Falk (Verlag)

Falk (Verlag)
Falk Marco Polo Interactive GmbH
Logo der Falk Marco Polo Interactive GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1945
Sitz Ostfildern, Deutschland

Leitung

  • Frank Mair
  • Elmar Peters
Mitarbeiter 93 (31. Dezember 2007) [1]
Umsatz 45,5 Mio. EUR (2007) [1]
Branche Kartographie, Navigationssystem, Flottensteuerungslösung
Produkte Karten, Geodaten
Website www.falk.de
Falkpläne

Die Falk Marco Polo Interactive GmbH ist ein auf Stadtpläne und Landkarten spezialisierter Verlag mit Sitz in Ostfildern. Der Falk-Verlag wurde 1945 von Gerhard Falk in Hamburg gegründet und gehört inzwischen zu MairDumont.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Legende besagt, dass Gerhard Falk, 1945 gerade aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, versuchte, sich im vom Krieg zerstörten Hamburg zurechtzufinden und sich dabei über einen unhandlichen Stadtplan der Großstadt ärgerte. Dabei kamen ihm zwei Ideen, die zu einem völlig neuartigen Produkt führten:

Die parabolische Projektion (sog. Hyperboloid-Projektion) erlaubt es, innerhalb des Stadtplans gleitend den Maßstab zu ändern. Die im Zentrum liegende Innenstadt mit ihren engen Straßen wird hierbei größer dargestellt als die Randbezirke.

Eine für Falk 1948 patentierte Falttechnik erlaubt es dem Benutzer, sich in dem Plan zurechtzufinden, ohne diesen komplett zu entfalten.[2] Obwohl der Plan immer noch auf einem einzigen Blatt gedruckt ist, kann man damit − fast wie in einem Buch − in alle Richtungen blättern. Die Falkpläne wurden bis in die 1990er Jahre manuell von Heimarbeitern gefaltet, erst seit den 1980er Jahren wurden Automaten zur maschinellen Faltung der gängigsten Größen eingesetzt. Entwickelt wurde die Maschine von Alfred Vogtländer; sie war wiederum durch Patent geschützt.[3]

Dank dieser Neuerungen, aber auch dank einer durchdachten Marketing-Strategie (so wurde zum Beispiel stets der Begriff Falkplan verwendet, um den Stadtplan untrennbar mit dem Firmennamen zu verknüpfen) wuchs der Verlag schnell und stieg zum führenden Stadtplanproduzenten Europas auf, der Karten der größten Städte Deutschlands, aber auch der wichtigsten Hauptstädte Europas und von New York, Rio de Janeiro u. a. im Programm hatte.

  • 1945, Beginn der Arbeiten mit drei freien Mitarbeitern in den hinteren Räumen einer Gaststätte;
  • 1946, Büro in Hamburg-Winterhude, die erste Auflage des Hamburg-Stadtplans erscheint in Hyperboloid-Projektion und mit Patentfaltung, Darstellung der total- und der teilzerstörten Gebiete der Stadt;
  • 1947, Umzug ins Hamburger Kontorhausviertel (Sprinkenhof), Gründung einer Niederlassung in West-Berlin und einem Tochterunternehmen in Den Haag; es erscheinen die Pläne von Hannover, Frankfurt (Main), München und Düsseldorf;
  • 1948, der erste Berlin-Plan erscheint im Frühjahr (viersprachig), ebenso Nürnberg;
  • 1950, als erster Auslandsplan erscheint Rom, erster Autoatlas Bundesrepublik Deutschland; die erste Million Pläne sind verkauft;
  • 1951, als erster außereuropäischer Stadtplan erscheint Sao Paulo (für Brasilien);
  • 1953, der Welt-Seuchen-Atlas wird im Auftrag der US-Navy hergestellt, Arbeiten am Stadtplan Ruhrgebiet im Maßstab 1:50.000, Rio de Janeiro und Kopenhagen beginnen, 30 feste Mitarbeiter;
  • 1954, Auftrag zur Herstellung eines Weltatlas für die Büchergilde Gutenberg, der Lichtsatz (Hohlux-Gerät) wird eingeführt;
  • 1955, u. a. erscheinen der Stadtplan Dortmund und ein Autoatlas Österreich, für ein Gutenberg-Lexikon werden die thematischen Karten erstellt, die Foliengravur wird erprobt und für die Neuherstellung eingeführt;
  • 1956, der Denkende Falk-Plan Hamburg erscheint, zahlreiche Stadtpläne sind in Arbeit, darunter auch London und Paris;
  • 1957, der Autoatlas Europa entspricht dem aufkommenden Tourismus und Warenverkehr;
  • 1959, die Stadtpläne St. Louis und New York sowie der US-Road-Atlas sollen neue Märkte in Amerika erschließen;
  • 1960, die Falk-Mondkarte mit der naturähnlichen Darstellung der von der Erde aus sichtbaren Seite erscheint, außerdem u. a. die Stadtpläne der BRD-Hauptstadt Bonn, Wuppertal, Saarbrücken und der österreichischen Hauptstadt Wien, es gibt 42 Verlagsprodukte, 75 Mitarbeiter;
  • 1961, Falk wird als Europas größter Stadtplan-Verlag bezeichnet, das Vertriebsnetz wird mit Gebietsvertretern ausgebaut, die die Buchhändler, Tankstellen usw. beliefern;

Zeittypisch wird mit prägnanten Sprüchen geworben: „Planlos läuft er durch die Stadt, weil er keinen Falk-Plan hat.“ oder „Nicht verlaufen, Falk-Plan kaufen“.

Die vom Falk-Verlag ebenfalls entwickelte Weltzeituhr bestand aus einem sich drehenden, von innen teilweise beleuchteten Zylinder, auf dem eine Weltkarte in winkeltreuer Mercator-Projektion mit Darstellung der Zeitzonen abgebildet war. Beleuchtet wurde jeweils die Tagesseite, wobei die Jahreszeiten berücksichtigt gewesen sein sollen.

In den 1960er Jahren wurde der Autoatlas Bundesrepublik Deutschland völlig neu hergestellt, außerdem erschien der beliebte Autoatlas Von Kopenhagen bis Mailand. Durch die zunehmende Ausdehnung vieler Städte (Gebietsreform) mussten viele Stadtpläne erweitert werden. Der Duktus der verschiedenen Stadtpläne wurde einander angeglichen, neue Techniken wurden eingeführt (Vierfarbdruck).

In den 1970er Jahren wurde das Vertriebsprogramm um Reise- und Sprachführer von Berlitz erweitert, für die auch die Karten geschaffen wurden. Die zunehmende Verständigung mit dem Osten ließ neue Kartentitel wie Moskau, Budapest, Sofia u. a., aber auch Peking in den Vertriebslisten erscheinen. Dies wurde auch durch eine Kooperation mit dem kartographischen Betrieb „Cartographia Budapest“ erreicht, der diese Stadtpläne produzierte. Auch eine ganze Reihe Pläne westlicher Städte wurden von den Ungarn hergestellt (z. B. Oslo, Dublin, Oldenburg, Regensburg).

Nach Gerhard Falks Tod 1978 wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt, blieb aber weiter in Familienbesitz. Die Ausweitung der Produktpalette durch weitere Stadtpläne, Straßenkarten und Autoatlanten und die Erweiterung des Vertriebsprogramms auf andere Verlagsprodukte wie Stadtpläne kleinerer Städte, Stadtatlanten der großen Ballungsräume und Karten mittlerer Maßstäbe (1:100.000 und 1:250.000) von Haupka und Straßen- und Länderkarten vom Ravenstein-Verlag begründeten weiterhin die Marktbedeutung.

Anfang der 1990er Jahre endete die Kooperation mit Haupka/Ravenstein. Die dadurch im Vertriebsprogramm entstandenen großen Lücken wurden durch − teilweise eilig zusammen gestellte − umgearbeitete Produkte aus dem Reise- und Verkehrsverlag (RV) versucht zu schließen. Dies betraf insbesondere fast alle Stadtatlanten und die Karten mittlerer Maßstäbe. Die Neuherstellung vieler Stadtpläne der kleineren Städte und die Erweiterung der nicht so umfassenden Stadtatlanten aus RV-Substanz waren sehr zeit- und kostenaufwändig. Der gesamte kartographisch/technische Bereich der beiden Verlage (Falk und RV) wurde 1994 in der neuen Firma „GeoData“ zusammengefasst, die den beiden Verlagen zu je 50 % gehörte. Standorte waren anfangs die Büros in Berlin, Hamburg, Leipzig, Stuttgart und Werder bei Potsdam.

1996, ein Jahr nach dem 50-jährigen Firmenjubiläum, verkauften die Kinder des Firmengründers, Alexander und Karin Falk, ihre geerbten Verlagsanteile an Bertelsmann. Der Verlagssitz wurde für diese Zeit von Hamburg nach München verlegt.

Bereits zwei Jahre später wurde der Falk-Verlag an die Mair-Gruppe (Marco-Polo-Reiseführer, Baedeker) verkauft. Der Firmensitz befindet sich jetzt in Ostfildern.

Die Stadtplan-Produktpalette wurde kartographisch größtenteils auf die grobere RV-Kartendarstellung in einheitlichem Maßstab umgestellt. Die Qualität der Kartographie ist bei den Falk-Stadtplänen historisch gewachsen sehr unterschiedlich: In einigen Städten werden sehr viele und genauere Informationen geboten, bis hin z. B. zu Hausnummern, in anderen weniger. Die Pläne, in denen noch Kartographie aus Falk-Substanz verwendet wird (für die Großstädte Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Dortmund, Köln, Frankfurt/M., Nürnberg, Stuttgart, München), zeichnen sich durch die Hyperboloid-Projektion insbesondere an den Stadträndern durch eine kleinere Darstellung aus. Inzwischen werden für Hannover, Dortmund, Köln, Frankfurt/M., Nürnberg, Stuttgart, München die Versionen Extra (= ohne Falkfaltung in „normaler“ Zickzack-Faltung) mit der RV-Kartographie in einheitlichem Maßstab angeboten. Die Pläne ausländischer Städte wurden nun mit sehr vereinfachter neuer Kartographie im Maßstab 1:15.000 herausgebracht, was zur Folge hat, dass teilweise deutlich weniger Stadtgebiet abgebildet und z. T. wesentlich weniger Information (z. B. keine Darstellung von Bahn- und Buslinien) gezeigt wird als zu Hamburger Falk-Zeiten. Das dürfte für touristische Zwecke in vielen Fällen ausreichend sein, ist aber dennoch ein großer Verlust an Information.

Nach der Übernahme der ADAC-Tochterfirma CartoTravel Verlag (Bad Soden, ehemals Haupka) im Juli 2007 wird derzeit die Stadtplankartographie wieder einmal umgestellt. Einige Falk-Pläne sind bereits mit der feineren Kartendarstellung der ADAC-Stadtpläne erschienen. Somit erscheinen nun nach etwa 15 Jahren erstmals wieder Falk-Stadtkarten mit der „Haupka-Kartographie“. Derzeit sind somit identische Kartographien unter verschiedenen Marken (Falk und ADAC) zu bekommen.

Elektronische Angebote

Das Portal Falk.de bietet diverse Dienste von der Routenplanung über Hotelservice bis zur Navigationssoftware an. Hier sind auch interaktive Routenplaner und Navigationssysteme für das Handy oder den Personal Digital Assistant (PDA) zu haben wie beispielsweise der Falk Navigator. Darüber hinaus wird seit 2008 eine komplette Flottensteuerungslösung mit elektronischem Fahrtenbuch, Fahrzeugortung und Verfolgung inklusive mobiler Navigation angeboten.

Verwechslungsgefahr

Der Verlag Falk steht in keiner Verbindung mit der Falk eSolutions AG, einem Tochterunternehmen von DoubleClick (Google).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Elektronischer Bundesanzeiger, 2. März 2009, Jahresabschluss zum 31. Dezember 2007
  2. Patent DE835219.
  3. Patent DE3320731.

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