Deutsches Bankwesen

Deutsches Bankwesen

Das deutsche Bankwesen zählt zu den größten der Welt. Internationale Großbanken aus Deutschland sind die Deutsche Bank und die Commerzbank.

Ungewöhnlich am deutschen Bankwesen ist der im internationalen Vergleich sehr niedrige Marktanteil der Privatbanken im Verhältnis zu den Öffentlich-Rechtlichen und genossenschaftlichen Kreditinstituten. Dies ist maßgeblich für die ungewöhnlichen Strukturen des deutschen Bankwesens verantwortlich.

Ein Unternehmen ist nach § 1 des deutschen Kreditwesengesetzes (KWG) dann ein Kreditinstitut, wenn es Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert.

In Deutschland übt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Aufsicht über Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute aus, die die Ausübung von Bankgeschäften explizit genehmigen muss. Die Anzahl der berichtenden Institute laut Bundesbank beträgt für Ende 2007 2.277 Kreditinstitute.[1] Die addierten Bilanzsummen belaufen sich auf 7.626 Milliarden Euro.

Inhaltsverzeichnis

Bankgeschäfte

Unter Bankgeschäften im Sinne des KWG werden gefasst:

  • Einlagengeschäft: Die Annahme fremder Gelder als Einlagen oder anderer rückzahlbarer Gelder des Publikums, sofern der Rückzahlungsanspruch nicht in Inhaber- oder Orderschuldverschreibungen verbrieft wird, ohne Rücksicht darauf, ob Zinsen vergütet werden.
  • Kreditgeschäft: Die Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten.
  • Diskontgeschäft: Der Ankauf von Wechseln und Schecks.
  • Finanzkommissionsgeschäft: Die Anschaffung und die Veräußerung von Finanzinstrumenten im eigenen Namen für fremde Rechnung.
  • Depotgeschäft: Die Verwahrung und die Verwaltung von Wertpapieren für andere.
  • Investmentgeschäft: Die in § 7 Abs. 2 Investmentgesetz bezeichneten Geschäfte.
  • Darlehnserwerbsgeschäft: Die Eingehung der Verpflichtung, Darlehensforderungen vor Fälligkeit zu erwerben.
  • Garantiegeschäft: Die Übernahme von Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen für andere.
  • Girogeschäft: Die Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und des Abrechnungsverkehrs.
  • Emissionsgeschäft: Die Übernahme von Finanzinstrumenten für eigenes Risiko zur Platzierung oder die Übernahme gleichwertiger Garantien.
  • E-Geld-Geschäft: Die Ausgabe und die Verwaltung von elektronischem Geld.

Diese Geschäfte umfassen aber nur das „Außengeschäft“ des Kreditinstituts im Sinn der Volkswirtschaftslehre. Dazu kommen:

  • das Einlagengeschäft gegenüber anderen Kreditinstituten (Interbankenhandel),
  • das Kreditgeschäft gegenüber anderen Kreditinstituten (Interbankenhandel),
  • das Einlagengeschäft gegenüber der Notenbank (zur Refinanzierung).
    • Dieses ist Grundlage dafür, dass überhaupt Bargeld im Umlauf ist: Die Notenbank überlässt Bargeld in einer bestimmten Höhe dem Kreditinstitut, was sich im Gegenzug verpflichtet, Geld in dieser Höhe später an die Notenbank zurückzuzahlen.

Das KWG definiert auch Ausnahmen: Die Deutsche Bundesbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Sozialversicherungsträger und die Bundesagentur für Arbeit sind beispielsweise keine Kreditinstitute im Sinne des Gesetzes.

Eine Geschäftsbank ist innerhalb des finanziellen Sektors eine Bank, die nicht Zentralbank ist. Den Geschäftsbanken stehen neben der Zentralbank die Nichtbanken als Kunden gegenüber.

Struktur

Ende 2010 zählte die Deutsche Bundesbank 2.093 Geldinstitute mit 38.183 Zweigstellen. Hierin eingeschlossen sind die Bausparkassen, aber keine Kapitalanlagegesellschaften.[1] Charakteristisch für das Bankwesen in Deutschland ist die Drei-Säulen-Struktur. Damit wird die strikte Trennung in die Säulen Genossenschaftsbanken (1.144 Kreditgenossenschaften und 2 genossenschaftliche Zentralbanken), öffentlich-rechtliche Institute (431 Sparkassen und 10 Landesbanken und Spezialinstitute) sowie 218 Privatbanken (4 Großbanken, 159 Regional- und sonstige Banken sowie 96 Zweigstellen ausländischer Banken) bezeichnet.

Im internationalen Vergleich ist der Konsolidierungsgrad gering und der Anteil der öffentlichen Hand mit ca. 45 % hoch. Die Profitabilität der deutschen Banken ist im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich - dies gilt für alle drei Säulen. Im Jahr 2003 betrug die Eigenkapitalrentabilität lediglich 0,7 %. Primär ist hierfür der traditionell recht hohe Marktanteil der Sparkassen und Volksbanken verantwortlich, da diese Kreditinstitute weniger auf das Erwirtschaften von Gewinnen, sondern vielmehr auf die Bedienung der Kundeninteressen ausgerichtet sind. Sekundäre Ursachen sind die dadurch niedrigen Zinsspannen und der steigende Risikovorsorgebedarf. Mittlerweile ist die Risikovorsorge deutlich gesunken, unter anderem durch den Verkauf so genannter Fauler Kredite oder Nonperforming Loans.

In Deutschland wird zum Vergleich der Leistungsfähigkeit und Performance einer Bank meist die Eigenkapitalrentabilität herangezogen. (Zum Vergleich: In den USA gilt die Cost-Income-Ratio als wichtigste betriebswirtschaftliche Kennziffer.)

Das Bankenwesen in Deutschland ist nach dem Kreditwesengesetz (KWG) geregelt. Es gliedert sich in drei Sektoren: private, öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Banken (Dreisäulensystem). Im Gegensatz zu den privaten Geschäftsbanken, steht bei den öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Banken die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund. Daraus resultiert ein starker Wettbewerbsdruck mit im internationalen Vergleich geringen Preisen für Bankdienstleistungen in Deutschland.

Private Geschäftsbanken

Zu den privaten Geschäftsbanken gehören:

  • die großen deutschen Filialbanken (Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit Bank). Diese betreuen historisch die Großindustrie und vermögende Privatkunden. Sie verfügen im Ausland über Zweigstellen, um auch dort für ihre Großkunden tätig zu werden. Zu dieser Gruppe gehörte bis zu ihrer Fusion mit der Commerzbank auch die Dresdner Bank. Die Postbank ging 1990 aus den Postgiroämtern und Postsparkassenämtern der Deutschen Bundespost hervor und betreut als klassische Retail-Bank vor allem Privatkunden. Alle vier Banken firmieren in der Rechtsform der Aktiengesellschaft.
  • regional tätige deutsche Filialbanken (z. B. National-Bank, Südwestbank)
  • Direktbanken (z. B. ING-DiBa, Deutsche Kreditbank)
  • Privatbankiers, die immer mit persönlich haftenden Gesellschaftern auftreten und in der Rechtsform der KG oder OHG firmieren. Bei Privatbankiers handelt es sich hauptsächlich um Banken, die traditionell die Betreuung vermögender Privatkunden zum Ziel haben (z. B. Berenberg Bank). Die größeren Player sind zudem im Investmentbanking aktiv (z. B. Sal. Oppenheim jr. & Cie.). Die älteste durchgehend in Familienbesitz befindliche Privatbank Deutschlands ist das Bankhaus Metzler. Die Fürst Fugger Privatbank kann auf die längste Geschichte als Bank zurückblicken, gehört aber ebenso wie Trinkaus & Burkhardt inzwischen zu einem Konzern (Nürnberger Versicherung bzw. HSBC).
  • Auslandsbanken. Diese untergliedern sich in zwei Untergruppen: Erstens die Banken, die in Deutschland ein eigenes Retailgeschäft aufgebaut haben und mit einem flächendeckenden Filialnetz betreiben (z. B. Santander Consumer Bank, Targobank) und zweitens die Zweigstellen ausländischer Banken, die zur Betreuung der originären Kunden in Deutschland bestehen (z. B. ABN AMRO)
  • Private Realkreditinstitute, die besicherte Pfandbriefe begeben. Als Realkredite gelten Kredite, die 60 % des Beleihungswerts nicht überschreiten. (z. B. Hypo Real Estate Holding AG)
  • Private Bausparkassen (z. B. [BHW Bausparkasse AG])

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute

Zu den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten gehören:

  • acht Landesbanken (LBBW, BayernLB, HSH Nordbank, LBB, Helaba, NORD/LB, SaarLB, WestLB). Sie bieten größtenteils kein Retailgeschäft an. Ausnahmen bilden die BW-Bank der LBBW, die Braunschweigische Landessparkasse der NORD/LB oder die zur BayernLB-Gruppe gehörende DKB. Die Produkte der Landesbanken werden von den angeschlossenen Sparkassen vertrieben. Weiterhin sind die Landesbanken Hausbank des jeweiligen Landes und betreuen Großkunden.
  • das Bundesinstitut KfW Bankengruppe, eine Anstalt öffentlichen Rechts zur Durchführung von Aufgaben im öffentlichen Auftrag, etwa Förderung von Mittelstand und Existenzgründern, Investitionskredite an kleine und mittlere Unternehmen sowie Finanzierung von Infrastrukturvorhaben und Wohnungsbau, Finanzierung von Energiespartechniken, kommunale Infrastruktur, Bildungskredite, Export- und Projektfinanzierung sowie der Bereich Entwicklungszusammenarbeit.
  • das Zentralinstitut der Sparkassen DekaBank, eine Anstalt öffentlichen Rechts.
  • rund 450 Sparkassen, deren Eigentümer (Städte und Landkreise) die ausgeschütteten Gewinne für das Gemeinwohl einsetzen sollen.
  • Landesbausparkassen (LBS)

Genossenschaftssektor

Zu den genossenschaftlichen Kreditinstituten gehören:

Darüber hinaus ist der Genossenschaftssektor an folgenden Banken beteiligt:

Die größten Kreditinstitute in Deutschland

Eine Übersicht über die größten Kreditinstitute in Deutschland (Referenzgröße: Bilanzsumme im Konzern, sofern verfügbar) gibt die nachfolgende Tabelle, die sich an der Aufstellung der Zeitschrift Die Bank[2] sowie den Geschäftsberichten der einzelnen Banken für das Jahr 2008 orientiert.

Rang Institut Bilanzsumme in Mrd. Euro Mitarbeiter
2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2008 2007 2006 2005 2004
1. Deutsche Bank 2.202 2.020 1.126 992 840 803 758 918 80.456 78.291 69.417 63.427 68.849
2. Commerzbank 625 616 608 444 424 381 422 501 43.169 36.767 35.975 33.056 32.820
3. HypoVereinsbank 458 422 508 493 467 479 691 728 24.638 24.784 50.659 61.251 57.806
4. Landesbank Baden-Württemberg 448 443 428 405 339 323 321 296 13.366 12.303 12.250 12.551 12.184
5. DZ BANK 427 431 439 401 356 331 338 364 26.642 24.210 6.480 3.834 3.950
6. BayernLB 422 415 353 340 333 313 341 325 20.285 19.226 10.080 9.754 8.940
7. Dresdner Bank 421 500 487 461 523 477 413 506 23.925 26.309 27.625 28.774 30.154
8. Hypo Real Estate 420 400 161 k.W. k.W. k.W. k.W. k.W. 1.786 k.W. 2.000 k.W. k.W.
9. KfW Bankengruppe 355 353 360 341 303 313 222 244 4.228 3.571 3.831 3.740 3.574
10. WestLB 288 286 285 264 253 256 265 264 5.957 6.477 4.884 6.353 7.154

Aufgrund der erstmaligen Bilanzierung aller Top 10 Banken mit Ausnahme der Hypo Real Estate nach IFRS 2007 haben sich die Werte stark geändert. In der Quelle wurden die Werte für 2006 an die IFRS-Regeln angepasst, dies wurde hier unterlassen. Für die Hypo Real Estate liegen erst seit 2006 Werte vor. Traditionell nicht in der Liste erscheint die Deutsche Bundesbank, die mit einer Bilanzsumme von 612,5 Milliarden Euro 2008 den dritten Platz eingenommen hätte (2007: 483,7 Mrd. Euro)[3].

Internationale Bedeutung der deutschen Kreditinstitute

In den letzten dreißig Jahren fanden an den weltweiten Finanzmärkten starke Positionsverschiebungen unter den Banken nach Ländern statt. Die im Vergleich schon immer eher renditeschwachen, jedoch bilanzstarken deutschen Banken wurden zunächst durch das wirtschaftliche Erstarken von Japan seit etwa 1970 und China seit 2004 sowie durch die Welle von Großfusionen von Banken, besonders in Frankreich und Japan, nach den Kriterien Bilanzsumme, Marktkapitalisierung und Kernkapital immer weiter abgedrängt. Trotz einer stark gestiegenen Rendite der meisten deutschen Institute im Jahr 2005 und trotz teils erheblich gesteigerten Kernkapitals und ebenso gewachsener Bilanzsumme fielen deutsche Institute in allen Vergleichspunkten relativ gesehen weiter ab. Durch die im internationalen Maßstab geringere Konzentration des deutschen Bankenmarktes ist es außerdem bedingt, dass unter den 25 oder 100 Spitzeninstituten der Welt relativ wenige deutsche Banken sind (1 bzw. 4 bis 7, je nach Kriterium, s.u.), obwohl der deutsche Bankenmarkt zu den größten überhaupt gehört. Unter den größten 1000 Banken der Welt finden sich dagegen anteilsmäßig entsprechend deutlich mehr deutsche Institute, nämlich etwa 100 Banken (2005: 98), entsprechend einem Anteil von 10 %.

Legt man die Bilanzsumme zugrunde, befand sich nach Die Bank 12.2006 im Jahr 2005 nur noch eine der deutschen Großbanken unter den größten 25 Banken der Welt, die Deutsche Bank (auf Platz 12). 2003 waren es noch sämtliche vier deutsche Großbanken gewesen.

Weltweiter Spitzenreiter war 2005 mit 1591 Mrd. USD die britische Barclays Bank (die zuvor führende japanische Mizuho Financial Group rangierte nur noch auf Rang 10), zweitplatziertes Institut war mit 1568 die schweizerische UBS (im Vorjahr noch die US-amerikanische Citigroup). Die 25 Spitzenreiter nach Bilanzsumme verteilten sich 2005 auf folgende Länder:

4 UK
4 Frankreich
3 Japan
3 USA
3 Niederlande
2 Schweiz (UBS, Credit Suisse Group)
2 Belgien
1 Deutschland (Deutsche Bank)
1 Spanien
1 Italien
1 China

Unter den größten 50 nach Bilanzsumme befanden sich 2005 folgende deutsche Kreditinstitute:

Platz 12: Deutsche Bank
Platz 29: Dresdner Bank
Platz 32: Commerzbank

Nach dem Kriterium Marktkapitalisierung (Börsenwert) befand sich 2005 ebenfalls nur ein Institut, wiederum die Deutsche Bank, unter den Top 25, auf Platz 23 (Vorjahr: Platz 21, 2003: Platz 17). Hier war - wie schon in den Vorjahren - die US-amerikanische Citibank Spitzenreiter mit 242,0 Mrd. USD. Die 20 größten nach Börsenwert verteilten sich 2005 auf folgende Länder (in Klammern Werte von 2003):

6 (8) USA
4 (5) UK
3 (3) Japan
3 (0) China
3 (3) Frankreich
1 (1) Deutschland

Gemessen am Kernkapital befand sich ebenfalls nur die Deutsche Bank unter den Top 25 der Welt. Weltweit an der Spitze stand 2005 wiederum die Citigroup mit einem Kernkapital von 79,4 Mrd. USD. Unter den größten 100 befanden sich 2003 folgende deutsche Kreditinstitute (Stand 2005):

Platz 12: Deutsche Bank (23)
Platz 32: HypoVereinsbank
Platz 45: Commerzbank
Platz 50: BayernLB
Platz 54: Landesbank Baden-Württemberg
Platz 59: Dresdner Bank
Platz 71: Eurohypo

Auf der 2011 in Cannes im Auftrag des G-20 Gipfels veröffentlichten Liste der 29 wichtigsten Kreditinstitute, fanden sich zwei deutsche Kreditinstitute: Deutsche Bank, Commerzbank. Die Deutsche Bank war hierbei mit einer Bilanzsumme von 2282,48 Milliarden Euro die größte Bank, mit einer Eigenkapitalquote von 2,27% (28.Platz). Im Vergleich belegte die Commerzbank den 23. Platz mit einer Bilanzsumme von 683,68 Milliarden Euro und einer Eigenkapitalquote von 3,35% (24. Platz).[4]

Siehe auch

Quellen und Anmerkungen

  1. a b Deutsche Bundesbank: Die Banken als Geldproduzenten
  2. Zeitschrift Die Bank - Die 100 größten Banken in Deutschland: 2007 und 2008
  3. Deutsche Bundesbank: Bilanz zum 31-12-2008
  4. FTD Deutschland, Systemrelevante Institute auf dem G-20 Gipfel, 2011, abgerufen am 09.11.11.

Weblinks


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