Ernst Tillich

Ernst Tillich

Ernst Tillich (* 27. Juni 1910 in Marienwerder, Westpreußen; † 1985) war ein deutscher Theologe und Politiker.

Sein Vater war der Amtsgerichtsrat Franz Tillich. Seine Mutter eine geborene von Richthofen. Zu seiner Verwandtschaft gehört auch der Theologe und religiöse Sozialist Paul Tillich. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Berlin-Zehlendorf studierte Ernst Tillich in Berlin, Bonn und Tübingen Theologie.

Nach dem ersten theologischen Examen war er Assistent an der Berliner Universität und später Vikar in einer Gemeinde der Bekennenden Kirche in Kleinmachnow bei Berlin. Während seiner Zeit an der Universität gehörte er einem Studentenkreis Dietrich Bonhoeffers an und nahm an einer ökumenischen Jugendkonferenz 1934 auf Fanø teil. Wegen seines angeblich „unmoralischen Lebenswandels“ musste Tillich den kirchlichen Dienst bald wieder verlassen.

1936 verhaftete die Gestapo Tillich und Werner Koch wegen ihrer Weitergabe einer Denkschrift der Bekennenden Kirche an Hitler an die ausländische Presse. Die DDR-Propaganda beschrieb dies später als „nachrichtenhändlerische“ Tätigkeiten für ausländische Presseagenturen wie United Press, Reuter und Agence Havas. Tillich wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung 1939 wurde Tillich beim Elektrokonzern Siemens & Halske eingesetzt, bis er zu Jahresbeginn 1942 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Seine Einsatzorte waren Holland und Belgien.

Er wurde in Fürstenfeldbruck bei München Leiter des Jugendamtes und Stellvertreter des Landrats. Ein Jahr später übersiedelte Ernst Tillich nach Berlin und wurde im Bereich Sozialpolitik tätig.

1950 wurde Rainer Hildebrandt – so die Sichtweise der DDR-Propaganda – vom amerikanischen Geheimdienst angewiesen, Tillich als politischen Berater der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit aufzunehmen. Schon im März 1950 trat Tillich in die Leitung der KgU ein und wurde 1951 offiziell ihr Leiter. Tillichs Bild erschien am 2. Juli 1958 auf der Titelseite des Spiegel.[1]

Ernst Tillich war von 1945 bis 1952 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD). Im August 1952 wurde Tillich aus der SPD ausgeschlossen. Am 24. April 1958 gab er die Leitung der KgU an Adolf Hellwig ab. Nach dem Ende der Kampfgruppe und nach seinem Ausscheiden aus der Organisation trat Tillich politisch nicht mehr öffentlich hervor und ging einer beruflichen Tätigkeit im Krankenhauswesen nach. Er verstarb Mitte der 80er Jahre im Rheinland.

Literatur

  • Unmenschlichkeit als System. Dokumentarbericht über die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit e.V.“ Berlin-Nikolassee, Ernst-Ring-Straße 2–4. Kongress-Verlag Berlin 1957.
  • Martin Greschat (Hrsg.): Zwischen Widerspruch und Widerstand. Texte zur Denkschrift der Bekennenden Kirche an Hitler (1936). Kommentiert und herausgegeben in Zusammenarbeit mit Achim Glaum. Kaiser, München 1987, ISBN 3-459-01708-2 (Studienbücher zur kirchlichen Zeitgeschichte 6) ISBN 3-459-01708-2.
  • So etwas wie Feme. In: Der Spiegel. Nr. 47, 1952 (19. November 1952, online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Irrlicht im Untergrund: Abgedankter Kampfgruppen-Chef Tillich; Titelseite der Spiegel-Ausgabe 27/1958 vom 2. Juli 1958.

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