- Dreizelgenwirtschaft
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Unter Fruchtfolge oder Felderwirtschaft versteht man die Reihenfolge der auf einer landwirtschaftlichen Fläche im Ablauf der Vegetationsperiode und der Jahre angebauten Nutzpflanzenarten. Es wird zwischen der Zwei-, Drei- und Vierfelderwirtschaft unterschieden. Die Einfeldwirtschaft dagegen kennt keine Fruchtfolge. Auf diesen ackerbaulichen Flächen wurde in Mitteleuropa meist Roggen über mehrere Jahre hintereinander angebaut. Prinzipiell ist weiterhin nach der Organisationsform zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Zweifelderwirtschaft in der Antike
In der antiken und frühmittelalterlichen Landwirtschaft war die Zweifelderwirtschaft üblich, bei der die Ackerfläche in zwei Felder eingeteilt wurde, von denen eines mit Getreide bestellt wurde, während das andere brach lag. Dadurch lag im Vergleich zur Dreifelderwirtschaft stets die Hälfte statt einem Drittel der Nutzfläche brach. Alternativ konnte man das eine Feld mit Sommer- und das andere mit Wintergetreide bestellen, doch wurde der Boden dadurch stark in Anspruch genommen.
Landwechsel war der Grund für viele Rodungen. Außerdem verhinderte er oft die Sesshaftigkeit der Bauern und führte zur Lebensweise des Wanderfeldbaus.
Dreifelderwirtschaft
Die Notwendigkeit eines effektiveren Ackerbaus führte bereits im Imperium Romanum, zur Zeit des Prinzipats, zur Entwicklung der Dreifelderwirtschaft. Diese wurde jedoch erst im 8. Jahrhundert wiederentdeckt.
In Verbindung mit der Entwicklung des schweren Eisenpfluges wurden die Ernteerträge durch die Dreifelderwirtschaft deutlich erhöht. Zudem ermöglichte die Dreifelderwirtschaft den verstärkten Anbau von Sommergetreide wie Hafer, durch den wiederum die Pferdehaltung ermöglicht wurde. Pferde lösten im Hochmittelalter die Ochsen als Zugtiere ab, weil sie schwerere Pflüge ziehen können und schneller arbeiten, somit die landwirtschaftliche Effektivität erhöhen.
Bei der Dreifelderwirtschaft, die sich im europäischen Mittelalter über Jahrhunderte als dominante Anbauform erhalten konnte, liegt die Fläche ein Jahr brach, das heißt sie wird nicht bearbeitet und natürlicher Aufwuchs als Weide genutzt. In der Regel wurde im Herbst gepflügt und ein Wintergetreide ausgesät. Das überdauert den Winter und wird im folgenden Spätsommer geerntet. Nach nochmaligem Pflügen und regelmäßiger Bodenbearbeitung bis zum Frühjahr (zur Unkrautbekämpfung) wurde ein Sommergetreide ausgesät, das wiederum im Spätsommer geerntet wird. Bis zum nächsten Herbst wurde die Fläche sich selbst überlassen und begrünte sich von alleine. Es gab jedoch auch die „Schwarzbrache“, wobei der Boden regelmäßig bearbeitet wurde (Pflug, Eggen, …) um die Fläche auf lange Sicht weitgehend unkrautfrei zu bekommen, was wiederum die Getreideerträge positiv beeinflusst. Jedoch können über den Winter einige Nährstoffe ausgewaschen werden (v. a. Stickstoff). Dadurch wurden die erzielbaren Erträge auf ein gewisses Maß beschränkt.
Zelgengebundene Dreifelderwirtschaft
Erfolgte die Dreifelderwirtschaft zunächst als Fruchtfolge individuell auf dem jeweils eigenen Besitz, so entwickelte sich im Hochmittelalter die sogenannte Dreizelgenwirtschaft oder Zelgengebundene Dreifelderwirtschaft, bei der die gesamte Ackerfläche einer Dorfgemeinschaft in drei Großfelder geteilt wurde, die im gleichen Rhythmus bebaut wurden (Flurzwang). Dadurch konnten Überfahrtsrechte und Zugangswege sowie Wendeflächen für den Pflug entfallen, das Land konnte effektiver genutzt werden. Die Hinwendung zur Zelgenwirtschaft war auch durch das Erbrecht bedingt. Durch die Erbteilung waren die Parzellen immer kleiner geworden. In den besonders intensiv genutzten Gewannfluren waren viele Parzellen nicht mehr an Wege angebunden. Jede Zelge bildete eine Bewirtschaftungseinheit aus etlichen Parzellen, innerhalb derer sich alle Besitzer nicht nur an die vereinbarte Anbaufrucht, sondern auch an gemeinsam festgelegte Saat-, Bearbeitungs- und Erntezeiten zu halten hatten. Diese als Flurzwang bezeichnete kollektive Bewirtschaftungsform wurde allerdings nicht nur in der Dreifelderwirtschaft praktiziert.
Durch diese mittelalterlichen Neuerungen wurde in Europa die Grundlage für ein starkes Bevölkerungswachstum geschaffen, das erst durch die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts beendet wurde. Nach der allgemeinen Verbreitung der Kartoffel in Europa wurde die Brache durch eine Ackernutzung (vor allem Rotklee, Kartoffeln oder Rüben) ersetzt. Dieses System wird auch als verbesserte Dreifelderwirtschaft bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert fügte man teilweise ein weiteres Anbaujahr mit Futterpflanzen zur Versorgung der Nutztiere in die Fruchtfolge ein (Vierfelderwirtschaft).
Gegenwart
Je nach der Qualität der Böden und der regionalen Witterungseinflüsse werden heute in Nordeuropa Monokulturen (z. B. ausschließlich Weizen) oder zwei- bzw. dreijährige Fruchtfolgen verwendet, wobei auch Mischformen wie beispielsweise Raps-Weizen-Weizen vorkommen. Mit Hilfe von Mineraldüngung werden die benötigten Nährstoffe für jede Pflanzenart gezielt eingebracht, sodass die konventionelle Landwirtschaft nicht auf die bodenschonende Anbauweise der Felderwirtschaft angewiesen ist.
Durch die Agrarreform 2005 wurde den landwirtschaftlichen Betrieben eine dreijährige Fruchtfolge und ein Stilllegungsanteil (Brache) vorgeschrieben. Die Flächenstilllegung wird im Jahr 2009 im Rahmen des Health Checks der Agrarreform 2005 komplett abgeschafft. Die Landwirte können seit Herbst 2007 ihre komplette Fläche ackerbaulich nutzen, da der Stilllegungssatz je Hektar Ackerfläche per Verordnung des Rates auf 0% gesetzt wurde, um den gestiegen Bedarf an Agrarrohstoffen zu decken.
Vereinzelt wird im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen auch heute auf die alten Wirtschaftsformen zurückgegriffen. Beispielsweise wurden im Brandenburger Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen Felder mit wechselnden Streifen Getreide, Erbsen, Lupinen, Raps, Klee und Kartoffeln angelegt. Das daraus entstehende Mosaik aus Rotations- und Dauerbrachen bietet den gefährdeten Großtrappen die ökologisch erforderlichen Brut- und Nahrungsflächen.
Vorteile
Der Anbau unterschiedlicher Pflanzen führt zu einem differenzierten Auf- und Abbau der im Boden enthaltenen Nähr- und Mineralstoffe, wodurch sie langfristig erhalten bleiben. Daraus resultiert eine Ertragssteigerung (z. B. beim Wechsel von der Zwei- auf die Dreifelderwirtschaft betrug diese rund 20 %).
In der Vierfelderwirtschaft wurden beispielsweise auf dem Feld im ersten Jahr Wurzelfrüchte (Kartoffeln) angebaut, da diese dem Boden die meisten Nährstoffe entnehmen. Im zweiten Jahr wurde Getreide angebaut und im dritten Jahr, wenn möglich Hülsenfrüchte, da diese in den Boden wieder Stickstoff einbringen. Im vierten Jahr wurde der Acker brach liegen gelassen (oder als Weide genutzt), damit er sich wieder mit den benötigten Nährstoffen anreichern konnte.
Eine sinnvoll gestaltete Fruchtfolge vermindert darüber hinaus den Befall der Kulturen durch Unkräuter, Pflanzenkrankheiten und einige tierische Schädlinge. Unkräuter können weniger überhand nehmen, wenn die angebaute Feldfrucht ständig wechselt. Sie werden insbesondere durch die unterschiedlichen Arten und Zeitpunkte der Bodenbearbeitung gestört. Viele Pilzkrankheiten beim Getreide können an Strohresten im Boden überdauern und machen eine Anbaupause für Getreide nötig. Sie wirken sich besonders negativ auf den Ertrag beim (Winter-)Weizen aus, während z. B. Hafer und (Sommer-)Gerste weniger empfindlich sind. Daher begann die Dreifelderwirtschaft mit dem recht anfälligen Winter-Weizen, im zweiten Jahr folgte ein Sommergetreide wie Hafer. Im dritten Jahr wirkte sich der Anbau von Hackfrüchten noch günstiger aus als die Brache, da durch die intensive Bodenbearbeitung (Hacken zur Unkrautbekämpfung) viel Luft in den Boden gelangte. Dadurch wurden Strohreste mit Pilzsporen besser abgebaut.
Fruchtwechselwirtschaft
Die Fruchtwechselwirtschaft ist eine Form der Landwirtschaft, bei der auf einem Stück Land in regelmäßigen Abständen verschiedene Pflanzen angebaut werden. Hierbei unterscheidet man zwischen Getreide und Blatt- oder Hackfrüchten. Die Getreidearten Mais und Hafer nehmen eine Zwischenstellung ein. Beim Fruchtwechsel werden Getreide und Blattfrucht im Wechsel angebaut. Diese Fruchtfolge ist im Hinblick auf Pflanzengesundheit, Unkrautselektion und Nährstoffeffizienz den getreidebetonten Fruchtfolgen vorzuziehen, diesen aber ökonomisch häufig unterlegen. In tropischen Gegenden kann sich der Fruchtwechsel innerhalb eines Jahres abspielen: Beispielsweise im Winter Weizen, im Sommer Tabak.
Einzelne Kulturen verlangen eine längere Anbaupause, da einmal aufgetretene Schädlinge, die im Boden überwintern, regelrecht „ausgehungert“ werden können, zu anderen werden Krankheiten, insbesondere Pilze durch einen Anbau kurz hintereinander stark gefördert. Bei Raps wurde oft die notwendige, mindestens dreijährige Pause vernachlässigt. Ertragseinbussen haben jedoch dazu geführt, dass man inzwischen den Raps nur alle drei bis vier Jahre anbaut.
Einen sehr großen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit bietet der Anbau von Luzerne, die mehrjährig genutzt werden kann. Überhaupt sollte man aus Gründen der Bodenfruchtbarkeit dem Anbau von Leguminosen (Luzerne, Klee, Serradella, Erbsen, Bohnen, …) viel mehr Beachtung schenken, da diese Pflanzen durch ihre Knöllchenbakterien den Boden mit Stickstoff versorgen. Ökonomische Gründe sprechen allerdings oft dagegen.
Siehe auch
Literatur
- Matthias Preissner: Der Beitrag der Fruchtfolge im ökologischen Landbau zur nachhaltigen Nutzbarkeit des Naturhaushaltes. Edition Zukunft Verlag., Barsinghausen 1988, ISBN 3-89799-077-6.
- Bernhard Freyer: Fruchtfolgen. Ulmer Verlag, Stuttgart (Hohenheim) 2003, ISBN 3-8001-3576-0.
Weblinks
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