- Eine ganz normale Familie
-
Filmdaten Deutscher Titel Eine ganz normale Familie Originaltitel Ordinary People Produktionsland USA Originalsprache englisch Erscheinungsjahr 1980 Länge 119 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Robert Redford Drehbuch Alvin Sargent
Romanvorlage: Judith GuestProduktion Ronald L. Schwary Musik Marvin Hamlisch Kamera John Bailey Schnitt Jeff Kanew Besetzung - Donald Sutherland als Calvin Jarrett,
- Mary Tyler Moore als Beth Jarrett,
- Timothy Hutton als Conrad Jarrett,
- Judd Hirsch als Dr. Berger,
- Elizabeth McGovern als Jeannine Pratt
Eine ganz normale Familie ist das Regiedebüt des US-amerikanischen Schauspielers Robert Redford aus dem Jahr 1980. Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman der US-amerikanischen Autorin Judith Guest und wurde von den Filmstudios Paramount Pictures und Wildwood Enterprises produziert. Der Film gewann bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1981 vier Academy Awards, u. a. für den besten Film des Jahres und die beste Regie.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die wohlhabende Familie Jarrett lebt in einer großen Villa in einem gepflegten Vorort. Die Eltern spielen gerne Golf, der Sohn ist Mitglied im Schwimm-Team seiner Schule – ganz gewöhnliche Menschen möchte man meinen, wenn nicht der Tod des ältesten Sohnes Buck wie ein Fluch über der Familie lasten würde. Bei einem Segeltörn gerieten er und sein jüngerer Bruder Conrad in einen Sturm. Das kleine Segelschiff kenterte und nur Conrad überlebte das Unglück. Seitdem hat Conrad Schuldgefühle, die durch seine Mutter noch verstärkt werden: Beth Jarret, die ihren erstgeborenen Sohn über alles liebte und immer dem jüngeren vorzog, versucht, den inneren Schmerz über den Verlust ihres Lieblingskindes durch äußerliche Gefasstheit und Gefühlskälte zu überspielen, und gibt insgeheim Conrad die Schuld an dem Unglück, der nach einem Selbstmordversuch aus der Klinik entlassen wieder nach Hause kommt. Auch von ihrem Ehemann Calvin entfremdet sich Beth immer mehr. Während Conrad Gehör bei Dr. Berger, einem Psychiater, findet und seiner unterdrückten Angst und Wut allmählich freien Lauf lässt, will Beth weiterhin die Fassade der „ganz normalen“ Familie aufrechterhalten und versucht, jeden Konflikt zu vermeiden. Nachdem auch Calvin den Psychologen seines Sohnes aufsucht und zu der Erkenntnis kommt, dass er seine Ehefrau nicht mehr liebt, zerbricht das scheinbar perfekte Familienidyll. Beth Jarrett zieht aus dem gemeinsamen Haus aus, Vater und Sohn bleiben allein zurück und geben sich gegenseitig in dieser schweren Stunde Halt und Kraft.
Entstehungsgeschichte
Schauspieler Robert Redford entschied sich für den Film, weil ihn die Familienprobleme, die in der Romanvorlage behandelt werden, sehr an seine eigene Kindheit erinnerten. Er kaufte die Filmrechte am noch unveröffentlichten Roman von Judith Guest und betraute den Drehbuchautoren Alvin Sargent mit der Leinwandadaption. Der erste Entwurf des Drehbuchs zu Eine ganz normale Familie verschlang anderthalb Jahre, das Bearbeiten des zweiten Entwurfs ein weiteres Jahr. Es war sehr schwierig für Drehbuchautor Alvin Sargent, einen Roman für die Leinwand zu adaptieren, der zwar heftige Dialoge, jedoch größtenteils keine Beschreibung der Charaktere oder Details über den Ort der Handlung enthielt.
Kritiken
- "Das intelligente und brillant inszenierte Regiedebüt von Schauspieler Robert Redford erhielt gleich vier Oscars ..." (VideoWoche)
Anmerkungen
- Timothy Huttons Vater, der Schauspieler Jim Hutton, starb kurz vor den Dreharbeiten zum Film. Timothy Hutton erklärte aber, dass er diesen persönlichen Schicksalsschlag nicht als Basis für Conrads Depressionen verwendete.
- Gene Hackman war eigentlich für die Rolle des Dr. Berger ausgesucht worden, musste aber aus dem Projekt aussteigen. Judd Hirsch wurde daraufhin verpflichtet. Die Szenen mit ihm wurden in nur acht Tagen gedreht, damit es nicht zu Überschneidungen mit dem Drehplan zu Hirschs Fernsehserie Taxi kam.
- Die finale Szene im Esszimmer wurde ursprünglich mit Donald Sutherland und Mary Tyler Moore gedreht. Aber während der Film geschnitten wurde, hatte Sutherland den Eindruck, dass Calvin zu sehr weinte und er die Szene ruiniert hätte. So drehten er und Regisseur Robert Redford die Szene noch einmal, ohne Mary Tyler Moore, die zu dieser Zeit Theater in New York spielte und keine Zeit für einen Nachdreh hatte. So las Redford Moores Part hinter der Kamera, während Sutherland dazu vor der Kamera agierte.
- Bevor Robert Redford Mary Tyler Moore für den Film verpflichtete, hatte der Regisseur mit dem Gedanken gespielt, Lee Remick für die weibliche Hauptrolle zu besetzen.
- Elizabeth McGovern war während den Dreharbeiten Studentin an der renommierten Juilliard School of Dramatic Art in New York. Die Schule erlaubte es McGovern, im Film mitzuspielen unter der Bedingung, dass sie erst Freitag Abend für die Dreharbeiten nach Chicago reiste und sonntags wieder in der Schule war, so dass die Szenen mit ihr nur samstags gedreht werden konnten. Es war das erste Mal, dass die Juilliard School einer Schülerin während der Schulzeit gestattete, an Dreharbeiten zu einem Film teilzunehmen.
- Ursprünglich waren Bruce Dern bzw. Ken Howard für die Rolle des Calvin Jarrett vorgesehen.
- Die Szene im Restaurant zwischen Conrad und Karen, seiner Freundin aus dem Krankenhaus, wurde in Wilmette, Illinois im Original House of Pancakes gedreht. Eine Fotografie Robert Redfords, die während der Dreharbeiten entstand, hängt heute über der Menütafel im vorderen Eingangsbereich.
- Bei der Schule, die für die Filmaufnahmen ausgesucht wurde, handelt es sich um die Lake Forest High School. Sie hat sich heute kaum verändert und dient immer noch als öffentliche Schule. Die Schwimmhallen-Szenen entstanden jedoch an einem College in der Umgebung, weil die Halle der Lake Forest High School für das nötige Filmequipment nicht groß genug war.
- Das Kostüm von Dinah Manoff, die den kleinen Part von Karen übernahm, Conrads Bekanntschaft aus dem Krankenhaus, stammte von Kostüm-Designer Bernie Pollack. Pollack hatte beim Einkaufen ein Mädchen gesehen, das, wie er glaubte, den perfekten Look für Karens Charakter hatte. Pollack sprach sie an und versprach ihr zwanzig US-Dollar, für die sie jedes Outfit kaufen konnte, das sie wollte, vorausgesetzt das Mädchen gab dem Modedesigner die Kleidung, die sie gerade trug.
- Einen Monat nach dem Kinostart des Films erschoss sich Mary Tyler Moores Sohn Richie. Der Selbstmord wurde zum damaligen Zeitpunkt offiziell als Unfall deklariert.
Auszeichnungen
1981 zählte Eine ganz normale Familie mit sechs Nominierungen zum erweiterten Favoritenkreis der Oscar-Verleihung. Nachdem Robert Redfords Werk zwei Monate zuvor mit fünf Golden Globes ausgezeichnet worden war, setzte sich das Drama in der Oscar-Nacht u. a. gegen Martin Scorseses Wie ein wilder Stier und David Lynchs Der Elefantenmensch durch und wurde mit vier Academy Awards prämiert. Neben den Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch schrieb Nebendarsteller Timothy Hutton mit seinen zwanzig Jahren als einer der jüngsten Preisträger in der Kategorie Bester Nebendarsteller Oscar-Geschichte.
Oscar 1981
- Bester Film
- Beste Regie
- Bestes adaptiertes Drehbuch (Alvin Sargent)
- Bester Nebendarsteller (Timothy Hutton)
Nominiert in den Kategorien
British Academy Film Awards 1982
- nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Mary Tyler Moore)
Golden Globe 1981
- Bester Film - Drama
- Beste Regie
- Beste Hauptdarstellerin (Mary Tyler Moore)
- Bester Nebendarsteller (Timothy Hutton)
- Bester Nachwuchsdarsteller (Timothy Hutton)
Nominiert in den Kategorien
- Bester Hauptdarsteller (Donald Sutherland)
- Bester Nebendarsteller (Judd Hirsch)
- Bestes Drehbuch
Weitere
Awards of the Japanese Academy 1982
- nominiert als bester ausländischer Film
Directors Guild of America Award 1981
- Beste Regie
Kansas City Film Critics Circle Awards 1981
- Bester Film
Los Angeles Film Critics Association Awards 1981
- Bester Nebendarsteller (Timothy Hutton)
National Board of Review Awards 1980
- Bester englischsprachiger Film
- Beste Regie
New York Film Critics Circle Awards 1980
- Bester Film
Writers Guild of America Awards 1981
- Bestes adaptiertes Drehbuch
Literatur
- Judith Guest: Eine ganz normale Familie, 1984 Rowohlt/Reinbek, ISBN 3-498-02426-4
- Judith Guest: Ordinary People, 1993 Penguin Books, ISBN 0-14-006517-2 (engl. Ausgabe)
- Sargent, Alvin: Ordinary people : screenplay. [Hollywood, Calif. : Script City], 1979. (engl. Ausgabe)
Weblinks
- Eine ganz normale Familie in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Filme von Robert RedfordEine ganz normale Familie | Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld | Aus der Mitte entspringt ein Fluß | Quiz Show | Der Pferdeflüsterer | Die Legende von Bagger Vance | Von Löwen und Lämmern
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb — Filmdaten Deutscher Titel Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb Originaltitel Gyakufunsha kazoku … Deutsch Wikipedia
Die total verrückte Familie — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Kritiken fehlen (vgl. WP:Film#Filmkritiken Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst … Deutsch Wikipedia
Regenbogen-Familie — Regenbogenfamilie Regenbogenfamilien werden Familien genannt, bei denen Kinder bei zwei gleichgeschlechtlichen Partnern als eine Familie leben.[1] Die beiden männlichen bzw. die beiden weiblichen Elternteile können – sofern dies gesetzlich… … Deutsch Wikipedia
Charles Robert Redford — Robert Redford Charles Robert Redford, Jr. (* 18. August 1936 in Santa Monica, Kalifornien) ist ein US amerikanischer Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent. Redford zählt seit den späten 1960er Jahren zu den populärsten… … Deutsch Wikipedia
Charles Robert Redford, Jr. — Robert Redford Charles Robert Redford, Jr. (* 18. August 1936 in Santa Monica, Kalifornien) ist ein US amerikanischer Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent. Redford zählt seit den späten 1960er Jahren zu den populärsten… … Deutsch Wikipedia
Filmjahr 1981 — Filmkalender ◄◄ | ◄ | 1977 | 1978 | 1979 | 1980 | Filmjahr 1981 | 1982 | 1983 | 1984 | 1985 | ► | ►► Weitere Ereignisse … Deutsch Wikipedia
Mary Tyler Moore — Mary Tyler Moore, die Internationale Vorsitzende der Juvenile Diabetes Research Foundation Mary Tyler Moore (* 29. Dezember 1936 in Brooklyn/New York) ist eine US amerikanische Schauspielerin und Produzentin. Inhaltsverzeichni … Deutsch Wikipedia
Die Simpsons (Episoden) — Diese Liste der Simpsons Episoden enthält alle Episoden der US Amerikanischen Zeichentrickserie Die Simpsons, sortiert nach der US amerikanischen Erstausstrahlung. In mehr als 20 Jahren wurden insgesamt über 420 Episoden in 20 Staffeln und 48… … Deutsch Wikipedia
Liste der Simpsons-Folgen — Diese Liste der Simpsons Episoden enthält alle Episoden der US Amerikanischen Zeichentrickserie Die Simpsons, sortiert nach der US amerikanischen Erstausstrahlung. In mehr als 20 Jahren wurden insgesamt über 420 Episoden in 20 Staffeln und 48… … Deutsch Wikipedia
Oscarverleihung 1981 — Die Oscarverleihung 1981 fand am 31. März 1981 im Dorothy Chandler Pavilion in Los Angeles statt. Es waren die 53rd Annual Academy Awards. Im Jahr der Auszeichnung werden immer Filme des vergangenen Jahres ausgezeichnet, in diesem Fall also die… … Deutsch Wikipedia