Falknov nad Ohří

Falknov nad Ohří
Dieser Artikel beschreibt die Stadt Sokolov. Für Personen dieses Namens, siehe Sokolow.
Sokolov
Wappen von Sokolov
Sokolov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Sokolov
Fläche: 2290 ha
Geographische Lage: 50° 11′ N, 12° 39′ O50.1812.645277777778401Koordinaten: 50° 10′ 48″ N, 12° 38′ 43″ O
Höhe: 401 m n.m.
Einwohner: 25.129 (2. Oktober 2006)
Postleitzahl: 356 01 - 356 05
Kfz-Kennzeichen: K (alte SO)
Verkehr
Bahnanschluss: Chomutov–Cheb
Sokolov–Klingenthal
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 4
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Karel Jakobec
Adresse: Rokycanova 1929
356 01 Sokolov 1
Website: www.sokolov.cz

Sokolov (deutsch Falkenau an der Eger, bis 1948 tschechisch Falknov nad Ohří) ist eine Bezirksstadt (Okres Sokolov) im Karlovarský kraj in Nordwestböhmen mit ca. 26.500 Einwohnern.

Die Stadt befindet sich 401 m ü. NN an der Mündung der Zwodau in die Eger.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Falkenau wurde erstmals 1279 urkundlich erwähnt und hat eine lange Geschichte als Bergbaustadt.

1870 erhielt Falkenau einen Bahnhof an der Strecke Prag–Priesen–Karlsbad–Eger der Buschtěhrader Eisenbahn. 1873 wurde noch die abzweigende Nebenbahn nach Graslitz in Betrieb genommen.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten das Egerland und damit auch Falkenau nicht mehr zur österreichisch-ungarischen Monarchie, sondern nach dem Willen des Versailler Vertrages zur neu gegründeten Tschechoslowakischen Republik.

Die ehemalige Erzdekanatkirche war dem heiligen Apostel Jacobus geweiht. Das Erzdekanat umfasste im Jahr 1938 im Bezirk Falkenau die Orte Falkenau, Grasset, Haselbach, Königswerth, Ober-Reichenau, Prösau, Schäferei, Teschwitz, Unter-Reichenau, Wudingrün und im Bezirk Elbogen den Ort Albernhof.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war in Sokolov ein Außenlager des KZ Flossenbürg eingerichtet, dessen Insassen im Mai 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurden. Der Hauptmann der Division („Big Red One“) kommandierte in der Folge etwa 20 Bürger des Ortes, dessen Einwohner beteuerten, nichts von dem Außenlager gewusst zu haben, dazu ab, die im Lager vorgefundenen Leichen zu bergen, zu kleiden und am Dorffriedhof zu beerdigen. Der Infanterist Samuel Fuller, später bekannt geworden als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur, hielt diese Vorgänge mit einer 16-mm-Kamera fest.

Die Stadt Falkenau an der Eger hatte am 1. Dezember 1930 11.381 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 11.291 und am 22. Mai 1947 8.112 Bewohner. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde der größte Teil der deutschen Bevölkerung 1945 enteignet und vertrieben. 1948 wurde der deutsch klingende Name Falknov nad Ohří in Sokolov („Falke“ = tschechisch „Sokol“) geändert.

Stadtgliederung

Die Stadt Sokolov besteht aus den Ortsteilen Hrušková (Birndorf), Novina (Grün), Sokolov (Falkenau an der Eger) und Vítkov (Wudingrün).

Sehenswürdigkeiten

Denkmal für die tschechischen Soldaten der Kämpfe bei Sokolowo (Sowjetunion)
St.-Jakobs-Kirche

Die wichtigsten interessanten Gebäude scharen sich um den Alten Platz (Staré Namestí). Informationstafeln berichten jeweils über die geschichtlichen Hintergründe.

  • Schloss Sokolov: Die jetzige Gestalt erhielt das Schloss bei Umbauten im klassizistischen Stil im 19. Jahrhundert. Heute beherbergt es das Kreismuseum Sokolov und die Stadtbibliothek.
  • Historisches Rathaus: Es handelt sich um ein Renaissance-Gebäude aus dem Jahr 1540 und diente bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als Rathaus. Heute hat dort die Firmenleitung der Bergbaugesellschaft Sokolvská uhelná ihren Sitz.
  • Falkenbrunnen: Auf dem aus dem Jahre 1717 stammenden Brunnen ist der sagenhafte Gründer der Stadt, ein falkenzüchtender Ritter mit seinem Hund und einem Falken, abgebildet.
  • Haus der Bergleute (Bergarbeiterheim): Der Entwurf von diesen Haus stammt von einem Schüler von Adolf Loos, dem Architekten Rudolf Wels. Die Außenfassade dieses in den Jahren 1923/24 entstandenen Gebäudes ziert ein großes achtteiliges Relief zum Thema „Ein Tag im Leben eines Bergmanns“. Hier ist das städtische Kulturzentrum untergebracht.
  • St.-Jakobs-Kirche: Die Gründung der Kirche liegt im 13. Jahrhundert. Die heutige barocke Kirche ist einschiffig mit einem Westturm.
  • Kapuzinerkloster der Kirche: Das im 17. Jahrhundert gegründete Kloster dient nach Umbauten heute als Konzertsaal. Die Gruft der Familie Nostitz wurde 1999 renoviert.
  • Dreifaltigkeitskapelle: 1719 als Friedhofskapelle erbaut, in den Jahren 1772-74 barocke Umgestaltung, u.a. mit Fresken von Elias Dollhopf. Die Kapelle wird heute von der orthodoxen Kirche genutzt.
  • Mariensäule
  • Hügel "Na Hardu" (Hardhöhe) mit Aussichtsturm, östlich des Stadtzentrums

Verkehr, Industrie und Wirtschaft

Verkehr

Bahnverkehr

Sokolov besitzt einen Bahnhof an der elektrifizierten Hauptbahn Chomutov–Cheb. In Sokolov zweigt von dieser Strecke die grenzüberschreitende Nebenbahn nach Klingenthal ab. Direkte Zugverbindungen bestehen mit Cheb, Chomutov, Ústí nad Labem, Prag und Zwickau.

Der Bahnhof Sokolov ist in das System ČD-Kurýr (Expressbeförderung von kleinen Sendungen) einbezogen.

Für das Jahr 2008 ist eine weitgehende Renovierung des Bahnhofs geplant, wobei dann auch ein Busbahnhof neben den Bahnhof verlegt werden soll.

Stadtbusverkehr

Für den innerstädtischen ÖPNV gibt es 6 Buslinien, die von 4.00 h früh bis 23.00 h betrieben werden.

Zu einer grundsätzlichen Umstrukturierung des Busverkehrs kam es zum Fahrplanwechsel am 1. Juli 2004. Vorher gab es 14 Linien, die nach einem sehr komplizierten Plan fuhren: Einzelne Linien fuhren teilweise unterschiedliche Routen, die Intervalle waren sehr unregelmäßig, und die meisten Linien hatten nur wenige Fahrten an Arbeitstagen.

Industrie

Wichtigster Betrieb ist die Bergbaugesellschaft , die in der Umgebung Sokolovs den Abbau von Braunkohle betreibt. Mit zunehmender Erschöpfung der Lagerstätten verschiebt sich der Schwerpunkt der Aktivitäten mehr und mehr auf die Rekultivierung des Geländes.

Ein weiterer bedeutender Industriebetrieb Sokolovs ist der Maschinenbauer Sokolovská strojírna , ein im Jahr 1931 gegründetes Unternehmen, das aus dem Reparaturbetrieb der Braunkohlefördergesellschaft hervorging.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sport

Persönlichkeiten

Zum Gedenken an die Besuche von Karl May in Sokolov

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Johann Habermann (1516–1590), Pfarrer in Falkenau
  • Karl May (1842–1912), deutscher Schriftsteller, zur Erinnerung an seinen Besuch wurde eine Gedenktafel angebracht
  • Franziskus von Paula Schönborn (1844–1899), Kardinal und Erzbischof von Prag, starb hier
  • Rudolf Wels (1882–1944), Architekt der Bergarbeiterheimes
  • Hans-Christoph Seebohm (1903–1967), deutscher Bundesverkehrsminister, verbrachte bis 1945 viele Jahre in Falkenau, wo seine Eltern lebten

Literatur

Hugo Theisinger und Josef Fritsch: Falkenau, Stadt und Land. Aus dem Egerland. Obermayer, Buchloe 1983

Weblinks


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