Kaschau

Kaschau
Košice
Wappen Karte
Wappen von Košice
Košice (Slowakei)
DEC
Košice
Košice
Basisdaten
Landschaftsverband (Kraj): Košický kraj
Bezirk (Okres): Košice
Region: Košice
Fläche: 242,768 km²
Einwohner: 234.237 (31. Dezember 2007)
Bevölkerungsdichte: 964,86 Einwohner je km²
Höhe: 210 Meter
Postleitzahl: 040 XX
Telefonvorwahl: 0 55
Geographische Lage: 48° 43′ N, 21° 15′ O48.72027777777821.255833333333210Koordinaten: 48° 43′ 13″ N, 21° 15′ 21″ O
Kfz-Kennzeichen: KE
Gemeindekennziffer: 599981
Struktur
Gemeindeart: Stadt
Gliederung Stadtgebiet: 4 Stadtbezirke mit 22 Stadtteilen
Verwaltung (Stand: Dezember 2008)
Oberbürgermeister: František Knapík
Adresse: Magistrát mesta Košice
Trieda SNP 48/A
04011 Košice
Webpräsenz: www.kosice.sk
Gemeindeinformation
auf portal.gov.sk
Statistikinformation
auf statistics.sk

Košice (deutsch Kaschau, ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia) ist eine Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád. Sie hat 234.237 Einwohner (2007)[1] und ist damit die zweitgrößte Stadt des Landes.

Brunnen in der Innenstadt

Košice ist Zentrum der Ostslowakei, Sitz eines Landschaftsverbands (Košický kraj) und eines Bezirks. Die Stadt ist griechisch-katholischer und evangelisch-reformierter Bischofssitz. Seit 1995 befindet sich hier auch der Sitz des römisch-katholischen Erzbistums in der Ostslowakei. Košice ist überdies Universitätsstadt, Sitz des Verfassungsgerichtes und ein Zentrum der slowakischen Minderheit der Roma.

Der Anteil der ungarischen Bevölkerung ist mit 3,8 Prozent höher als jener der zwei anderen Minderheiten. Dennoch gilt eher nicht Košice, sondern Komárno als Zentrum der ungarischen Minderheit.

Wie EU-Kulturkommissar Jan Figeľ mitteilte, darf sich die Stadt gemäß Wahl der internationalen Jury Europäische Kulturhauptstadt 2013 nennen. Denn neben slowakisch-sprachigen Bühnen gibt es dort auch ein Theater in Romani, der Sprache der Roma, und Aufführungen in der Sprache der ungarischen Minderheit.

Zudem besitzt die Stadt eine wichtige Funktion für den Ost-West-Verkehr, der Italien und Österreich mit der Ukraine und Russland verbindet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gegend ist alter Siedlungsraum (Jungsteinzeit, Bronzezeit). Im 7. Jahrhundert siedelten Awaren, slawische Funde datieren ab den 8. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert war die Stadt Bestandteil des Neutraer Fürstentums und danach von Großmähren.

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde die Stadt in das Königreich Ungarn eingegliedert. Den Siedlungskern des heutigen Košice bildete eine slawische Siedlung in der heutigen Kováčska-Straße. Parallel zu dieser alten Siedlung, deren genauer Entstehungszeitpunkt unbekannt ist, gründeten deutsche Kolonisten am Anfang des 13. Jahrhunderts in der Nachbarschaft eine Handelssiedlung. Noch im 13. Jahrhundert verschmolzen die beiden Siedlungen und die so entstandene slawisch-deutsche Siedlung erhielt um 1248 als eine der ersten Städte im Königreich ihre ersten Stadtrechte. Kurz zuvor, aus dem Jahre 1230 stammt die erste schriftliche Erwähnung der Stadt.

In den nachfolgenden Jahrhunderten war Kaschau eine der bedeutendsten und größten Städte des Königreichs Ungarn. Im 14. und 15. Jahrhundert erreichte die Entfaltung der Stadt ihren Höhepunkt. Im 15. Jahrhundert geriet sie in die Gewalt Johann Giskras (Jan Jiskra). Sie war jedoch auch im 16. –- 17. Jahrhundert eines der wichtigsten und größten Zentren.

Im 17. und 18. Jahrhundert war Kaschau Residenz von Franz II. Rákóczi (ungarisch Rákóczi Ferenc, slowakisch František Rákoci). Hier flammten auch die antihabsburgischen Aufstände am heftigsten auf.

Im 17. Jahrhundert war sie de facto Hauptstadt Oberungarns, was damals die Bezeichnung für die heutige Ostslowakei und Teile des heutigen Nordostungarns –- und damit für die östliche Hälfte des damaligen Ungarns –- war. (1563-1686 Sitz des „Kapitanat Oberungarn“, 1567-1848 Sitz der Zipser Kammer –- einer Zweigstelle für Oberungarn der obersten Finanzbehörde in Wien).

1918 fiel Kaschau an die Tschechoslowakei und war im Sommer 1919 kurze Zeit Sitz der „Slowakischen Räterepublik“. Nach dem Ersten Wiener Schiedsspruch gehörte Kaschau von 1938-1945 wiederum zu Ungarn.

Name des Ortes

Die Stadt Košice um Jahr 1900

Der deutsche, ungarische und slowakische Name ist entweder vom Personennamen Koša oder vom slowakischen koša (etwa „Waldblöße“; stammt vom Verb kosiť „mähen“) abgeleitet.

Bevölkerung

Im folgende werden jeweils nur offizielle (bis 1918 ungarische, dann tschechoslowakische, 2001 slowakische) Volkszählungsergebnisse verwendet.

Eine größere und dauerhafte ungarische Besiedlung erhielt die ursprünglich slowakisch-deutsche Stadt erst am Anfang des 16. Jahrhundert, als das heutige Ungarn von den Türken besetzt war und zahlreiche Ungarn in den Norden flüchteten. Den Zuzug der ungarischen Bevölkerung förderte auch die vorübergehende Besetzung der Stadt durch Johann Zapolya, der im Zuge der Thronkämpfe aus der Stadt, die den Gegenkönig Ferdinand von Habsburg unterstützte, die deutsche Bevölkerung verjagte und durch ungarische Bevölkerung ersetzte. Obwohl der Anteil der ungarischen Bevölkerung in den nachfolgenden Jahrhunderten sukzessive anstieg, lag bis ins frühe 19. Jahrhundert der Anteil der Ungarn unter dem Anteil der Slowaken. Weitere wichtige Volksgruppen waren Deutsche und Juden.

Von 1784 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts halbierte sich die Zahl der Einwohner von 12.000 auf 6000. Die klare Mehrheit stellten Slowaken, erst zweiter Stelle kamen Ungarn. Im Zuge des Zeitalters der Nationalstaaten trat auch in Ungarn und in Košice offene Magyarisierung ein. In den Jahren um 1850 zählte Kaschau bereits 13.200 Einwohner, die Bedeutung der Stadt nahm zu und die Anzahl der Slowaken und Ungarn war ungefähr ausgeglichen. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch beschrieb der Deutsche Wilhelm Richter nach seiner Erkundungsreise durch das Königreich Ungarn Kaschau als eine Stadt, in der zumeist „Slawen und Deutsche, weniger Magyaren“ leben.

Nach dem Österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde die gezielte Magyarisierung intensiviert und innerhalb von 20 Jahren (1880 –- 1900) stieg nach ungarischen Angaben der Anteil der ungarischen Bevölkerung der Stadt von 41 % auf 67 % an, während der Anteil der Deutschen und Slowaken deutlich sank. Somit ist Košice (so wie viele andere Städte der südlichen Slowakei) erst nach 1880 infolge der Magyarisierung zu einer überwiegend ungarischen Stadt geworden.

Nach der Entstehung der Tschechoslowakei 1918 nahm der Anteil der Slowaken sukzessive wieder zu, weil viele Ungarn die Stadt verlassen mussten, ungarische Beamte und Lehrer durch tschechische (später slowakische) ersetzt wurden und viele Slowaken in die nunmehr größte Stadt im gesamten östlichen Teil der Tschechoslowakei zuwanderten. Dieser Prozess wurde nur kurz dadurch aufgehalten, dass Kaschau nach dem Ersten Wiener Schiedsspruch zwischen 1938-1945 noch einmal zu Ungarn gehörte und 1938 noch einmal 30000 Tschechen und Slowaken die Stadt verlassen mussten. Nach 1945 mussten wieder mehrere Tausend Ungarn die Stadt verlassen (siehe Ethnische Entwicklung der Slowakei) und der Anteil der übrig gebliebenen ungarischen Bevölkerung sank durch Zuzug slowakischer Bevölkerung aus den benachbarten eher armen Gebieten der Slowakei. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2001 gaben nur noch 3,8 % der Bevölkerung an, Ungarn zu sein.

Die Bevölkerungsentwicklung in den letzten 150 Jahren:

1850: ? % Slowaken, 39,71 % Ungarn, ? % Deutsche
1880: 42 % Slowaken, 41 % Ungarn, 17 % Deutsche.
1900: 23 % Slowaken, 67 % Ungarn, 9 % Deutsche
1910: ? % Slowaken, 75,4 % Ungarn, ? % Deutsche
1930: 60,2 % Slowaken/Tschechen, 16,4 % Ungarn, 4,7 % Deutsche, 8,1 % Juden
1950: 95 % Slowaken/Tschechen, ? % Ungarn, ? % Deutsche, 0 % Juden
1970: 95 % Slowaken/Tschechen, 3,9 % Ungarn, ? % Deutsche
2001: 91 % Slowaken/Tschechen, 3,8 % Ungarn, 0,16 % Deutsche, 2,8 % Roma, 1 % Ruthenen/Ukrainer

Bildungseinrichtungen

Košice ist nach Bratislava die bedeutendste Universitätsstadt in der Slowakei mit mehreren Hochschulen mit zum Teil internationalem Ruf: die Pavol-Jozef-Šafárik-Universität Košice, die Technische Universität Košice, die Veterinärmedizinische Universität Košice sowie die Sicherheitsmanagementhochschule Košice und andere.

Kultur

Košice besitzt neben dem Staatstheater (Štátne divadlo) auch das erste professionell betriebene Romatheater (Theater Romathan). Von überregionaler Bedeutung ist auch das Staatliche Philharmonische Orchester Košice (Štátna filharmónia Košice, SFK) mit Sitz im Haus der Künste (Dom umenia), welches sich durch eine herausragende Akustik auszeichnet. Konzertreisen haben das Orchester in viele Länder der Welt geführt, Chefdirigent ist der aus Tschechien stammende Zbyněk Müller .

Sehenswürdigkeiten

Das Staatstheater
Blick auf den Elisabeth-Dom
Andrassy-Haus
Musikbrunnen am Staatstheater

Die Dominante der Stadt ist zweifellos der aus dem 15. Jahrhundert stammende Elisabeth-Dom, die größte Kirche der Slowakei.

  • Michaels-Kapelle
  • Urban-Turm
  • Staatstheater Košice (Štátne divadlo)
  • Bischofspalais
  • Stadtbefestigung
  • Dominikanerkirche
  • Zoo
  • Der Košice-Marathon wird seit 1924 mit wenigen Unterbrechungen durchgeführt und ist damit der älteste Marathonlauf Europas.

Persönlichkeiten

  • Gyula Benczúr (1846-1861), Maler
  • Johannes Bocatius (1569-1621), von Abstammung Niedersorbe, ab 1599 Leiter der evangelischen Schule, ab 1604 Stadtrichter
  • Eugen Deil (1846-1908), Dichter, lebte sein ganzes Leben in der Stadt
  • Julia Fischer (*1983), Geigerin, selbst in München geboren, doch ihre Familie kommt aus Kosice und lebt auch heute dort
  • Béla Gerster (1850-1923), Architekt, Erbauer des Kanals von Korinth sowie Mitarchitekt des Panamakanals
  • Jacob Gilboa (* 1920), israelischer Komponist
  • Andrej Haščák (* 1950), Fotograf
  • Imre Henszlman (1813-1888), Archäologe und Ästhetiker, hier geboren
  • Martina Hingis (* 1980), schweizer Tennisspielerin, wurde hier geboren
  • Leopold Horowitz (1838-1917), Maler
  • Meister Alexander von Kaschau, Bildhauer der Gotik, wirkte und starb hier
  • Gyula Kosice (* 1924), kinetischer Künstler
  • Szilárd Kővári - Kačmarik (1882-1916), Maler
  • Eugen Krón (*1882-1974), Maler, lebte und wirkte hier bis 1928
  • Stephanus Lapicidus (Stephan Steymetz), Erbauer des Elisabeth-Dom in den Jahren 1464 bis 1490
  • Vojtech Löffler/Béla Löffler (*1906), Bildhauer
  • Mikuláš Maník (* 1975), Schachmeister
  • Sándor Márai (1900-1989), ungarischer Schriftsteller, hier geboren
  • Waldemar Matuška (*1932), Schlagersänger und Schauspieler
  • Milan Munclinger, (1923-1986), tschechischer Flötist, Dirigent, Komponist und Musikwissenschaftler
  • Herta Ondušová-Victorin, Malerin, wirkte und starb hier
  • Peter Puskás (* 1923), slowakischer Schriftsteller
  • Franz II. Rákóczi (1676-1735), ungarischer Adeliger, organisierte ab 1703 von der Ostslowakei (damaligen Oberungarn) aus einen Aufstand gegen die Habsburger, nach der Niederlage in die Türkei geflohen, wo er auch starb, 1906 in den Elisabeth-Dom überführt
  • Joachim Rheticus, Mitarbeiter von J. Kopernikus, wirkte und starb hier
  • Štefan Roskoványi/István Roskoványi (1946-2002), Maler
  • Karl Rottauscher von Malata/Carl Rottauscher von Malata (1812-1896), Generalmajor und Historiker im österreichischen Kriegsarchiv in Wien, geboren in Kosice/Kaschau
  • Erasmus Schrött, Maler, wirkte und starb hier
  • Wolfgang Schustel, Reformator
  • Rudolf Schuster (* 1934), mehrfach Oberbürgermeister von Košice, von 1999 bis 2004 Staatspräsident der Slowakei
  • Vladimír Šrámek (* 1923), slowakischer Komponist
  • Gabriel Mikuláš Svajczer (1784-1845), Bergbauunternehmer und -techniker
  • Samuel Timon (1675-1736), Jesuit und Verfasser einer Geschichte von Košice
  • Robert Ultzmann (1842 - 1889), Mediziner, Begründer der Urologie als selbständiges Fachgebiet

Stadtgliederung

Die Stadt unterteilt sich in 4 Stadtbezirke mit 22 Stadtteilen:

  1. Košice I mit den Stadtteilen Džungľa, Kavečany, Sever, Sídlisko Ťahanovce, Staré Mesto und Ťahanovce
  2. Košice II mit den Stadtteilen Lorinčík, Luník IX, Myslava, Pereš, Poľov, Sídlisko KVP, Šaca und Západ
  3. Košice III mit den Stadtteilen Dargovských Hrdinov und Košická Nová Ves
  4. Košice IV mit den Stadtteilen Barca, Juh, Krásna, Nad jazerom, Šebastovce und Vyšné Opátske

Sport

Verkehr

Flughafen Košice

Flugverkehr

Der internationale Flughafen Košice wurde 2006 privatisiert, wobei der neue Mehrheitseigentümer der Flughafen Wien-Schwechat wurde. Er befindet sich sechs Kilometer südlich der Stadt und bietet Linienflüge nach Bratislava, Prag und Wien.

Straße

Košice liegt an der Europastraße 50, die aus Frankreich kommend durch die Ukraine ins russische Machatschkala (Dagestan) führt. Ferner endet in Košice die aus Richtung Split/Zagreb/Budapest kommende Europastraße 71. Eine direkte Autobahnverbindung Richtung Bratislava und Prag befindet sich im Bau bzw. ist teilweise fertiggestellt. Es ist geplant, die Autobahn bis zum slowakisch-ukrainischen Grenzübergang Vyšné Nemecké - Uschhorod fortzuführen.

Eisenbahn

Der Hauptbahnhof Košice ist Endpunkt mehrerer EuroCity-, InterCity- und Expresszugverbindungen. Es bestehen unter anderem Direktverbindungen nach Wien (über Bratislava), Prag (teils als Autoreisezug), Budapest, Kiew, Lwiw, Krakau (Kraków), Cheb und Dresden.

Nahe Košice, in Haniska, endet die Breitspurstrecke Uschhorod–Košice, eine einspurige Eisenbahnlinie in russischer Breitspur (1524 mm) vom Grenzort Maťovské Vojkovce her. Am 7. Mai 2007 unterzeichneten die russische Eisenbahngesellschaft RŽD und das slowakische Ministerium für Transport, Post und Telekommunikation eine Absichtserklärung, die u.a. die Verlängerung dieser Strecke bis Bratislava vorsieht[2].

Partnerstädte

Die Stadt Košice unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Siehe auch

Quellen

  1. Statistisches Amt der Slowakei - Okresy
  2. http://www.eng.rzd.ru/news.html?action=view&nav_id=15&ti_id=2414

Weblinks


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