Dmitry Yazov

Dmitry Yazov
Marschall Dmitri Timofejewitsch Jasow

Dmitri Timofejewitsch Jasow (russisch Дмитрий Тимофеевич Язов; * 8. November 1923 im Rajon Okoneschnikowo, Oblast Omsk) war ein sowjetischer Offizier - zuletzt Marschall der Sowjetunion - und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zweiter Weltkrieg

Jasow stammt aus einer Bauernfamilie. Im November 1941 wurde er in die Rote Armee einberufen. Er hatte sich ein Jahr älter ausgegeben, um am Großen Vaterländischen Krieg teilnehmen zu können. Man kommandierte Jasow an die Moskauer Militärschule für Infanteristen ab, die damals in den Raum Nowosibirsk evakuiert war. Im Juli 1942 kam er im Rang eines Leutnants an die Front. Er war Zugkommandeur an der Wolchow-Front und wurde im August desselben Jahres schwer verwundet. Nach einem längeren Aufenthalt in einem Militärhospital kehrte er in die kämpfende Truppe zurück und wurde zum Kompaniechef befördert. Im Januar 1943 wurde er nochmals verwundet. Den Krieg beendete Jasow Ende 1944 als Kompaniechef im Raum Riga. Im gleichen Jahr trat er in die KPdSU ein.

Berufsoffizierslaufbahn und Kuba

Nach dem Krieg blieb Jasow bei der Armee im Range eines stellvertretenden Bataillonskommandeurs. Im Frühling 1953, als Jasow den Rang eines Majors erreichte, holte er den Mittelschulabschluß nach und wurde Hörer an der Militärakademie „M.W. Frunse“, die er 1956 mit Auszeichnung abschloss. Er war Bataillonskommandeur in der 63. Gardedivision und ab 1958 Oberoffizier für Fragen der Militärvorbereitung beim Stab des Leningrader Militärbezirks. Seit 1960 war er Kommandeur eines motorisierten Schützenregiments und hatte den Rang eines Oberst. Am 10. September 1962, während der Kubakrise, kam er auf Kuba mit seinem Regiment an, das sowjetische Raketenstellungen auf der Insel schützen sollte. Gleichzeitig war er Leiter eines Lehrzentrums für die kubanischen Streitkräfte. Er kehrte erst am 24. Oktober 1963 in die UdSSR zurück.

Aufstieg in den Generalstab

Ab dem Sommer 1964 war er Chef der Ersten Abteilung beim Stab des Leningrader Militärbezirks. Von 1965 bis 1967 absolvierte er die Militärakademie des Generalstabes der Streitkräfte der Sowjetunion. Ab September 1967 war er Kommandeur einer Division in Transbaikalien. Seit März 1971 war er Kommandeur des 32. Armeekorps auf der Krim. Im Dezember 1972 wurde er zum Generalleutnant befördert und nach Baku als Chef der Vierten Armee geschickt. Seit Anfang 1975 war er Chef der Ersten Abteilung der Hauptverwaltung für Kaderfragen beim Verteidigungsministerium der Sowjetunion. Seit November 1976 war er erster stellvertretender Kommandeur des Fernöstlichen Militärbezirks und seit November 1977 Generaloberst und Kommandeur der Zentralen Heeresgruppe.

Von 1980 bis 1984 war Jasow Kommandeur der Truppen des zentralasiatischen Militärbezirks. Er besuchte regelmäßig sowjetische Truppen, die sich in Afghanistan befanden und bestand darauf, dass sowjetische Soldaten und Offiziere besser für ihre Aufgaben in diesem Land vorbereitet werden sollten. Von 1981 bis 1987 war er Kandidat des ZK der KPdSU. Seit 1984 leitete er den Fernöstlichen Militärbezirk, wo er 1986 den neu gewählten Generalsekretär der kommunistischen Partei Gorbatschow während seines Besuches kennen lernte.

Verteidigungsminister

Im Januar 1987 wurde Jasow zuerst zum stellvertretenden Verteidigungsminister der UdSSR für Kaderfragen und am 30. Mai zum Verteidigungsminister der Sowjetunion ernannt. Die Ernennung fand direkt in der Abflughalle des Regierungsflughafens Wnukowo 2 statt, wo die Mitglieder des Politbüros auf von einer Auslandsreise heimkehrenden Gorbatschow warteten. Der sowjetische Parteichef nahm den Flug des Deutschen Mathias Rust am 28. Mai 1987 über den Roten Platz und die anschließende Landung als Anlass zur Entlassung des Verteidigungsministers, Marschall Sergei Leonidowitsch Sokolow, und einer Reihe anderer Militärs. Jasow setzte dies fort und entließ innerhalb von wenigen Tagen über 120 Generäle, deren Mehrheit zum Vorfall um Rust in keinerlei Beziehung stand.

Jasow wurde als ein leicht zu beeinflussender und gehorsamer Minister charakterisiert, der auf seine ihm plötzlich zugefallene Rolle nicht vorbereitet war. Ihm fiel es sichtlich schwer, sich in Fragen der Abrüstung zurechtzufinden, wo er keine eigenständige Positionen vertrat und im Unterschied zu seinem Vorgänger vollständig unter den Einfluss des damaligen sowjetischen Außenministers Schewardnadse geriet. Seit 1987 war Jasow Mitglied des ZK der KPdSU und von 26. Juni 1987 bis 13. Juli 1990 Kandidat des Politbüros der KPdSU. Somit zählte er zu den maßgeblichen sowjetischen Politikern der Perestrojka-Ära. Im April 1990 wurde er Marschall der Sowjetunion und nach der Wahl Gorbatschows zum sowjetischen Präsidenten Mitglied seines neu geschaffenen Präsidentenrates.

Es kam jedoch zwischen Gorbatschow und reformorientierten Politikern einerseits und den Vertretern der alten kommunistischen Idee andererseits zu großen Streitereien um die Frage der Unterzeichnung des sogenannten Unionsvertrages, der die Ergebnisse des landesweiten Referendums vom 17. März 1991 durch andere Grundlagen ersetzen wollte. Jasow wurde von Reformern immer mehr als „ein Klotz am Bein“ angesehen. So wurde während des Treffens zwischen Gorbatschow, Jelzin und Nasarbajew in Nowo-Ogarjowo am 17. Juli die Ablösung Jasows direkt nach der Unterzeichnung des Unionsvertrages vereinbart. Dazu kam es nicht, da wenige Tage vor dieser Zeremonie der Augustputsch in Moskau stattfand.

Beteiligung am Augustputsch

Jasow war Mitinitiator des Augustputsches gegen Gorbatschow im August 1991. Er wurde zum Mitglied des ad hoc gebildeten Staatskomitees für Ausnahmezustand in der Sowjetunion.

Zu den Putschisten gehörten: Innenminister Boris Pugo, Ministerpräsident Walentin Pawlow, KGB-Chef Wladimir Krjutschkow, Vizepräsident Gennadi Janajew, der Vorsitzende des Obersten Sowjets Anatoli Iwanowitsch Lukjanow, die ZK-Sekretäre Waleri Boldin, Oleg Schenin, und Oleg Baklanow. Am 19. August 1991 meldete die sowjetische Nachrichtenagentur TASS eine angebliche Erkrankung Michail Gorbatschow und dass Janajew die Amtsgeschäfte übernommen hat. Um 5 Uhr morgens des 19. August 1991 erteilte Jasow den Befehl zum Militäreinmarsch nach Moskau. Insgesamt marschierten mehr als 400 Panzer und 3.000 Soldaten nach Moskau ein, die sofort versuchten, die Schlüsselstellungen in der Hauptstadt zu besetzen und die sich im Gebäude des russischen Parlaments befindenden russischen Demokratieanhänger zu isolieren. Ihm wird im Zusammenhang mit dem Augustputsch das Zitat „Dass mir keiner auf die Menschen schießt!“ zugeschrieben.

Ihr Versuch, Gorbatschow zum Rücktritt zu bewegen misslang. Nach drei Tagen war der Putsch, in dem sich vor allem Boris Jelzin als Widerstandskämpfer hervortat, vorbei. Ergebnis der Verschwörung: Gorbatschows Macht schwand, die KPdSU wurde aufgelöst und Ende 1991 auch die UdSSR.

Nach dem Scheitern des Putsches am 21. August 1991 wurde er zusammen mit anderen Teilnehmern verhaftet und am 23. August durch die Entscheidung der Zentralen Kontrollkommission der kommunistischen Partei wegen „Organisierung eines Staatsstreiches“ aus der KPdSU ausgeschlossen. Bis zum 25. Januar 1993 saß er im berüchtigten Moskauer Gefängnis „Matrosenruhe“ ein. An diesem Tag wurde er nach Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in ein Hospital des russischen Innenministeriums verlegt, aber bereits am 11. Februar von dort entlassen. Ins Gefängnis kehrte er nicht mehr zurück, da in Russland allmählich jegliches Interesse an der juristischen Verfolgung seiner Person und der anderer Putschisten nach dem Zerfall der Sowjetunion erlosch. Am 6. Mai 1994 wurde durch den Beschluss der Staatsduma das Ermittlungsverfahren für abgeschlossen erklärt und alle weiteren Untersuchungsmaßnahmen untersagt. Wenige Wochen später wurde Jasow pensioniert.

Späteres Wirken

Seit 1998 ist er Berater beim Verteidigungsministerium der Russischen Föderation für Fragen der internationalen militärischen Zusammenarbeit. 2003 wurde er vollständig rehabilitiert und zur Feier seines 80. Geburtstags sogar durch einen Besuch beim russischem Staatspräsidenten Putin geehrt. In seinen Äußerungen im Jahre 2001 bedauerte Jasow die Bildung des Staatskomitees für den Ausnahmezustand in der UdSSR, nicht jedoch den Putsch.

Ehrungen

Jasow wurde während seiner Laufbahn mit mehreren Orden und Medaillen ausgezeichnet, darunter mit dem Rotbannerorden, dem Orden „Roter Stern“, dem Orden „Für den Dienst in den Streitkräften der UdSSR“ 3. Stufe, dem Orden „Vaterländischer Krieg“ 1. Stufe und dem Lenin-Orden. Er war Abgeordneter des Obersten Sowjets der UdSSR der 10. und 11. Sitzungsperiode.

Literatur

  • Nikolai Zen'kovic. Elita. Samye zakrytye l'udi. 2. Aufl. Moskau, 2004 (russisch).

Weblinks


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