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Die Evangelische Gesellschaft für Deutschland (EGfD oder EG) wurde 1848 als Missionsgesellschaft in Wuppertal gegründet.
Sie ist eine Körperschaft nach altpreußischem Landrecht (altrechtlicher Verein) und hat aufgrund eines königlichen Erlasses das Recht einer juristischen Person. Seit 1997 ist die EG in Radevormwald bei Remscheid ansässig.
Derzeit verkündigen 65 hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter die Nachricht von Jesus Christus mit dem Ziel, Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen.
Mit ihrem Glaubensbekenntnis steht die EG nach eigenem Bekunden auf dem Boden der Evangelischen Allianz und ist mit vielen Christen in Deutschland und weltweit verbunden. Die EG gehört zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband (Kassel).
Der EG haben sich bis heute ca. 110 Landeskirchliche Gemeinschaften und Evangelisch Freie Gemeinden angeschlossen.
Das Motto der EG lautet „Gott lieben, Menschen gewinnen, Gemeinde leben“.
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Zur EG gehören:
- das Jugendwerk mit drei hauptamtlichen Referenten,
- die Jugendbildungsstätte als Freizeit- und Tagungsstätte in Radevormwald,
- die Fachschule für Evangelische Theologie esra:seminar - Evangelisches Studienzentrum Radevormwald
- die Hans-Mohr Stiftung
- die Erholungs- und Konferenzstätte Hohegrete in Pracht bei Altenkirchen wurde 2005/2006 an einen Privatinvestor verkauft.
Die EG arbeitet zusammen mit der Neukirchener Mission in den Arbeitsgebieten Peru, Tansania, Kenia, Java, Belgien, Italien, Slowakei, Ukraine und Lettland.
Geschichte
Anfänge
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Wiederbelebung des Rationalismus im neuen Gewand der liberalen Theologie. Hinzu kam - bedingt durch die industrielle Revolution - eine starke Bevölkerungszunahme in den Großstädten. Viele Arbeiter in den industriellen Ballungszentren lebten in menschenunwürdigen Umständen. "Es entstanden verarmte und verelendete Massen, die mit Gott und Menschen haderten." 1848 erschien „Das Kommunistische Manifest“ von Karl Marx. Es begann die Frauenrechtsbewegung für die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft. 1848 erschien die erste deutsche "Frauenzeitung" von Luise Otto-Peters.
Pastor Ludwig Feldner, lutherischer Pfarrer in Elberfeld sah in der Gründung einer Evangelischen Gesellschaft die Möglichkeit, der Entkirchlichung und Entchristlichung des deutschen Volkes entgegenzuwirken. Er veröffentlichte im Mai 1848, zwei Monate nach der Märzrevolution, die auch in Wuppertal zu heftigen Straßenschlachten führte und die Freigabe des Vereins- und Versammlungsrechtes zur Folge hatte, einen Aufruf in der Zeitschrift „Der Menschenfreund“, in dem er zur Evangelisation von Deutschland aufrief. Am Tag nach dem Barmer Missionsfest der Rheinischen Mission trafen sich 53 Pastoren und andere gläubige Männer und gründeten „einmütig“ die EG unter dem Motto: „Wir wollen Deutschland evangelisieren!“
Um die Jugend zu erreichen, wurde das Evangelisch Stiftische Gymnasium in Gütersloh und ein Lehrerseminar in Düsselthal eingerichtet. Die Gesellschaft widmete sich zunehmend der Schriftenkolportage, dazu gründete sie 1852 in Elberfeld eine Schriftenniederlage. Kolporteure zogen wie Hausierer durchs Land. Von 1848 - 1873 wurden auf diese Weise 60.000 Bibeln, 75.000 Neue Testamente und eine Million Erbauungsschriften verbreitet. Dabei ging es nicht in erster Linie um den Verkauf, sondern um das persönliche Zeugnis vom Heil in Christus. Wo sich die Türen öffneten, errichteten sie Bibelstundenkreise zur weiteren Betreuung der Gläubigen. Um die Gläubigen eines größeren Bezirks miteinander zu verbinden und auch missionarisch zu wirken, wurden regelmäßig größere Versammlungen und Feste abgehalten.
Es folgte ein Anknüpfen an Erweckungsgebiete. Im Ruhrgebiet kam es zur Einwanderung frommer Ostpreußen als Industriearbeiter. Im Westerwald erfolgten Besuche aus dem Siegerland. In Wetzlar erfolgte Arbeit unter schienenlegenden Eisenbahnern.
Zweigvereine
Um die Arbeit vor Ort weiter zu festigen, entstanden Zweigvereine, die die EG finanziell unterstützten und Verantwortung für die Arbeit vor Ort übernahmen, so dass der „Bote“ der EG Freiraum für evangelistische Tätigkeiten hatte. Ging die Anzahl der Mitglieder über eine bestimmte Zahl hinaus, so wurde es nötig, ein Haus zu bauen, was eine Zunahme an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von der Kirche bedeutete.
Der erste Zweigverein war in Altena 1848. Weitere folgten 1854 Breslau, 1850 Hagen, 1856 Dortmund, 1859 Essen, 1871 Wattenscheid und Duisburg, 1872 Bochum, 1873 Gelsenkirchen, 1874 Schalke. Der größte Arbeitsschwerpunkt lag im Ruhrgebiet.
Die Arbeit breitete sich seit den 80er Jahren stark aus. 1874 hatte die EG sieben Zweigvereine, 1880 waren es elf. 1883 gehörten ca. 5.000 Mitglieder und 13 Zweigvereine dazu. Seit 1851 hatte die EG eine eigene Zeitschrift, die Mitteilungen der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland.
Der langanhaltende wirtschaftliche Aufstieg in der Wilhelminischen Ära führte zu gesteigertem Wohlstand und zu zunehmender Entkirchlichung. Darin sah die EG eine Herausforderung. Waren 1884 21 Boten angestellt, 1891 waren es 33 und 1908 hatte sich die Arbeit so stark entwickelt, dass 63 Boten angestellt waren bei insgesamt 54 Zweigvereinen und 50 Vereinshäusern. Ebenso stieg die Zahl der Inspektoren von einem auf drei.
Die Gründe für dieses starke Wachstum standen in engem Zusammenhang mit dem starken Aufschwung der Gemeinschaftsbewegung in Deutschland. Auch dass durch den Gnadauer Verband die Gedanken von Laienarbeit, Evangelisation und Gemeinschaftspflege vertreten wurden, brachte der EG Aufschwung.
Da Evangelisation von Anfang an das Hauptanliegen war, beschritt die Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts neue Wege der Evangelisation. Die mehrtägigen oder wochenlangen Evangelisationsveranstaltungen mit Elias Schrenk mit oft Tausenden von Leuten waren etwas neues. Die EG leistete hier vor allem die Vor- und Nacharbeit. Gleichzeitig achtete sie darauf, dass die persönliche Evangelisation, nicht zu kurz kam.
Schriftenmission
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Schriftenmission zu einem wichtigen Schwerpunkt der Arbeit. 1899 übernahm Pastor Joseph Gauger die Schriftenmission. 1905 übernahm die EG Licht und Leben. 1917 bezogen 3.000 Pfarrer "Licht und Leben". 1925 war die Auflage auf 20.000 und im Kirchenkampf bis auf 30.000 Exemplare wöchentlich gestiegen. Daneben gab sie zahlreiche evangelistische und anderenSchriften heraus, z. B.: Einer für alle (für Soldaten, Aufl. 200.000), Deutschlands Hoffnung (Kinderzeitschrift, Aufl. 17.800), Im Dienst des Kinderfreundes (Hilfe für Sonntagschullehrer, Aufl. 6.054), Licht und Kraft (jährliches Andachtsbuch), Singet dem Herrn (neue Lieder für die 250 Chöre des Evangelischen Sängerbundes). Außerdem schuf die EG mit der Herausgabe des Evangelischen Psalters ein Standardliederbuch für den Pietismus.
Nach dem Kriege stieg die Zahl der Boten, Zweigvereine und Häuser nur noch geringfügig an. Die Arbeit verlagerte sich mehr von Evangelisation auf Betreuung der gläubigen Kreise.
In der Jugendarbeit stellte die EG 1920 zwei Jugendsekretäre (einen Mann und eine Frau) ein, gab seit 1924 eine eigene Jugendzeitschrift Jugendland heraus und baute ein Jugendheim in Hilchenbach, Haus Jugendland. Die Jugendkreise der EG schlossen sich zu einem eigenen Gesellschaftsverband mit eigener Satzung zusammen. 1925 gab es ca. 40 EG-Jugendbünde mit 1.500 Mitgliedern. Neben diesen Jugendbünden gab es in der EG 32 Männer- und Jünglingsvereine, 65 Frauenvereine, 66 Gesangsvereine und 77 Sonntagsschulen.
In der Schriftenmission arbeiteten 1925 dreißig Personen. Pastor Gauger sah es als seine Aufgabe an, politische Bewusstseinsbildung zu betreiben und gab den Gemeinschaftsleuten durch die Gotthardbriefe(seit 1923) Hilfestellung.
Vor der Machtergreifung der NSDAP im Jahre 1933 gab es deutliche Warnungen von der EG durch Paul Kuhlmann. Andererseits gab es im Hauptvorstand auch Stimmen, die sich durch den Gebrauch der Worte "Volksmission" und "volksmissionarische Verkündigung" von Seiten der "Deutschen Christen" (DC) blenden ließen. Als die Deutschen Christen jedoch in der Sportpalastkundgebung am 13. November 1933 ihre Ziele offen darlegten, war sich der Hauptvorstand einig, dass eine Zusammenarbeit mit ihnen unmöglich sei. Präses Kuhlmann riet den Gemeinschaften vor Ort dringend, ihre Selbständigkeit zu bewahren.
In den nächsten Jahren erlebte die EG die systematische Verhinderung ihrer Arbeit durch die NSDAP bis zur völligen Lahmlegung ganzer Arbeitszweige. Am 13. Juli 1938 wurde Licht und Leben verboten. Zur Absetzung der Leitung der EG und Neubesetzung mit überzeugten Nationalsozialisten, ist nicht gekommen.
Zeit nach 1945
Unter Heinrich Jochums erfolgte nach 1945 ine starke Rückbesinnung auf das Anliegen der Gründer der EG, Deutschland zu evangelisieren. 1962 gründete die EG die Zeltmission, die in den folgenden Jahren eine Blütezeit erlebte. 1974 schloss sich die Neukirchener Mission der EG als Zweigverein an. Damit erhielten die Gemeinschaften verstärkt den weltweiten Horizont der Weltmission (früher durch die Beziehungen zur Rheinischen Mission) und die Missionare zusätzlich den Gemeindebezug der Gemeinschaften der EG.
Auch Schulung und Ausbildung wurde neu wichtig: Seit 1947 fanden jährlich wieder Bibelkurse für Prediger im Bibel- und Erholungsheim Hohegrete statt (unrentables Erzbergwerk, 1902 gekauft).
Neben diesen "Predigerrüsten" wurde 1960 das Bibelseminar Wuppertal gegründet. Anlass war „der Mangel an Mitarbeitern im Werk des Herrn und der immer weiter um sich greifende Zweifel an der Autorität der Heiligen Schrift“. 1963 war die Gründung der Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten, die heute ca. 30 Schulen in Europa) hat.
In der Schriftenmission wurde ab 1948, Licht und Leben unter der Schriftleitung von Wilhelm Busch wieder herausgegeben, jedoch nunmehr monatlich statt vorher wöchentlich wieder herauszugeben. Jochums gab die Zeitschrift Der feste Grund heraus und die Schriftenreihe Aktuelle Fragen, 21 Bände.
Gegenwart
Nach dem Kriege machte sich Enttäuschung breit über den theologischen Kurs der Kirche. „So kam es nicht, wie es am Anfang des Kirchenkampfes schien, zu einer Reformation an Haupt und Gliedern. Das erhoffte Neue blieb ganz aus. Unter der Leitung der einstigen BK-Vorkämpfer haben wir die Restauration der Kirche ...“ (Gotthold Lesser). In dieser „Neuen Kirche“, die im Laufe der Zeit immer mehr von der existenziellen Theologie Rudolf Bultmanns beeinflusst wurde, „wurden die Gemeinschaften als Störfaktor in die Ecke gedrängt.“ (Dr. Bernd Brandl). Jochums vertrat 1968 in seinem Buch Angriff auf die Kirche die These, dass der schärfste Angriff auf die Kirche aus der Kirche selbst kommt. 1963 verfassten Jochums und Pastor Horst Thurmann das Wuppertaler Bekenntnis.
Einher ging eine immer größere Offenheit für Menschen, die außerhalb der Kirche stehen. Pastor Horst Thurmann schrieb 1963: Die Gemeinschaft „will, kann und darf jedoch, soll sie unter dem Segen stehen, letztendlich nichts anderes sein als (in aller Schwachheit sei's gesagt) Gemeinde“. 1973 riet Pastor Heinrich Jochums: „Wir sollten gegebenenfalls auch bereit sein, sogenannte Amtshandlungen selbst zu vollziehen.“ 1975 erschien im Verlag der EG das Buch: Gemeinde nach Gottes Bauplan von A. Kühn.
Dazu gehört eine 1993 gegründete Arbeitsgemeinschaft Evangelisation und Gemeindebau (AEG). Für die Zukunft möchte die EG sich in ihrer weiteren Entwicklung als Gemeinschafts- und Gemeindeverband von landeskirchlichen Gemeinschaften im Sinne einer kirchlichen Ergänzungsarbeit und von eigenständigen Gemeinden verstehen.
Siehe auch
- Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern
- Evangelische Gesellschaft Stuttgart
Weblinks
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