De Havilland D.H.114

De Havilland D.H.114
De Havilland D.H.114
De Havilland D.H.114 „Heron“ am Flughafen Croydon
Typ: viermotoriges Verkehrsflugzeug
Entwurfsland: Großbritannien
Hersteller: de Havilland Aircraft Company
Erstflug: 10. Mai 1950
Indienststellung: 1950
Produktionszeit: 1950-1963
Stückzahl: 150

Die de Havilland D.H.114 Heron war ein kleines viermotoriges Verkehrsflugzeug für den Regional- und Zubringerdienst. Es wurde in den 1950er Jahren durch den britischen Hersteller de Havilland Aircraft Company gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg begann de Havilland mit der Entwicklung des zweimotorigen Passagierflugzeugs Dove, mit dem die veraltete Dragon Rapide ersetzt werden sollte. Das neue Modell erwies sich von Anfang an als erfolgreich. De Havilland entschloss sich, eine vergrößerte Variante auf den Markt zu bringen. Der Rumpf wurde verlängert, um zusätzliche Fluggäste oder Fracht aufzunehmen. Die vergrößerte Spannweite machte den Einbau von zwei zusätzlichen Motoren möglich.

Die Heron war ein Ganzmetallflugzeug in konventioneller Bauart. Sie war als Tiefdecker ausgelegt und verfügte über ein starres Dreibeinfahrwerk. Als Antrieb dienten vier Gipsy Queen 30–Motoren. Die weitgehende Verwendung von Bauteilen der Dove vereinfachte die Wartung und Reparatur beider Flugzeugtypen.

Die Heron stellte ein einfaches robustes Flugzeug mit geringen Betriebskosten dar, das auf Kurz- und Mittelstrecken zum Einsatz kommen sollte. Mit ihm konnten Regionen erschlossen werden, in denen es keinen modernen Flughafen gab. Es bot Platz für siebzehn Passagiere auf Einzelsitzen beiderseits des Mittelganges und war mit großen Fenstern versehen. Die Heron verfügte über ein Gepäckabteil im Heck und zusätzlichen Stauraum im Bug.

Der Erstflug fand am 10. Mai 1950 statt. Nach Testflügen von insgesamt hundert Stunden Dauer wurde das Flugzeug am 8. September 1950 auf der Flugschau von Farnborough der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach Erteilung der Zulassung im November 1950 wurden die Flüge bis Khartum und Nairobi ausgedehnt, um die Tropentauglichkeit zu testen.

Die Produktion endete 1963 nach Auslieferung von 150 Exemplaren, die in dreißig Länder verkauft wurden. Die ersten Maschinen gingen nach Neuseeland. Wichtigster Kunde war British European Airways. Einige Heron wurden später zu moderneren Flugzeugen umgebaut, beispielsweise zur Riley Turbo Skyliner, der Saunders ST-27 und der ST-28.

Die erste Serienversion, die Model 1A, wies noch einige Mängel auf. So galt sie mit ihren schweren, aber schwachen Antrieben als untermotorisiert. Das im Gegensatz zur Dove nicht einziehbare Fahrwerk ohne lenkbares Bugrad senkte zwar die Wartungskosten, erhöhte aber den Luftwiderstand.

Nach 51 Flugzeugen der Typen 1A bis 1D begann die Produktion der Model 2, deren Fahrwerk nun eingezogen werden konnte. Sie besaß daher eine höhere Geschwindigkeit bei gleichzeitig niedrigerem Verbrauch. Die Model 2A entsprach ungefähr dem Basismodell 1A, während die Varianten 1A und 1B über ein höheres Startgewicht verfügten. Die Model 2C wies Propeller auf, die in Segelstellung gebracht werden konnten. Bei der Heron Model 2D wurde das Startgewicht erneut erhöht, und die Model 2E war als VIP-Transporter ausgelegt.

Japanische D.H.114 Tawron

Versionen

  • Heron 1: leichtes viermotoriges Transportflugzeug mit starrem Fahrgestell
    • Heron 1B: Version mit erhöhtem Startgewicht
  • Heron 2: leichtes viermotoriges Transportflugzeug mit einziehbarem Fahrgestell
    • Heron 2A: einzelne Heron für einen Privatkunden aus den USA
    • Heron 2B: Version mit erhöhtem Startgewicht ähnlich der Heron 1B
    • Heron 2C: Heron 2B, optional mit für Segelstellung eingerichteten Propellern
    • Heron 2D: leichtes viermotoriges Transportflugzeug mit erhöhtem Startgewicht
    • Heron 2E: einzelner VIP-Transporter
  • Heron C.Mk 3: zwei VIP-Transporter der Royal Air Force für das britische Königshaus
  • Heron C.Mk 4: einzelner VIP-Transporter der Royal Air Force für das britische Königshaus
  • Sea Heron C.Mk 20: Transport- und Verbindungsflugzeug der Royal Navy, 1961 entstanden durch Umbau von drei Heron 2 und zwei Heron 2B
  • Riley Turbo Skyliner: auf Lycoming IO-540-Motoren mit 216 kW umgerüstete Flugzeuge, von der amerikanischen Riley Turbostream Corporation durchgeführt
  • Saunders ST-27: zwölf Umbauten durch die kanadische Saunders Aircraft Corporation, mit 3,60 m längerem Rumpf für 23 Passagiere und zwei PT6A-34-Turbopropmotoren mit 560 kW
    • ST-27A and ST-27B : Ursprungsbezeichnungen der ST-28
    • Saunders ST-28: verbesserte Version der ST-27, nur der Prototyp wurde gebaut
  • Tawron: Version der japanischen Fluggesellschaft Toa Domestic Airline mit Continental IO-470-Motoren

Nutzung

Die Heron wurde von den Besatzungen und den Fluggästen gleichermaßen gut aufgenommen, was auch der größeren Sicherheit durch die vier Motoren zu verdanken war. Mit dem Flugzeug konnten abgelegene Regionen auf bequeme Weise erreicht werden. Dennoch wies die Maschine einige Schwächen auf. Wenn die Fluggäste zuerst die Plätze im Heck aufsuchten, kippte die Heron gelegentlich nach hinten. Die Besatzungen gewöhnten sich daher an, rechtzeitig eine Heckstütze anzubringen.

Viele Betreiber entschlossen sich, den Antrieb auf leistungsfähigere Lycoming-Motoren umzurüsten. Die Starteigenschaften und die Geschwindigkeit konnten so gesteigert werden. Nach dem Produktionsende 1963 boten Riley Aircraft und andere Flugzeugbauer Umrüstsätze besonders für den Antrieb an. Dadurch wurde die Lebenszeit einiger Maschinen bis ins 21. Jahrhundert verlängert.

Die größte Veränderungen zeigte die Saunders ST27/28, die mit zwei Turbopropmotoren ausgestattet wurde, den markanten Buckel über dem Cockpit verlor und neben anders geformten Fenstern gerade statt runde Flügelenden aufwies.

Militärische Nutzer

Zivile Nutzer


Technische Daten (Heron 2D)

Kenngröße Daten
Besatzung 2
Passagiere 14
Länge 14,78 m
Spannweite 21,80 m
Höhe 4,75 m
Flügelfläche 46,40 m²
Leergewicht 3.700 kg
Startgewicht 6.100 kg
Höchstgeschwindigkeit 295 km/h
Dienstgipfelhöhe 5.600 m
Reichweite 1.470 km
Triebwerke 4 × de Havilland Gipsy Queen 30 Mk.2-Kolbenmotoren mit je 186 kW

Siehe auch

Literatur

  • Bain, Gordon, De Havilland: A Pictorial Tribute. London: AirLife, 1992. ISBN 1-85648-243-X

Weblinks


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