert; dieser Abschluss wurde dann im Zuge der Krisenbewältigung durch eine geänderte Fassung ersetzt.[5] Die IKB hat auch selbst Verbriefungen derartiger strukturierter Wertpapiere über Zwischengesellschaften durchgeführt. Wie dem Jahresabschluss zum 31. März 2008 entnommen werden kann, summierte sich das risikobehaftete Volumen per Ende Juli 2007 auf über 10 Mrd. Euro.[6] So hatte die IKB AG allein dem Conduit Rhineland Funding eine Liquiditätslinie von 8,1 Mrd. Euro zugesagt. Da die Finanzmärkte ab Mitte 2007 forderungsbesicherte Wertpapiere mit hohen Anteilen an Immobilienkrediten nicht mehr abkauften und andere Banken den Zweckgesellschaften keine kurzfristigen Mittel mehr zur Verfügung stellten, drohte eine kurzfristige Inanspruchnahme der seitens der IKB AG zugesagten Liquiditätslinien, die die IKB AG alleine nicht darstellen konnte.
Weitere krisenhafte Entwicklung
Der Aktienkurs der IKB, der noch zu Jahresanfang über 30 Euro lag, sank bis zur ersten Augustwoche 2007 auf unter 10 Euro. Die ursprünglich für den 30. August 2007 geplante Hauptversammlung der IKB wurde auf einen neu festzulegenden Termin verschoben. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers wurde mit einer Sonderprüfung beauftragt. Mit Volker Doberanzke legte am 7. August 2007 ein weiteres Vorstandsmitglied sein Amt nieder. Seine Aufgaben als Finanzvorstand wurden zunächst von Dieter Glüder übernommen. Unter der Leitung von Lutz-Christian Funke, Direktor der KfW, wurde ein Krisenstab gegründet.[7]
Am 16. Oktober wurde in einer Pressemitteilung kurz über die Ergebnisse der Sonderprüfung durch PricewaterhouseCoopers berichtet. In Folge dessen schieden zwei weitere Vorstände (Markus Guthoff und Frank Braunsfeld) aus dem Unternehmen aus. Das Finanzressort wurde durch Reinhard Grzesik – ein langjähriger Finanzvorstand der Depfa Plc – übernommen. Es wurde angekündigt, dass der bereits erstellte aber noch nicht verabschiedete Konzern- und Einzelabschluss per 31. März 2007 angesichts der inzwischen bekannten Tatsachen geändert und neu erstellt werden soll.[8] Per Gerichtsbeschluss wurde PricewaterhouseCoopers anstelle der KPMG im laufendem Geschäftsjahr zum Abschlussprüfer bestellt.[9]
Am 29. November 2007 erhielt die IKB im Rahmen eines zweiten Hilfspakets des Bankenpools eine zusätzliche Risikogarantie über 350 Mio. Euro.[10] Der Aktienkurs der IKB fiel bis zum Jahresende 2007 auf rund 6 Euro, dies führte in den Büchern der KfW zu einem deutlichen Abschreibungsbedarf.
Um weiteren Liquiditätsbedarf zu decken, zeichnete die KfW am 7. Januar 2008 eine Wandelschuldverschreibung der IKB in Höhe von 54 Mio. Euro, die wenige Wochen später in Aktienkapital gewandelt worden ist. Der Anteil der KfW am Grundkapital der Gesellschaft erhöhte sich dadurch auf 43,4 %.[11] Die Öffentlichkeit wurde am 18. Januar 2008 darüber informiert, dass die KfW einen Verkauf ihrer IKB-Anteile beabsichtige.[12]
Im Februar/März 2008 wurde ein drittes Hilfspaket über zunächst 1,5 Mrd. Euro benötigt.[13] Letztlich sagte die KfW weitere 1,05 Mrd. Euro zu, die der Bund absicherte.[14] Von den Bankenverbänden, die ebenfalls zu einer weiteren Sicherungsmaßnahme in Höhe von 0,5 Mrd. Euro aufgefordert worden waren, sagte der Bundesverband deutscher Banken 0,3 Mrd. Euro als endgültig letzte Hilfsmaßnahme zu, die dann jedoch nicht in Anspruch genommen wurde.[15] Außerdem kündigte die IKB eine Kapitalerhöhung über knapp 1,5 Mrd. Euro an, wobei sich die KfW verpflichtete, hiervon mindestens Aktien im Wert von 1,25 Mrd. Euro zu zeichnen.[16][17]
Auf der Hauptversammlung am 27. März 2008 wurde der von der KfW kommende Werner Oerter als Nachfolger von Ulrich Hartmann zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Die Aktionäre beschloßen eine Sonderprüfung, um die Verantwortung von Vorstand und Aufsichtsrat zu klären. Die Entscheidung über eine Entlastung der beteiligten Personen wurde vertagt.
Aufgrund der anhaltenden Krise der IKB erklärte am 7. April 2008 Ingrid Matthäus-Maier, Vorstandssprecherin der KfW, ihren Rücktritt. Als Nachfolger wurde Ulrich Schröder berufen.
Die Zeichnungsfrist für die im ersten Quartal angekündigte Kapitalerhöhung endete zum 11. August 2008. Der im Prospekt angegebene Ausgabekurs in Hohe von 2,56 Euro (Verhältnis 6:1) lag allerdings während der Zeichnungsfrist meist über dem aktuellen Tageskurs. Auch deshalb wurden fast keine Aktien von freien Aktionären gezeichnet und die KfW musste ihre Zusage zur Übernahme der Kapitalerhöhung in Höhe von 1,25 Mrd. Euro erfüllen. Der KfW-Anteil an der IKB erhöhte sich dadurch auf 90,8 %.[18]
Verkauf an Lone Star
Auf einer Pressekonferenz am 21. August 2008 wurde bekannt gegeben, dass die KfW beabsichtige, ihre gesamten Kapitalanteile an der IKB in Höhe von 90,8 Prozent an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star zu verkaufen.[19] Nach Genehmigung durch die EU-Wettbewerbsaufsicht sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht wurde die Transaktion am 29. Oktober 2008 vollzogen.[20] Der Kaufpreis betrug nach unbestätigten Presseberichten 115 Mio. Euro.
Bilanz der IKB-Rettung für die KfW
Für die KfW-Bankengruppe stellt sich das Engagement bei der IKB als finanzielles Desaster heraus. Die existenzgefährdende Schieflage, die zudem innerhalb weniger Monate mehrfach eintrat, sowie die öffentlich und mit hohem Handlungsdruck ausgetragenen Verkaufsbemühungen erzeugten in der Öffentlichkeit einen negativen Eindruck bei der Aufsicht über die Geschäftspolitik der IKB sowie beim Krisenmanagement. Der Verkaufspreis der IKB an Lone Star lag deutlich unter dem zuvor genannten Ziel von 800 Mio. Euro. Zudem nahm die KfW 600 Mio. Euro risikobehaftete Wertpapiere von der IKB in ihren eigenen Bestand. Weitere Risikopapiere in Höhe von 1,5 Mrd. wurden in eine Zweckgesellschaft ausgelagert. Hinzu kommt ein Abschreibungsbedarf auf den Beteiligungswert. Der sich aus dem IKB-Engagement ergebende bilanzwirksame Verlust der KfW – einer Anstalt des öffentlichen Rechts – beträgt nach bisher veröffentlichten Zahlen über 8 Mrd. Euro.[21] Außerdem hat die Bundesregierung direkt während der Stützungsaktionen rund 1,2 Mrd. Euro übernommen und hat eine Garantie in Höhe von 0,6 Mrd. Euro für die oben genannten von der KfW übernommenen Wertpapiere zugesagt.[22] In Summe ergeben sich Aufwendungen für den Steuerzahler in Höhe von rund 10 Mrd. €; weitere 1,4 Mrd. € haben die Bankenverbände zugeschossen.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zählt die IKB im Jahr 2008 zu einem der größten Kapitalvernichter in Deutschland. So sank die Performance der Prime Standard Aktie der IKB innerhalb von 12 Monaten um 83 Prozent.
Im März 2008 wurde auf der IKB Hauptversammlung eine Sonderuntersuchung zu den Geschäften der IKB und der Vorstand- und Aufsichtsratsverantwortung beschlossen. Der neue IKB-Haupteigentümer Lone Star hat mit der Mehrheit seiner Stimmen auf der außerordentlichen Hauptversammlung im März 2009 die Sonderuntersuchung gestoppt und begründete dies damit, dass die Untersuchung nicht im Interesse der IKB Geschäftstätigkeit sei.[23]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.innovations-report.de/html/berichte/wirtschaft_finanzen/bericht-5914.html Zeitungsbericht über den Anteilserwerb
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung vom 30.07.2007 „KfW stärkt IKB“
- ↑ Erster Quartalsbericht 2007/2008
- ↑ Die Welt „Knapp vorbei an einem nationalen Desaster“
- ↑ Geänderter Konzernabschluss per 31.03.2007
- ↑ Jahresabschluss IKB 2007/2008
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung gem. § 15 WpHG der IKB Deutsche Industriebank AG vom 7. August 2007 – IKB kündigt weitere Maßnahmen an
- ↑ PricewaterhouseCoopers-Bericht liegt vor – IKB treibt Neuausrichtung voran
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung vom 29.11.2007 „IKB verschiebt Halbjahresfinanzbericht“
- ↑ KfW Pressemitteilung „Information aus der Bankenpoolsitzung“
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung vom 7. Januar 2008 „IKB begibt Wandelschuldverschreibung“
- ↑ KfW Pressemitteilung: „KfW startet Verkaufsverfahren ihrer IKB-Anteile“
- ↑ Minister Steinbrück am 15.02.2008 im Bundestag
- ↑ Handelsblatt vom 27.02.2008 „Koalitionsspitzen billigen Rettungspaket für IKB“
- ↑ Handelsblatt vom 26.02.2008 „Alle streiten über die IKB“
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung vom 16.02.2008 „Sanierungsmaßnahmen für die IKB konkretisiert“
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung vom 20.03.2008 „IKB erwartet höhere Bewertungsverluste“
- ↑ Pressemitteilung vom 19.08.2008 „Kapitalerhöhung der IKB: Finales Zeichnungsvolumen“
- ↑ ftd.de – Übernahme perfekt – Lone Star erhält Zuschlag für IKB
- ↑ Pressemitteilung der IKB vom 29.10.2008
- ↑ Handelsblatt vom 18.11.2008 „KfW: Geburtstag in tiefster Krise“
- ↑ Erklärungen auf der Internetseite des Bundesfinanzministeriums
- ↑ Reuters: „Großaktionär stoppt Sonderprüfung bei Krisenbank IKB“ 25. März 2009
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