Ferenc Szálasi

Ferenc Szálasi
Ferenc Szálasi, 1944.
Das Kabinett Szálasi (Szálasi sitzt in der Mitte)
Ferenc Szálasi vor dem Volksgerichtshof 1946

Ferenc Szálasi ['fɛrɛnʦ 'sa:lɒʃi] (* 6. Januar 1897 in Kaschau; † 12. März 1946 in Budapest hingerichtet) war ein ungarischer General und nationalsozialistischer Politiker. Seit 1937 war er Vorsitzender der von ihm gegründeten nationalsozialistischen Pfeilkreuzlerpartei. Von Oktober 1944 bis Ende März 1945 war er unter der Bezeichnung „Führer der Nation“ (ungarisch: „Nemzetvezető“) diktatorischer Regierungschef und zugleich Staatsoberhaupt Ungarns und kollaborierte mit der deutschen Besatzungsmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Szálasi 1946 in Ungarn als Kriegsverbrecher hingerichtet.

Leben

Szálasi stammte aus einer Familie mit armenischen, deutschen, ungarischen, slowakischen und russinischen Wurzeln. Er wurde an der Honvéd-Militärakademie ausgebildet und kämpfte im Ersten Weltkrieg. 1925 wurde er Generalstabsoffizier. Kurz darauf wurde aber Anklage wegen revolutionärer Betätigung gegen ihn erhoben, wodurch er aus der Armee entlassen wurde.

Szálasi war 1935 der Begründer der rechtsextremen „Partei des nationalen Willens“, aus der 1937 die Pfeilkreuzler (ungarisch Nyilaskeresztes Párt) hervorgingen, eine nationalsozialistische Partei Ungarns, geführt von József Gera und dessen Sekretär Lajos Polgár. Als er wegen dieser politischen Tätigkeit 1937 für wenige Tage in Haft saß, wurde er zu einer populären Märtyrerfigur der nationalistischen Bewegung Ungarns. Von 1938 bis 1940 verbüßte er eine weitere Haftstrafe.

Nach Sturz des Reichsverwesers Miklós Horthy wurde Szálasi im noch nicht von sowjetischen Truppen besetzten Landesteil von der deutschen Besatzungsmacht am 15. Oktober 1944 zum Ministerpräsidenten erklärt.

In diesen Landesteilen wurde noch im November 1944 die jüdische Bevölkerung auf Todesmärsche gezwungen. Auf Befehl von Adolf Eichmann verlangten der deutsche Botschafter in Ungarn, Edmund Veesenmayer, und der SS-Vertreter Otto Winkelmann, am 17. Oktober 1944 vom neuen ungarischen Innenminister Gábor Vajna die Überstellung von „Leihjuden“ an das Deutsche Reich. Am 18. Oktober erklärte sich die neue Regierung unter Ferenc Szálasi bereit, dem Deutschen Reich bis Kriegsende weitere 50.000 jüdische Männer und Frauen als Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie zur Verfügung zu stellen. Insgesamt betrug die Zahl der bis zum 1. Dezember 1944 ausgelieferten „Leihjuden“ schließlich 76.209. Der größte Teil kam entweder auf dem Todesmarsch, in Konzentrationslagern oder bei den Schanzarbeiten am Südostwall ums Leben.

Weitere 50.000 Juden kamen in Budapest direkt durch die Mordkommandos des Szálasi-Regimes ums Leben.[1] An die tausenden Budapester Juden, die meist am Donauufer erschossen und dann in den Fluss geworfen wurden, errinert heute das Denkmal Schuhe am Donauufer.

Aus der von der Roten Armee belagerten Hauptstadt Budapest floh Szalasi mitsamt seiner Regierung nach Güns nahe Steinamanger an der Grenze zum Deutschen Reich. Als die Sowjets dann ganz Ungarn besetzt hatten, musste er weiter nach Westen, zuerst nach Wien, dann nach München ausweichen. Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurden Szálasi und seine Regierung von den Amerikanern verhaftet und im selben Jahr an die ungarischen Behörden ausgeliefert.

Ferenc Szálasi wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit Gábor Vajna, Károly Beregfy und József Gera am 12. März 1946 in Budapest öffentlich erhängt.

Weblinks

 Commons: Ferenc Szálasi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Lendvai: Die Ungarn. Eine tausendjährige Geschichte. Goldmann Verlag, München 2001, S. 471

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