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Wigbert Grabert (* 18. Februar 1941) ist ein rechtsextremer deutscher Verleger.
Inhaltsverzeichnis
Leben
An der Universität Tübingen studierte Wigbert Grabert Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Seit 1972 ist er als selbständiger Verleger tätig und führt den Grabert-Verlag, den Hohenrain-Verlag und die Edition Gie. Er führt seit 1972 als Schriftleiter bzw. 1978 nach Verlagsübernahme den von seinem Vater Herbert Grabert gegründeten Grabert-Verlag und die „revisionistische“ Vierteljahrszeitschrift Deutschland in Geschichte und Gegenwart (DGG). Grabert ist unter anderem Mitglied des Witikobundes.
Programmatik
Wie schon unter seinem Vater werden insbesondere Schriften bekennender NS-Apologeten, Hitler-Verehrer und Holocaust-Leugner wie Alain de Benoist und Germar Rudolf verbreitet, der bei Grabert zumeist unter dem Pseudonym Ernst Gauss schrieb. 1981 erschien hier das Buch Feuerzeichen - Die „Reichskristallnacht“ von Ingrid Weckert, die damals die von Michael Kühnen begründete Antizionistische Aktion in München leitete. In dem Pamphlet behauptete sie, die Reichspogromnacht am 9. November 1938 sei von jüdischer Seite angestiftet worden, um die Auswanderung der Juden nach Palästina zu fördern. Das Buch wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert. Als ein weiteres Beispiel von vielen kann das 1994 erschienene geschichtsfälschende „Volkslexikon Drittes Reich“ genannt werden.
Unter Wigbert Grabert wurden Verlag und Zeitschrift seit den 1979 und in 1980er Jahren zudem wichtige Publikationsorgane der Neuen Rechten und der französischen Nouvelle Droite. 1991 erschien in Deutschland in Geschichte und Gegenwart ein Wiederabdruck des Heidelberger Manifests anlässlich des 10. Jubiläums. Hinzu kommen rechte Esoterik und völkischer Okkultismus wie aus der Feder von Sigrid Hunke. Neben der von Jaques de Mahieu verfassten und von Wilfred von Oven ins Deutsche übersetzten Sonnengott-Trilogie zu den „Wikingern in Südamerika“ erschienen noch mindestens sieben weitere Titel de Mahieus im Grabert-Verlag, in denen dieser Autor ein Forum für seine chauvinistische These erhielt, die Hochkultur der Inkas sei in Wahrheit ein Wikingerreich gewesen. Mahieu war Freiwilliger in der Waffen-SS-Division Charlemagne und floh nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien, da er in Frankreich in Abwesenheit 14 mal zum Tode verurteilt wurde.
Darüber hinaus werden zunehmend auch pseudowissenschaftliche, völkische bzw. rassistische Veröffentlichungen aus dem Bereichen Ur- und Frühgeschichte und Archäologie wie die Arbeiten von Helmut Schröcke oder Jochen Wittmann gedruckt, in denen die Slawen zu Ostgermanen „umgeschrieben“ werden. Andere Schriften wie die von Jürgen Spanuth, Dieter Braasch, Rudolf Krohne alias H. K. Horken, Armin E. Hepp, G. Meier/H. Zschweigert zeichnen sich besonders dadurch aus, dass hier weiter die Theorie „Ex septentrione lux“ (Das Licht aus dem Norden) weiterhin vertreten und eine „urzeitliche Sendung des Nordens“ wiederum als zwingende Schlussfolgerung wissenschaftlicher Forschung ausgegeben wird. Mehrere dieser Publikationen nehmen bereits im Titel auf die Licht-Metapher deutlichen Bezug. Erklärtes Ziel solcher Darstellungen ist es beispielsweise, bewusst einen Kontrapunkt gegen ‚Ex oriente lux’ zu setzen, um diese Lehrmeinung als die größte Geschichtslüge aller Zeiten bloßzustellen. Bei den Autoren handelt es sich zumeist nicht um Fachwissenschaftler, sondern, wie einmal mit trotzigem Stolz eingestanden wird, um ‚privatgelehrte Pioniere der Vorgeschichte Alteuropas’. Hauptansatzpunkt für diese Behauptung ist nach wie vor die spekulative Zusammenstellung von Indizien, die den bestimmenden Einfluss von Menschen nordeuropäischer Herkunft nahelegen sollen. Unverändert reichen hierzu vage Andeutungen für den ‚Nachweis’ z. B. von blonden Haaren oder blauen Augen aus. Erkenntnisse der prähistorischen Archäologie werden in der Regel nur herangezogen, sofern sie für das rassenideologisch bestimmte Argumentationsschema von Nutzen sind. Nicht selten ist die Ablehnung des Schlagwortes ‚Ex oriente lux’ mit einer antichristlichen oder antisemitischen Polemik untersetzt, die in „verschwörungstheoretischen Unterstellungen mündet“ (Wiwjorra 2002). Dieses Angebot wird in jüngster Zeit auch durch Schriften aus dem Umfeld der pseudowissenschaftlichen Chronologiekritiker wie Uwe Topper erweitert.
Weiterhin diente Deutschland in Geschichte und Gegenwart als Mitteilungsorgan des 1980 von Wigbert und seiner Frau Marielousie Grabert mitbegründeten Thule-Seminars bzw. der Stiftung Kulturkreis 2000. Im Grabert-Verlag erschienen bis etwa 1983 auch programmatische Schriften des Thule-Seminars wie Das unvergängliche Erbe: Alternativen zum Prinzip der Gleichheit, das von Pierre Krebs herausgegeben wurde und in dem dieser, Armin Mohler und andere mit Beiträgen vertreten sind. Grabert wurde im September 1989 wegen der von ihm verlegten und von Wolfgang Seeger verfassten Schrift Wie die beiden Weltkriege gemacht wurden vom Amtsgericht Tübingen zu einer Geldstrafe von 10.000 DM verurteilt. Anfang Februar 2007 erging ein weiteres Urteil des Amtsgerichts Tübingen wegen Volksverhetzung gegen Grabert mit einer Bewährungsstrafe von drei Monaten. Grabert hatte einen Bericht aus Finnland von Henrik E. Holappa über „Muli-Kulti-Gefahren“ in der Ausgabe 1/2006 nachgedruckt, welche später beschlagnahmt wurde. In diesem „Bericht aus Finnland“ war neben einem „multikulturellen Krieg“ auch die Rede von „Gruppenvergewaltigungen finnischer Frauen und Mädchen durch brutale Negerbanden“.[1]
Darüber hinaus wurde von Wigbert Grabert auch der Hohenrain-Verlag (Tübingen, Zürich, Paris), der sich durch ein ähnliches Autorenspektrum auszeichnet, als Tochtergesellschaft des Grabert-Verlags begründet. Hier erscheinen unter anderem die Veröffentlichungen der Stiftung Kulturkreis 2000. Zu dem verzweigten Verlagskomplex gehört außerdem die Hoggan-Stiftung. Sie wurde nach David L. Hoggan, der 1988 verstorben ist, benannt und soll (wie 1945 Herbert Grabert) aus dem Universitätsdienst entlassenen US-Amerikanern eine materielle Basis schaffen. In dem seit 1990 erscheinenden Euro-Kurier werden nicht nur Verlagsneuheiten präsentiert, sondern er kann als eine der wichtigsten Schriften der Neuen Rechten gelten.
Seit 1981 ist der rechtsextreme Multifunktionär Rolf Kosiek aus Nürtingen, für die inhaltliche Arbeit zuständiger Mitarbeiter und Lektor des Grabert-Verlags sowie Leiter des zu dem Verlag gehörenden Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte (IdN).
Wigbert Grabert ist Herausgeber der Zeitschrift »Deutschland in Geschichte und Gegenwart« (51. Jahrgang).
Weiter gibt er die Reihe »Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte« (bisher 31 Bände) und die Reihe »Veröffentlichung aus Hochschule, Wissenschaft und Forschung« (bisher 22 Bände) sowie die Reihe »Kulturkreis 2000« (bisher 12 Bände) heraus.
Einzelbelege
- ↑ Rechtsextremer Verleger vor Gericht Unabhängiges Infoportal Tübingen - www.tueinfo.de.am
Literaturhinweise
- Martin Finkenberger/Horst Junginger (Hrsg.): Im Dienste der Lügen. Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage. Aschaffenburg: Alibri-Verl., 2004. ISBN 3932710762.
- Ingo Wiwjorra: „Ex oriente lux“ - „Ex septentrione lux“. Über den Widerstreit zweier Identitätsmythen. In: Achim Leube / Morton Hegewisch (Hrsg.): Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945. Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 2 (Heidelberg 2002) 73-106. ISBN 3935025084.
Weblinks
- Aktuelle Einschätzung des Grabert/Hohenrain-Verlages durch den Landesverfassungsschutz Baden-Württemberg, in: http://www.verfassungsschutz-bw.de/rechts/rechts_sonst.html
- "Publizistik. Wiederherstellung deutschen Identitätsgefühls. Verleger Wigbert Grabert über seine Berufsauffassung, den Geisteskampf gegen die Eine-Welt und seine Hoffnungen", in der Website der rechtsextremen "Deutschen Stimme" der NPD: http://www.deutsche-stimme.de/Sites/11-03-Gespraech.html
Personendaten NAME Grabert, Wigbert KURZBESCHREIBUNG rechtsextremer Verleger GEBURTSDATUM 18. Februar 1941
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