- Galtür
-
Galtür Basisdaten Staat: Österreich Bundesland: Tirol Politischer Bezirk: Landeck Kfz-Kennzeichen: LA Fläche: 121,17 km² Koordinaten: 46° 58′ N, 10° 11′ O46.96833310.1872221584Koordinaten: 46° 58′ 6″ N, 10° 11′ 14″ O Höhe: 1.584 m ü. A. Einwohner: 881 (1. Jän. 2011) Bevölkerungsdichte: 7,27 Einw. pro km² Postleitzahl: 6563 Vorwahl: 05443 Gemeindekennziffer: 7 06 06 NUTS-Region AT334 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Galtür 39
6563 GaltürWebsite: Politik Bürgermeister: Anton Mattle (Aktives Galtür) Gemeinderat:
(11 Mitglieder)Lage der Gemeinde Galtür im Bezirk Landeck (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Galtür (Betonung auf der zweiten Silbe) ist eine Gemeinde mit 881 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Landeck, Tirol (Österreich). Haupterwerbszweig ist aufgrund der Lage in den Alpen der Tourismus. Seit dem 22. April 1997 gilt Galtür als der erste offizielle Luftkurort in ganz Tirol.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Galtür liegt im hinteren Paznaun in einer Talweitung zwischen der Silvretta im Süden und der Verwallgruppe im Norden, an der Grenze zu Vorarlberg.
Die (mautpflichtige) Silvretta-Hochalpenstraße wurde 1953 eröffnet und verbindet das Paznaun mit dem Montafon in Vorarlberg.
Geschichte
In Galtür überschneiden sich der rätoromanische, der alemannische und der bairisch-tiroler Kulturkreis. So wurde es von den Engadinern aus dem Süden, den Walsern und Vorarlbergern aus dem Westen und von Tirolern aus dem Osten besiedelt.
Die romanischen Siedler, die die Almen rings um den damals noch versumpften Talboden am Zusammenfluss von Vermunt- und Jambach besetzten, hatten seit 1095 Zinsverpflichtungen (Käse-Zinse) gegenüber Grundherren im Unterengadin und im Vinschgau, die über 700 Jahre anhielten. An die Kultivierungsarbeit der Engadiner wird noch heute mit dem Namen Galtür (Cultura) erinnert. Es bestand eine enge Verbindung mit dem Engadin. So wurden teilweise in 2500 m bis 2800 m Höhe Saumpfade und Karrenwege über die Silvretta-Pässe angelegt, die von einem lebhaften Handelsverkehr zeugen.
Um 1300 erfolgte die Zuwanderung durch eingewanderte Valser aus dem Montafon, die bei den rätoromanischen Grundherren gern gesehen waren,[1]. Noch im 19. Jahrhundert sollen die churrätisch-bünderischen, walserromanischen und oberlandtirolischen Einschläge in der Sprechweise und Physiognomie der Einheimischen erkennbar gewesen sein.[2]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Galtür geplündert. Die Kirche und viele Häuser gingen in Flammen auf. Das Dorf hat sich lange nicht von diesen Schäden erholt, und die aufgelaufenen Steuerschulden wurden erst im Jahre 1645 erlassen.
Im 18. Jahrhundert wurde Galtür von „weitblickenden“ Pfarrern zu einem bekannten Wallfahrtsort gemacht. In den Jahren 1776 bis 1778 konnte die Kirche mit Hilfe privater Spenden zum noch heute bestehenden Barockbau umgestaltet werden. Wesentlich dazu beigetragen hat ein 1722 gegründeter „Seelenbund“, der bis heute existiert.
Die ersten durch das Paznaun führenden Straßen wurden im 19. Jahrhundert gebaut. Dadurch wurde Galtür von vielen Reisenden entdeckt. Galtür bestand zu der Zeit noch aus einer Kirche, einem Gasthaus und 7 bis 8 Hütten und konnte als sehr ärmlich bezeichnet werden. Mit der neuen Anbindung wurden billige Lebensmittel herangekarrt, die Preise verfielen und die Bergbauern verarmten weiter. Zeitweise wurden die uralten Wege und hohen Pässe als Schmugglerpfade verwendet, um das nackte Überleben zu sichern.
Mit den von der Silvretta begeisterten Bergsteigern ging es wieder aufwärts. Dem Bau der Jamtalhütte folgte bald das erste Hotel. Mit den Touristen kam erneut Leben und Wohlstand in das Tal. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Gemeinde von einer landwirtschaftlich geprägten zu einer Tourismusgemeinde mit Schwerpunkt im Wintertourismus.
Das Paznaun ist schon seit alters her hochgradig lawinengefährdet. Jüngste Ereignisse sind:
- Lawinenkatastrophe von Galtür: Am 23. Februar 1999 wurde Galtür von einer Lawine heimgesucht, die 31 Menschenleben forderte. Aufgrund starker Schneefälle war der Ort im Februar 1999 von der Außenwelt abgeschnitten, Hilfsmannschaften konnten nur mittels Hubschrauber ein- und Urlauber ausgeflogen werden.
- Am 28. Dezember 1999 wurde unweit der Jamtalhütte (2165 m) eine von Bergführern des DAV Summit Club geführte Gruppe auf dem Rückweg vom Rußkopf von einer Lawine erfasst. 14 Personen wurden verschüttet, 9 konnten nur noch tot geborgen werden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Galtür- Kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Platz
- Kapelle hl. Martin in Tschafein
- Alpinarium Galtür
Das Alpinarium Galtür ist nach dem Lawinenereignis im Winter 1999 entstanden und ist ein zentraler Bestandteil einer 345 Meter langen und 19 Meter hohen Schutzmauer. Die Kombination aus Schutzmauer und Ausstellungsraum macht das Alpinarium Galtür und seine Architektur unverwechselbar.
Tourismus
- Infrastruktur im Winter
Das Skigebiet Galtür verfügt über 10 Liftanlagen und 40 km präparierte Pisten. Das Skigebiet geht von 1635 m bis zu 2297 m über dem Meeresspiegel. Es gibt 1 Seilbahn, 3 Sesselbahnen, 5 Schlepplifte, Förderbänder, 40 km präparierte Pisten (davon 4 km blaue, 24 km rote und 12 km schwarze Piste), 20 km Tiefschneevarianten, Ski- und Snowboardschule, 74 km Langlaufloipen (Loipen und Skiwanderwege), Nachtskilauf (2,2 km beleuchtete Piste) und einen beleuchteten Eislaufplatz.
Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, im Rahmen einer fachlich begleiteten Skisafari das Paznauntal über die Bielerhöhe zu verlassen und ins Montafon abzufahren. Als Aufstiegshilfe auf Paznauner Seite dient eine Pistenraupe mit angehängtem Schleppseil. Die Rückkehr ist mit einer Standseilbahn in Partenen (Vermuntbahn) und anschließendem Bustransfer zurück zum Silvretta-Stausee möglich. Dies ist im Winter die einzige kurze Verbindung zur Bielerhöhe ohne Tourenski.
- Infrastruktur im Sommer
Über 250 km Wander-, Spazier- und Nordic-Walking-Wege; 5 Schutzhütten, 4 Almen und 2 Gasthöfe. 36 markierte Mountainbike-Wege in der Silvretta-Mountainbike-Arena. Natursteinkletterwand; 2 Tennisfreiplätze, Beach-Volleyball-Platz, Street-Soccer, Kinderspielplatz
Auf der Bielerhöhe am (Vorarlberger) Silvretta-Stausee verkehrt Europas höchstgelegenens Linienschiff.
- Ganzjahresbetrieb
- Das Sport- und Kulturzentrum (Erlebnishallenbad, Veranstaltungssaal Silvretta, Tennishalle, Squashbox, 3 Kegelbahnen, Billard, Dart-Treff)
- Das Alpinarium Galtür (Museum, aktuelle Ausstellung, Sonderausstellungen, 220-m²-Indoor-Kletterwand, Café, Internetlounge, Seminarräume)
sowie zahlreiche Hütten, Restaurants, Cafés und Bars.
Literatur
- Gemeinde Galtür (Hrsg.): Galtür. Zwischen Romanen, Walsern und Tirolern. Gemeinde Galtür, Galtür 1999, ISBN 3-85123-121-X.
- Günther Gross: Die geschichtliche Bedeutung der Gebirgspässe zwischen Montafon, Paznaun und Graubünden (Silvretta- und Rätikongruppe). 1975.
- Walter Köck: 80 Jahre im Paznaun. Zeit zu lachen, Zeit zu weinen, Zeit zu sammeln. 1. Auflage. Eigenverlag, Galtür 2003.
- Walter Köck: Ins Paznaun geschaut. Geschichten, Begegnungen, Erinnerungen ; ein Lesebuch. 1. Auflage. Eigenverlag, Galtür 1992.
- Walter Köck: Sturm über Galtür. Im lawinen-, kapellen- und sagenreichen Paznaun. 1. Auflage. Eigenverlag, Galtür 2000.
- Johannes Schueller; Erwin Cimarolli (Hrsg.): Faksimiledruck mit Übertragung vom Galtür Büchlein aus dem Jahre 1774. Erwin Cimarolli, Ischgl 1992 (Originaltitel: Denckwürdige Begebenheiten alda zu Galthüren).
- Marialuise Haslinger: Die Flurnamen von Galtür. In: Gemeinde Galtür (Hrsg.): Galtür. Zwischen Romanen, Walsern und Tirolern. Gemeinde Galtür, Galtür 1999, S. 52–62.
- Nikolaus Huhn: Galtür und Ardez. Geschichte einer spannungsreichen Partnerschaft. Wagner, Innsbruck 1999, ISBN 3-7030-0329-4.
- Oswald Jäger, Shi-Guang Wu: Krisenmanagement und der Einfluss von Naturkatastrophen auf den Tourismus. Dargestellt am Beispiel des Lawinenunglücks in Galtür. Innsbruck 2004 (Diplomarbeit).
- Sven Fuchs, Khakzadeh, Weber (Hrsg.): Recht im Naturgefahrenmanagement. Studien-Verlag, Innsbruck 2006, ISBN 978-3-7065-4326-2 (Die Fortsetzung der rechtlichen Auseinandersetzung aus wissenschaftlicher Sicht).
Weblinks
Commons: Galtür – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte von Galtür
- Bericht über den Lawineneinsatz Februar 1999
- Lawinenunfall im Jamtal am 28. Dezember 1999
- Gemeindedaten von Galtür. In: Statistik Austria.
Einzelnachweise
- ↑ „Als der Bischof von Chur im Jahre 1383 die erste Kirche in Galtür weihte, unterscheidet er ausdrücklich die „Einheimischen“ von den „Wallisern“. Auch beim Friedensschluss der Appenzeller mit ihren fürstlichen Gegnern werden 1408 die „Walliser auf Galtür“ neben den „Landleuten im Paznaun“ angeführt.“ Zitiert aus Michael Fritz: Galtür. In: Geschichte Tirol → Gemeindegeschichte → Nordtirol. fontes historiae, abgerufen am 16. Juli 2011.
- ↑ Joh. Zangerl: Notizen über das Thal Paznaun. In: Neue Zeitschrift des Ferdinandeums. 10. Band, 1844. Zitiert in Anton von Ruthner: Aus Tirol. Berg- und Gletscherreisen in den Oesterreichischen Hochalpen. Carl Gerold’s Sohn, Wien 1869, Durch Unterpatznaun nach Ischgl. […], S. 447 (Google eBook, Vollständige Ansicht in der Google Buchsuche (pdf S. 472)).
Städte und Gemeinden im Bezirk LandeckFaggen | Fendels | Fiss | Fließ | Flirsch | Galtür | Grins | Ischgl | Kappl | Kaunerberg | Kaunertal | Kauns | Ladis | Landeck | Nauders | Pettneu am Arlberg | Pfunds | Pians | Prutz | Ried im Oberinntal | St. Anton am Arlberg | Schönwies | See | Serfaus | Spiss | Stanz bei Landeck | Strengen | Tobadill | Tösens | Zams
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Galtür — Blason de Galtür … Wikipédia en Français
Galtur — Galtür Galtür (1586 m) est un village et une région de ski dans la vallée de Paznaun dans le Tyrol (Autriche) avec une population d environ 830 habitants (2003) près de la frontière du Vorarlberg et de la Suisse. Galtür est très réputé pour son… … Wikipédia en Français
Galtür — Galtür, Fremdenverkehrsort im Paznaun, Österreich … Universal-Lexikon
Galtür — Infobox Ort in Österreich Art = Gemeinde Name = Galtür Wappen = Wappen at galtuer.png lat deg = 46 lat min = 58 lat sec = 05 lon deg = 10 lon min = 11 lon sec = 15 Bundesland = Tirol Bezirk = Landeck Höhe = 1584 Fläche = 121.2 Einwohner = 878… … Wikipedia
Galtur — Original name in latin Galtr Name in other language Galtur, Galtr, Platz State code AT Continent/City Europe/Vienna longitude 46.96667 latitude 10.18333 altitude 1592 Population 0 Date 2011 07 31 … Cities with a population over 1000 database
Galtür Avalanche — On February 23 1999 the worst Alpine avalanche in 40 years. It killed 31 people in the small Alpine village of Galtür, Austria. Three major weather systems originating from the Atlantic accounted for large snow falls totalling around four metres… … Wikipedia
Lawinenkatastrophe von Galtür — Galtür im äußersten Westen Tirols Unwetter Schneefall (Staublawine) Daten Beginn der … Deutsch Wikipedia
Lawine von Galtür — Die Lawinenkatastrophe von Galtür im Februar 1999, die das Dorf Galtür und den Weiler Valzur im hinteren Paznaun, einem Seitental des Inns, teilweise verschüttete, war eines der größten Lawinenunglücke in der Geschichte Österreichs und… … Deutsch Wikipedia
Liste der denkmalgeschützten Objekte in Galtür — Die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Galtür enthält die denkmalgeschützten, unbeweglichen Objekte der Gemeinde Galtür im Bezirk Landeck, wobei die Objekte durch den § 2a des Denkmalschutzgesetzes unter Schutz gestellt wurden.… … Deutsch Wikipedia
Bundesstraße 188 (Österreich) — 188 Basisdaten Name: Silvrettastraße Gesamtlänge: 63,6 km Bundesländer: Tirol Vorarlberg Verlaufsrichtung … Deutsch Wikipedia