Erik von Kuehnelt-Leddihn

Erik von Kuehnelt-Leddihn

Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn (* 31. Juli 1909 in Tobelbad, Steiermark; † 26. Mai 1999 in Lans, Tirol) war ein österreichischer Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kuehnelt-Leddihn studierte nach der Matura Jura, Staats- und Volkswirtschaftslehre und Theologie in Wien und Budapest. Er wurde mit einer Dissertation über „Englands innere Krise“ promoviert.

Bereits mit 16 Jahren arbeitete er nebenbei als Journalist. Im Alter von 20 Jahren schickte ihn eine ungarische Zeitung als Korrespondent nach Russland.

1933 erschien sein Roman „Jesuiten, Spiesser, Bolschewiken“, dem bald weitere Bücher folgten, von denen er einige unter Pseudonym veröffentlichte (Tomislav Vitezovic, Francis Stuart Campbell und Chester F. O'Leary).

1937 heiratete er Christiane Gräfin von Goess und zog im selben Jahr in die USA, um an der von Jesuiten betriebenen Georgetown University in Washington, D.C. zu lehren. Zu Zeiten des Spanischen Bürgerkriegs reiste er als Journalist in die von den nationalspanischen Kräften gehaltenen Teile Spaniens.

Nach seiner Rückkehr in die USA nahm er Lehrämter an verschiedenen katholischen Universitäten an.

1947 kehrte Kuehnelt-Leddihn nach Österreich zurück und zog nach Lans in Tirol. Fortan war er als freier Publizist tätig. So schrieb er beispielsweise für die von William F. Buckley, Jr. herausgegebene konservative amerikanische Zeitschrift National Review, für das deutsche Monatsblatt Criticón des Caspar von Schrenck-Notzing, die Zeitschrift Theologisches, den Rheinischen Merkur und die Aula. 1953 erschien sein politisch-philosophisches Hauptwerk "Freiheit oder Gleichheit". Im Jahr darauf begann er mit ausgiebigen Bildungsreisen, die ihn im Laufe seines Lebens unter anderem mehrmals nach Chile, Südafrika und Indochina führten, und nahm eine Vortragstätigkeit auf, so z.B. 1993 bei der Sommeruniversität der Jungen Freiheit in Ravensburg.

Kuehnelt-Leddihn war seit 1984 Mitglied der KÖL Ostaricia Innsbruck.[1]

Politisch-philosophische Ansichten

Kuehnelt-Leddihns politisch-philosophisches Denken war von den abklingenden Eindrücken der Donaumonarchie und dem österreichischen Katholizismus sowie seinen Erfahrungen mit dem Bolschewismus während seines Aufenthalts in Russland und dem Aufstieg des Nationalsozialismus geprägt. Hauptbezugspunkte waren für ihn die Gegensätze zwischen Freiheit und Gleichheit und zwischen Diversität und Identität. Er sah in der Französischen Revolution von 1789 mit ihren egalitären, traditionsfremden Ideen das Grundübel der neueren Geschichte und auch den Vorläufer des Bolschewismus einerseits sowie des Nationalsozialismus andererseits. Diese Ideologien strebten seiner Ansicht nach einer immer umfassenderen Gleichmacherei entgegen, auf nationaler wie internationaler Ebene, sowohl kulturell als auch politisch-gesellschaftlich und wirtschaftlich. Kuehnelt-Leddihn wandte sich gegen demokratische Grundprinzipien - die schon in der Antike, durch den Tod des Sokrates moralischen Schiffbruch erlitten hätten -, wehrte sich insbesondere gegen die Idee der Gleichheit aller Menschen , war ein Gegner des nationalen wie internationalen Sozialismus und trat für eine traditions- und gottgebundene, das Privateigentum, die Familie und die Nationen bzw. Kulturen schützende, ständisch-föderale Ordnung ein und favorisierte eine Wiedererrichtung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Sich selbst bezeichnete er als „katholischen rechtsradikalen Liberalen“ (Criticón, Nr. 24, Juli/August 1974), wobei zu beachten ist, dass Kuehnelt-Leddihn in der Zuordnung politischer Begriffe kreative Umdefinitionen vornahm. So definierte er zum Beispiel: „Nationalismus und Rassismus sind links, Patriotismus ist rechts“, eine Unterscheidung, die in der Politikwissenschaft bisher von niemandem nachvollzogen wurde.

In seinem 1953 erschienenen Buch "Freiheit oder Gleichheit" führte er Belege dafür an, dass im 19. Jahrhundert zahlreiche Intellektuelle verschiedener Herkunft vor dem Gleichheits- und Fortschrittswahn und einer modernen Tyrannis gewarnt hätten, so Alexis de Tocqueville, Juan Donoso Cortés oder Franz Grillparzer, und schließt sich diesen an. Des Weiteren unterzieht er den demokratischen Gedanken - also den Gedanken einer auf Gleichheit Aller basierenden Mehrheitsherrschaft - gründlicher Kritik und untersucht die Vorteile der Monarchie sowie das Verhältnis von Staat und Gesellschaft. Ein weiterer Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Katholizismus bzw. der Politik der katholischen Völker. Auch eine Untersuchung der Wurzeln des Nationalsozialismus nimmt Kuehnelt-Leddihn in "Freiheit oder Gleichheit" vor, den er unter anderem auf die hussitischen Taboriten, auf die Fortschrittslehren des 19. Jahrhunderts, auf den Sozialismus und auf Rassenlehren zurückführt. Im Nachwort entwirft er ein Bild für ein ständisch-föderales Gemeinwesen mit König, Kronrat, Verwaltung und Ständevertretung und beschwört die Reichstraditionen der Deutschen. Auf ein breites Echo stieß Kuehnelt-Leddihn mit seinen Überlegungen im europäischen Diskurs allerdings nicht. In paläokonservativen Kreisen der USA wurden seine Ansichten hingegen stark rezipiert.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Katholische österreichische Landsmannschaft Ostaricia Innsbruck. Festschrift 25 Jahre 1982-2007, S. 32
  2. Acton Institute: Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn (1909-1999)

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