Feldhase

Feldhase
Feldhase
Feldhase (Lepus europaeus)

Feldhase (Lepus europaeus)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Hasenartige (Lagomorpha)
Familie: Hasen (Leporidae)
Gattung: Echte Hasen (Lepus)
Art: Feldhase
Wissenschaftlicher Name
Lepus europaeus
Pallas 1778

Der Feldhase (Lepus europaeus) ist ein Säugetier aus der Familie der Hasen (Leporidae). Die Art besiedelt offene und halboffene Landschaften. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst weite Teile der südwestlichen Paläarktis; durch zahlreiche Einbürgerungen kommt die Art heute jedoch auf fast allen Kontinenten vor. Aufgrund der starken Intensivierung der Landwirtschaft ist der Bestand des Feldhasen in vielen Regionen Europas rückläufig.

Inhaltsverzeichnis

Kennzeichen

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Zahnformel des Feldhasen

Zusammen mit dem Schneehasen ist der Feldhase der größte Hasenartige Europas. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 422–680 mm, die Schwanzlänge 62–133 mm, die Länge der Hinterfüße 93–185 mm und die Ohrlänge 85–129 mm. Ausgewachsene Tiere wiegen 2,5–6,4 kg.

Das Fell ist lang, die Deckhaare sind im größten Teil des Verbreitungsgebietes gebogen, nur im Kaukasus und in Kleinasien sind sie gerade. Die Wollhaare haben eine weiße Basis. Der Rücken ist variabel gelblich grau, ockerbraun oder braunrot mit gelben Schattierungen und schwarz gesprenkelt. Die Flanken sind mehr rostgelb oder rötlich braun. Kopf und Hals, die Brust sowie die Beine sind hellbraun, der Bauch ist cremeweiß. Die Ohren sind blassgrau und zeigen an der Spitze einen schwarzen, etwa dreieckigen Fleck. Der Schwanz ist auf der Oberseite schwarz, unterseits weiß. Im Winterfell sind die Kopfseiten einschließlich der Ohrbasis weißer und die Hüften mehr grau.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung des Feldhasen
(rot = ursprünglich / violett = eingebürgert)

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Feldhasen umfasst große Teile der südwestlichen Paläarktis. Es reicht in West-Ost-Richtung vom nördlichen zentralen Spanien und der Bretagne bis in den Südwesten Sibiriens und in den Nordwesten der Mongolei. In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal von Dänemark und – unter Aussparung des größten Teils von Skandinavien – vom Norden Finnlands bis Nordspanien, bis in das nördliche Italien und bis in den Süden Griechenlands; weiter östlich bis in den Norden des Irans.[1] Die Art wurde vor allem aus jagdlichen Gründen in vielen weiteren Gebieten Europas und darüber hinaus auf weiteren Kontinenten eingebürgert. In Europa wurde die Art vom Menschen in Großbritannien und Nordirland, in Südschweden, auf Korsika und im Süden Italiens etabliert. Große Bestände gibt es heute außerdem im Nordosten der USA, im Süden Südamerikas, im Süden und Osten Australiens einschließlich Tasmanien sowie in Neuseeland.

Die relativ wärmeliebende Art bewohnt offene und halboffene Landschaften wie lichte Wälder, Steppen, Dünen und die Agrarlandschaft mit Hecken, Büschen oder angrenzenden Wäldern von Meereshöhe bis in 2500 m.

Sich in die Mulde „drückender“ Feldhase mit angelegten Ohren und aufmerksamem Blick.

Lebensweise

Der Feldhase ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, vor allem am Anfang der Fortpflanzungszeit im Spätwinter und im Frühjahr aber auch tagaktiv. Die Tiere sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger und ruhen am Tag in Sasse genannten, flachen, meist gut gedeckten Mulden. Bei Gefahr „drücken“ sie sich bewegungslos an den Boden und ergreifen erst im letzten Moment die Flucht. Feldhasen erreichen dabei über kurze Distanz Geschwindigkeiten bis zu 70 km pro Stunde und springen bis zu 2 m hoch. Die Tiere können auch gut schwimmen. Feldhasen ernähren sich wie alle Echten Hasen ausschließlich pflanzlich. Sie fressen grüne Pflanzenteile, aber auch Knollen, Wurzeln und Getreide sowie vor allem im Winter die Rinde junger Bäume.

Fortpflanzung und Alter

Männchen kämpfen um ein empfängnisbereites Weibchen, dabei jagen sie sich und „boxen”, schlagen also mit den Vorderpfoten aufeinander ein. Die Fortpflanzungszeit dauert in Mitteleuropa von Januar bis Oktober, die Weibchen bekommen im Jahr 3 bis 4 mal Junge. Die Tragzeit beträgt etwa 42 Tage. Die Würfe umfassen 1-5, ausnahmsweise 6 Junge. Die frisch geborenen Junghasen wiegen 100-150 g und sind wie bei allen Hasen ausgesprochene „Nestflüchter“, sie werden behaart und sehend geboren. Das bisher bekannte Maximalalter im Freiland beträgt 12,5 Jahre, jedoch wird über die Hälfte der Hasen kein Jahr alt.

Bestand und Gefährdung

Seit den 1960er Jahren ist der Bestand in vielen Teilen Europas stark abnehmend. Als Hauptgrund wird recht einheitlich die starke Intensivierung der Landwirtschaft angesehen, insbesondere der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden sowie der intensive Maschineneinsatz. In Deutschland wird die Art daher in der Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) geführt, in einigen Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt als „stark gefährdet“ (Kategorie 2). Der Weltbestand gilt laut IUCN als ungefährdet („least concern”).

Mensch und Feldhase

Albrecht Dürer, Feldhase, Aquarell (1502), Albertina, Wien

Feldhasen werden in fast allen Ländern Europas bejagt. In Deutschland wurden im Jagdjahr 1985/86 rund 825.000 Feldhasen geschossen, danach war die Zahl stark rückläufig und erreichte 1997/98 mit 406.000 ihren niedrigsten Stand. Seitdem nahm die Zahl geschossener Feldhasen wieder zu, im Jahr 2003/04 wurden in Deutschland rund 568.000 Feldhasen geschossen.[2] Die letzte Jagd – Mitte Januar, vor der Paarungszeit – wird Hasensilvester genannt. Zur Fellverwertung siehe Hasenfell. Als sehr verbreitetes heimisches Tier hat der Hase seinen Platz auch in Märchen (Der Hase und der Igel), Fabeln (Meister Lampe) und Redewendungen (Angsthase, Hasenfuß, Hasenpanier) gefunden. Sprichwörtlich sind seine Scheu, seine Schnelligkeit, seine Wendigkeit und seine langen Ohren. Er ist neben dem Ei zum Symbol des Osterfestes geworden. 751 bezeichnete Papst Zacharias in einem Brief an Bonifatius den Feldhasen als unrein und verbot seinen Verzehr.[3]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Der Feldhase auf der Red List der IUCN, Verbreitungskarte
  2. Deutscher Jagdschutzverband e. V.: DJV Handbuch 2005. Mainz: S. 306-308
  3. Herbert Jankuhn, Heinrich Beck, Heiko Steuer: in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 14, 2. Auflage, Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-016423-X, S. 31Artikel online

Literatur

  • S. Aulagnier, P. Haffner, A. J. Mitchell-Jones, F. Moutou, J. Zima: Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag; Bern, Stuttgart, Wien, 2009: S. 160–161. ISBN 978-3-258-07506-8
  • A. J. Mitchell-Jones, G. Amori, W. Bogdanowicz, B. Krystufek, P. J. H. Reijnders, F. Spitzenberger, M. Stubbe, J. B. M. Thissen, V. Vohralik, J. Zima: The Atlas of European Mammals. Poyser, London, 1999: S. 166–167. ISBN 0-85661-130-1
  • E. Stresemann (begr.), K. Senglaub (Hrsg.): Exkursionsfauna von Deutschland. Band 3, Wirbeltiere. 12. Auflage, 1995: S. 428. ISBN 3-334-60951-0

Weblinks

  • Lepus europaeus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2007. Eingestellt von: A. T. Smith, C. H. Johnston, 2008. Abgerufen am 1. Januar 2008
 Commons: Feldhase – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur

  • E. Schneider: Der Feldhase – Biologie, Verhalten, Hege und Jagd. BLV, München, 1978, ISBN 3-405-11770-4

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