- Fergus Anderson
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Fergus Kinloch Anderson (* 9. Februar 1909 in Croydon oder Wallington[1], London, England ; † 6. Mai 1956 in Namur, Belgien) war ein britischer Motorradrennfahrer.
Fergus Anderson galt als sehr talentierter Pilot und hatte großes technisches Verständnis. In den Jahren 1953 und 1954 gewann er auf Moto Guzzi den Weltmeistertitel in der 350-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Fergus Anderson begann seine Karriere 1927, im Alter von 18 Jahren. Vor dem Zweiten Weltkrieg bestritt unter anderem Rennen auf Velocette, NSU und DKW und galt zu dieser Zeit als einer der besten Privatfahrer.
In den Nachkriegsjahren war der Sohn schottischer Eltern einer der ersten britischen Motorradrennfahrer, die auf das europäische Festland gingen, um dort Rennen zu bestreiten. Er trat in diesen Jahren bei unzähligen Rennen an, konnte viele davon gewinnen und trug so dazu bei, dass der Motorradrennsport in Europa wieder auf die Beine kam. Im Jahr 1947 gewann Anderson im beim Große Preis der Schweiz in Bremgarten auf Velocette den EM-Titel in der 350-cm³-Klasse. In den Rennen der Viertel- und Halbliterklasse belegte er jeweils den dritten Rang.
Im Jahr 1949 unterschrieb er einen Vertrag beim italienischen Hersteller Moto Guzzi und bestritt im Alter von 40 Jahren ein Rennen die 250-cm³-Klasse der neu geschaffenen Motorrad-Weltmeisterschaft, bei dem er sofort den dritten Platz einfuhr. In der Folgezeit wurde er zum Nummer-1-Fahrer bei den Italienern und lebte sechs Jahr lang in Varenna am Comer See, ganz in der Nähe des Firmensitzes, der sich in Mandello del Lario befand.
1950 bestritt Fergus Anderson den Großen Preis der Nationen in der 250er-Klasse und belegte dabei den zweiten Platz hinter Dario Ambrosini. Im folgenden Jahr, 1951, konnte Anderson schließlich beim Grand Prix der Schweiz in der 500-cm³-Klasse seinen ersten Grand-Prix-Sieg feiern. In der Saison 1952 bestritt Anderson dann die komplette 250-cm³-Saison und wurde mit zwei Siegen hinter seinem Teamkollegen Enrico Lorenzetti Vizeweltmeister.
Fergus Anderson überzeugte die Italiener, auch eine 350-cm³-Maschine zu konstruieren und in dieser Klasse ab 1953 an den Start zu gehen. Bereits im ersten Jahr konnte der Schotte, mittlerweile 44 Jahre alt, auf der 350er-Moto-Guzzi den Titel gewinnen, Enrico Lorenzetti machte mit seiner Vizeweltmeisterschaft den Team-Erfolg wiederum komplett. Andersons Weltmeistertitel war zugleich der erste in der Geschichte der 350-cm³-Klasse der Motorrad-WM, der nicht auf einem britischen Motorrad eingefahren wurde. Beim Großen Preis von Spanien in Montjuïc, bei dem in dieser Saison kein 350-cm³-Lauf ausgetragen wurde, ging Anderson mit der 350er-Guzzi in der 500-cm³-Klasse an den Start gewann das Rennen sensationell.
In der Saison 1954 konnte Fergus Anderson seinen 350er-Titel mit vier Siegen und einem zweiten Platz sogar überlegen verteidigen. Am Saisonende hatte der Brite nazu doppelt soviele Zähler auf seinem Konto wie sein ärgster Widersacher, Ray Amm aus Rhodesien. Mit 45 Jahren und 215 Tagen ist Anderson damit älteste Weltmeister in der Geschichte der bis 1982 ausgetragenen Klasse[2]. Durch seinen Sieg beim Grand Prix von Spanien, den letzten seiner Karriere, wurde Anderson mit 45 Jahren und 236 Tagen zum ältesten Sieger eines 350-cm³-Laufes in der Geschichte der Motorrad-WM[2]. Nach der Saison zog er sich vom Rennsport zurück und wurde Teammanager bei Moto Guzzi, verließ das Werk aber 1955 wieder, nachdem man seinem Wunsch nach mehr Freiheiten und Kompetenzen nicht nachgekommen war. Fergus Anderson entschied sich, in der Folgezeit wieder Rennen zu bestreiten. Eine Anfrage bei DKW nach einer der 350-cm³-Dreizylinder, die auch als Singende Sägen, bekannt waren, brachte keinen Erfolg. Kurze Zeit später bekam der Schotte jedoch das Angebot, eine 500-cm³-BMW-Werksmaschine zu pilotieren, was er annahm.
Am 6. Mai 1956 kam Fergus Anderson nach einem schweren Unfall beim 23. Circuit de Floreffe-Rennen nahe der belgischen Stadt Floreffe ums Leben. Bei seinem ersten Start für BMW überhaupt kam er bei der Verfolgung von John Surtees auf einem Flecken Schotter ins Schleudern, prallte gegen einen Telegraphenmast und wurde von seiner Maschine geschleudert. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er kurze Zeit später im Krankenhaus von Namur verstarb.
Fergus Anderson wurde kurze Zeit später auf dem Cimetière de Namur beigesetzt, er hinterließ seine Frau und zwei Kinder. Sein Tod löste unter den Rennsportfans große Betroffenheit aus und führte zur Beendigung der Rennsportaktivitäten in Floreffe.
In seiner Karriere nahm Fergus Anderson an insgesamt 31 Grand-Prix-Rennen teil, er konnte zwölf Siege feiern und landete 24-mal auf dem Siegerpodest.
Statistik
Titel
- 1947 – 350-cm³-Europameister auf Velocette
- 1952 – 250-cm³-Vize-Weltmeister auf Moto Guzzi
- 1953 – 350-cm³-Weltmeister auf Moto Guzzi
- 1954 – 350-cm³-Weltmeister auf Moto Guzzi
- 12 Grand-Prix-Siege
Isle-of-Man-TT-Siege
Jahr Klasse Maschine Durchschnittsgeschwindigkeit 1952 Lightweight (250 cm³) Moto Guzzi 83,82 mph (134,9 km/h) 1953 Lightweight (250 cm³) Moto Guzzi 84,83 mph (136,52 km/h) In der Motorrad-WM
Saison Klasse Ergebnis Maschine Siege 1949 250 cm³ 8. Moto Guzzi 0 1950 250 cm³ - Moto Guzzi 0 1951 250 cm³ 8. Moto Guzzi 0 500 cm³ 7. Moto Guzzi 1 1952 250 cm³ 2. Moto Guzzi 2 1953 250 cm³ 4. Moto Guzzi 1 350 cm³ Weltmeister Moto Guzzi 3 500 cm³ 9. Moto Guzzi 1 1954 250 cm³ 15. Moto Guzzi 0 350 cm³ Weltmeister Moto Guzzi 4 500 cm³ 7. Moto Guzzi 0 Verweise
Weblinks
- Artikel über Fergus Anderson bei eggersdorfer.info
- Artikel über Fergus Anderson (englisch)
- Fergus Anderson auf der offiziellen Webseite der Motorrad-Weltmeisterschaft (englisch)
- Fergus Anderson auf der offiziellen Webseite der Isle of Man TT (englisch)
- Anderson bei www.motorsportmemorial.org (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Vincent Glon: Les Championnats du Monde de Courses sur Route – L'année 1953. racingmemo.free.fr, abgerufen am 18. Mai 2010 (französisch).
- ↑ a b Vincent Glon: Les records d'âge en GP moto. racingmemo.free.fr, abgerufen am 8. Februar 2010 (französisch).
1924: Jimmie Simpson | 1925: Tazio Nuvolari | 1926: Frank Longman | 1927: Jimmie Simpson | 1928: Cecil Ashby | 1929: Leo Davenport | 1930: Ernie Nott | 1931: Ernie Nott | 1932: Louis Jeannin | 1933: Jimmie Simpson | 1934: Jimmie Simpson | 1935: Wal Handley | 1936: Freddie Frith | 1937: Jimmie Guthrie | 1938: Ted Mellors | 1939: Heiner Fleischmann
1947: Fergus Anderson | 1948: Freddie Frith
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