- Eisensteinkriterium
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Das Eisensteinkriterium oder auch Irreduzibilitätskriterium von Eisenstein ist in der Algebra ein Kriterium, um nachzuweisen, ob ein gegebenes Polynom ein irreduzibles Polynom ist. Es lassen sich damit leichter Aussagen über die Teilbarkeit von Polynomen treffen.
Das Kriterium ist benannt nach dem Mathematiker Gotthold Eisenstein, der dazu 1850 einen öffentlichkeitswirksamen Aufsatz in Crelles Journal (Ausgabe 39) verfasste. Schon vier Jahre zuvor war es ebenda zum ersten Mal von T. Schönemann veröffentlicht worden (Ausgabe 32).Inhaltsverzeichnis
Das Kriterium
Sei P(x) ein Polynom mit ganzzahligen Koeffizienten, also
.
Wenn eine Primzahl p existiert, die alle Koeffizienten a0 bis an − 1 teilt, den Koeffizienten a0 jedoch nicht quadratisch und an gar nicht teilt, also
für alle i < n,
und
,
dann ist P(x) in
irreduzibel.
Verallgemeinerung
Sind die Koeffizienten aus einem faktoriellen Ring F und existiert ein entsprechendes Primelement
, so ist das Polynom irreduzibel im Polynomring des Quotientenkörpers von F.
Bemerkungen
- Ein Polynom, für das ein solches p existiert, wird auch Eisenstein-Polynom bezüglich p genannt.
- Das Kriterium ist nur hinreichend; auch wenn es nicht erfüllt ist, kann das Polynom irreduzibel sein. Auch die Zerlegbarkeit eines Polynoms kann damit nicht nachgewiesen werden.
- Für eine Zerlegung in
kann man das Kriterium wie folgt benutzen. Es gilt natûrlich: P(x) hat Inhalt 1 und ist irreduzibel in
irreduzibel in
. Fasst man das Polynom also als diophantische Gleichung in einer Variablen auf, so lässt sich folgern: Ist das Kriterium für P(x) erfüllt, so gibt es auch keine ganzzahlige Lösung der Gleichung.
- Allerdings folgt aus dem Gaußschen Lemma auch die Umkehrung: P(x) irreduzibel in
irreduzibel in
.[1]
Beispiele
- x3 + 6x2 + 4x + 2 ist mit obigem Kriterium irreduzibel über
(wähle p = 2). D.h., dass die Nullstelle, die das Polynom (als reelle Funktion aufgefasst) hat, irrational sein muss.
- xn − d ist irreduzibel in
, wenn d eine Primzahl ist bzw. nur einfache und keine mehrfachen Primteiler hat. Insbesondere kann
für kein
rational sein.
- x2 + 4 erfüllt das Kriterium nicht und ist irreduzibel, x2 − 4 erfüllt das Kriterium genauso wenig, ist aber zerlegbar in (x + 2)(x − 2).
Beweis
Der Beweis läuft per Widerspruch: Angenommen, P wäre ein Eisensteinpolynom bezüglich p und es gäbe zwei nicht-konstante Polynome Q und R mit
. Da nach Voraussetzung alle ai bis auf den Leitkoeffizienten an durch p teilbar sind, gilt folgendes Modulo-Argument:
. Damit müssen auch Q und R Monome modulo p sein, d. h., auch alle ihre sonstigen Koeffizienten sind durch p teilbar. Insbesondere die konstanten Terme von Q und R sind jeweils durch p teilbar. Da aber
gilt, folgt mit dem Cauchy-Produkt, dass der konstante Term a0 von P durch p2 teilbar sein muss – Widerspruch dazu, dass das Kriterium für P erfüllt war. Damit muss P irreduzibel sein, und das war gerade zu zeigen.
Betrachtet man allgemein Polynome über einem faktoriellen Ring F, so muss das Modulo-Argument durch einen geeigneten Homomorphismus ersetzt werden, der P auf seine entsprechende Restklasse in F / pF abbildet. Da F faktoriell ist und p ein Primelement, lässt sich der Homomorphismus leicht finden. Die Linearität erlaubt dann analog die Folgerung, dass P und Q jeweils selbst auf ein Monom abgebildet werden.[2],[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Jürgen Wolfart: Einführung in die Algebra und Zahlentheorie. Vieweg Verlag, 1996, Seite 143, ISBN 978-3528072865.
- ↑ Irreduzibles_Polynom&oldid=41533299#Beweis (23. Mai 2008)
Literatur
- Jürgen Wolfart: Einführung in die Algebra und Zahlentheorie. Vieweg Verlag, 1996, Seite 143, ISBN 978-3528072865.
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