Freimut Duve

Freimut Duve

Freimut Duve (* 26. November 1936 in Würzburg) ist ein deutscher Publizist und Politiker. Er war von 1980 bis 1998 für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) Abgeordneter des Deutschen Bundestages.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Freimut Duve ist der Sohn der Hildegard Duve und des Journalisten Bruno Herzl. Sein Vater († vor 1945) stammte aus der in Osijek beheimateten jüdischen Familie Herzl. Bruno Herzl war ein Großneffe von Theodor Herzl, dem Begründer des politischen Zionismus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Hildegard Duve die Nachricht, dass die väterliche Familie in Osijek von den Ustaschas getötet worden war, was die Mutter ihrem Sohn mitteilte.[1]

Duves Großvater mütterlicherseits war Kaufmann in Altona. Seine Großmutter mütterlicherseits stammte aus der in Lemkendorf (Fehmarn) ansässigen wohlhabenden Bauernfamilie Mildenstein, die sich nach dem Verkauf ihres landwirtschaftlichen Besitzes in Lübeck als Privatiers niederließen.[2] Duves Mutter war in Deutschland eine der ersten Frauen, die das Examen als Steuerberaterin bestand.[3]

Leben

Duve wuchs in Hamburg auf, wo er auch 1943 die Luftangriffe der Operation Gomorrha erlebte. Von 1946 bis 1951 besuchte er eine Hamburger Waldorfschule. Danach wechselte Freimut Duve zunächst zum Schloss Hamborn und 1954 zu einer Waldorfschule nach Stuttgart, wo er sein Abitur machen konnte. Weil Duve ursprünglich Schauspieler werden wollte, war er für eine kurze Zeit Regieassistent am Theater im Zimmer in Hamburg. Schließlich studierte er an der Universität Hamburg die Fächer Geschichte, Anglistik und Soziologie. Für das Studium der britischen Kolonialgeschichte absolvierte er 1961 einen Forschungsaufenthalt in Südafrika und Simbabwe. Erfahrungen als Journalist sammelte er bereits während des Studiums.

Von 1966 bis 1969 hatte Freimut Duve eine Anstellung als persönlicher Referent des Hamburger Wirtschaftssenators Helmuth Kern. Anschließend war er bis 1970 Redakteur beim Stern. Von 1970 bis 1989 arbeitete Duve als Lektor im Rowohlt Verlag. Hier war er Herausgeber der Buchreihe rororo aktuell und im Herbst 1974 der Begründer des Magazins Technologie und Politik. Die Themenbereiche umfassten u.a. Wirtschaftswachstum, technischer Fortschritt, multinationale Konzerne, Energiepolitik und Entwicklungspolitik. Zum Beratergremium des Magazins zählten Ulrich Albrecht, André Gorz, Ivan Illich, Joachim Israel und Jochen Steffen.

Von 1990 bis 1992 übernahm Duve die Herausgabe der Essay-Reihe Luchterhand Essay.

Politik

1966 trat Duve der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Im Wahlkampf zur Landtagswahl 1971 unterstützte er – gemeinsam mit Siegfried Lenz und Günter Grass im Rahmen der schleswig-holsteinischen Wählerinitiative – den Kandidaten Jochen Steffen. Dem Hamburger SPD-Landesvorstand gehörte Freimut Duve von 1974 bis 1989 an.

Von 1980 bis 1998 war Freimut Duve für die SPD ein Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB). 1998 musste Duve sein Hamburger SPD-Direktmandat an Johannes Kahrs nach achtzehn Jahren abgeben: Seine Gefolgsleute innerhalb der SPD warfen ihm mangelnde Basisnähe aufgrund seines umfangreichen internationalen und beruflichen Engagements vor. Angeblich hätte er bei Parteiveranstaltungen „Ortsvereinsvorsitzende nicht erkannt“.

Von 1998 bis Dezember 2003 war Duve erster OSZE-Beauftragter für die Freiheit der Medien der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit Sitz in Wien. Sein Nachfolger in diesem Amt ist seit März 2004 der Ungar Miklós Haraszti.

Ehrungen

Mitgliedschaft

Veröffentlichungen

Autor
  • Der Rassenkrieg findet nicht statt. Entwicklungspolitik zwischen Angst und Armut. Econ, Düsseldorf 1971
  • Vom Krieg in der Seele. Rücksichten eines Deutschen. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3499604868
  • Kulturpolitik, auswärtig. In: Robert Picht u.a. (Hg.): Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. Piper, München 2002, ISBN 3492039561, S. 377–383
Herausgeber
  • Kap ohne Hoffnung oder Die Politik der Apartheid. Rowohlt, Reinbek 1965
  • Die Restauration entläßt ihre Kinder oder Der Erfolg der Rechten in der Bundesrepublik. Reinbek 1968
  • Technologie und Politik. Das Magazin zur Wachstumskrise. Reinbek Nr. 1/1975 bis Nr. 16/1980
  • Aufbrüche. Die Chronik der Republik 1961 bis 1986. (Gemeinsam mit Friedrich Krotz.) Reinbek 1988

Literatur

  • Wolfgang Weirauch: Mein Leben begann mit einer Lüge. Interview mit Freimut Duve. In: Flensburger Hefte, Nr. 88/2005, S. 66–95, ISBN 3-935679-23-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freimut Duve: Gedanken an den Krieg? In: Kunst und Kultur, Zeitschrift der Gewerkschaft ver.di, Nr. 2/2011, S. 22f.
  2. Freimut Duve: Vom Krieg in der Seele, Eichborn 1994, S. 25.
  3. Wolfgang Weirauch: Mein Leben begann mit einer Lüge. Interview mit Freimut Duve. In: Flensburger Hefte, Nr. 88/2005, S. 70 u. 73.

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