Friederike Mayröcker

Friederike Mayröcker
Friederike Mayröcker, Wien 1974.

Friederike Mayröcker (* 20. Dezember 1924 in Wien) ist eine österreichische Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Von 1946 bis 1969 war Friederike Mayröcker als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen tätig, zwischenzeitlich legte sie 1950 die Externistenmatura ab. 1969 ließ sie sich als Lehrerin karenzieren und 1977 frühpensionieren, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen.

Bereits als Kind erhielt sie bei Sommeraufenthalten in Deinzendorf (bei Retz) prägende Eindrücke für die lebenslange schriftstellerische Arbeit. 1939, als sie 15 Jahre alt war, schrieb sie erste literarische Texte; 1946 veröffentlichte sie erstmals in der Zeitschrift Plan.

Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, anlässlich einer Lesung, Wien 1974.

Friederike Mayröcker gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen im deutschen Sprachraum. Diese Stellung verdankt sie in erster Linie der Lyrik, Erfolg hat sie aber auch mit Prosa und Hörspielen. Vier davon verfasste sie gemeinsam mit Ernst Jandl, mit dem sie von 1954 bis zu dessen Tod im Jahr 2000 zusammenlebte. Ihre Prosawerke werden der Kategorie "Autofiktion" zugerechnet. Teile ihres Werks wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Ihre Arbeitsweise beschreibt Mayröcker so: „Ich lebe in Bildern. Ich sehe alles in Bildern, meine ganze Vergangenheit, Erinnerungen sind Bilder. Ich mache die Bilder zu Sprache, indem ich ganz hineinsteige in das Bild. Ich steige solange hinein, bis es Sprache wird.“[1]

In den Biographien über Frauen wird sie folgendermaßen eingeschätzt: „Ihre Texte entziehen sich dem rationalen Zugriff, sind ein poetisches, oft melancholisches Gespinst, sind Träume, die uns bezaubern - und befreien.“[2] Zu ihrem Buch Paloma schreibt Jörg Drews in der Süddeutschen Zeitung: „...die Autorin sagt ganz unkokett, dass sie 84 Jahre alt ist. Aber Friederike Mayröcker schreibt in ihrer „pneumatischen Fetzensprache”, haucht alles in einer melancholischen Hast hin, im Ton einer entzückenden Leier, klagend und zugleich glücklich im Schreiben und nur noch im Schreiben.“[3]

2008 wurde der Dokumentarfilm Das Schreiben & das Schweigen über die Schriftstellerin veröffentlicht.

Friederike Mayröcker lebt in Wien.

Einzeltitel (Auswahl)

Lyrik und Prosa

Hörspiele

  • Five Man Humanity / Fünf Mann Menschen, zus. mit Ernst Jandl, SWF 1968.
  • Der Gigant, mit Ernst Jandl, WDR 1969.
  • Arie auf tönernen Füßen, WDR 1969.
  • Mövenpink oder 12 Häuser, RIAS 1969.
  • Spaltungen, mit Ernst Jandl, WDR/SWF 1970.
  • Anamnese oder Erinnerung an eine Vorgeschichte, SDR 1970.
  • Botschaften von Pitt, SDR 1970.
  • Gemeinsame Kindheit, mit Ernst Jandl, WDR 1971 (1970).
  • für vier, SDR 1970.
  • Tischordnung, WDR 1971.
  • message comes, RB 1971.
  • Schwarmgesang, SDR 1972.
  • Gefälle, RIAS 1972.
  • Bocca della Verità, ORF 1977.
  • Der Tod und das Mädchen, WDR 1977.
  • Die Umarmung, nach Picasso, WDR 1986.
  • Schubertnotizen oder das unbestechliche Muster der Ekstase.
  • So ein Schatten ist der Mensch, RIAS/ORF/NDR/WDR 1982 (1983).
  • Der Tod und das Mädchen, ORF 1985.
  • Variantenverzeichnis oder Abendempfindung an Laura, ORF-HI Kunstradio 1988.
  • Repetitionen, nach Max Ernst, WDR/NDR 1989.
  • Nada. Nichts. SDR 1991.
  • Obsession, BR 1993.
  • Schubertnotizen oder Das unbestechliche Muster der Ekstase, WDR 1994.
  • Die Hochzeit der Hüte, BR 1995.
  • Das zu Sehende, das zu Hörende, ORF/BR/WDR/DLR 1997 (mit dem ORF-Hörspielpreis ausgezeichnet).
  • Dein Wort ist meines Fußes Leuchte oder Lied der Trennung, ORF-HI/WDR/BR 1999 .
  • Will nicht mehr weiden. Requiem für Ernst Jandl, BR/ORF-HI 2001.
  • Das Couvert der Vögel, u. a. mit Gerhard Rühm, WDR 2002.
  • Die Kantate oder, Gottes Augenstern bist Du, BR/MaerzMusik/Berl.Fsp. 2003 (Regie und Musik: Wolfgang von Schweinitz).
  • Gertrude Stein hat die Luft gemalt, DLF/ORF 2005.
  • Kabinett-Notizen, nach James Joyce, HR 2008.
  • Gärten, Schnäbel, ein Mirakel, ein Monolog, ein Hörspiel, ORF/SWR 2008 (mit dem ORF-Kritikerpreis ausgezeichnet).

Libretto

Vertonungen

4. Dreizeiler am 21.2.1978 – 6. Ostia wird dich empfangen – 7. Mein federäugiger Liebling! – 8. Erträumter einsamer blauer Engel

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. In: Heimspiel [Programmzeitschrift des ORF-Radiokulturhauses] März 2007, S. 5.
  2. http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/friederike-mayroecker/
  3. http://www.buecher.de/shop/Mat-Md/Mayroecker-Friederike/Paloma/products_products/content/prod_id/23312803/
  4. Friederike Mayröcker erhält Hermann-Lenz-Preis, Kleine Zeitung, 3. Mai 2009

Literatur

  • Inge Arteel, Heidy M. Müller (Hg.): Rupfen in fremden Gärten - Intertextualität im Schreiben Friederike Mayröckers, Bielefeld (Aisthesis) 2002, ISBN 3-89528-340-1.
  • Inge Arteel: „gefaltet, entfaltet“. Strategien der Subjektwerdung in Friederike Mayröckers Prosa 1988-1998. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2007, ISBN 3-89528-562-5.
  • Verena Auffermann: Friederike Mayröcker – Man muss sein, wie man ist. In: Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März, Elke Schmitter (Hg.): Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. C. Bertelsmann, München 2009, S. 337 – 341, ISBN 978-3-570-01048-8.
  • Theo Breuer, ich bin 1 Bettlerin des Wortes. Notizen zu Friederike Mayröckers Werk nach 2000. In: Porträt im Poetenladen.
  • Theo Breuer: Friederike Mayröcker, usw., in: Theo Breuer: Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000, Edition YE, Sistig/Eifel 2005, ISBN 3-87512-186-4.
  • Martin A. Hainz: Schwarze Milch zu schreiben. Paul Celan und Friederike Mayröcker. In: Weimarer Beiträge, Nr 52·1, 2006, S.5-19.
  • Ralf B. Korte und Elisabeth Hödl: FM dj [reading reise durch die nacht]. Ein elektronischer Briefroman. 2004 AISTHESIS, ISBN 3-89528-402-5.
  • Renate Kühn (Hg.):Friederike Mayröcker oder Das Innere des Sehens, Studien zu Lyrik, Hörspiel und Prosa, Bielefeld (Aisthesis) 2002, ISBN 3-89528-400-9.
  • Edith A. Kunz:Verwandlungen - Zur Poetologie des Übergangs in der späten Prosa Friederike Mayröckers, Göttingen (Wallstein) 2004, ISBN 3-89244-812-4.
  • Theo Rommerskirchen: Friederike Mayröcker. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005, ISBN 3-926943-85-8.
  • Leo Truchlar: Wozu lese und schreibe ich? Notizen aus Anlaß meiner Lektüren von Adrienne Rich und Friederike Mayröcker. - In: Leo Truchlar: Über Literatur und andere Künste, Wien (Böhlau) 2000, S. 17ff.

Film

  • 1973: Friederike Mayröcker. Eine Produktion des Saarländischen Rundfunks/Fernsehen (15 Minuten). Buch und Regie: Klaus Peter Dencker

Weblinks


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