- Friedrich Pützer
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Friedrich Pützer (* 25. Juli 1871 in Aachen; † 31. Januar 1922 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Architekt, evangelischer Kirchenbaumeister und einflussreicher Hochschullehrer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedrich Pützer wurde in Aachen geboren und studierte an der Technischen Hochschule Aachen. 1897 kam er nach Darmstadt, wo er zuerst als Assistent bei Prof. Karl Hofmann, Prof. Erwin Marx und Prof. Georg Wickop an der Technischen Hochschule Darmstadt tätig war und 1902 selbst zum Professor für Städte- und Kirchenbau berufen wurde. Im selben Jahr übernahm er das Amt des Denkmalpflegers für die hessische Provinz Starkenburg. 1908 folgte die Ernennung zum Kirchenbaumeister der Evangelischen Landeskirche in Hessen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Begutachtung und Korrektur von Neubauplänen für evangelische Kirchen im Bereich der Landeskirche. Sein Assistent war Josef Rings.
Leistungen
Pützer entwarf zahlreiche Neu- oder Umbauten von Kirchen im Rhein-Main-Gebiet. Besonders prägend war seine Tätigkeit in Darmstadt, wo er zahlreiche Spuren hinterließ, so zum Beispiel Teile des Hauptsitzes der Merck KGaA oder den Bebauungsplan für das Villengebiet Paulusviertel in Darmstadt-Bessungen.
Auch das erste Hochhaus Deutschlands, das 1915 bis 1916 entstandene Turmhaus der Carl Zeiss AG in Jena, wurde nach seinen Plänen errichtet. Es erreicht mit 11 Stockwerken eine Höhe von 43 Metern.
Einige Werke Pützers haben Jugendstilelemente, so der Hauptbahnhof Darmstadt. Pützer war gemäßigt reformfreudig, pflegte eigentlich den traditionalitischen Stil der Zeit nach der Jahrhundertwende und war vom Expressionismus beeinflusst. Die Gegnerschaft Pützers und seiner ebenfalls dem traditionellen Bauen verschriebenen Professorenkollegen an der Technischen Hochschule bewirkte, dass der Einfluss der Architekten der Darmstädter Künstlerkolonie auf das Gesamtbild der Stadt gering war.
Wegweisend für die Geschichte des Arbeiterwohnungsbaus war Pützers bereits 1905 entworfene Wohnsiedlung auf dem Gelände der Fa. Merck, die allerdings nur zu rund einem Fünftel verwirklicht und in den 1970er Jahren abgerissen wurde.
Ehrungen
Friedrich Pützer liegt auf dem Darmstädter Waldfriedhof begraben. Sein Grabmal gestaltete Augusto Varnesi, sein Professorenkollege für dekorative Plastik an der Architekturfakultät der TH Darmstadt.
Nach Pützer sind eine Straße im Frankfurter Stadtteil Praunheim sowie eine Straße in Darmstadt benannt.
Werke
- Aachen
Burghaus Classen, (1899–1900) - Affolterbach (Odenwald)
evangelisch-reformierte Kirche (1907) - Bechtheim
evangelische Kirche - Budenheim
evangelische Kirche, (1913) - Darmstadt
- Haus Becker-Bornscheuer (1901)
- Haus Müller (1901)
- Villa Prinz Isenburg (1903)
- Haus Leydhecker (1904)
- Erweiterung der Elektrotechnischen Fakultät (1904)
- Arbeiterwohnsiedlung Fa. Merck (1905)
- Haus Mühlberger (1905)
- Pützerturm (Beamtenwohnhaus und heutiges Wahrzeichen der Fa. Merck KGaA)(1905)
- Repräsentationsbauten, Laboratorien und Verwaltungsgebäude der Fa. Merck, Darmstadt (1905)
(größtenteils im Zweiten Weltkrieg zerstört) - Brunnen des Bismarckdenkmals (1906)
- Umbau der evang. Petruskirche (1910)
- Haus Pützer (eigenes Wohnhaus) (1912)
- Hauptbahnhof Darmstadt (1912)
- Verwaltungsgebäude der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahn (nach 1912)
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- Stadtteil Bessungen
- Bebauungsplan für das Paulusviertel (ab 1900)
- evangelische Pauluskirche (1907)
- Empfangsgebäude für den Bahnhof (1908)
- Stadtteil Eberstadt
Umbau der evangelischen Dreifaltigkeitskirche (1913)
- Stadtteil Bessungen
- Düsseldorf-Benrath
Evangelische Dankeskirche (1915) - Eimsheim
Evangelische Kirche (1906) - Frankfurt am Main
evangelische Matthäuskirche (1905) - Hanau
Landratsamt, Heinrich-Bott-Straße (ehemals Marienstraße) (1902/03[1] - Jena
Fabrik-Hochhaus der Carl Zeiss AG (sog. Bau 15) (1916) - Mainz
- Umbau der St.-Johannis-Kirche (Mainz) (1906)
» in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Ludwig Habich - Konzept für die Süderweiterung von Mainz, 1908[2]
- Umbau der St.-Johannis-Kirche (Mainz) (1906)
- Neckarsteinach
Katholische Pfarrkirche (1908) - Offenbach (Main)
evangelische Lutherkirche (1914) - Wiesbaden
evangelische Lutherkirche (1910) - Worms
evangelische Lutherkirche (1912)
nicht ausgeführte Entwürfe
- Darmstadt
Wettbewerbsentwurf für ein Hallenbad (1905) - Frankfurt am Main
Wettbewerbsentwurf für die Westend-Synagoge (1906), ausgezeichnet mit dem 3. Preis[3] - Oberhausen
Wettbewerbsentwurf für das Rathaus (1913)
:Die Grundkonzeption wurde um 1927 für einen neuen Entwurf des Stadtbauamtes übernommen.
Reden / Schriften
- Rede an einer Trauerfeier für die im ersten Weltkrieg gefallenen Studenten und Dozenten in der Pauluskirche (8. April 1919)
Einzelnachweise
- ↑ Werner Kurz: Auf dem Gelände der Störgerschen Turnhalle errichtet. Vom wilhelminischen Prachtbau zum Altenheim: Mit dem Umbau des Landratsamtes verschwindet das letzte Zeichen des Landkreises Hanau. In: Hanauer Anzeiger v. 18. Oktober 2008, S. 33.
- ↑ Franz Dumont (Hrsg.), Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz: Mainz – Die Geschichte der Stadt. Zabern, Mainz 1999 (2. Aufl.), ISBN 3-8053-2000-0, S. 463
- ↑ Deutsche Bauzeitung, 40. Jahrgang 1906, Nr. 79, S. 538 (Mitteilung der Wettbewerbs-Ergebnisse)
Literatur
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Darmstadt. Vieweg, Braunschweig 1994 (für die Darmstädter Werke) ISBN 3-528-06249-5
- Claudia Dutzi: Heimat aus zweiter Hand. Die Arbeitersiedlung Merck in Darmstadt und ihr Architekt Friedrich Pützer. Darmstadt 1990, ISBN 3-88443-168-4
- Max Guther: Friedrich Pützer. Architekt - Städtebauer - Hochschullehrer. Jahrbuch der Technischen Hochschule Darmstadt 1978/79, S. 7-28.
- Gerlinde Gehrig: Friedrich Pützer und das Herdwegviertel in Darmstadt. Frankfurt 1994
Kategorien:- Deutscher Architekt
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