Grabert/Hohenrain-Verlag

Grabert/Hohenrain-Verlag

Der 1953 von Herbert Grabert als „Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung“ in Tübingen gegründete und 1974 umbenannte Grabert-Verlag gehört mitsamt seinem Tochterunternehmen, dem Hohenrain-Verlag, zu den größten und bekanntesten rechtsextremen Verlagen in der Bundesrepublik Deutschland. Mehrfach wurden Bücher aus den Verlagsprogrammen wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung Verstorbener eingezogen und/oder von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert.[1] Die Verlagsleitung obliegt seit 1972 dem Geschäftsführer Wigbert Grabert, Lektor des Verlages ist der rechtsextreme Netzwerker Rolf Kosiek.[2] Der "Grabert- und Hohenrain-Verlag" bietet umfangreiche Verlagsprogramme an, mit denen er die ganze Bandbreite von Themenfeldern bedient, die für den Rechtsextremismus von politisch-ideologischer Bedeutung sind. Verlagssitz ist nach wie vor Tübingen.

Inhaltsverzeichnis

Gründung als „Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung“

Im Jahr 1953 gründete Herbert Grabert, ein ehemaliger hoher Beamter und Dozent in Alfred Rosenbergs Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, den "Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung" als einen der bedeutendsten der im Zuge des kulturellen Rechtsextremismus in den 50er-Jahren als Plattform und Vertriebsorgane rechtsextremer Strategien und Theorien gegründeten verschiedenen Verlage, die insbesondere den Nationalsozialismus verharmlosten.[3]

„Der erzwungene Krieg“

In Graberts „Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung“ erschien um 1961 das von David L. Hoggan verfasste Buch „Der erzwungene Krieg“. In diesem von deutschen Rechtsextremisten wegen der Verbreitung der Kriegsschuldlüge freudig begrüßten Buch behauptete der US-amerikanische Autor, Hitler habe weder einen Konflikt mit Polen noch mit England gewünscht. England hingegen habe eine aggressive Politik betrieben, die dann zum Krieg geführt habe. Dieses Buch hatte große Außenwirkung.[3]

Umbenennung 1974 in „Grabert-Verlag“

1974 benannte Herbert Grabert den Verlag in Grabert-Verlag um[1]. Zeitweiliger Leiter war der Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft in Paris und Leiter des dortigen Deutschen Institus von 1940 bis 1945 Karl Epting. Der Grabert Verlag räumte dem „Revisionismus“, der Leugnung des Holocaust und der Leugnung der deutschen Kriegsschuld, einen breiten Platz ein (Eigenwerbung der DGG: „Eine der führenden revisionistischen Zeitschriften in Deutschland“). Im Grabert-Verlag erschienen unter anderem Der Auschwitz-Mythos von Wilhelm Stäglich (1979) und Der erzwungene Krieg - die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs des US-amerikanischen Autors David L. Hoggan, des weiteren Léon Degrelles Hitler - geboren in Versailles. Der Auschwitzleugner Dieter Vollmer war von 1963 bis 1965 sogar Verlagssekretär. Ein zweites Standbein waren (und sind bis heute) Publikationen aus dem Bereich des völkischen Okkultismus und des rechtsextremen Neoheidentums wie Jaques de Mahieus Sonnengott-Trilogie, Detlev Roses Buch Die Thule-Gesellschaft sowie Schriften von Johannes Fiebag und Sigrid Hunke. Grabert selbst hatte 1960 unter dem Pseudonym Hugo C. Backhaus ein Buch Volk ohne Führung veröffent­licht, für das er vom 3. Senat des Bundesgerichtshofes zu neun Monaten Haft auf Bewäh­rung verurteilt wurde.

Übernahme durch Wigbert Grabert

Wigbert Grabert, seit 1972 Schriftleiter, übernahm 1978 den Verlag[1] Unter Wigbert Grabert wurden der Verlag und die Zeitschrift DGG seit den 1970 und in 1980er Jahren wichtige Publikationsorgane der Neuen Rechten und der französischen Nouvelle Droite.

Grabert/Hohenrain-Verlag

Darüber hinaus wurde von Wigbert Grabert 1985 auch der Hohenrain-Verlag (Tübingen, Zürich, Paris), der sich durch ein ähnliches Autorenspektrum auszeichnet, als Tochterunternehmen "Hohenrain-Verlag" des Grabert-Verlags begründet. Seitdem firmiert der Verlag als "Grabert/Hohenrain-Verlag".

Weitere Tochterunternehmen

Auch die "GIE German International Editions GmbH" (gegründet 1978) und die Versandfirma „Media-Service“ (gegr. 1998), die von Wigbert Graberts Sohn geleitet wird gehören zum Konzern. Zudem besitzt der "Grabert-Verlag" die "Versandbuchhandlung Grabert", die neben Publikationen aus dem "Grabert-" und dem "Hohenrainverlag" auch Bücher anderer rechtsextremistischer Verlage anbietet. Ebenso gehört Grabert der "Deutsche Buchkreis". Dessen Mitglieder können die Veröffentlichungen der beiden Verlage unter bestimmten Bedingungen ermäßigt beziehen[1].

Programmatik

Der Verlag vertreibt insbesondere Schriften bekennender Rechtsextremer, Geschichtsrevisionisten, Hitler-Verehrer und Holocaust-Leugner wie Wilhelm Stäglich und dem ebenfalls deswegen verurteilten Germar Rudolf, der bei Grabert zumeist unter dem Pseudonym Ernst Gauss schrieb. So verlegte der Verlag 1996 z.B. das Buch "Nürnberg – Die letzte Schlacht" des Holocaust-Leugners und Geschichtsrevisionisten David Irving. Weitere Autoren sind Rolf Kosiek, Sigrid Hunke, Jürgen Spanuth, Hellmut Diwald, Bernard Willms, Richard W. Eichler und Johann Braun.

Thematische Schwerpunkte waren und sind Verharmlosungen des Nationalsozialismus, insbesondere die Leugnung der Kriegsschuld und Relativierung der Judenvernichtung (Shoa), aber auch ideologietheoretische Veröffentlichungen zur Festigung des Rechtsextremismus und völkische Veröffentlichungen[4].

Dazu kommen zahlreiche Publikationen, die sich gegen die Globalisierung, den europäischen Einigungsprozess, sog. "Political Correctness", die Einwanderung nach Deutschland, die „Frankfurter Schule“, sowie das politische System Deutschlands und dessen Repräsentanten richten.

Wigbert Grabert und seine Frau Marielousie Grabert begründeten das Thule-Seminars bzw. die Stiftung „Kulturkreis 2000“ mit. Im Grabert-Verlag erschienen daher bis etwa 1983 auch programmastische Schriften des Thule-Seminars wie Das unvergängliche Erbe: Alternativen zum Prinzip der Gleichheit, das von Pierre Krebs herausgegeben wurde und in dem dieser, Armin Mohler und andere mit Beiträgen vertreten sind.

1994 erschien das geschichtsrevisionistische „Volkslexikon Drittes Reich“.

Das 2003 im „Hohenrain-Verlag“ veröffentlichte Buch „Der Angriff. Eine Staats- und Gesellschaftskritik an der 'Berliner Republik‘“ von Claus Nordbruch propagiert offen die Beseitigung der derzeitigen politischen Ordnung Deutschlands.

Neuerscheinungen sind »Wir werden schamlos irregeführt!« von Gerhoch Reisegger, »Tödliche Bedrohung USA« von Karl Richter und »Pulverfaß Nahost« von Richard Melisch.

Deutschland in Geschichte und Gegenwart (DGG)

Neben der Herausgabe und dem Vertrieb von Büchern erscheint im Grabert-Verlag auch die geschichtsrevisionistische Vierteljahreszeitschrift „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“.

Das zunächst aus lediglich vier Druckseiten bestehende Mitteilungsblatt für den 131er-Hochschullehrer im Auftrag des Verban­des der nichtamtierenden (amtsverdrängten) Hochschullehrer und der Forschungs­hilfe e.V. entstand im "Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung". Diese Zeitschrift, die 1955 in Deutsche Hochschullehrer-Zeitung umbenannt wurde, entwickelte sich zu einem Forum nationalsozialistischer Wissenschaftler, denen nach 1945 die Tätigkeit an bundesdeutschen Hochschulen verwehrt blieb, in dem sie zum Teil um ihre Rehabilitierung rangen, zumeist aber die alten Ideen weiterverfolgten. Sein Sohn Wigbert Grabert führte die Hochschullehrer-Zeitung seit 1972 aufgrund der Erweiterung der Themenbreite und des Umfangs der Hochschullehrer-Zeitung als Vierteljahreszeitschrift Deutschland in Geschichte und Gegenwart. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik (DGG) weiter.

Sie erscheint zwar in pseudo-wissenschaftlicher Aufmachung, bedient jedoch in ihren Einzelbeiträgen dieselben Themenfelder und ideologischen Deutungsmuster wie die Bücher des Grabert- und des Hohenrainverlages.

Das Autorenspektrum der DGG reicht von dem Geschichtsrevisionisten Walter Staffa bis zu Claus Nordbruch. Nordbruch stellte in DGG im März 2003 eine Zusammenfassung der zentralen Thesen seines neuen Buches vor:

„Wir haben eine friedliche Revolution durchzuführen... Es bedarf keiner besonderen prophetischen Befähigung festzustellen, dass das System der Berliner Republik nicht ewig bestehen wird. Vielmehr deuten unübersehbare Anzeichen darauf hin, dass es seinen Zenit längst überschritten hat. Und das ist auch gut so.“[1]

Auch Verlagsleiter Rolf Kosiek verfasste als Dauerautor unter dem Pseudonym Rudolf Künast in DGG zahlreiche Artikel.

Die Ausgabe 1/2006 der DGG wurde eingezogen.

Indizierungen, Verurteilungen

Die Herausgabe des Buches »Auschwitz-Mythos« mit dem Autor Wilhelm Stäglich Ende der 70er-Jahre führte zu einem Verbot des Buches und zum Entzug der Doktorwürde für Stäglich.[5]

1981 erschien das Buch "Feuerzeichen - Die „Reichskristallnacht" von Ingrid Weckert; Sie leitete mit Michael Kühnen die "Antizionistische Aktion" in München). Darin behauptete sie, die Reichspogromnacht am 9. November 1938 sei von jüdischer Seite angestiftet worden, um die Auswanderung der Juden nach Palästina zu fördern. Das Buch wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert.

Im September 1989 wurde Wigbert Grabert wegen der von ihm verlegten und von Wolfgang Seeger verfassten Schrift Wie die beiden Weltkriege gemacht wurden vom Amtsgericht Tübingen zu einer Geldstrafe von 10.000 DM verurteilt. 1993 wurde der § 130/2 verschärft. Anfang Februar 2007 erging ein weiteres Urteil des Amtsgerichts Tübingen wegen Volksverhetzung gegen Wigbert Grabert mit einer Bewährungsstrafe von drei Monaten[6]. Er hatte einen Bericht aus Finnland von Henrik E. Holappa über so genannte „Muli-Kulti-Gefahren“ in der Ausgabe 1/2006 nachgedruckt, welcher später beschlagnahmt wurde. In diesem „Bericht aus Finnland“ war neben einem „multikulturellen Krieg“ auch die Rede von „Gruppenvergewaltigungen finnischer Frauen und Mädchen durch brutale Negerbanden“.

Verflechtungen mit der „Gesellschaft für freie Publizistik“

Die rechtsextreme Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) zeichnete Wigbert Grabert 2003 mit der "Ulrich von Hutten-Medaille" aus. Verlagsleiter Rolf Kosiek aus Nürtingen ist seit langem Vorstand der GfP.

Weitere personelle und organisatorische Verflechtungen

Herbert Grabert, Wigbert Grabert, Rolf Kosiek und Walter Staffa sind Witikonen (Angehörige des Witikobundes). Wigbert Grabert und Rolf Kosiek sind in der GfP mit Sitz in Oberboihingen bei Nürtingen, Rolf Kosiek und Walter Staffa aus Nürtingen im Deutschen Seminar und der Deutschen Studiengemeinschaft.

Einzelbelege

  1. a b c d e Vgl. Organisationsunabhängige rechtsextremistische Verlage in Baden-Württemberg: „GRABERT-Verlag“/„Hohenrain-Verlag“ Artikel des Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg
  2. Glossar Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung
  3. a b Vgl. Armin Pfahl-Traughber: Der organisierte Rechtsextremismus in Deutschland nach 1945. in: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz. Schriftenreihe Band 368 der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 75ff.
  4. Vgl. Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik., München 1999, S. 42
  5. Wiederherstellung deutschen Identitätsgefühls Interview in der Deutschen Stimme
  6. Haftstrafe für rechten Verleger Artikel bei redok

Weblinks


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