- Ernst Lieber
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Philipp Ernst Maria Lieber (* 16. November 1838 in Camberg; † 31. März 1902 ebenda) war Zentrumspolitiker und Mitglied des Reichstags.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernst Lieber war der Sohn des Advokaten, Politikers und Teehändlers Moritz Joseph Josias Lieber. Der Kirchenmaler Philipp Veit, der Limburger Bischof Peter Josef Blum und der politisch einflussreiche Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler waren Freunde seiner Eltern. Das Abitur erwarb Ernst Lieber in Hadamar. Er studierte ab 1858 Jura in Würzburg, München und Bonn. Lieber promovierte schließlich in Heidelberg. Nach dem Tod des Vaters unterbrach er 1863 die Arbeit an seiner Habilitation und unterstützte die Mutter in der Erziehung der jüngsten Geschwister und im elterlichen Teehandelshaus. In Camberg gründete er einen Gewerbeverein und einen katholischen geselligen Verein. Ernst Lieber heiratete am 24. September 1873 die 15 Jahre jüngere Josefine Arnold (1853–1932). Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor.
Wirken
Ernst Lieber betätigte sich beim Aufbau des kirchlichen Vereinswesens und zählte bald zu den führenden Repräsentanten des Laienkatholizismus der Diözese Limburg.
Auf Betreiben Bischof Blums hielt Lieber 1869 seine erste Rede auf einem Katholikentag. Später gehörte er zu den Mitbegründern des „Zentrums (Verfassungspartei)“ deren Parteivorsitz er 1891 nach dem Tod von Ludwig Windthorst übernahm. Er wurde 1870 in das preußische Abgeordnetenhaus und im März 1871 in den ersten Reichstag gewählt.[1] Beide Mandate übte er bis zu seinem Tod aus.[2] Während des Kulturkampfes profilierte er sich als redegewandter Gegner Bismarcks, insbesondere bei den Debatten um die gesetzliche Sonntagsruhe, die Einschränkung der Frauen- und Kinderarbeit und die allgemeine Arbeitszeitbegrenzung. Nach der teilweisen Zurücknahme der Kulturkampfgesetze schlug die Partei unter seiner Führung einen betont nationalen Kurs ein. So unterstützte Lieber insbesondere die Flottenvorlagen, womit er die Großmachtpolitik Kaiser Wilhelms II. unterstützte.
Lieber war politisch auch in seiner Geburtsstadt Camberg tätig. Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung an und war zeitweise Stadtverordnetenvorsteher. Er gehörte auch dem Kreistag und Kreisausschuss an, ferner dem Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden, als auch dem Provinziallandtag der preußischen Provinz Hessen-Nassau in Kassel. In Camberg ließ Ernst Lieber 1889 den Lieber’schen Turm auf alten Fundamenten bauen, in dessen Turmzimmer er Besucher empfing.
1885 wurde Lieber zum Präsidenten des Katholikentages in Münster gewählt.
Auszeichnungen
Papst Leo XIII. verlieh ihm das Großkomturkreuz des St. Georgs-Ordens und ernannte ihn zum Geheimen Kammerherrn.
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Specht / Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 155; vergleiche auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Berlin: Verlag Louis Gerschel, 1883, S. 93f; vergleiche auch Kurzbiographie in: Georg Hirth (Hrsg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 9. Ausgabe vom 9. Mai 1871. Berlin: Verlag Franz Duncker, 1871, S. 221
- ↑ Reichstags-Bureau (Hrsg.): Amtliches Reichstags-Handbuch. Zehnte Legislaturperiode 1898/1903. Berlin: Druckerei des Reichstages, 1898, S. 223f
Literatur
- H. Cardauns: Ernst Lieber. Der Werdegang eines Politikers bis zu seinem Eintritt in das Parlament 1838–1871. Wiesbaden 1927
- Manfred Berger: Lieber, Ernst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 21, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-110-3, Sp. 830–834.
Weblinks
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