- Saporischja
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Saporischschja (Запоріжжя) Basisdaten Oblast: Oblast Saporischschja Rajon: Kreisfreie Stadt Höhe: 86 m Fläche: 334 km² Einwohner: 794.687 (1. Januar 2006) Bevölkerungsdichte: 2.379 Einwohner je km² Postleitzahlen: 69000 - Vorwahl: +380 612 Geographische Lage: 47° 50′ N, 35° 8′ O47.83333333333335.13333333333386Koordinaten: 47° 50′ 0″ N, 35° 8′ 0″ O Verwaltungsgliederung: 7 Stadtrajone, 1 Siedlung städtischen Typs Bürgermeister: Jewhen Kartaschow Adresse: пр. Леніна 206
69105 м. ЗапоріжжяWebsite: http://www.meria.zp.ua/ Statistische Informationen Saporischschja (ukrainisch Запоріжжя, wissenschaftliche Transliteration Zaporižžja; deutsch auch Saporischja, russisch Запорожье/Saporoschje, früher ukrainisch Olexandriwsk, russisch Alexandrowsk) ist eine Stadt in der südlichen Ukraine mit 795.000 Einwohnern (2006). Saporischschja liegt 70 km südlich der Stadt Dnipropetrowsk am Dnepr (ukrain. Dnipro) und ist Hauptstadt der Oblast Saporischschja, ein wichtiger Verkehrsknoten (Straße, Eisenbahn und Hafen), Industriezentrum, kultureller Mittelpunkt mit Hochschulen, Theater und Museen.
Verwaltungstechnisch gliedert sich die Stadt in 7 Rajone (Rajon Schowtnewe, Rajon Sawod, Rajon Komuna, Rajon Lenin, Rajon Ordschonikidse, Rajon Chortyzja, Rajon Schewtschenko) und 1 Siedlung städtischen Typs (Teplytschne/Тепличне)
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Aus archäologischen Funden geht hervor, dass sich vor 5000 bis 6000 Jahren an dieser Stelle Niederlassungen skythischer Nomadenstämme befanden. An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entflohen leibeigene Bauern aus Mittelrussland dem Joch ihrer Feudalherren an den Dnepr (ukrain. Dnipro) auf freien Boden und nannten sich Kosaken, was freie Menschen bedeutete.
Auf der Insel Mala Chortyzja, jenseits der Stromschnellen des Dnepr, wurde Mitte des 16. Jahrhunderts eine Festung errichtet, die heute vielen trotz anderslautender Forschungsbefunde als erste Saporoger Sitsch (oder auf ukrainisch Saporischska Sitsch), und damit als Wiege des Saporoger Kosakentums gilt. Im 18. Jahrhundert wurden die Kosaken zu einem privilegierten Militärstand im zaristischen Russland, der an den Landesgrenzen Boden erhielt, dafür aber diese Grenzen militärisch schützen musste. Dennoch unterstellten sie sich 1711-1739 der Herrschaft der Osmanen und Krimtataren, siehe Saporoscher Kosaken und Islam in der Ukraine.
1770 wurde am Dnepr eine Festung errichtet, neben der die Ortschaft Olexandriwsk, die Vorläuferin des heutigen Saporischschja entstand. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Olexandriwsk ein Kreisstädtchen, das im Jahre 1921 in Saporischschja umbenannt wurde.
1932/33 war die Stadt von einer riesigen Hungersnot betroffen (Holodomor), der viele Bewohner der Stadt zum Opfer fielen.
In den Kriegsjahren 1941 bis 1945 wurde die Stadt aufs schwerste in Mitleidenschaft gezogen. Sie war im und nach dem Zweiten Weltkrieg der Standort eines Kriegsgefangenenlagers.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 2004 jeweils zum 1. Januar)
- 1939 - 289.000
- 1959 - 449.000
- 1971 - 676.000
- 2004 - 803.632
- 2005 - 799.348
- 2006 - 794.687
Wirtschaft
Industrie
Nach dem Ende des Bürgerkrieges (1918-1921) begann eine intensive industrielle Entwicklung. Entscheidend trug dazu der Bau des Wasserkraftwerks am Dnepr bei, das am 1. Mai 1932 vollendet wurde und damals eines der größten Europas war. Es wurde nach Kriegszerstörungen 1947 wieder aufgebaut.
Das Vorhandensein billiger Stromkraft und die Nähe der Lagerstätten von Kohle, Eisenerz und Mangan bedeuteten günstige Voraussetzungen für die Anlage von Großbetrieben der Eisen- und Nichteisenmetallurgie und des Maschinenbaus.
Heute ist Saporischschja ein wichtiges Industriezentrum der Region mit Firmen der Schwerindustrie (besonders Metallurgie), der Aluminium-, und chemischen Industrie. In der Stadt werden unter anderem Flugzeugmotoren, Landmaschinen und Motorfahrzeuge (ZAZ) hergestellt. Der Hafen von Saporischschja ist Umschlagplatz für Güter aus dem gesamten Donezbecken.
Energie
Bei Saporischschja befindet sich das größte zentrale Wasserkraftwerk (hydroelektrische Station) der Ukraine auf dem Fluss Dnepr, das „DneproGES 2“. Erbaut wurde die ursprünglich als „DneproGES“ oder Dnjeprostroj bezeichnete Talsperre von 1927 bis 1932 bei der Stadt Saporischschja, dort wo der Dnepr in Höhe der Insel Chortitza zwischen Dnipropetrowsk und Saporischschja in früherer Zeit für seine Stromschnellen und Felsen im Wasser berüchtigt war. Das ist der Ort, von dem die Stadt ihren Namen bekommen hat (Saporischschja heißt „Hinter den Stromschnellen“ - sa = hinter, porisch = Steine, Felsen). „DneproGES“ wurde 1932 in Betrieb genommen und bis 1939 erreichte die Elektrostation ihre geplante Produktionskapazität. In der gleichen Höhe beginnt die Prachtstraße von Saporischschja, der Prospekt Lenina (dt. Leninboulevard), der 12 km lang ist, mitten durch die Stadt führt und somit die längste Allee Europas ist.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasserkraftwerk zerstört (siehe Dnjeprostroj) und in den Jahren 1944 bis 1950 als „DneproGES 2“ wieder aufgebaut. 1969-1980 wurde „DneproGES“ zur Zunahme der Kapazität und dem Aufbau einer Fahrbahn auf der Staumauer vergrößert. Auch am linken Ufer wurde ein weiterer Steuerraum errichtet. Dieser Teil wird als „Dnjeprostroj-3“ bezeichnet.
Das Kraftwerk liefert eine Energie von 1500 Megawatt für die Industriegebiete von Dnipropetrowsk, Krywyj Rih und Saporischschja. Auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer erhöht sich der Wasserspiegel des Dnepr durch den Staudamm von Saporischschja bis nach Dnipropetrowsk. Mit der dadurch einsetzenden Überschwemmung der Stromschnellen des Flusses wurde der Fluss erst von Dnipropetrowsk bis zum Schwarzen Meer schiffbar gemacht und das sogar für die großen Hochseeriesen der Weltmeere.
Nicht weit von Saporischschja beginnt der Kachowkaer Stausee; seiner gewaltigen Ausmaße wegen wird er von der Bevölkerung liebevoll auch als „Meer“ bezeichnet. Für die Auffüllung des 240 km langen Beckens, das den Anbau von Wein, Obst und selbst Reis in der Region möglich machte, brauchte man zwei Jahre. 70 km flussabwärts befindet sich in Enerhodar das Kernkraftwerk Saporischschja, welches das größte Kernkraftwerk Europas ist.
Verkehr
Der ÖPNV der Stadt wird durch die Straßenbahn (s. Straßenbahn Saporischschja) und durch Obusse durchgeführt.
Städtepartnerschaften
Die Stadt Saporischschja unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
- Belfort (Frankreich)
- Oberhausen (Deutschland), seit 1986. Hier finden jährlich Jugendbegegnungen der Stadt Oberhausen statt. Viele Schulen unterhalten ständig Kontakt zu Schulen in Saporischschja, unter anderem das Bertha von Suttner-Gymnasium, aus dem jedes Jahr eine Schülergruppe in die Ukraine fährt und einen Austausch mit der "Schule 46" hat. Des Weiteren gibt es einen Förderkreis Saporischschja und einen Platz mit dem Namen Saporischschja Platz, auf dem auch ein Schild mit der Entfernung steht (3856 km).
- Linz an der Donau (Österreich) Hier gibt es deshalb auch eine Saporoshjestraße
- Magdeburg (Deutschland), seit 2008.
Sehenswürdigkeiten
Saporischschja ist eine der schönsten Industriestädte der Ukraine mit zahlreichen Parks und Grünanlagen, Obstgärten, Grünalleen und Blumenrabatten, die sich an den breiten Straßen entlangziehen.
Die malerische Insel Chortyzja im Dnepr ist ein beliebter Erholungsort der Einwohner. Ihr Status als Nationaler Sapowednik stellt die einzigartige Natur der Insel sowie eine große Anzahl von Geschichtsdenkmälern unter besonderen Schutz. Im Norden der Insel befindet sich das Museum der Geschichte des Saporoger Kosakentums, etwas südlich davon wurde ein Freilichtmuseum errichtet, das eine Kosakensitsch nachstellt. Berühmt ist auch das Pferde- und Reittheater im Süden der Insel, wo Artisten in kosakischer Tracht ihre Kunststücke auf und unter Pferden präsentieren.
Aus Saporischschja führt der Weg nach Süden wiederum durch endlose Steppen. 57 Kilometer nach der Stadt erkennt man rechts die Wassermassen des riesigen Kachowkaer Stausees.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Dnepr-Staumauer Dnjeprostroj. Sie erstreckt sich über eine Länge von 3 Kilometern und hat einen Höhenunterschied von 57 Metern.
Persönlichkeiten
- Leonhard Froese (* 9. Februar 1924 in Saporischschja, † 9. Dezember 1994 in Marburg), deutscher Erziehungswissenschaftler
- Sergei Glasjew (* 1961), russischer Ökonom und Politiker
Weblinks
- Saporischschja Region Site
- Karte der Region
- Kurzinfo zum Kriegsgefangenenlager Saporoschje
- Webcam Saporischschja
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