Dürn (Adelsgeschlecht)

Dürn (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer von Dürn

Die Familie von Dürn war ein staufisches Niederadelsgeschlecht, das nach seinem Stammsitz in Walldürn benannt wird und im 13. Jahrhundert großen Besitz in Südwestdeutschland hatte.

Inhaltsverzeichnis

Die Grafen und Edelherren von Dürn

Kaiser Friedrich Barbarossa übertrug vermutlich 1168 die Vogtei über das Kloster Amorbach mit ausgedehnten Ländereien seinem 1171 erstmals genannten Gefolgsmann Ruprecht und setzte damit ein Gegengewicht zum Bischof von Würzburg im östlichen Odenwald. Ruprecht hatte seinen Verwaltungssitz in Walldürn oder verlegte ihn dorthin und nannte sich de Durne (von Dürn). Ruprecht gehörte zu den engsten Beratern der Kaiser Friedrich I. und Heinrich VI., er tritt durchgehend als Zeuge in ihren Urkunden auf. Seine Herkunft ist ungeklärt, doch nimmt man an, dass die Dürner schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts gemeinsam mit den Herren von Boxberg und den Herren von Krautheim zu den bedeutenden Herren im später so genannten Bauland gehört haben. Sie könnten auch schon längere Zeit in Walldürn gesessen haben. Auf Ruprecht oder seinen Vater oder Bruder Burchert geht um 1200 der Baubeginn der Burg Wildenberg nahe Kloster Amorbach zurück. Ruprecht hatte 1197, als er Heinrich VI. nach Italien folgte und dort verstarb, bereits die Zentherrschaft über weite Teile des Baulandes inne.

Ruprechts Sohn Ulrich I. von Dürn († um 1204) war mit Luitgard von Hohenlohe-Weikersheim verheiratet. Ihre Söhne waren Konrad I. von Dürn (* 1193; † 17. September 1253) und Ulrich II. von Dürn. Vor 1219 wurden die Dürner mit einem Teil der Besitztümer der im Mannesstamm ausgestorbenen Grafen von Lauffen belehnt, wohl weil Konrad I. mit Mechthild von Lauffen verheiratet war. Unter diesen Besitztümern waren die Burg Hornberg, die Bergfeste Dilsberg und der Fürstenhof in Heilbronn. Der Heilbronner Besitz wurde zunächst gemeinsam verwaltet, dann jedoch bis 1225 zwischen den Brüdern Konrad I. und Ulrich II. aufgeteilt. Ulrich II. brachte seinen Anteil zur Gründung der Heilbronner Kommende des Deutschen Ordens ein. Konrad I. vollendete die Wildenburg und erbaute die Burg Rippberg[1] bei Walldürn. Außerdem gründete er 1236 das Kloster Seligental auch als Grablege. In seinem Todesjahr 1253 erfolgte mit Amorbach die erste Stadtgründung der Dürner, der sich 1263 mit Neudenau, 1280 mit Buchen, 1291 mit Walldürn und 1298 mit Forchtenberg (jeweils Jahre der ersten Erwähnung der Stadt) weitere Stadtgründungen anschlossen. Diese Städte bestanden zwar wohl schon vor ihrer ersten greifbaren Erwähnung, werden von Historikern aber dennoch zu den späten Städtegründungen gezählt. Außerdem geht auf die Dürner die Anlage einer Vielzahl kleinerer Orte im Zuge der von ihnen geförderten Rodungskolonisation um ihre Stammsitze zurück.

Der Einflussbereich der Herren von Dürn umfasste auf deren Höhepunkt im Wesentlichen die gesamte heute als Bauland bezeichnete Region zwischen Neckar, Jagst und Main, außerdem noch ein südlich der Jagst gelegener Streifen von Heilbronn bis Forchtenberg sowie Besitztümer um die Bergfeste Dilsberg, insgesamt ein Gebiet von etwa 2100 km².[2] Die Dürner strebten danach, ihre auf zahlreichen Lehensbesitz aufgebaute Herrschaft zu einem geschlossenen Territorium zu verdichten.

Der Niedergang der Herren von Dürn vollzog sich bereits ab der Mitte des 13. Jahrhunderts. Konrad I. von Dürn hatte Partei für den abgesetzten Stauferkönig Heinrich (VII.) ergriffen und dadurch die Gunst der Staufer verloren. Deren eigener Niedergang bzw. das um 1245/50 anschließende Interregnum stärkten die Position der mit den Dürnern konkurrierenden Regionalfürsten. 1251 teilte Konrad I. von Dürn seinen Besitz unter seinen drei Söhnen: Boppo I. erhielt die Grafschaft Dilsberg, Ruprecht II. den Besitz um Forchtenberg und Ulrich III. den Besitz um die Wildenburg. Boppo und Ruprecht nahmen nach der Teilung neue Wappen an. Aus Geldnot veräußerten Ulrich III. sowie seine Neffen Boppo II. und Ruprecht III. bereits Teile des Besitzes. Boppo I. befand sich bereits 1262 in Abhängigkeit zu den Pfalzgrafen bei Rhein. Teile ihres Besitzes fielen aber auch an das Erzstift Mainz (Wildenburg 1271, Kloster Amorbach 1272, Walldürn 1294, Buchen 1309), an Rudolf von Habsburg (Feste Dilsberg 1287), an das Haus Hohenlohe (Burg Möckmühl 1287, Forchtenberg 1299) und an die Herren von Weinsberg (Neudenau um 1300).

Die Familie erlosch 1333 mit Albrecht, Sohn Boppos II., im Mannesstamm.

Wappen derer von Dürn im Aschaffenburger Wappenbuch

Ritter von Dürn

Im 14. Jahrhundert waren dann Ritter von Dürn Lehensleute des Erzstifts Mainz und der Bischöfe von Würzburg. Die Herkunft dieser Dürner Dynastie ist umstritten. Der erste als Ritter auftretende Dürner war Wiprecht von Dürn († 1364), der 1340 erstmals Ritter genannt wird. Er war Sohn oder Enkel eines Aschaffenburger Vitztums, außerdem war er mit den Herren von Adelsheim eng verwandt. Wiprecht war zunächst Vogt in Buchen und später Burgmann des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau auf der Wildenburg.

Ein Nachfahre Hans von Dürn hatte 1441 für kurze Zeit ein Viertel der (später mainzischen) Herrschaft Klingenberg am Main von den Bickenbachern erworben. So erklären sich auch Lehensanteile in Aschaffenburg, Leider, Niedernberg und Mömlingen aus einem Gültverzeichnis des 15./16. Jahrhunderts des Bamberger Stifts.[3]

Nach dem Tode von Schweikart von Dürn († 2. Dezember 1575) fiel ihr Besitz an das Würzburger Hochstift zurück, die sich diesen von den Bambergern „angeeignet“ hatten, und um 1584 die Echter von Mespelbrunn damit belehnten. Da diese mit den Adelsheimern eng verwandt waren, schloss sich der Kreis.[3]

Als Teil der reichsfreien fränkischen Ritterschaft waren sie im Ritterkanton Odenwald und Rhön-Werra organisiert.[4] Ein Stammbaum der Dürn findet sich im Band Rhön-Werra von Johann Gottfried Biedermann.[5]

Einzelnachweise

  1. Stadt Walldürn – Gemeinde Rippberg – Ortsgeschichte (abgerufen am 26. Mai 2011)
  2. Wer war Konrad von Dürn? (abgerufen am 10. Mai 2009 / 26. Mai 2011)
  3. a b Bamberger Fernbesitz Abschn.Ritter von Dürn
  4. Cord Ulrichs: Vom Lehnshof zur Reichsritterschaft. Strukturen des fränkischen Niederadels am Übergang vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07109-1, S. 214–215.
  5. Zur Problematik seiner Arbeit bzgl. historischer Korrektheit und Quellenlage vergleiche im Namensartikel.

Literatur

  • Tilman Mittelstrass: Die Ritter und Edelknechte von Hettingen, Hainstadt, Buchen und Dürn. Niederadelige Personengruppen in Bauland und Kraichgau. Verein Bezirksmuseum Buchen, Buchen 1991 (Zwischen Neckar und Main. Band 26)
  • Uwe Uffelmann: Territorialpolitik und Städtegründung – Die Herren von Dürn und ihre Erben. In: Badische Heimat, 68. Jahrgang, 1988
  • Helmut Neumaier: Zwischen den Edelherren von Dürn und Kurmainz. In: 700 Jahre Stadt Buchen. Beiträge zur Stadtgeschichte. Bürgermeisteramt Buchen, Buchen 1980

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