- Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten
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Filmdaten Deutscher Titel Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten oder wie ich in 25 Stunden und 11 Minuten von London nach Paris flog Originaltitel Those Magnificent Men in their Flying Machines or How I Flew from London to Paris in 25 Hours 11 Minutes Produktionsland UK Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1965 Länge 138 Minuten Altersfreigabe FSK 6 Stab Regie Ken Annakin Drehbuch Ken Annakin,
Jack DaviesProduktion 20th Century Fox Musik Ron Goodwin Kamera Christopher Challis Schnitt Anne V. Coates,
Gordon StoneBesetzung - Stuart Whitman: Orville Newton
- Sarah Miles: Patricia Rawnsley
- Jean-Pierre Cassel: Pierre Dubois
- Gert Fröbe: Oberst Manfred von Holstein
- James Fox: Richard Mays
- Alberto Sordi: Graf Emilio Ponticelli
- Robert Morley: Lord Rawnsley
- Terry-Thomas: Sir Percy Ware-Armitage
- Irina Demick: Brigitte, Ingrid, Marlene, Françoise, Yvette und Betty
- Flora Robson: Mutter Oberin
- Benny Hill: Feuerwehrmann Perkins
- Karl-Michael Vogler: Hauptmann Rumpelstoß
- James Robertson Justice: Erzähler
- Ferdy Mayne
- Gordon Jackson
- Eric Pohlmann
- Red Skelton
Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten (im englischen Original: „Those Magnificent Men in their Flying Machines or How I Flew from London to Paris in 25 Hours 11 Minutes“) ist ein Spielfilm, der 1965 vom britischen Regisseur Ken Annakin überwiegend an Original-Schauplätzen an der englischen und der französischen Ärmelkanal-Küste gedreht wurde.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Dem Herausgeber einer englischen Zeitung, Lord Rawnsley, wird im Jahr 1910 zur Zeit der ersten Flugversuche zur Steigerung der Auflage seiner Zeitung der Vorschlag gemacht, den Beweis für die englische Überlegenheit auch in der Luft durch einen Wettflug nach Frankreich zu erbringen. Nach einer internationalen Ausschreibung nehmen an dem Wettflug mehr oder weniger erfahrene Flieger aus diversen Ländern teil. Erwartet wird natürlich, dass der englische Teilnehmer - der Verlobte der Tochter des Lords - den Wettflug gewinnt.
Unter den Teilnehmern befinden sich der preußische Oberst Manfred von Holstein („Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!“), der für seinen von Durchfall geplagten Hauptmann Rumpelstuss einspringen muss, der Amerikaner Orville Newton, der mit seinem letzten Dollar in der Tasche anreist und sich prompt in die Tochter des Lords verguckt, der reiche Italiener Graf Emilio Ponticelli, der die Flugzeuge schneller zu Bruch fliegt als sein Konstrukteur mit der Herstellung ungewöhnlicher Flugzeugtypen hinterherkommt, der Franzose Pierre Dubois, der sich bei jedem Zwischenstopp einer neuen, seltsamerweise aber immer wieder gleich aussehenden, weiblichen Schönheit gegenübersieht, der Japaner Yamamoto, dessen Flugzeug aus sehr verschiedenen europäischen Flugzeugtypen zusammengesetzt ist (Anspielung auf das Kopieren europäischer Erzeugnisse durch die japanische Nachkriegsindustrie) und der als Ehrenrettung für die Briten startende Offizier Richard Mays, der die US-amerikanischen Annäherungsversuche gegenüber der Tochter des Lords überhaupt nicht ausstehen kann. Allerdings nimmt auch der intrigante Sir Percy Ware-Armitage an dem Wettflug teil, dieser versucht durch Sabotage alle anderen Teilnehmer aus dem Rennen zu werfen.
Tatsächlich gewinnt der Engländer Richard Mays den Wettflug, aber nur, weil der US-Amerikaner seinen Flug verzögert, um dem italienischen Grafen aus einer Notlage zu helfen. Als fairer Sportsmann teilt der Engländer den Geldpreis und gibt auch noch seine Verlobte ab – ein Happy End.
Trivia und Auszeichnungen
Der Film beginnt mit einer animierten Eingangssequenz und einem gesungenen Ohrwurm-Titel, komponiert von Ron Goodwin (bekannt auch für die Musik zu den Miss Marple-Filmen mit Margaret Rutherford). Die deutsche Fassung „Richt'ge Männer wie wir“ sang der Botho-Lucas-Chor.
Nach einer schwarz-weiß-Einleitung, in der die „bisherige“ Geschichte der Eroberung des Luftraumes im typischen Stil der Stummfilm-Ära mit kleinem Bildformat amüsant verarbeitet wird, öffnet sich der Leinwandvorhang zur ganzen Todd-AO-Breite und der Film wird in Farbe fortgesetzt.
In komischen Nebenrollen wirken im Film der Amerikaner Red Skelton als Neandertaler (in der Eingangs- und Endsequenz des Film) und der Brite Benny Hill als Feuerwehrmann Perkins mit, der ständig abgestürzte Flieger aus stinkenden Abwasserbecken, den Rieselfeldern (im englischen Original: sewage farms) bergen muss.
Verwendet für den Film wurden funktionsfähige Nachbauten von tatsächlich einmal existierenden Ein- und Doppeldecker-Flugzeugen, die von Stunt-Piloten geflogen wurden. Das Flugzeug des Franzosen Dubois wurde von einer Stunt-Pilotin geflogen, da Männer zu schwer gewesen wären.
Das Filmdrehbuch wurde 1966 für den Oscar nominiert, der Film erhielt den Britischen Filmpreis für die Kostüme und außerdem je eine Nominierung für Kameraarbeit und Farbgestaltung. Bei den Golden Globes gab es Nominierungen als „beste Filmkomödie“, für Alberto Sordi als „bester Schauspieler in einer Komödie“ und für James Fox als „vielversprechendster Neuling“.
Der Erfolg des Filmes bewog den Regisseur Ken Annakin dazu, einen weiteren „Renn-Film“, dieses Mal mit historischen Automodellen, mit fast identischer Besetzung zu drehen, der im Original mit dem Titel „Those Daring Young Men in Their Jaunty Jalopies“ auf den vorliegenden Film anspielt, aber auch unter dem Titel „Monte Carlo or Bust“ (1969) in die Kinos kam. Der deutsche Titel lautete „Monte Carlo Rallye“".
Gert Fröbe steuerte einige Gags und Witze aus seinen Erfahrungen beim Militär zum Film bei. So stammt der Gag der „Heeresdienstanweisung zur Bedienung eines Flugzeugs“ (Zitat: „Nummer 1: Hinsetzen!“) ebenso von ihm wie auch die Idee zur Filmmusik. „Goldfinger“ und „Die tollkühnen Männer...“ wurden nämlich fast zeitgleich in nebeneinander liegenden Studios in London gedreht. Fröbe überraschte die Goldfinger-Crew eines Tages mit einem Auftritt in „voller Montur“. Dabei imitierte er einen Militärmarsch; Komponist Ron Goodwin, der ebenfalls im Studio war, notierte sich das Thema.
Der Kleinkrieg zwischen von Holstein und Pierre Dubois spiegelt die politischen Spannungen zwischen Frankreich und dem kaiserlichen Deutschland seit dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs wider, die sich schließlich im Ersten Weltkrieg erneut entluden.
Kritiken
„Eine Vielzahl zwar dem Klischee verpflichteter, doch amüsant in Szene gesetzter Karikaturen nationaler Eigenheiten dient als Anlass für eine trickreiche Folge von Gags.“
„In den turbulenten Stellen mit den klapprigen Flugapparaten recht nett und flott, in der eigentlichen Story ungeschickt. Alles in allem: Annehmbarer Spaß.“
– Evangelischer Film-Beobachter, Kritik Nr. 370/1965
Fehler
- In der Szene des Filmes, als auf der britischen Seite in Dover gestartet wird, sind in einem Hafen moderne Fähren zu sehen.
- Als ein Flugzeug auf einem Zug landet und schließlich in einen Tunnel fährt, wird es dem Sound zufolge erst bei der Ausfahrt aus dem Tunnel zerstört.
- Das Flugzeug von Lord Percy landet laut Story in Frankreich auf dem Zug. Die Lokomotive des Zuges ist aber eine schottische "Jones Goods".
- In ebendieser Szene ist in zwei mehrsekündigen Zeiträumen ein Kraftwerk im Hintergrund zu sehen. Dieses ist in der Gestaltung der Kühltürme und Schornsteine für 1910 zu modern.
- Beim ersten Auftritt der Deutschen wird irrtümlich die aktuelle Nationalhymne eingespielt ("Einigkeit und Recht und Freiheit" mit der Melodie aus dem "Kaiserquartett" von Joseph Haydn, die im Jahr 1910 die Hymne der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war, was sehr verwirrend auf den Zuseher wirkt, weil er zuerst vermutet, es seien die Österreicher im Bild und nicht die Deutschen) statt - wie historisch eigentlich richtig "Heil dir im Siegerkranz" (diese hat allerdings dieselbe Melodie wie "God save the King").
- Das der Demoiselle von Santos Dumont nachempfundene Flugzeug des französischen Teilnehmers ist mit einem Vierzylinder-Boxermotor aus einem VW-Käfer ausgerüstet, der erst 24 Jahre nach der Filmhandlung verfügbar war.
- In der Szene, wo Sir Percy die Konkurrenten vom Dach einer Halle aus beobachtet, krabbelt er zuerst auf einer auf dem Dach liegenden Leiter hoch, auf dem er oben auch Halt findet. Als der Franzose über ihn hinwegfliegt, rutscht er haltlos das Dach hinunter; denn von der Leiter ist auf einmal nichts mehr zu sehen. Nur noch die auch schon vorher vorhandene, auf dem Boden stehende, am Dach lehnende Leiter ist noch da, auf der der Diener steht.
- Der deutsche Oberst Baron Manfred von Holstein und sein Adjutant Hauptmann Rumpelstoß haben die selben Rangabzeichen (Schulterklappen, offensichtlich diejenigen eines Majors), obwohl sie verschiedene Dienstgrade bekleiden.
Medien
Video
Der Film war eine Zeit lang auf Deutsch nur als VHS-Video erschienen. Durch die Verwendung des 4:3-Vollbild-Formates (Fernsehformat) ist dabei ein Großteil des Filmbildes nicht zu sehen. Insbesondere im Vorspann mit dem „Aufgehen des Vorhanges“ zum Todd-AO-Bild wird damit auch ein wichtiger inszenatorischer Punkt unterschlagen. Aus dem ursprünglichen 4-Kanal-Stereoton der 35mm-Filmfassung und dem 6-Kanal-Stereoton der 70mm-Filmfassung wurde für die VHS-Version der Ton auch nur in Mono verwendet.
DVD
Im März 2004 wurde eine englischsprachige DVD herausgegeben, die im Gegensatz zur VHS-Version deutliche Qualitätsunterschiede in Bezug auf Bild und Ton vorweist. Im April 2005 ist eine deutsche DVD-Version erschienen, die in Deutsch jedoch auch nur den Mono-Ton aufweist und nur in Englisch einen 5.1-Stereoton. Zudem fehlen der deutschen Ausgabe auch alle Beigaben der amerikanischen Ausgabe, unter anderem das „Making of“.
Filmmusik
- Die deutsche Version des Titelliedes (Richt'ge Männer wie wir) ist auf der CD „Botho-Lucas-Chor - Made In Germany“ bei EMI Electrola, EAN 094636344423, erschienen.
Roman
- John Burke: Die Luft hat keine Balken. Heyne, München 1966 (Roman zum Film)
Film-Zitate
- Oberst von Holstein (in der Bedienungsanleitung lesend): „Nummer 1: Hinsetzen!“
- Oberst von Holstein (mehrfach im Film): „Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!“
- Oberst von Holstein (in einer Szene am Strand): „Rumpelstoß, jetzt wollen wir tauchen!“
- Hauptmann Rumpelstoß (nachdem ihm befohlen worden war, während des Wettfluges die deutsche Flugmaschine zu steuern, obwohl er noch nie geflogen war): "Wie soll ich denn fliegen lernen?" - Darauf der Oberst: "Ganz einfach: lesen Sie die Dienstvorschrift, und dann fliegen Sie!"
- Graf Ponticelli: „Ich gehe nach England so wie Julius Caesar!“
- Lord Rawnsley: „Das Schlimme an diesen internationalen Treffen ist, dass immer Ausländer dabei sind.“
Flugzeuge
- Beim Flugzeugtyp des französischen Piloten Pierre Dubois handelt es sich um eine Demoiselle des brasilianischen Luftfahrtpioniers Alberto Santos Dumont.
Weblinks
- Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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