Fanø

Fanø
Fanø
Hauptort Nordby, am Hafen
Hauptort Nordby, am Hafen
Gewässer Deutsche Bucht, Nordsee
Inselgruppe Dänische Wattenmeerinseln
Geographische Lage 55° 25′ N, 8° 24′ O55.4186111111118.396388888888921Koordinaten: 55° 25′ N, 8° 24′ O
Lage von Fanø
Länge 15,7 km
Breite 5,3 km
Fläche 55,78 km²
Höchste Erhebung Pælebjerg
21 m
Einwohner 3.213 (2011[1])
58 Einw./km²
Hauptort Nordby
Zwei Gemeinden auf Fanø bis 1970
Zwei Gemeinden auf Fanø bis 1970

Fanø [ˈfaːnøːʔ] ist eine dänische Insel in der Nordsee westlich von Jütland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Historische Karte mit Fanø
Blick vom 17 Meter hohen Kikkebjerg über Nordfanø nach Esbjerg
Strand an der Westküste
Dünenwanderweg
Bunker am Halevejen östlich von Rindby
Die Mühle von Sønderho

Fanø ist die nördlichste der dänischen Wattenmeerinseln und liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Sylt. Die nächstgrößere Stadt ist die zu Jütland gehörende Industrie- und Hafenstadt Esbjerg. Eine Fähre verbindet Fanø mit Esbjerg. Die Fahrzeit beträgt rund zwölf Minuten.

Fanø ist 16 Kilometer lang und misst an der breitesten Stelle 5 Kilometer. Auf der 55,78 km² großen Insel [2] wohnen 3213 Einwohner (1. Januar 2011[1]). Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von ungefähr 58 Personen pro km².

Die zwei größten Orte der Insel sind Nordby mit 2620 und Sønderho mit 277 Einwohnern (1. Januar 2011).[3] Daneben gibt es die Orte Fanø Bad und Rindby. Die Wirtschaft ist wesentlich vom Tourismus geprägt.

Fanø entstand als Sandbank in dem seichten Meeresbereich zwischen Horns Rev (Riff) und der deutschen Insel Sylt. Der Untergrund der Insel besteht mithin überwiegend aus Flugsandformationen, die sowohl hohe Dünen als auch flache Partien ausgebildet haben. Die weiten Dünen und der breite Sandstrand, der sich an der gesamten Westküste Fanøs erstreckt, sind die prägenden Landschaftsformen. Noch heute werden vom Meer große Mengen Sand an den Weststrand gespült, so dass die Insel sich in Richtung Westen langsam vergrößert. Im Osten der Insel (von Grøningen im Norden bis Hønen bei Sønderho im Süden) verläuft ein schmaler Streifen mit Marschland und Strandwiesen, die extensiv beweidet werden und aus denen Schilfrohr gewonnen wird.

In der Mitte der Insel sind Heideland, ein angepflanztes Kiefernwäldchen und eine so genannte Klitplantage, deutsch etwa: Dünenplantage, zu finden. Bei einem Strandspaziergang kann man bei bestimmten Wetterlagen und Windrichtungen Bernstein finden, dessen Aufkommen im Vergleich mit anderen Inseln der Westküste hoch ist.

Geschichte

Die Insel hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Anfangs handelte es sich bei Fanø um eine Sandbank in der Nordsee, die lange Zeit unbesiedelt war. Im Grundbuch König Valdemars ist die Insel 1231 nachweisbar. In der Neuzeit hatten die Bewohner schwer mit Flugsand zu kämpfen. Dies ist einer der Gründe für die Anlage der Klitplantage. Im Jahre 1741 kauften sich die Anwohner der Insel auf einer Auktion in Ribe von der dänischen Krone frei. Die Insel fiel einschließlich der Jagd- und Strandrechte für 6.000 Reichstaler an die Bewohner. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in den Orten Nordby und Sønderho jeweils einen „königlich privilegierten“ Kro (deutsch: Dorfkrug).

Im 19. Jahrhundert erlebte die Insel eine rasante Entwicklung der Schifffahrt. Im Jahre 1870 besaß die Insel die zweitgrößte Handelsflotte Dänemarks; nur die Flotte von Kopenhagen war bedeutender. Aus dieser Zeit findet man bis heute in Nordby und Sønderho zahlreiche gepflegte Fischerhäuser und Kapitänsvillen. Mit der zunehmenden Versandung des Hafens von Sønderho und dem Bau des Dampfschiffhafens in Esbjerg endete diese Epoche.

1934 hielt Dietrich Bonhoeffer hier auf der Ökumenischen Jugendkonferenz des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen eine Rede unter dem Titel Die Kirche und die Völkerwelt, in der er zum Frieden unter den Völkern aus christlicher Verantwortung aufrief.

Im Zweiten Weltkrieg war Fanø Teil des „Atlantikwalls“. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Bunker und andere militärische Befestigungen der deutschen Wehrmacht auf der Insel. Nach dem Krieg wurden sie teilweise vergeblich gesprengt, einige aber noch lange von der dänischen Armee weitergenutzt. Eine Interessengruppe ist derzeit dabei, einige Bunker wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nördlich von Nordby am Ende des Weges Vesternasen gibt es eine ganze Ansammlumg von begehbaren Bunkern. Die Bunker an der Südseite der Insel sind ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.

Fanø war mit seinen beiden Kirchspielen Nordby Sogn und Sønderho Sogn Teil der Harde Skast Herred, welche 1970 im Ribe Amt aufging. Seit 1970 bildet die Insel eine eigenständige Kommune. Bei einer Abstimmung im Jahr 2005 entschieden sich die Bewohner der Insel dagegen, dass Fanø im Rahmen der 2007 stattfindenden dänischen Kommunalreform ein Teil der neuen Großkommune Esbjerg (zusammen mit den Kommunen Ribe und Bramming) in der neuen Region Syddanmark, in der das Ribe Amt aufging, wird. Insgesamt stimmten rund zwei Drittel der Wahlberechtigten gegen den Zusammenschluss. Fanø bildet damit nach Læsø die zweitkleinste Kommune Dänemarks (diese zwei und die anderen beiden „Inselkommunen“ Ærø und Samsø bilden die einzigen dänischen Kommunen mit weniger als 10.000 Einwohnern).

Natur

Unter den Säugetieren ist das Wildkaninchen besonders augenfällig. Die Tierart wurde 1913 auf die Insel gebracht und hat sich seither stark vermehrt. Die Tiere verursachen auf Feldern und in Forsten beträchtliche Schäden. Rehwild ist seit 1950 auf der Insel. Die ersten Tiere kamen vom Herrensitz Valdemars Slot (Schloss) auf Tåsinge. Während Fuchs, Hermelin und Hase auf Fanø heimisch sind, fehlen Eichhörnchen, Ratte und Maulwurf.

Das Vogelleben auf der Insel ist besonders zur Zeit des Vogelzuges sehr ausgeprägt. Scharen von Enten, Gänsen, Watvögeln und Singvögeln ziehen entlang der Küstenlinie im Frühjahr in ihre arktischen und subarktischen Brutgebiet und im Herbst zurück in die im Bereich der Nordseeküste, im Mittelmeerraum oder auf dem afrikanischen Kontinent liegenden Überwinterungsgebiete. Zahlreiche Zugvögel rasten auf der Insel oder verbleiben dort in milden Wintern (insbesondere Watvögel wie Sanderling, Steinwälzer, Austernfischer aber auch Sperlingsvögel wie Bergfink und Schneeammer).

Die enormen Scharen durchziehender Enten hatte die Bewohner der Insel im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts dazu veranlasst, auf der Wattseite der Insel mehrere Vogelkojen anzulegen. In jeder dieser Vogelkojen wurden jährlich bis zu 5.000 Enten gefangen. Seit 1931 ist diese Art des Vogelfangs verboten. Die Nordby Fuglekøje ist mit Privatfahrzeugen erreichbar und kann besichtigt werden. Die Sønderho Fuglekøje wird seit 1960 als Beringungsstation genutzt[4].

Tourismus

Die Insel ist stark vom Tourismus geprägt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Fanø Vesterhavsbad das erste Hotel erbaut. Aus dieser Zeit stammen auch die bedeutenden Fanø Golf Links, die ältesten Dänemarks. Im Bereich der beiden Orte Fanø Vesterhavsbad und Rindby befindet sich das große Ferienhausgebiet Rindby Strand sowie mehrere Campingplätze. Insgesamt befanden sich im Jahre 2008 mehr als 2.700 Ferienhäuser auf der Insel.

Die Fanniker, die Bewohner Nordbys, präsentieren jedes Jahr im Sommer ihre Trachten, Tänze und alten Lieder auf den Fannikerdagen.

Museen

Zahlreiche Museen dokumentieren das Leben auf der Insel. Das 1992 gegründete Kunstmuseum Fanø in Sønderho hat eine bedeutende Sammlung von Werken dänischer Westküstenmaler. In der Schifffahrts- und Trachtensammlung sowie dem Fanø-Museum in Nordby werden Artefakte lokaler Kultur ausgestellt. Hannes Hus in Sønderho zeigt exemplarisch den Alltag einer Bewohnerin von Fanø um 1900.

Das private Café Nanas Stue in Sønderho beherbergt die Fanø-Fliesensammlung (daher auch Fliesenmuseum genannt). Hier kann man kunstvolle, teils weit über hundert Jahre alte Fliesen betrachten, welche die Seeleute bei ihren Leerfahrten aus den Niederlanden als zunehmend nachgefragtes Gut mit heimbrachten.

Kirchen

Es gibt zwei Kirchen auf der Insel. In der Sønderho Kirke befinden sich 15 Schiffsmodelle, die im Kirchenschiff unter dem Dach aufgehängt sind. Mit einem Fassungsvermögen von einst 800 Personen gehört sie zu den größten Schifffahrtskirchen Dänemarks. Ebenso besitzt die Kirche in Nordby einige sehenswerte Schiffsmodelle. Architektonisch bestechen die beiden Inselkirchen durch das Fehlen eines Kirchturmes.

Drachenfest

Jedes Jahr um den 17./18. Juni findet das größte internationale Kiteflyer-Meeting der Welt statt. Das Drachenfest findet offiziell von Donnerstag bis Sonntag zwischen Rindby und Fanø Bad statt. Am Donnerstagabend ist in der Reithalle von Rindby das traditionelle Begrüßungstreffen; Samstags findet eine Versteigerung rund um Drachen statt. Der Erlös kommt einer Hilfsorganisation für notleidende Kinder in Kolumbien zugute. 2009 fand das Treffen zum 25. Mal statt. Es werden traditionell lediglich die Fanø Classics, ein Meeting zum Thema „Historische Drachen“ und die Versteigerung organisiert. Ein offizielles Drachenfest mit eingeladenen Gästen gibt es nicht. Trotzdem kommen jedes Jahr im Juni bis zu 4.000 Drachenflieger und Tausende Besucher aus aller Welt nach Fanø.

Söhne und Töchter Fanøs

Siehe auch

 Commons: Fanø – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Per Olaf Lassen: Badestedet Fanø - Et strejtog gennem 50 år, 1946 - 1996. Erschienen 1997 ohne Verlagsangabe in Fanøbad.
  • Peter Willumsen: Der Atlantikwall auf Fanö - Fanö im Zweiten Weltkrieg. Erschienen 2008 im Verlag WeXco ApS. ISBN 9788799004317

Einzelnachweise

  1. a b Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar fordelt på øer (dänisch)
  2. www.statistikbanken.dk
  3. Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF44: Folketal pr. 1. januar fordelt på byer (dänisch)
  4. H.Meesenburg et al.: Fanø - Mensch und Landschaft. Esbjerg 1977.

Weblinks


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