- Das Gespenst der Freiheit
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Filmdaten Deutscher Titel Das Gespenst der Freiheit Originaltitel Le Fantôme de la liberté Produktionsland Italien, Frankreich Originalsprache Französisch Erscheinungsjahr 1974 Länge 103 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Luis Buñuel Drehbuch Luis Buñuel
Jean-Claude CarrièreProduktion Serge Silberman Kamera Edmond Richard Schnitt Hélène Plemiannikov Besetzung - Milena Vukotic: Krankenschwester
- Jean-Claude Brialy: M. Foucauld
- Monica Vitti: Mme Foucauld
- Paul Frankeur: der Wirt
- Michael Lonsdale: der Hutmacher
- François Maistre: der Professor
- Hélène Perdrière: die Tante
- Jean Rochefort: M. Legendre
- Pascale Audret: Mme Legendre
- Adriana Asti: Dame in Schwarz
- Julien Bertheau: Polizeipräfekt
- Michel Piccoli: Nachfolger des Präfekten
- Claude Piéplu: der Kommissar
- Adolfo Celi: der Arzt
- Pierre Maguelon: der Gendarm
- Maxence Mailfort: der Leutnant
- Anne-Marie Deschott: Edith Rosenblum
- Pierre-François Pistorio: der Neffe
- Orane Demazis: Mutter des Polizeipräfekten
Das Gespenst der Freiheit (Originaltitel: Le fantôme de la liberté) ist ein italienisch-französischer Spielfilm von Luis Buñuel aus dem Jahr 1974. Der Film besteht aus einer lose zusammengehaltenen Folge surrealer Szenen; er wird oft als satirischer Angriff Buñuels auf gesellschaftliche Konventionen und die Unerreichbarkeit wahrer Freiheit begriffen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der Stab der Geschichte wird von einem zum anderen weitergegeben. Eine Nebenperson aus der ersten Geschichte wird zur Hauptperson in der folgenden. In einer normalen Situation wird immer ein Element verfremdet und dadurch entstehen surreale Situationen, die die sehr konventionelle französische Gesellschaft ad absurdum führen.
Zum Beispiel ruft die Schule an, weil ein kleines Mädchen verschwunden ist. Als die Eltern in die Schule kommen, kommt das Kind zu seiner Mutter und sagt: Ich bin doch da! Man hört ihr aber nicht zu, weil Kinder nicht im Beisein von Erwachsenen reden dürfen, und so wird die Suche weiterbetrieben, obwohl sie dabei ist. Der Vater geht zum Arzt, der ihm sagt, seine Werte seien sehr gut, nur ein harmloser Eingriff sei nötig, es handelt sich aber um Krebs. Die sehr prüde wirkende Sprechstundenhilfe des Arztes begibt sich zu ihrem kranken Vater aufs Land, muss bei Regen in einem Gasthof einkehren, wo Mönche nachts in ihr Zimmer kommen, um zu rauchen und mit ihr Poker zu spielen; im Nebenzimmer ein braver, hübscher junger Mann, der mit seiner alten Tante schlafen will, die noch Jungfrau ist. Sie gibt erst nach, als er zurückkommt von einem Ausflug ins Nebenzimmer, wo er und alle anderen Gäste von einem spießigen Hutmacher genötigt wurden, ihm bei masochistischen Spielchen zuzuschauen. In einer anderen Szene trifft sich die Gesellschaft zum gemeinsamen Stuhlgang – zum Essen zieht sie sich heimlich zurück.
Synchronisation
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1974 bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke in Berlin. Das Dialogbuch verfasste Fritz A. Koeniger, Synchronregie führte Dietmar Behnke. [2]
Rolle Darsteller Synchronsprecher Krankenschwester Milena Vukotic Renate Danz Monsieur Foucauld Jean-Claude Brialy Lothar Blumhagen Madame Foucauld Monica Vitti Renate Küster Polizeipräefekt Julien Bertheau Siegfried Schürenberg Nachfolger des Polizeipräfekten Michel Piccoli Claus Biederstaedt Monsieur Legendre Jean Rochefort Stefan Wigger Dr. Pasoli Adolfo Celi Gottfried Kramer Francois Pierre-François Pistorio Mathias Einert Kommissar Claude Piéplu Martin Hirthe Schwester des Präfekten Adriana Asti Ilse Pagé Professor François Maistre Klaus Miedel Pater Gabriel Paul Le Person Peter Schiff Mönch Bernard Musson Helmut Heyne Gastwirt Paul Frankeur Klaus Sonnenschein Dame des Hauses Alix Mahieux Lola Luigi Tante Hélène Perdrière Tilly Lauenstein Kritiken
- Roger Ebert meinte 1995, der Film sei eine Glanzleistung, der Triumph eines Regisseurs, der fast unmögliche Komplikationen und Widersprüche gegenüberstellt und diese bewältigt. „[Der Film] ist sehr lustig, ja, aber erinnern Sie sich: Mit Buñuel lacht man nur, wenn es weh tut.“[3]
- In der New York Times schrieb Vincent Canby 1974: „‚Le Fantôme‘ ist nicht weniger dicht mit Symbolen […als Das goldene Zeitalter], aber der Stil ist präziser, weniger schwer, viel lustiger, nicht weniger geheimnisvoll und doch so sparsam, dass […] es ihm auch gelingt, einige prägnante Beobachtungen über Ökologie zu machen.“[4]
- „Ohne durchgängigen roten Faden reiht Meisterregisseur Luis Bunuel in seinem Film eine skurrile Episode an die andere. Gemeinsam ist ihnen nur das Prinzip der verkehrten Welt. So sieht man zum Beispiel eine Dinergesellschaft auf Kloschüsseln um den Tisch sitzen und sich zum Essen in ein stilles Örtchen zurückziehen. Das Absurde erscheint normal, das Normale absurd. Bunuel denunziert die scheinbare Freiheit der Bourgeoisie: Trugbild einer Gesellschaft, die unfähig ist, mit der Freiheit umzugehen. Bunuels Vorgehensweise ist nicht immer einfach zugänglich, aber stets amüsant und voller Tabubrüche.“ (tele)
- „‚Das Gespenst der Freiheit‘ folgt in der Buñuel-Reihe auf den Film Der diskrete Charme der Bourgeoisie. Ähnlich wie dort richtet Buñuel auch hier seinen sarkastischen Witz gegen die bürgerliche Welt und ihre zwanghaften Abläufe, die er erschreckend und komisch zugleich parodiert, indem er Gesetze, Sitten und Gebräuche auf den Kopf stellt und verspottet. Dabei treibt er die aufgebrochene Erzählweise noch weiter, nur Nebenfiguren schaffen so etwas wie lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Episoden. Ansonsten steckt der Film voller düstere Symbole, boshafter Anspielungen, beunruhigender Rätsel. Buñuel nähert sich damit wieder seinen surrealistischen Anfängen, vielleicht ohne den Schockeffekt von damals, aber noch irritierend und provozierend genug.“ (ARD Presse)
Auszeichnungen
Bunuel wurde 1975 vom Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani für die Regie dieses Films mit dem Nastro d’Argento ausgezeichnet.
Weblinks
- Das Gespenst der Freiheit in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Analyse des Films (Lorenz Engell, Uni Weimar)
- Artikel von Marco Lanzagorta, April 2002, Senses of Cinema (englisch)
- Diedrich Diederichsen: Toiletten-Dinner, Die Zeit, 4. Mai 2005
- Das Gespenst der Freiheit (3sat-Seite mit weiteren Links)
Einzelnachweise
- ↑ unter anderem Time Out Film Guide 13, allmovie guide
- ↑ Das Gespenst der Freiheit in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 22. April 2009
- ↑ Roger Ebert
- ↑ New York Times: „‚Le Fantôme‘ is no less dense with symbols […], but the style is more precise, less heavy, much funnier, no less mysterious, yet so economical that […] he manages also to make a few pithy observations on ecology.“
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