Al Jazeera

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Senderlogo
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Allgemeine Informationen
Empfang: Kabel, Satellit, Web-TV, IPTV
Länder: weltweit
Eigentümer: Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani (Qatar Media Corporation)
Sendebeginn: 1996
Rechtsform: Privatrechtlich
Programmtyp: Vollprogramm
Liste von Fernsehsendern

Al-Dschasira (arabisch ‏الجزيرة‎ al-Dschazīra, DMG al-Ǧazīra, englische Transkription Al Jazeera, übersetzt „Die Insel” oder „Die Arabische Halbinsel”) ist ein arabischer Nachrichtensender mit Sitz in Doha, Katar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte, Arbeit und Wirkung

Al Jazeera hat vier Funkhäuser in Katar, Kuala Lumpur, London und Washington. Nach im März 2010 gemachten Angaben seines Generaldirektors Wadah Khanfar berichtet Al Jazeera aus 65 Ländern, wobei sich die Berichterstattung aber über die ganze Welt erstrecke. Der englischsprachige Sender Al Jazeera English erreiche ungefähr 190 Millionen Menschen. Die Nachrichtenredaktion ist mit Journalisten besetzt, die unterschiedliche politische Richtungen vertreten und aus verschiedenen Ländern kommen. Bei der Berichterstattung legt Al Jazeera Wert darauf, Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu präsentieren, anstatt einseitige Sichtweisen, Ideologien oder Parteien zu vertreten.[1] Viele Journalisten von Al Jazeera haben eine Ausbildung bei der BBC absolviert. Seit 2002 leitet der syrische Journalist Aktham Suliman als Deutschland-Korrespondent das Berliner Büro.[2]

1996–2000: Gründung und regionale Einflüsse

Als im April 1996 der arabische Gemeinschaftssender von BBC und dem saudischen Medienkonzern Orbit wegen Zensurforderungen der saudischen Regierung den Sendebetrieb einstellte, gründete kurz darauf der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, den Sender Al Jazeera und stellte 17 der entlassenen BBC-Mitarbeiter ein. Am 1. November 1996 begann Al Jazeera mit der Ausstrahlung seines Programms über Satellit.[3] Der Sender wird mit angeblich bis zu 400 Millionen Franken im Jahr von der katarischen Herrscherfamilie finanziell unterstützt. Der Nachrichtenchef im arabischen Dienst, Mustafa Souag, meint, das bewahre den Sender davor, kommerzieller zu werden und damit Rücksichten auf die Empfindlichkeiten seiner Werbekunden nehmen zu müssen. An Versuche der Einflussnahme von Scheich Hamad könne er sich nicht erinnern.[4]

Al Jazeera veränderte die Fernsehlandschaft in der arabischen Welt, die zuvor für die meisten Menschen dort nur aus Fernsehstationen bestand, die von Regierungen gesteuert und zu Propagandazwecken missbraucht wurden. Durch die Darbietung kontroverser Ansichten in Bezug auf die Regierungen vieler Golfstaaten – einschließlich Saudi-Arabiens, Kuwaits, Bahrains und Katars, sowie hinsichtlich Syriens Verhältnis zum Libanon oder der ägyptischen Justiz – entwickelte sich Al Jazeera zu einem der wichtigsten Nachrichtensender im Nahen Osten mit ca. 40 Mio. Zuschauern täglich.[5]

2001–2002: Weg zu internationaler Bekanntheit

Al-Jazeera-Gebäude in Doha, Katar

Besonders bekannt wurde der Sender weltweit nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 und dem darauffolgenden Krieg in Afghanistan. Damals besaß er als einziger Fernsehsender in Kabul ein Redaktionsbüro und versorgte die Weltöffentlichkeit mit Bildern des Krieges, die auch von westlichen Sendern übernommen wurden, wobei sich der Sender bei der Berichterstattung auf das Leid der Zivilbevölkerung konzentrierte.[5][6] Die US-amerikanische Regierung war verärgert über die Berichterstattung und über den Umstand, dass Analytikern mit „antiamerikanischer“ Sichtweise Sendezeit gegeben wurde. Bei einem Besuch des katarischen Emirs Hamad bin Chalifa Al Thani in Washington wurde von amerikanischer Seite Druck auf ihn ausgeübt, die Berichterstattung des Senders zu zügeln, was der Emir in einem Gespräch mit Colin Powell am 3. Oktober 2001 unter Hinweis auf die Pressefreiheit zurückwies.[7][8]

Am 21. Oktober 2001 führte Al Jazeeras Reporter Taisir Alluni das einzige Fernsehinterview mit Osama bin Laden nach dem 11. September 2001. Einen Tag zuvor hatte der damalige US-Vizepräsident Dick Cheney bei einem Treffen mit dem Emir von Katar diesen noch einmal gebeten, den Sender zu ermahnen, Vorsicht beim Senden von Aufzeichnungen von Bin Laden walten zu lassen. Al Jazeera sendete das Exklusivinterview nie und begründete das damit, dass der Reporter Alluni starkem psychischen Druck ausgesetzt war und die Bedingungen, unter denen das Interview geführt wurde, nicht das Minimum an Objektivität und Professionalität gewährleisteten. Außerdem enthalte das Video keine „berichtenswerten Neuigkeiten“. Ausschnitte daraus wurden aber, zum Missfallen Al Jazeeras, im Januar 2002 von CNN gesendet.[9][10] Alluni wurde 2005 in Spanien wegen angeblicher Kontakte zu Al-Qaida zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, einem Al-Qaida-Führer, den er in seinem Haus im südspanischen Granada beherbergt hatte, Geld übergeben zu haben.

Am frühen Morgen des 13. November 2001, dem Tag, als die Nordallianz Kabul kampflos besetzte, wurden die Kabuler Büros Al Jazeeras von zwei aus einem amerikanischen Militärflugzeug abgeworfenen Bomben zerstört.[11]

Interview mit Sami Al-Haj nach seiner Rückkehr nach Doha (2008)

Ein Kameramann Al Jazeeras, Sami Al-Haj, wurde im Dezember 2001 auf dem Weg nach Afghanistan gefangengenommen und als ein „feindlicher Kämpfer“ nach Guantanamo verbracht. Sein Anwalt Clive Stafford-Smith erklärte zu den zahlreichen dort stattgefundenen Verhören unter anderem, dass sie lange Zeit ausschließlich den Zweck verfolgten, seinen Mandanten zu einer Auskunftsperson gegen Al Jazeera zu machen und ihn aussagen zu lassen, dass Al Jazeera mit Al-Qaida verbunden sei.[12] Am 7. Januar 2007 trat Sami Al-Haj in einen Hungerstreik und wurde danach bis zu seiner Freilassung am 1. Mai 2008 zwangsernährt.

2003–2004: Krieg und Besatzung im Irak

Einschränkungen der Tätigkeit

Im März 2003 startete Al Jazeera aufgrund der aktuellen Ereignisse (Beginn des Irakkriegs) eine englischsprachige Ausgabe seines Internet-Auftritts, die jedoch durch einen externen Eingriff in das Domain Name System zu einer Seite umgeleitet wurde, die eine amerikanische Flagge zeigte. Die Störung dauerte zwar nur wenige Tage, dennoch blieb die Seite während des Irakkriegs nur eingeschränkt erreichbar.

Hauptredakteurin des englischsprachigen Angebots ist die im Libanon geborene Joanne Tucker, Tochter eines amerikanischen Zivilluftfahrtpiloten und einer Libanesin. Tucker wuchs in Saudi-Arabien und im Vereinigten Königreich auf, hatte an der Universität Cambridge studiert und für die BBC gearbeitet, bevor sie von Ibrahim Helal, Chefredakteur von Al Jazeera, das Angebot bekam, für den Sender zu arbeiten.

Ab dem 4. März 2003 durften Al Jazeera und andere Nachrichtenagenturen, deren Namen nicht veröffentlicht wurden, vorläufig nicht mehr von der New Yorker Börse berichten – „aus Sicherheitsgründen”, so die offizielle Begründung. Das Verbot wurde einige Monate später zurückgenommen.[13]

Aktionen gegen den Sender

Im Irakkrieg galten für Al Jazeera die gleichen Einschränkungen wie für andere Sender. Taisir Alluni, ein Reporter von Al Jazeera, wurde vom irakischen Informationsministerium des Landes verwiesen, ein anderer Reporter, Diyar Al-Umari, durfte nicht mehr aus dem Irak berichten. Beide Entscheidungen wurden allerdings später widerrufen. Zwischenzeitlich zog sich Al Jazeera sogar ganz aus dem Irak zurück und führte „übertriebene Einmischung der irakischen Behörden” als Grund hierfür an.

Am 8. April 2003 wurde das Büro des Senders in Bagdad bei einem US-Luftangriff bombardiert, obwohl die USA über die genaue Lage des Büros informiert waren. Der Reporter Tariq Ayyub starb dabei. Ein ähnlicher Angriff auf das Büro in Kabul erfolgte während des Afghanistankriegs.

Aus einer am 22. November 2005 vom Daily Mirror veröffentlichten Mitschrift eines am 16. April 2004 geführten Gesprächs zwischen George W. Bush und dem britischen Premierminister Tony Blair geht hervor, dass Bush darin von einem möglichen Angriff auf die Zentrale des Senders in Doha sprach. In derselben Zeitung wurden später anonyme Quellen zitiert, von denen die eine sagte, „Bush war es mit der Sache todernst“, die andere hingegen meinte, Bushs Äußerungen seien „scherzhaft, nicht ernsthaft“ gemeint gewesen.[14]

Am 7. August 2004 schloss die Regierung Allawi alle Büros von Al Jazeera im Irak. Am 4. September 2004 beschloss die irakische Regierung, das zunächst einmonatige Verbot von Al Jazeera auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Erst im März 2011 erlaubte die irakische Regierung die Wiedereröffnung des Bagdader Büros.[15]

2005–2011: Internationale Arbeit und Berichte über den Gazakonflikt

News-Room von Al Jazeera English

Starke Beachtung fanden die provokanten islamkritischen Auftritte Wafa Sultans in Talkshows 2005 und 2006.

Im September 2006 übernahm der Kinderkanal von Al Jazeera 78 Sandmännchen-Folgen vom RBB.[16]

Seit dem 15. November 2006 läuft der englischsprachige Nachrichtenkanal von Al Jazeera, Al Jazeera English.[17]

Al Jazeera hat Kooperationsabkommen mit der britischen BBC und dem lateinamerikanischen Sender teleSUR. Nach Angaben seines Generaldirektors Wadah Khanfar war Al Jazeera das erste arabische Nachrichtenmedium, das eine Lateinamerika-Berichterstattung mit eigenen Korrespondenten vor Ort einrichtete. Im März 2008 kündigte Wadah Khanfar an, sie weiter auszubauen, da die ökonomischen, sozialen und politischen Entwicklungen, die derzeit in Lateinamerika stattfinden, beispielhaft für die Suche nach wirtschaftlichen, politischen und sozialen Alternativen in der arabischen Welt sein können, ohne dabei auf Alternativen beschränkt zu sein, die die westliche Welt zu bieten hat. Ziel sei es, die Wahrheit über Geschehnisse in dieser Region aus Sicht der Bewohner Lateinamerikas und aus arabischer Sicht zu berichten, ohne dabei auf dritte Kommunikationsmedien zurückgreifen zu müssen.[18]

Während des israelischen Angriffs auf Gaza 2008/2009 war Al Jazeera der einzige internationale Sender, der direkt aus Gaza berichtete, da Israel Journalisten den Zutritt zum Gazastreifen verweigerte und Al Jazeera bereits präsent war. Kostproben dieser Berichterstattung stellte Al Jazeera unter der Creative Commons Namensnennung 3.0 Unported-Lizenz ins Internet.[19]

Im Januar 2011 veröffentlichte Al Jazeera vertrauliche Dokumente aus Verhandlungen zwischen israelischen und palästinensischen Delegationen, denen zufolge Palästinenserpräsident Abbas im Rahmen eines Friedensabkommens bereit wäre zum Verzicht auf bestimmte jüdisch besiedelte Stadtviertel Ost-Jerusalems sowie zu einer zahlenmäßigen Beschränkung von zur Rückkehr nach Israel berechtigten Flüchtlingen auf einen kleinen Bruchteil. Abbas dementierte diese Meldungen und ließ die Büros von Al Jazeera im Westjordanland schließen.

2011: Arabischer Frühling

Am 30. Januar 2011 wurde Al Jazeera im Zuge der Proteste in Ägypten ein Arbeits- und Empfangsverbot verordnet und die Akkreditierungen der Journalisten für ungültig erklärt.[20] In den darauffolgenden Tagen wurden mehrere Journalisten und der Bürochef des Senders vorübergehend inhaftiert.[21] Am 4. Februar 2011 griffen Unbekannte das Kairoer Büro an und zerstörten die Ausrüstung.[22]

Al Jazeera meldete am 22. Februar 2011, dass sein Satelliten-Signal von Arabsat in Libyen mit Störsendern gestört wurde. Nach Angaben des Senders stammt das Störsignal von Einrichtungen des libyschen Geheimdienstes, südlich der Hauptstadt Tripolis. Auch die Homepage des Senders ist in Libyen nicht erreichbar.[23] Gleichzeitig veröffentlichte der Sender Alternativfrequenzen auf Nilesat, Badr4 und Hotbird. Am 12. März 2011 wurde ein Kameramann Al Jazeeras in der Nähe der libyschen Hafenstadt Bengasi erschossen. Al Jazeera teilte mit, Ali Hassan al-Jaber sei mit seinem Team in einen Hinterhalt geraten und bewertete die Tat als einen gezielten Anschlag gegen Angehörige des Senders.[24]

Während der Proteste in Bahrain war Al Jazeera das einzige ausländische Fernsehteam im Land. Die Aufnahmen wurden im August 2011 in einer einstündigen Dokumentation ausgestrahlt.[25]

Im September 2011 trat Generaldirektor Wadah Kanfar zurück, sein Posten wurde mit Scheich Ahmad bin Jasem bin Muhammad al-Thani von einem Mitglied der katarischen Herrscherfamilie besetzt. Die Gründe für diesen Wechsel sind unbekannt.[26]

Reaktionen und Kritik

Al Jazeera wurde wiederholt von verschiedenster Seite kritisiert. Je nach kritisierender Partei wurde dem Sender vorgeworfen, für Saddam Hussein, al-Qaida oder gar für den Mossad Partei zu ergreifen oder ein Produkt der CIA zu sein.[1]

Im Irak-Krieg wurde Al Jazeera von der US-Regierung beschuldigt, gegen die dritte Genfer Konvention verstoßen zu haben. Der Sender hatte Bildmaterial von gefangenen US-Soldaten, unter anderem beim Verhör, gezeigt. Al-Jazeera-Mitarbeiter warfen den USA wiederum Doppelmoral vor. Im gleichen Krieg hatten US-Fernsehsender Bildmaterial von der Gefangennahme von Irakern, etwa von Saddam Hussein, gezeigt; US- und weltweite Medien hatten die medizinische Erstuntersuchung des gefangenen irakischen Präsidenten gefilmt und ausgestrahlt. Die Produktion dieses Bildmaterials war unter der Leitung von US-Militärpersonal erfolgt.[27][28] Besonders harsche Kritik äußerte Donald Rumsfeld, der den Sender regelmäßig wegen des Verbreitens von Meldungen irakischer Extremisten attackierte und behauptete, der Sender sei von Terroristen infiltriert.[29]

Im Juni 2003 kritisierte Ataullah Mansur in einem Artikel der arabischsprachigen Zeitung Al-Quds die Darstellung der palästinensischen Lebensbedingungen auf Al Jazeera. Anstatt die reale Notsituation zu zeigen, welche Friedensverhandlungen notwendig gemacht hätte, versuche der Sender, „einen Keil zwischen die arabischen Völker und ihre Regierenden zu treiben“, und verkünde, „das einzige Licht auf dem Weg der arabischen Völker sei in der Intifada und den Steinen zu erkennen“, was nicht helfe, die Notlage der Palästinenser zu beheben.[30]

Am 23. September 2004 verbot die irakische Regierung Al Jazeera und Al-Arabija für zwei Wochen die Berichterstattung über die offiziellen Regierungstätigkeiten wegen angeblicher Unterstützung von Angriffen auf Mitglieder des Regierungsrats und auf Besatzungstruppen. Einige Iraker beschuldigten den Sender, durch das Ausstrahlen von Erklärungen irakischer Widerstandsführer zur Gewalt gegen die Besatzer aufgehetzt und ethnische bzw. religiöse Spannungen verstärkt zu haben und den „gesetzlosen Widerstand” zu unterstützen. Saudischen Firmen wurde es durch das saudi-arabische Königshaus verboten, Werbung bei Al Jazeera zu platzieren.[31] Die saudische Regierung versuchte gleichwohl mehrmals, einen mehrheitlichen Anteil an Al Jazeera zu kaufen und damit die Kontrolle über den Sender zu erlangen, scheiterte jedoch dabei.[32] Am 19. Mai 2010 erhielt der Sender in Bahrain ein Arbeitsverbot. Als Grund wurden der Bruch der professionellen Medienrichtlinien und die Missachtung von Gesetzen genannt. Es wird vermutet, dass ein kurz zuvor gesendeter Bericht über Armut in Bahrain die dortigen Behörden verärgert haben könnte. Al Jazeera betonte in einer Erklärung, dass es seine Richtlinien für Berichterstattung nicht ändern werde.[33]

Im Zuge der Berichterstattung Al Jazeeras über die Revolution in Ägypten 2011 wurde die enorme meinungsbildende Kraft des Senders kritisch hinterfragt: Der Sender berichte nicht nur, sondern ergreife auch eindeutig Partei. Einige westliche Beobachter bezeichneten den Sender gar als treibende Kraft der Proteste. Dem israelischen Historiker und Nahostexperten Itamar Rabinovich zufolge habe „Al-Dschasira schon vor langer Zeit aufgehört, ein Medium im klassischen Sinne zu sein“, sondern gebe sich her „als politisches Instrument für eine nationalistische und islamistische Agenda.“ Der Journalist und Terrorismusexperte Elmar Theveßen kritisierte „eine Entwicklung hin zu einem parteilichen Sender“.[34] Beim englischsprachigen Programm des Senders beobachtet Theveßen dagegen „ein hohes Interesse an Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit. Die Berichterstattung des englischen Al-Dschasiras in den vergangenen Tagen war großartig.“[34] Die New York Times beklagte, dass zwar im Weißen Haus der unbestreitbar einzigartige („indisputably unique“) Sender Al Jazeera zur Beobachtung der Proteste im Nahen Osten benutzt werde, den meisten Amerikanern diese Möglichkeit aber verwehrt sei, da nahezu alle Kabel- und Satellitenbetreiber Al Jazeera aus ihrem Programm verbannt hätten.[35]

Carola Richter resümierte in der Zeit, „die emotionale Verbrüderung mit Opfern einer als ungerecht empfundenen Politik“ sei für den arabisch-sprachigen Kanal nicht neu, „der westliche Enthusiasmus darüber schon“. Dabei habe sich der Sender seit seiner Gründung 1996 „zum Schrecken nahezu aller autoritären Herrscher der Region entwickelt“. Als im Westen „vermeintlich anti-amerikanisch berüchtigt“, spiele er in den arabischen Ländern „vornehmlich die Rolle des Korrektivs einer von den Regimes domestizierten Medienlandschaft“. Es gäbe „fast kein arabisches Land, in dem der Sender nicht schon einmal verboten wurde.“[36]

Empfang

Al Jazeera kann in Deutschland über folgende Satelliten digital empfangen werden:

  • Astra auf 19.2° Ost: 11509 MHz, vertikal, Symbolrate: 22000 Msym/s, FEC: 5/6
  • Hotbird auf 13.0° Ost: 12111 MHz, vertikal, Symbolrate: 27500 Msym/s, FEC: 3/4
  • Arabsat 3A auf 26.0° Ost: 12661 MHz, vertikal, Symbolrate: 27500 Msym/s, FEC: 5/6
  • Nilesat 101/102 auf 7.0° West:12034 MHz horizontal, Symbolrate: 27500 Msym/s

Das englische und das arabische Programm können in Deutschland auch über die Internet-Fernseh-Dienste Livestation[37] und Zattoo empfangen werden sowie über das Programmangebot von Telekom Entertain.

Daneben wird Al Jazeera English über digitales Kabel, Video- und Audio-Livestream sowie Youtube verbreitet.

Ableger

  • Al Jazeera English
  • Al Jazeera Satellite channel (Arabic)
  • Al Jazeera Documentary
  • Al Jazeera Sports
  • Al Jazeera Children’s Channel
  • Al Jazeera Mubasher

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Hugh Miles: Al-Dschasira: Ein arabischer Nachrichtensender fordert den Westen heraus. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005, ISBN 3-434-50594-6.
  • Abdo Jamil Al-Mikhlafy: Al-Jazeera. Ein regionaler Spieler und globaler Herausforderer. Schüren, Marburg 2006, ISBN 3-89472-408-0. (Dissertation Philipps-Universität Marburg)

Weblinks

 Commons: Al Jazeera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Al Jazeera Chief Wadah Khanfar on Obama’s Expansion of the Afghan War, US Policy in the Middle East and the Role of Independent Voices in the Media. In: Democracy Now. 31. März 2010, abgerufen am 17. April 2010 (englisch).
  2. Sonja Pohlmann: Für Al Dschasira in Berlin In: Der Tagesspiegel vom 17. Mai 2011
  3. Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg: Der Satellitensender Al-Djazira aus Katar
  4. Christoph Plate: Stimme der Revolution. In: NZZ. 6. März 2011, abgerufen am 8. März 2011.
  5. a b Birgit Cerha: Das Bild der arabischen Welt. In: Der Tagesspiegel. 3. November 2006, abgerufen am 8. März 2011.
  6. Telepolis: Al-Dschasira unter Druck, 31. Januar 2005
  7. Secretary Colin L. Powell Remarks with His Highness Sheikh Hamad bin Khalifa Al Thani, 3. Oktober 2001 (englisch)
  8. Committee to Protect Journalists: CPJ dismayed by U.S. pressure against Arab satellite news channel, 4. Oktober 2001 (englisch)
  9. CNN.com: Transcript of Bin Laden’s October interview, 5. Februar 2002 (englisch)
  10. Transnational Broadcasting Studies: Courting Al-Jazeera, the Sequel: Estrangement and Signs of Reconciliation, 20. Februar 2002 (englisch)
  11. Committee to Protect Journalists: AFGHANISTAN: U.S. AIRSTRIKE DESTROYS AL-JAZEERA OFFICE IN KABUL, 13. November 2001 (englisch)
  12. Asim Khan & Mahfoud El Gartit: Guantanamo ordeal of Aljazeera cameraman. In: Al Jazeera. 26. Oktober 2005, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
  13. Al Jazeera under fire. Al Jazeera English, 1. November 2006, abgerufen am 6. August 2011 (englisch).
  14. ORF.at: Zeitung: Bush wollte al-Dschasira bombardieren lassen, 22. November 2005
  15. AFP/Khaleej Times: Al-Jazeera to reopen Baghdad bureau, 3. März 2011.
  16. Rundfunk Berlin-Brandenburg: Sandmännchen & Co.: Kinderkanal von Al Jazeera übernimmt erfolgreiche RBB-Programme, 6. September 2006
  17. The Guardian: Al-Jazeera renames English-language channel, 14. November 2006 (englisch)
  18. teleSUR: Aljazeera amplía cobertura en América Latina para llevarle al mundo la evolución de la región, 15. März 2008
  19. Video Footage from Gaza. In: Al Jazeera. Abgerufen am 17. April 2010 (englisch).
  20. Tagesschau Beitrag "Arbeitsverbot für Al Dschasira" (in Ägypten). Abgerufen am 30. Januar 2011 (deutsch).
  21. Egypt detains Al Jazeera journalist. In: Al Jazeera. 6. Februar 2011, abgerufen am 6. Februar 2011 (englisch).
  22. Al-Jazeeras Bürochef in Kairo und weiterer Journalist verhaftet. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  23. http://english.aljazeera.net/news/africa/2011/02/201122115405296823.html
  24. Al-Jazeera -Kameramann in Bengasi getötet. In: Tiroler Tageszeitung. 12. März 2011, abgerufen am 13. März 2011.
  25. Bahrein: Shouting in the dark. The story of the Arab revolution that was abandoned by the Arabs, forsaken by the West and forgotten by the world.. Al Jazeera English, 4. August 2011, abgerufen am 6. August 2011 (englisch).
  26. DiePresse.com: Chef von TV-Sender al-Jazeera tritt zurück 21. September 2011, abgerufen am 21. September 2011
  27. Stefan Ulrich: Saddams Recht auf Ehre. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Dezember 2003, abgerufen am 15. April 2009.
  28. Genfer Konvention. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Dezember 2003, abgerufen am 15. April 2009.
  29. New Age: More news is good news, 13. November 2006 (englisch)
  30. MEMRI: Kritik an der Nahostberichterstattung von Al-Jazeera, MEMRI Special Dispatch 20. Juni 2003, abgerufen am 10. Januar 2009
  31. „Al Dschazira“ - Résistance, Frankfurter Allgemeine, 8. Juli 2004
  32. Saudi-Arabien kämpft gegen al-Dschasira, Financial Times Deutschland, 4. Februar 2003 (kostenpflichtig)
  33. Bahrain erteilt TV-Sender al-Jazeera Arbeitsverbot. In: ORF. 19. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  34. a b Al-Dschasira in Ägypten: Das Forum der Wutbürger, Bericht auf heute.de vom 31. Januar 2011
  35. Al Jazeera English Finds an Audience, nytimes.com vom 31. Januar 2011
  36. Al Jazeera auf allen Kanälen, Zeit Online vom 5. Februar 2011
  37. Livestream Internet Al Jazeera
  38. The 1999 Prince Claus Awards
  39. IBN RUSHD Prize for Freedom of Thought. In: Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought. Abgerufen am 18. April 2010.

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