- St. Anton am Arlberg
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St. Anton am Arlberg Basisdaten Staat: Österreich Bundesland: Tirol Politischer Bezirk: Landeck Kfz-Kennzeichen: LA Fläche: 165,81 km² Koordinaten: 47° 7′ N, 10° 16′ O47.11666666666710.2666666666671304Koordinaten: 47° 7′ 0″ N, 10° 16′ 0″ O Höhe: 1.304 m ü. A. Einwohner: 2.548 (1. Jän. 2011) Bevölkerungsdichte: 15,37 Einw. pro km² Postleitzahl: 6580 Vorwahl: 05446 Gemeindekennziffer: 7 06 21 NUTS-Region AT334 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Dorfstraße 46
6580 St. Anton am ArlbergWebsite: Politik Bürgermeister: Mall Helmut (ÖVP) Lage der Gemeinde St. Anton am Arlberg im Bezirk Landeck (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) St. Anton am Arlberg ist ein Wintersportort in den österreichischen Alpen. Er befindet sich in Tirol, an der Grenze zu Vorarlberg am Fuße des Arlbergpasses und liegt auf 1.284 bis 1.304 m ü. A.. Die Gemeinde hat eine Fläche von 165,81 km² und 2548 Einwohner (Stand 1. Jänner 2011). Ortsteile sind Nasserein, St. Jakob und St. Christoph.
St. Anton am Arlberg ist Heimatort des Skipioniers Hannes Schneider und des Skifahrers Karl Schranz. Er war Austragungsort der Alpinen Skiweltmeisterschaft 2001. Sehenswert ist das Ski- und Heimatmuseum.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
St. Anton liegt im oberen Teil des Stanzertales im Bundesland Tirol, rund 100 km westlich der Landeshauptstadt Innsbruck, an der Grenze zu Vorarlberg. Die Gemeinde grenzt an zwei Verwaltungsbezirke mit zusammen neun Nachbargemeinden – Kaisers (Bezirk Reutte), Pettneu, Kappl, Ischgl und Galtür (alle Bezirk Landeck) auf Tiroler Seite und Klösterle, Gaschurn, Silbertal und Lech im Vorarlberger Bezirk Bludenz.
Mit einer Gemeindefläche von 165 km² ist St. Anton flächenmäßig größer als das Fürstentum Liechtenstein. Zur Gemeinde St. Anton am Arlberg gehören die Ortsteile St. Anton, Nasserein, St. Jakob und St. Christoph am Arlberg. Der „Hausberg“ ist der Gampen[1] und der höchstgelegene, mit Aufstiegshilfen erreichbare Punkt ist der Gipfel der Valluga mit 2.811 m ü. A.
Der Ort liegt zwischen den Lechtaler Alpen im Norden und der Verwallgruppe im Süden an der Rosanna.
Der Gemeindename
St. Anton am Arlberg trägt innerhalb von 750 Jahren bereits den fünften Namen: Um 1275 als „Vallis taberna“ bezeichnet, folgte über Jahrhunderte der Name „Stanzertal“ (1275 - ca. 1805) ehe für kurze Zeit der Gemeindename St. Jakob als Standort der alten Kuratie St. Jakob übernommen wurde. (1805 – ca. 1811). Auch dieser Name dürfte nicht zufriedenstellend gewesen sein und man einigte sich auf den Gemeindenamen nach dem alten Ortsteil Nasserein (1811 – 1927), der inmitten der beiden Fraktionen St. Jakob und St. Anton gelegen ist, wohl auch deswegen, da sich das Postgasthaus in diesem Ortsteil bis 1824 befand. Mit dem Bau der neuen Landstraße im Jahr 1824 wurden die beiden Ortsteile St. Jakob und Nasserein umfahren und der Ortsteil St. Anton gewann immer mehr an Bedeutung. Als in den Jahren 1880 bis 1884 die Arlbergbahn gebaut wurde, stand bereits bei der Planung fest, dass die Bahnstation „St. Anton am Arlberg“ heißen werde, obwohl der Gemeindename nach wie vor „Nasserein“ war. Im Jahre 1927 benannte sich die bisher „Stanzertal“ genannte Gemeinde schließlich in „St. Anton am Arlberg“ um.
Das Wappen
Im Zuge der Namensänderung wurde dem „neuen“ St. Anton am Arlberg auch ein eigenes Wappen verliehen. Es wird in einer zeitgenössischen Beschreibung wie folgt dargestellt: „In Silber über blau gewelltem Schildfuß drei grüne Berge, der rechte und linke erhöht und mit silbernen Spitzen, der mittlere mit einem sich nach oben verjüngendem Pfahl, darüber mit den Fängen auf dem rechten und linken Berg aufstützend, der Tiroler Adler. Farben der Gemeindefahne Weiß-Rot“
Einwohner
Im Januar 2006 liegt die Einwohnerzahl bei 2.848. Sie hat sich somit in den letzten 100 Jahren mehr als verdreifacht, denn 1901 waren es gerade einmal 877 Einwohner. Die Anzahl der Häuser lag 1901 bei 106 und im Jahre 2006 bei über 830.
Touristische Infrastruktur
Der Tourismus dominiert die nahezu monostrukturierte Wirtschaft am gesamten Arlberggebiet. Es gibt zwar noch mehrere Handwerks,- Handels- und Dienstleistungsbetriebe, die jedoch vorwiegend in Abhängigkeit vom Ski-Tourismus stehen. Die Arlberger Bergbahnen AG erschließt als einer der größten Arbeitgeber mit 34 Seilbahn- und Liftanlagen mit einer stündlichen Gesamtförderleistung von 46.770 Personen das Skigebiet am Arlberg.
Mit circa 10.000 Gästebetten in Hotels und Beherbergungsbetrieben werden pro Wintersaison ca. 1 Mio. Übernachtungen erreicht. Während die Sommersaison bis in die 70er Jahre durch den Titel "Höhenluftkurort" auch von Bedeutung war, jedoch durch den Beginn des immer leistungsfähigeren Fernreisetourismus erheblich zurückging, ist seit Anfang der 90er Jahre wieder ein Trend zum Sommertourismus in St. Anton auffällig. Sportarten wie Mountainbiking oder Nordic Walking locken immer mehr sportbegeisterte Urlauber in der schneearmen Zeit an den Arlberg. Hotels, Gaststätten und die Bergbahnen haben sich darauf eingestellt und bieten mittlerweile spezielle Aktiv-Pakete für Sommergäste an.
Seit 2002 besteht ein neues Freibad mit Wellnesscenter, um Touristen auch in den Sommermonaten anzuziehen. 2008 wurde weiters die alte Tennishalle erneuert, die nun eine Bowling-/Kegelbahn, eine Mehrzweckhalle (Tennis, Volleyball, Fußball) sowie einen Squash-Platz und einen Luftgewehrschießstand enthält. Herzstück der neuen Halle ist der Kletterbereich.
Dennoch bleibt der Ski-Tourismus weiterhin die Haupteinnahmequelle des Ortes.
Die touristische Infrastruktur im Sommer umfasst
- ca. 96 km markierte Wanderwege
- zwei Klettersteige
- einen Winterklettersteig
- ein Hallenbad mit Außenbereich (neben zahlreichen Hotelhallenbädern)
- Wanderwege
- Mountainbike Routen
- Angelmöglichkeiten
Die touristische Infrastruktur im Winter umfasst
- 85 Lifte und Seilbahnen
- ca. 280 km präparierte Pisten (davon:"leicht" =105 km / "mittel" =141 km / "schwer" =30 km)
- 185 km naturbelassene aber gesicherte „Pulverpisten“
- 10 Skiwanderrouten
- ein Hallenbad mit Außenbereich (neben zahlreichen Hotelhallenbädern) und Fitnesscenter
- eine Tennishalle
- eine beleuchtete, 4,3 km lange Rodelbahn (ab der Bergstation der Nassereinbahn) mit einem Höhenunterschied von über 500m.
Skihütten (teilweise auch im Sommer bewirtschaftet) gibt es im gesamten Skigebiet. Hier eine Auswahl: Rodelhütte (an der Rodelbahn), Hospiz-Alm (St. Christoph), Heustadl, Sennhütte, Ulmer Hütte (DAV-Hütte), Kaminstube, Mooserwirt, u.v.m.
Nachtleben
St. Anton ist bekannt für seine Diskos, Pubs und Bars auf der Dorfstraße und an den Hängen entlang der Talabfahrten. Bekannt sind z. B. der „Mooserwirt“, das „Krazy Kanguruh“ und die „Kaminstube“ an den Pisten und im Ort das „Piccadilly“, der „Postkeller“, das „Scotty’s“, das „Bobo’s“ und das „Funky Chicken“. Durch den hohen Anteil internationaler Gäste (über 50 % sind nicht-deutschsprachig) ist die „Kneipensprache“ teilweise Englisch.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist in der Gemeinde von jeher klein strukturiert und seit vielen Jahren stark rückläufig. Aktuell gibt es noch 41 Nebenerwerbsbetriebe, die zumeist in dem Ortsteil St. Jakob gelegen sind. Auch die Almen (Alpen genannt) werden noch bewirtschaftet. Neben der Rinder- und Schafhaltung werden in den letzten Jahre vermehrt wieder Pferde (Haflinger) gehalten.
Bildung
- St. Anton verfügt über zwei Kindergärten, zwei Volksschulen und eine Hauptschule/Neue Mittelschule.
- Im Ortsteil St. Christoph steht die Bundes Ski Akademie St. Christoph am Arlberg (früher Bundessportheim). Hier werden neben Skilehrern und Sportstudenten auch Leistungssportler im alpinen Bereich ausgebildet. Einer der ehemaligen Schüler ist der Skirennläufer Hermann Maier
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Innerhalb der Gemeinde bestehen die beiden katholischen Pfarreien St. Anton und St. Jakob, deren Kirchengebäude sehenswert ist.
Die Kirche von St. Anton
Die Kirche wurde am 11. September 1698 geweiht und wurde zu Ehren der hlg. Jungfrau, des heiligen Franziskus und des heiligen Antonius von Padua erbaut. Die Bauausführung erfolgte durch den Baumeister Keil aus der Gemeinde Umhausen im Ötztal. Die Kirche erhielt einen Turm, der im Unterbau rundbogige Schallfenster zeigt, darüber einen achteckigen Aufbau mit schindelbedeckter Zwiebelhaube. Die Ausstattung der St. Antoner Kirche war eher bescheiden und durch den Neubau der Barockkirche in St. Jakob 1773 (siehe unten), die erhebliche finanzielle Mittel verschlang, haben sich die Neuanschaffungen in St. Anton vermutlich in Grenzen gehalten.
Im Jahre 1840 erfolgte die erste größere Renovierung und die Kirche erhielt zwei große Gemälde des Münchner Künstlers Johann Kasper. Mit dem Bau der Arlbergbahn in den Jahren 1880 bis 1884 wurden der Kirche erhebliche Zuwendungen seitens der hier tätigen Bauunternehmer zuteil. So erhielt die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Glocken. Nachdem die alte Kirche viel zu klein geworden war, schritt man nach langjährigen Vorbereitungen 1932 zu einer Kirchenvergrößerung nach den Plänen vom Architekten Clemens Holzmeister. Der Kirchenumbau dauerte ein halbes Jahr und im darauf folgenden Jahr wurde die vergrößerte Kirche geweiht. Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner beschreibt die Kirche wie folgt: „Am augenfälligsten und am meisten abgebildet ist die St. Antoner Pfarrkirche, die von Clemens Holzmeister 1932 erweitert und umgebaut wurde. Von der alten Kirche blieb ein Hauptteil des Schiffes als Chor und der barockisierte Zwiebelturm erhalten. Holzmeister fügte einen neuen Eingangsbereich an und schuf mit dem neuen „kleineren Turm, den er dem alten nicht anglich, den Hauptakzent, der diesem Bau zu neuem, starken Leben verhalf. Dieser Entwurf ist ein frühes Beispiel einer sogenannten typologischen Denkmalpflege, wobei durch neue Elemente die alten zum Sprechen gebracht werden.“ Die Innenausstattung der alten Kirche wurde zum Teil übernommen. 1951 erhielt die Kirche neue Deckengemälde vom Künstler Hans Andre aus Innsbruck und 1956 einen von Hans Buchgeschwentner neu geschaffenen Hauptaltar mit Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius. Sehenswert sind auch die reich verzierten Glasfenster, ein Flügelaltar aus dem 14. Jahrhundert und die Weihnachtskrippe aus dem Jahre 1957 ebenfalls von Hans Buchgeschwentner geschaffen. Erst am 1. November 1947 wurde die Kaplanei St. Anton zur Pfarre erhoben.
Zur Pfarre St Anton gehört auch die Kapelle in St. Christoph am Arlberg, die 1386 von Heinrich Findelkind erbaut wurde.
Die Kirche von St. Jakob
Die St. Jakober Kirche ist die älteste Kirche im oberen Stanzertal; sie ist bereits in einem Steuerverzeichnis aus dem Jahre 1275 erwähnt und ist dem Apostel Jakobus dem Älteren geweiht. Die heutige Barockkirche hatte eine Vorgängerkirche, die auf dem jetzigen Friedhof stand. Das Aussehen dieser ersten Kirche ist bekannt. Das Kirchentor war über eine vielstufige Freitreppe zu erreichen. Die Kirchenaußenwände waren gemauert, trugen aber keine Gewölbe, denn der Dachstuhl war vom Kircheninnern zu sehen. Aber erst 1773 kam es zum Bau der neuen Kirche, einer Barockkirche, die außen höchste Bescheidenheit zeigt und von einem großen Christophorus-Gemälde geziert wird. Baumeister war vermutlich Franz Singer aus Götzens. Die neue geostete Kirche wurde oberhalb des alten Turmes erbaut, der von der alten Kirche übernommen wurde. Die Einweihung der neuen Kirche fand am 22. Juli 1778 statt. Im Jahre 1888 erhielt der alte Turm einen neuen Turmhelm. Dieser Turmhelm wirkte ausgesprochen wuchtig und wurde zum Wahrzeichen der Gemeinde. Er ist auf alten Postkarten gut zu erkennen. Am 20. April 1943 brannten bei einem Großbrand alle Häuser in der Umgebung der Kirche ab und auch das Kirchdach und der Turmhelm fielen dem Brand zum Opfer. Danach wurde der Turmhelm in einem etwas schlichteren Stil neu errichtet. Auf der Südseite des Kirchturmes steht seit 1885 der Gedenkstein für die beim Bau des Arlbergtunnels 1880 bis 1884 verstorbenen Arbeiter. Bis 1992 hatte die Pfarre St. Jakob ihren eigenen Pfarrer, wird aber nunmehr vom Pfarrer von St. Anton – Bruno Decristoforo – mitbetreut. Ab 16. April 2007 begann eine 2jährige Kirchenrenovierung. Am 24.Oktober 2008 wurde die Kirche von Bischof Manfred Scheuer wieder eröffnet.
Geschichte des Ortes
Die Geschichte des Ortes, erstmalig um 1275 als „Vallis taberna“ erwähnt, ist eng mit der Verkehrsentwicklung des Arlbergpasses verknüpft.
Verkehrsentwicklung
Arlbergpass
Als 1363 Tirol und bald darauf auch Vorarlberg zum Habsburgerreich gekommen waren, setzte auf dem Fahrweg über den Arlberg verstärkter Verkehr ein, wobei dem Transport von Handelswaren aller Art, insbesondere dem Salztransport und den militärischen Gütern samt Truppenbewegungen größte Bedeutung zu kam. Die Dörfer dies- und jenseits des Arlbergs erblühten und neue Siedlungen entstanden. Im so genannten „Untertanenverzeichnis“ von 1427 werden 88 Familienväter mit Weib und Kindern genannt, im Feuerstättenverzeichnis jedoch nur 65 Feuerstätten. Dies lässt darauf schließen, dass viele Familien in Doppel- und Dreifachhäusern gewohnt haben. Sehr aufschlussreich sind auch die im Original erhaltenen „Dorfordnungen“ aus dem Jahre 1656 und 1802, die alle Gehöfte mit ihren Bewohnern samt Rechten und Pflichten nennen.
Nach dem Verkauf der Alpgebiete auf dem Arlberg (Alpe Stern genannt) samt sonstiger Alprechte im Jahr 1450 an die Stadt Lindau am Bodensee verschafften sich diese die Kontrolle über den Arlbergverkehr. Lindau förderte aber den Salztransport von Hall über den Fernpass und schädigte so den Salztransportverkehr über den Arlberg empfindlich.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts verfiel die Straße über den Arlberg derart, dass er mit Wagen nicht mehr befahrbar war. Dieser Zustand hielt sich von ca. 1450 bis 1787 und wurde erst mit der Eröffnung der „Josephinischen Straße“ über den Arlberg wieder behoben. Der dadurch wieder stark steigende Fuhrwerksverkehr erzwang mit der „Kunststraße“ 1824 den weiteren Ausbau, was die „Umfahrung“ von St. Jakob und Nasserein zur Folge hatte.
Etwa um 1860 nahm der Arlbergverkehr wieder rasch ab, da im Alpenvorland bereits Eisenbahnen entstanden waren und der Transport des Salzes nunmehr wieder über Bayern erfolgte. Für die Bevölkerung war der finanzielle Niedergang in allen Teilen des Dorfes spürbar. Viele Einheimische gingen nunmehr wieder als Maurer, Zimmerleute oder Handlanger ins Ausland, da sie von der klein strukturierten Landwirtschaft nicht leben konnten.
Eisenbahntunnel
1880 wurde mit dem Bau der Arlbergbahn und des Arlbergtunnels begonnen. Die Eröffnung 1884 bedeutete nicht nur eine einmalige technische Großleistung, sondern auch einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung für die Gebiete dies- und jenseits des Arlbergs. Der Bahnbau brachte Arbeit und auch die ersten Touristen kamen nunmehr mit der Eisenbahn nach St. Anton am Arlberg.
Straßentunnel
Zunächst Segen, später Fluch der Arlberggemeinde St. Anton wurde der zunehmende Verkehr über den Arlbergpass. Ab Mitte der 50er Jahre hatte der Verkehr derart stark zugenommen, dass die Gemeinde Gegenmaßnahmen ergreifen musste. Es entstand die Idee des Arlberg Straßentunnels in Verbindung mit der Arlberg Schnellstraße. 1974 begannen schließlich die Arbeiten zu dem 13,91 Kilometer langen Tunnel zwischen St. Anton und Langen in Vorarlberg. Am 1. Dezember 1978 wurde dieser seiner Bestimmung übergeben. Diese Maßnahme führte zu einer starken Beruhigung des Autoverkehrs in St. Anton, sodass in der Folgezeit die Dorfstraße in weiten Teilen zur Fußgängerzone erklärt werden konnte.
Die „Schwabenkinder“
Um 1815 begann auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Situation im Dorf das oft traurige Kapitel der „Schwabenkinder“. Unzählige Kinder armer Leute – zumeist Bergbauern und Tagelöhner – wurden in Gruppen über den Sommer ins relativ reiche Schwaben geschickt und dort auf den „Kindermärkten“ z. B. in Ravensburg als billige Arbeitskräfte angeboten. Zumeist mussten sie sich als Hüterkinder und Mägde verdingen – erst 1914 sollte dies ein Ende nehmen.
Einflüsse der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges
Auch der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 blieb in St. Anton nicht ohne Folgen. Es gab Verhaftungen, Vertreibungen und antisemitische Maßnahmen; so wurde am westlichen Stadtrand die Tafel „In St. Anton sind Juden unerwünscht“ aufgestellt. Psychisch Kranke und Behinderte wurden Opfer der sogenannten Aktion T4. So wurden zwei Frauen des Ortes nach Hartheim verschleppt und dort als so genanntes „unwertes Leben“ ermordet.
Unter den von den Nationalsozialisten wegen ihrer Gesinnung Verfolgten war auch der damals größte Sohn des Dorfes Hannes Schneider, der nach einer Verhaftung in die USA floh.
Kurz vor Kriegsende glich das Dorf einem Heerlager: Vor den vorrückenden Amerikanern fliehende deutsche Truppen stauten sich vor dem Arlbergpass, der wegen ungewöhnlich hoher Schneelage unpassierbar war. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner Anfang Mai 1945 gelang es den deutschen Truppen, weiterzuziehen, sodass der Ort weitgehend ohne Kampfhandlungen von den amerikanischen Truppen eingenommen werden konnte.
Von 240 im Zweiten Weltkrieg eingerückten Soldaten aus St. Anton kamen 86 nicht mehr zurück.
Entwicklung des Fremdenverkehrs
1895 wurde durch den Gastwirt Carl Schuler das erste Hotel erbaut, welches 1897 mit dem Namen „Hotel Post“ eröffnet werden konnte. Das Hotel Post verfügte über ca. 110 Betten, Zentralheizung, elektrisches Licht sowie Lese- und Billardzimmer, eine Kegelbahn und einen „Lawn-Tennisplatz“. Weitere Hotels folgten bald. 1910 verfügte St. Anton bereits über 328 Gästebetten, die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs, der die touristische Entwicklung vorerst stoppte, auf 369 anstiegen.
Am 3. Jänner 1901 wurde im Hospiz in St. Christoph der Ski-Club Arlberg gegründet und bald wurden erste Skirennen durchgeführt. 1907 kam Hannes Schneider als Skilehrer in das Hotel Post nach St. Anton. Mit seiner „Arlbergtechnik“ revolutionierte er den modernen Skilauf. 1922 gründete er die Skischule St. Anton. In den darauf folgenden Jahren folgte eine weitere Erhöhung der Bettenzahl, 1927 zählte man bereits 664 Fremdenbetten.
In den 30er Jahren drehte Dr. Arnold Fanck einige Spielfilme in St. Anton, darunter „Der weiße Rausch“, „Fuchsjagd im Engadin“ und „Wunder des Schneeschuhs“, die nachhaltig die Entwicklung des Skilaufes nicht nur am Arlberg, sondern in den gesamten Alpen mit beeinflussten. 1934 zählte man in St. Anton 1.000 Gästebetten und ca. 55.000 Übernachtungen.
Mit dem Bau der Seilbahn auf den Galzig 1937 wurde der Grundstein für eine groß angelegte Seilbahnerschließung gelegt, die in den Nachkriegsjahren mit dem Bau der St. Christoph-, Valluga-, Gampen- und Kapallbahn ihre Fortführung fand. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs konnten 1.154 Betten gezählt werden, während des Krieges war St. Anton Fronturlaubsziel mehrerer Heeresverbände.
Erst 1947 kam der Fremdenverkehr langsam wieder in Gang und setzte sich kontinuierlich mit großen Steigerungen fort. Die Zahl der Gästebetten stieg von 1.700 (Jahr 1956) bis auf 5.658 (Jahr 1975) bei nunmehr über 560.000 Übernachtungen. Weitere Seilbahnerschließungen erfolgten in den Jahren 1965 bis 1975, darunter eine komplette Neuerschließung mit dem Bau der Rendlbahn im Moostal.
Von 1975 bis 1985 setzte sich diese Entwicklung fort und St. Anton wurde mit dem „Arlberg Tarif Verbund“ zu einem Großraum-Skigebiet, der den Gästen die Benutzung aller Liftanlagen am gesamten Arlberg ermöglichte. 1985 erhöhte sich die Bettenzahl auf 7.325 bei 815.000 Übernachtungen. 1995 konnte eine Bettenzahl von 8.500 bei 900.000 Übernachtungen erreicht werden. In den 90er Jahren erfolgte auch die Ausweitung der Beschneiungsanlagen durch die Arlberger Bergbahnen, welche eine weitgehende Schneesicherheit auf allen Skibergen herstellte.
Alpine Ski WM 2001
1996 beim FIS Kongress in Christchurch/Neuseeland erhielt St. Anton den Zuschlag zur Durchführung der Alpinen Skiweltmeisterschaft 2001. Die Weltmeisterschaft selbst wurde dann zu einem großen sportlichen Ereignis mit mehr als 350.000 Zuschauer vor Ort. Mittelbar oder unmittelbar im Zusammenhang mit der WM entstanden zahlreiche Neubauprojekte im Ort. Die Mehrzweckhalle „Arlberg Well.com“, das Skistadion und die „Nassereinbahn“ waren direkte „WM-Projekte“, darüber hinaus haben viele Hoteliers den Anlass genutzt, um die Bettenzahlen durch Erweiterungen aufzustocken oder ihre Gästehäuser zu renovieren. Als Großprojekt im Zusammenhang mit der Alpinen Skiweltmeisterschaft stand außerdem die Verlegung des Bahnhofes und des Streckenverlaufes, auf die gesondert eingegangen wird.
Bahnverlegung
Im Zusammenhang mit der Alpinen Skiweltmeisterschaft 2001 wurde die Arlbergbahnlinie auf dem Gemeindegebiet verlegt und ein neuer Bahnhof errichtet. Innerhalb von 36 Monaten wurde das zwei Milliarden Schilling teure Projekt realisiert und am 10. September 2000 wurde der offizielle Fahrbetrieb auf der neuen Strecke aufgenommen. Durch die Bahnverlegung wurde die über Jahrzehnte andauernde Teilung des Ortes durch die Bahnlinie aufgehoben und es entstanden neue Freiflächen mitten im Ort, die z. T. mit einem Park begrünt wurden. Auch ging die Lärmbelästigung durch die nunmehr eingehauste Bahnführung erheblich zurück. Das alte Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz und bleibt erhalten.
Söhne und Töchter
- Cassian Spiß (1866–1905), Benediktinermönch und Bischof von Südsansibar (heute Erzdiözese Dar-Es-Salaam)
- Rudolph Matt (1909–1993), österreichischer Skisportler und Weltmeister im Slalom 1936
- Friedl Pfeifer (1911–1995), österreichischer Skirennläufer
- Josef „Pepi“ Jennewein (* 1919), österreichischer und deutscher Skirennläufer und Skispringer und Weltmeister in der Alpinen Kombination 1939
- Albert Pfeifer (1919–1943), österreichischer und deutscher Skirennläufer
- Josef „Pepi“ Gabl (1920–1992), österreichischer Skirennläufer und -trainer
- Franz Gabl (* 1921), österreichischer Skirennläufer und Gewinner der Silbermedaille in der Abfahrt bei den Olympischen Winterspielen 1948
- Hans Thöni (* 1931), Baumeister und Heimatforscher
- Max von Tilzer (* 1939), österreichischer Biologe und emeritierter Professor für aquatische Ökologie an der Universität Konstanz und früherer Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung
- Helmut Schranz (* 1941), österreichischer Skirennläufer
- Gertrud Gabl (1948–1976), österreichische Skirennläuferin und Weltcupsiegerin
Ehrenbürger der Gemeinde
- Hannes Schneider (1890–1955), Skipionier und Gründer der Skischule Arlberg
- Fritz Tschol (* 1929), katholischer Ordensgeistlicher und Generalvikar der Territorialprälatur Xingu, der größten Diözese Brasiliens
- Adolf Werner (* 1936), Bruderschaftsmeister der Bruderschaft St. Christoph und Hotelier
- Karl Schranz (* 1938) – Skiweltmeister aus St. Anton
- Prof. Dr. Rudolf Streicher (* 1939), Unternehmer, Politiker und Dirigent
- Dr. Herbert Sprenger – Langjähriger Bürgermeister der Gemeinde
- Hw. Bruno Decristoforo, katholischer Pfarrer in St. Anton
Literatur
- Hans Thöni: St. Anton am Arlberg. Freipresse, Bludenz 1996, ISBN 3-85193-027-05 (formal falsche ISBN)
- Hans Thöni: Hannes Schneider - zum 100. Geburtstag des Skipioniers. (keine ISBN)
- Skiclub Arlberg (Hrsg.): Skiclub Arlberg - Ein Jahrhundertbericht. ISBN 3-9501375-0-5
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Sankt Anton am Arlberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur zum Schlagwort St. Anton am Arlberg im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- Geschichte-Tirol: St. Anton am Arlberg
- St. Anton am Arlberg Tourismusverband Website
- SkiArlberg-Panoramakarte pdf-Datei, 1,64 MB
- Gemeindedaten von St. Anton am Arlberg. In: Statistik Austria.
Dieser Artikel wurde am 10. Januar 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Städte und Gemeinden im Bezirk LandeckFaggen | Fendels | Fiss | Fließ | Flirsch | Galtür | Grins | Ischgl | Kappl | Kaunerberg | Kaunertal | Kauns | Ladis | Landeck | Nauders | Pettneu am Arlberg | Pfunds | Pians | Prutz | Ried im Oberinntal | St. Anton am Arlberg | Schönwies | See | Serfaus | Spiss | Stanz bei Landeck | Strengen | Tobadill | Tösens | Zams
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