Fußball in den Niederlanden

Fußball in den Niederlanden

Fußball in den Niederlanden gilt als Nationalsport. Der Vorläufer des Fußball-Verbands KNVB wurde bereits im Jahr 1889 gegründet.

Die niederländische Fußballnationalmannschaft, kurz Nederlands elftal (nicht wie in Deutschland häufig zu lesen „Elftal“) oder „Oranje“ genannt, ist eine der besten Nationalmannschaften im internationalen Fußball. Trainer des Teams ist seit 2008 der ehemalige Mittelfeldspieler und Stürmer Bert van Marwijk. Er ist der Nachfolger von Marco van Basten, der nach der EM 2008 sein Amt niederlegte.

Die Niederlande waren sechs Mal bei der Fußball-Europameisterschaft dabei und holten 1988 den Titel. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft waren sie acht Mal vertreten und kamen 1974, 1978 und 2010 ins Finale.

Inhaltsverzeichnis

Der Fußball-Verband und seine Geschichte

Der bei der FIFA und UEFA angeschlossene Fußball-Verband heißt Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond (deutsch: Königlicher Niederländischer Fußball Bund, abgekürzt: KNVB). Er hat seinen Sitz in Zeist.

Als der Sportpionier Pim Mulier aus Haarlem, der auch Leichtathlet war und Langstrecken-Eisläufer, im Jahre 1889 den ersten Verband errichtete, war der noch ein kombinierter Fußball- und Leichtathletik-Verband. Sechs Jahre später löste sich der Fußball-Verband NVB daraus. Im Jahre 1929 wurde ihm das Prädikat Königlich verliehen.

Ähnlich wie in Deutschland zur gleichen Zeit begann auch der niederländische Fußball als Sportart der Gymnasiasten und Studenten. Die ersten Fußballklubs gingen aus Schulmannschaften hervor, wie z.B. HBS Den Haag, der Klub der Hogere Burger School oder VV Quick aus Haarlem. Andere Vereine entstammen ebenfalls dem studentischen Milieu, was - ebenfalls wie in Deutschland - an den lateinischen, griechischen oder englischen Vereinsnamen erkennbar ist (Ajax Amsterdam, Sparta Rotterdam, Concordia Rotterdam, Go Ahead Deventer). Erst später wurde Fußball ein Sport, den auch Arbeiter betrieben, z.B. Werftarbeiter (Feyenoord Rotterdam) oder Bergleute (Limburgia Brunssum, Roda Kerkrade).

In den 1950er Jahren ging das Spielniveau immer mehr zurück im Vergleich zu England, Italien und anderen Ländern, wo schon Profi-Fußballer aktiv waren. Niederländische Stars wie der Stürmer Faas Wilkes spielten im Ausland. Nach vielen -auch ethischen- Diskussionen wurde der bezahlte Fußball 1954 hier eingeführt. Für ein relativ kleines Land wie die Niederlande bedeutete der Schritt zum Profifußball hohe finanzielle Anstrengungen der einzelnen Klubs. Einige Vereine spalteten sich oder gründeten sich neu, um am Profifußball teilzunehmen. Daher haben viele Vereine der beiden Profiligen als Gründungsjahr das Jahr 1954, während die Vorläuferklubs weiterhin im Amateurbereich existieren. Ab 1970 erreichte der niederländische Fußball das im Allgemeinen ziemlich hohe Niveau, das er bis heute (mit einigen Höhen- und Tiefpunkten dazwischen) immer noch hat.

Hallenfußball oder „futsal“ wurde 1969, Frauenfußball 1971 eingeführt.

Die Profi-Vereine

In den Niederlanden sind (2005/2006) 38 Profi-Vereine aktiv. Davon spielen 20 in der zweiten Klasse, die Eerste Divisie (1. Division) heißt, und die besten 18 in der höchsten Klasse, der Eredivisie (Ehrendivision).

In der Eredivisie waren in der Saison 2005/2006 folgende 18 Mannschaften vertreten: Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam, AZ Alkmaar, SC Heerenveen, Roda JC Kerkrade, Willem II Tilburg, FC Twente Enschede, FC Utrecht, NAC Breda, RBC Roosendaal, RKC Waalwijk, FC Groningen, NEC Nijmegen, ADO Den Haag, Vitesse Arnheim, Heracles Almelo und Sparta Rotterdam.

In der Eerste Divisie spielten (2005/06): FC Den Bosch, Go Ahead Eagles Deventer, FC Zwolle, Cambuur Leeuwarden, De Graafschap Doetinchem, FC Volendam, Stormvogels Telstar, AGOVV Apeldoorn, Fortuna Sittard, VVV Venlo, Excelsior Rotterdam, MVV Maastricht, FC Eindhoven, BV Veendam, TOP Oss, FC Emmen, der Neuling FC Omniworld aus Almere (der seine Heimspiele auf Kunstrasen spielt), HFC Haarlem, Helmond Sport und FC Dordrecht.

Aus der 1. Division konnte bis 2010 ein Verein nur absteigen, indem er sich, z.B. aus finanziellen Gründen, selbst in die Amateurligen zurückzog, oder wenn der Fußballverband KNVB den Verein dazu zwang. Der KNVB konnte dies anordnen, wenn der Verein kein ausgeglichenes Budget vorzeigen konnte und er auch keine Sponsoren hatte, die das Defizit decken wollten. Reiche Amateurvereine aus den höchsten zwei Ligen konnten bei dem KNVB einen Antrag auf den Aufstieg in die 1. Division stellen. Dieser wurde nur selten gewährt. AGOVV Apeldoorn (2002) und der FC Omniworld (aus Almere) (2005) waren die einzigen in den letzten zehn Jahren. Seitdem steigt der Tabellenletzte ab, es sei denn, beide Finalisten der Topklasse verzichten auf den Aufstieg.

Der niederländische Pokalwettbewerb wird seit 1899 ausgetragen. Rekordsieger ist Ajax Amsterdam.

Wie in anderen Ländern auch, haben viele Vereine Schwierigkeiten, gute Sponsoren zu finden und so gute Spieler anzuziehen oder zu behalten. In Holland werden jetzt junge Talente aus Afrika, Asien und Südamerika herangeholt, weil diese sich mit einem niedrigeren Gehalt zufriedengeben. Diese Entwicklung erschwert es jedoch den jungen Spielern aus den Niederlanden selbst, den Durchbruch in den Spitzenfußball zu schaffen. Auffällig ist, dass viele junge Talente in den Niederlanden aus den niedrigeren Sozialschichten und aus „allochtonen“ (deutsch: ausländischen) Bevölkerungsgruppen stammen. Das trägt nicht wenig dazu bei, dass, vor allem, wenn diese Spieler die niederländische Staatsbürgerschaft bekommen und dann in der Nationalelf spielen, diese Bevölkerungsgruppen von den „Autochtonen“, den Einheimischen, besser akzeptiert werden. Ein gutes Beispiel dafür sind Ruud Gullit und Frank Rijkaard, die ursprünglich aus Suriname kommen.

Die Amateure

Vor der Einführung des bezahlten Fußballs war der Meister der Amateure auch der Landesmeister. Nach wie vor gibt es in den Niederlanden zwei Amateur-Meisterschaften: jene der Sonntag-Amateure, die größere: die A-Mannschaften spielen am Sonntag-Nachmittag, und jene der Samstag-Amateure, welche meist aus religiös geprägten, prinzipiellen Gründen nicht am Tage des Herrn spielen. Der Meister der Samstag-Amateure und Sonntag-Amateure ermitteln in zwei Spielen den nationalen Meister der Amateure. Die höchsten Klassen beider Gruppen bestehen aus jeweils drei Gruppen zu je 14 Mannschaften, also alles zusammen 84 Vereine.

Ein Problem in den Niederlanden ist, dass Spiele bei den Amateuren vielfach abgesagt (niederländisch: „afgelast“) werden müssen, wegen des oft schlechten Wetters. Viele Amateurvereine mieten eine Spielanlage von den Lokalbehörden, die zu wenig Geld haben, die Plätze jedes Mal erneut mit neuem Gras zu versehen. Darum haben inzwischen viele Amateurmannschaften Kunstrasen legen lassen. Der KNVB erlaubt dies den A-Mannschaften (niederländisch: „eerste elftallen“), unter der Voraussetzung, der Kunstrasen habe vorher eine Tauglichkeitsprobe bestanden.

Frauenfußball

Der Frauenfußball ist in den Niederlanden dem Amateure-Stadium noch nicht entwachsen. Einige Talente spielen in Deutschland und anderswo als Halbprofi (NL: semi-prof), das heißt sie haben neben dem Fußball noch einen Teilzeit-Job. Das entspricht etwa der Lage des Männer-Fußballs in den Niederlanden um 1952. Die Frauen-Nationalmannschaft konnte sich 2009 erstmals für die Europameisterschaft qualifizieren und dort bis ins Halbfinale vorstoßen. Bei der Bewerbung als Ausrichter der EM 2013 unterlag man Schweden. Für eine Weltmeisterschaftsendrunde konnte sich die Mannschaft noch nicht qualifizieren.

Höchste Spielklasse ist die Eredivisie mit sieben Mannschaften. Der SV Saestum erreichte 2006 als erste niederländische Mannschaft das Viertelfinale des UEFA Women’s Cup.

Niederländische Fußballmeister

Siehe Liste der niederländischen Fußballmeister.

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