Franz Johann Hofmann

Franz Johann Hofmann

Franz Johann Hofmann (* 5. April 1906 in Hof (Saale); † 14. August 1973 in der Justizvollzugsanstalt Straubing) war deutscher SS-Führer und 1. Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der gelernte Tapezierer trat 1932 der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.369.617) und SS (Mitgliedsnr. 40.651) bei und betätigte sich in seiner Geburtsstadt als Hilfspolizist.

Ab September 1933 war er Angehöriger der Wachmannschaft im KZ Dachau, wo er 1937 zum SS-Oberscharführer befördert wurde. Zum Rapportführer und SS-Hauptscharführer stieg er 1939 auf. Die Position eines 2. Schutzhaftlagerführers und den Dienstrang eines SS-Untersturmführers nahm er im Jahre 1941 ein. Im April 1942 beförderte man ihn zum SS-Obersturmführer und damit konnte er zum 1. Schutzhaftlagerführer im KZ Dachau aufsteigen.

Am 1. Dezember 1942 erfolgte seine Versetzung zum Stammlager des KZ Auschwitz. Hier wurde er vom SS-Hauptsturmführer und 1. Schutzhaftlagerführer Hans Aumeier zum Rampendienst für die Selektion der Deportierten und zur Aufsicht als 3. Schutzhaftlagerführer eingeteilt. Von März bis November 1943 übernahm er als Lagerführer die Aufsicht im „Zigeunerlager Auschwitz“. Im November 1943 wurde er zum 1. Schutzhaftlagerführer im Stammlager vom KZ Auschwitz ernannt und wurde in dieser Funktion von Franz Hössler im Juni 1944 abgelöst. Nach der Beförderung zum SS-Hauptsturmführer am 20. April 1944 erfolgte mit Wirkung vom 15. Mai 1944 die Versetzung in das KZ Natzweiler, wo er in einem Außenlager als Schutzhaftlagerführer tätig war. Die Kommandantur des KZ wurde kriegsbedingt nach Guttenbach am Neckar verlegt.[1]

Nach 1945

Nach dem Kriegsende tauchte Hofmann mit einer falschen Identität unter und arbeitete in der Landwirtschaft und als Heizer. 1948 oder 1949 wurde er von der Spruchkammer in Rothenburg ob der Tauber entnazifiziert und dabei zu einer Geldbuße von 20.- DM verurteilt. Er hatte angegeben, dass er erst 1937 Mitglied der NSDAP geworden sei. Seine Zugehörigkeit zur SS und seine Tätigkeit in den Konzentrationslagern hatte er verschwiegen.[2]

Seine Verhaftung wegen der in Dachau begangenen Straftaten erfolgte am 16. April 1959. Hofmann sagte am 24. Oktober 1961 aus:

Wenn ich einen Posten übertragen bekomme, ganz gleich, wo es auch sein mag, dann versuche ich, denselben hundertprozentig auszufüllen.[3]

Er wurde 1961 wegen Mordes in 2 Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.[4]

Im ersten Auschwitzprozess wurde er am 10. August 1965 vom Landgericht Frankfurt nochmals zu lebenslanger Haft im Zuchthaus verurteilt.

„Im KZ-Dienst hat sich der Angeklagte Hofmann von 1933 bis 1945 bewährt. Er stieg von Stufe zu Stufe, bis er stellvertretender Schutzhaftlagerführer im KL Dachau wurde. Seit 1936 wurde er laufend jeweils nach relativ kurzer Zeit befördert. Das zeigt, dass er sich im Sinne Eickes durch Härte und Brutalität gegen die sog. Staatsfeinde ausgezeichnet und diese ganz im Sinne des in der SS herrschenden Geistes behandelt haben muss. Es spricht eindeutig dafür, dass er sich ganz der NS-Weltanschauung verschrieben und mit ihren Grundsätzen übereingestimmt haben muss. Dass auch die höhere KL-Führung ihn als einen pflichteifrigen und zuverlässigen SS-Führer, der besonders geeignet für die Durchführung des NS-Vernichtungsprogrammes im Rahmen der sog. Endlösung der Judenfrage erschien, angesehen hat, zeigt sich dahin, dass man ihn am 1.12.1942 zum KL Auschwitz, das als die grösste Vernichtungsstätte für die europäischen Juden ausersehen war, versetzt hat.“

Urteilstext im Auschwitzprozess[5]

Weiterhin gab es ein Ermittlungsverfahren zu Tatvorwürfen im KZ Natzweiler. Hofmann verstarb im August 1973 in Strafhaft.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urteilstext des Auschwitzprozesses
  2. Urteilstext des Auschwitzprozesses
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, S.266
  4. Urteil des Schwurgerichts in München II vom 19. Dezember 1961 - 2 Ks 8/61 nach dem Urteilstext des Auschwitzprozesses
  5. Urteilstext des Auschwitzprozesses

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