- Der Weiße Terror
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Der Weiße Terror ist ein Kampfbegriff aus dem Russland des frühen 20. Jahrhunderts. Historisch wird er aber bereits als Gegenbewegung zur bzw. innerhalb der Französischen Revolution (als Reaktion auf die Terrorherrschaft) des Wohlfahrtsausschusses und für die anschließende Restauration Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet.
In einer allgemeineren Bedeutung bezeichnet weißer Terror die gewaltsamen Unterdrückungsmaßnahmen, die nach der Niederschlagung eines Aufstandes gegen Revolutionäre ergriffen werden.
Der Begriff leitet sich von der Flagge der Bourbonen her mit ihren blauen Lilien auf weißem Untergrund.
Inhaltsverzeichnis
Der weiße Terror in der Französischen Revolution
Im Mai/Juni schlugen die royalistischen Kräfte in der Französischen Revolution zurück. Nachdem der Terror, der vor allem in ihren Reihen gewütet hatte, beendet war, probten nun die Royalisten und Föderalisten den Aufstand. Die Niederlage des Volkes im Prairial verschaffte dem weißen Terror den entscheidenden Auftrieb. Nicht nur wurden die meisten ehemaligen Terroristen aus dem Nationalkonvent verbannt, sondern auch auf der Straße in den Departements machte man Jagd auf die Männer des Jahres II. Der weiße Terror war jedoch nicht von langer Dauer.
Der weiße Terror in der russischen Revolution
Der weiße Terror wurde entweder von "Bürgerlichen" oder, wesentlich stärker, von Monarchisten (Royalisten, Adlige, Offiziere, später ethnische Minderheiten, Zaristen) durchgeführt. Gegenspieler bzw. die Opfer waren die so genannten "Roten" (Anarchisten, Kommunisten etc.) bzw. Linke allgemein.
Der Weiße Terror der Russischen Revolution war antikommunistisch und antisemitisch geprägt, Juden und Kommunisten wurden miteinander identifiziert. Der Einmarsch der "Freiwilligenarmee" Denikins in der Ukraine im Sommer/Herbst 1919 führte zu umfangreichen Pogromen gegen die dort ansässigen Juden, die etwa 150000 Tote forderten.
Kennzeichnen lässt er sich nach dem Historiker Jörg Baberowski durch "grauenhafte Gewalttaten", die "kaum weniger grausam" gewesen seien als die des roten Terrors, jedoch - diesen kontrastierend - "fragmentiert" und ohne zentrale ideologische Vorgaben nach den jeweiligen lokalen Gegebenheiten und Entscheidungen örtlicher Kommandeure abgelaufen seien,- insofern charakterisierbar als "ein großes anarchiches Pogrom, der nicht im Dienst höherer Absichten stand."[1], während der Rote Terror auch institutionalisiert wurde. (s. Tscheka)
Der weiße Terror in der bayrischen Revolution
Nachdem sich die bayrische Politik nach dem Mord an Kurt Eisner (USPD) mit der Koalitionsregierung aus MSPD und USPD unter Johannes Hoffmann (MSPD) wieder stabilisiert hatte, proklamierten am 7. April 1919 Revolutionäre (u.a. Erich Mühsam, Gustav Landauer) in München eine bayrische Räterepublik. Dies hatte den sogenannten "roten Terror" zur Folge, der die vom Landtag legitimierte und vom Reich anerkannte Regierung Hoffmanns zur Flucht nach Bamberg zwang. Auf Befehl des Reichswehrministers Gustav Noske und auf Anfrage der vertriebenen Regierung fand daraufhin Anfang Mai eine großangelegte Reichsexekution durch Reichswehrverbände und Freikorps statt. Die damit einhergehende Gewalt wurde im Gegensatz zum "roten Terror" der Revolutionäre "weißer Terror" genannt und schadete sowohl dem Ansehen der Regierung Hoffmanns, als auch dem ohnehin gestörten Verhältnis zwischen MSPD und USPD.
Der weiße Terror in China
Der weiße Terror (chin. 白色恐怖, Báisèkǒngbù) ging vom Zwischenfall vom 12. April 1927 während des Chinesischen Bürgerkrieges aus und bezeichnet die Unterdrückung von Kommunisten und Sympathisanten des Kommunismus durch die Kuomintang unter Chiang Kai-shek. Beginnend am 27. April breitet sich der Weiße Terror weiter auf chinesische Großstädte aus, besonders Shanghai.
Auch bekannt als Chiangs „Blutiges Doppelkreuz“ , kämpfte die Republikanische Armee gegen ihre einstigen Verbündeten gegen Japan, die Kommunisten. Todesschwadronen patrouillierten die Städte mit dem Befehl, jeden Bürger mit kommunistischen Tendenzen zu exekutieren. Hierbei wurden besonders prominente Kommunisten, Linke und Demokraten wie Wen Yiduo ermordet.
Der offizielle Name des „Blutigen Doppelkreuzes“ ist das „Shanghai Massaker“, welches von der Volksrepublik China jedoch als die "Gegenrevolution des 12. April" bezeichnet wird.
Der weiße Terror in Taiwan
Aufgrund des Zwischenfalls vom 28. Februar auf Taiwan 1947 beschreibt der Weiße Terror (白色恐怖, Báisèkǒngbù) die Unterdrückung von Regierungsgegnern und Oppositionellen, legalisiert durch das Kriegsrecht, das 38 Jahre lang vom 19. Mai 1949 bis zum 15. Juli 1987 dauerte.
Während des Weißen Terrors wurden Taiwaner für ihre wahre oder unterstellte Opposition zur Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek verhaftet und erschossen. Die Zahl der Opfer ist nicht genau bekannt, aber Schätzungen liegen bei 10.000 bis 30.000 Taiwanern. Einige Taiwaner wurden von der Kuomintang als Kommunisten oder "Banditen Spione" (chin. 匪諜 / 匪谍, Fěidié) für die Kommunisten bezeichnet. Der Weiße Terror hat tiefe Narben bei der taiwanesischen Bevölkerung hinterlassen, deren Wut sich heute noch gegen die KMT und manchmal gegen Festlandchinesen richtet.
Die Angst über den Zwischenfall vom 28. Februar zu reden legte sich, nachdem das Kriegsrecht aufgehoben wurde, was auch als Ende des Weißen Terrors bezeichnet wird. 1995 erklärte Präsident Lee Teng-hui den 28. Februar als Nationalfeiertag, was auch die Angst über den Zwischenfall zu sprechen, gänzlich löste.
Einzelnachweise
- ↑ Jörg Baberowski: Der rote Terror, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2007, S.37
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