Der diskrete Charme der Bourgeoisie

Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Filmdaten
Deutscher Titel Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Originaltitel Le charme discret de la bourgeoisie
Produktionsland Frankreich, Spanien
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Luis Buñuel
Drehbuch Luis Buñuel
Jean-Claude Carrière
Produktion Serge Silberman
Kamera Edmond Richard
Schnitt Hélène Plemiannikov
Besetzung

Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Originaltitel: Le charme discret de la bourgeoisie) ist ein Spielfilm von Luis Buñuel aus dem Jahr 1972.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Eine Gruppe von sechs Angehörigen der Bourgeoisie − bestehend aus zwei reichen französischen Ehepaaren, einer jungen Frau sowie dem korrupten Botschafter von Miranda − plant ein stilvolles Essen in kleinem Kreis, das jedoch aufgrund ständiger Zwischenfälle und Missverständnisse immer wieder verschoben werden muss. Mal kommen die Gäste am falschen Tag, mal müssen die Gastgeber noch miteinander schlafen, woraufhin die anderen Gäste nach 20 Minuten vergeblichen Wartens ratlos wieder abziehen. Diese Haupthandlung spaltet sich in zahlreiche Nebenstränge auf, in denen unter anderem Geistliche, Gefängniswärter, Kommissare, Terroristen, Gangster und melancholische Soldaten eine Rolle spielen.

Hintergrund

Das Besondere des Films − neben seinem für Buñuel typischen und hier besonders geballt in Erscheinung tretenden Spott gegenüber der High Society und der dekadenten Sinnlosigkeit ihrer Rituale − besteht in seiner surrealistischen Erzählweise. So findet ein großer Teil der Handlung nur als Traum einzelner Protagonisten statt. Der eine Bourgeois träumt das Leben des anderen und umgekehrt. Einmal träumt sogar der eine Bourgeois, dass ein anderer Bourgeois etwas geträumt habe, bis er aufwacht und alles als „absurden Traum“ abtut. Mit jedem dieser Rahmenwechsel der Erzählung wird der gesamte Wirklichkeitsstatus des bisherigen Films in Frage gestellt.

Das Universum, das die Bourgeoisie mit ihrem diskreten Charme bewohnt, ist insofern ein aus den Fugen geratenes Universum, das ständig von traumatischen Ereignissen bedroht ist. So endet jeder der Träume im individuellen Trauma eines der Träumenden. Stilistisch schwankt der Film dadurch zwischen der Grundstimmung einer Komödie und Versatzstücken unter anderem aus dem Horrorfilm.

1974 drehte Buñuel mit Das Gespenst der Freiheit eine Art Fortsetzung, insbesondere in Bezug auf den sprunghaften, episodenhaften und unzusammenhängenden Charakter der Filmhandlung. In seinen Memoiren schreibt Buñuel: „The Milky Way (Die Milchstraße), The Discreet Charm of the Bourgeoisie, and The Phantom of Liberty (Das Gespenst der Freiheit) form a kind of trilogy, or rather a triptych. All three have the same themes, sometimes even the same grammar; and all evoke the search for truth, as well as the necessity of abandoning it as soon as you've found it. All show the implacable nature of social rituals; and all argue for the importance of coincidence, of a personal morality, and of the essential mystery in all things, which must be maintained and respected.“[1]

Deutsche Synchronisation

Die deutsche Synchronbearbeitung fertige 1973 die Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke in Berlin an. Das Dialogbuch verfasste F. A. Koeniger, Synchronregie führte Dietmar Behnke. [2]

Kritiken

„In seinem drittletzten Film knüpft Buñuel an früheste surrealistische Muster an und führt die Denunziation des als verrottet angeprangerten Bürgertums zu einem Höhepunkt, indem er eine schlüssige ‚bürgerliche‘ Dramaturgie zerschlägt und deren Bruchstücke als Traumelemente um ein operettenhaftes Personeninventar drapiert.“

Lexikon des internationalen Films[3]

„Buñuel hat dieses groteske Panorama eines charmant-inhumanen, genusssüchtigen Großbürgertums mit spielerischer Eleganz entfaltet, ohne dass der Film bei aller komödiantischen Leichtigkeit an aggressiver Schärfe früheren Werken nachsteht“

ARD Presse

Auszeichnungen

1973 gewann Der diskrete Charme der Bourgeoisie als bester ausländischer Film einen Oscar, Buñuel und Jean-Claude Carrière wurden für das Drehbuch für einen weiteren Oscar nominiert. Die beiden sowie Stéphane Audran für ihre Rolle im Film gewannen 1974 außerdem den Britischen Filmpreis; der Film erhielt drei weitere Nominierungen. 1973 folgte eine Nominierung für den Golden Globe Award als bester ausländischer Film.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Buñuel: My Last Sigh, Vintage Books 1983, zit. nach [1].
  2. Thomas Bräutigam: Stars und ihre deutschen Stimmen. Lexikon der Synchronsprecher. Schüren, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-627-0, beiliegende Daten-CD
  3. Der diskrete Charme der Bourgeoisie im Lexikon des Internationalen Films

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