Geheimaktion Crossbow

Geheimaktion Crossbow
Filmdaten
Deutscher Titel Geheimaktion Crossbow
Verweistitel: Geheimakte Crossbow
Originaltitel Operation Crossbow
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1965
Länge 111 Minuten
Stab
Regie Michael Anderson
Drehbuch Richard Imrie; Ray Rigby; Derry Quinn
Produktion Carlo Ponti
Musik Ron Goodwin
Kamera Erwin Hillier
Schnitt Ernest Walter
Besetzung

Geheimaktion Crossbow ist ein Spionagethriller von Michael Anderson. Er spielt während des Zweiten Weltkrieges und wurde 1965 mit George Peppard, Trevor Howard und Sophia Loren in den Hauptrollen gedreht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

London 1943 – Britische Geheimdienstler und hochrangige Verantwortliche debattieren über den Wahrheitsgehalt verschiedener Geheimdienstberichte, wonach die Deutschen an einem Raketenprojekt arbeiten sollen. Winston Churchills Rüstungsminister Duncan Sandys nimmt die Berichte ernst, während der wissenschaftliche Berater des Ministeriums, der Physiker Professor Frederick Lindemann, nicht daran zu glauben vermag.

Derweil unternehmen die Deutschen auf der Insel Usedom die ersten Übungsflüge mit bemannten Vorläufern der V1-Marschflugkörper. Die ersten Maschinen stürzen infolge eines technischen Fehlers ab; nachdem vier Piloten ihr Leben gelassen haben, gelingt es Hanna Reitsch, die Ursache für den Defekt zu finden. Noch während die Mannschaft ihren Erfolg feiert, wird der Entwicklungsstandort Peenemünde von den Briten bombardiert. Denn die Auswertung des Luftkartenmaterials durch den britischen Geheimdienst hatte die Schlussfolgerung nahe gelegt, dass die Vergeltungswaffe tatsächlich dort gebaut wird.

Einige Zeit später fordern Luftangriffe mit unbemannten V1-Marschflugkörpern erhebliche Opfer unter der Londoner Zivilbevölkerung. Daraus ist klar geworden - wie wiederum durch Geheimdienstberichte fundiert -, dass die Produktionsstätte der Waffe mit der Zerstörung Peenemündes nicht vernichtet, sondern lediglich verlagert worden war.

Daraufhin kommt der britische Geheimdienst auf die Idee, Spione aus den eigenen Reihen zu rekrutieren, um sie in die bis dahin unbekannte Raketenfabrik einzuschleusen. In einem umfangreich angelegten Bewerbungsverfahren, in dem Physiker, Mathematiker oder Ingenieure mit Deutschkenntnissen und in guter körperlicher Verfassung gesucht werden, werden drei Kandidaten ausgewählt: John Curtis, Robert Henshaw und Phil Bradley. Sie erhalten die gestohlenen Pässe von drei kürzlich gestorbenen niederländischen Entwicklungsingenieuren, die ihnen ähnlich sehen: Erik van Ostamgen, Jacob Bijus und Dr. Engel.

Curtis und Henshaw werden nach einem Schnellkurs im Fallschirmspringen beauftragt, über Holland abzuspringen und sich rheinaufwärts in einem deutschen Hotel einzufinden, in dem mehrere holländische Ingenieure für den Weitertransport in die unterirdische Raketenproduktionsstätte gesammelt werden. Derweil sollte Bradley lediglich in Brüssel für die Meldung der Rechercheergebnisse seiner Agenten-Kollegen an die Londoner Zentrale bereitstehen.

Kurz nach Eintreffen der beiden Agenten im Hotel kommt es zu einigen Komplikationen. Zu spät hat die Londoner Zentrale des Geheimdienstes bemerkt, mit der Aushändigung der Papiere von Jacob Bijus an Robert Henshaw einen Fehler begangen zu haben: Jacob Bijus wird von der deutschen Polizei, die von seinem Tod nichts weiß, wegen Mordes an einer Hotelbesitzerin in Heilbronn gesucht. Bradley alias Dr. Engel wird sofort mit Ersatzpapieren auf den Weg geschickt, kommt aber zu spät: Die Polizei hat Henshaw bereits verhaftet, und dieser gesteht in seiner falschen Identität als Jacob Bijus den Mord, den er nicht begangen hat. Auf Mord steht die Todesstrafe; dennoch hätte Henshaw frei kommen können, wenn er sich bereit erklärt hätte, als Spitzel für die Gestapo zu arbeiten. Plötzlich wird Henshaw von einem Gestapo-Offizier erkannt, einem abgelehnten Mit-Konkurrenten aus der Londoner Bewerber-Runde. Henshaw wird von der Gestapo exekutiert.

Derweil steht John Curtis alias Erik van Ostamgen im Hotel vor einem anderen Problem. Es erscheint unerwartet Nora van Ostamgen auf der Suche nach ihrem Ex-Mann, von dessen Tod sie nichts weiß. Sie benötigt seine Unterschrift, um zu ihren Kindern in ihrer italienischen Heimat ausreisen zu können. Nach anfänglicher Vorsicht offenbart Curtis ihr die Wahrheit über das Schicksal ihres Ex-Mannes und den Grund, warum er dessen Identität angenommen hat. Der echte Erik van Ostamgen war ein Kollaborateur der Deutschen, den Nora aus diesem Grund verlassen hat. Curtis möchte Nora helfen und setzt die Unterschrift Erik van Ostamgens, die er in seiner neuen Identität häufig genug geübt hatte, unter die notwendigen Papiere.

Am nächsten Morgen werden Curtis und der zu spät mit den Ersatzpapieren eingetroffene Bradley an Stelle des liquidierten Henshaw von einem LKW zum Abtransport in die geheime Raketenproduktionsstätte abgeholt. Curtis bekommt nicht mehr mit, dass Nora von der Hotel-Managerin Frieda, die in die Pläne des Geheimdienstes eingeweiht ist, aus Angst vor Verrat der gesamten Aktion mit einer Schalldämpferpistole erschossen wird.

In der Produktionsstätte an geheimem Ort erhält Bradley, der als Dr. Engel nicht auf der Liste steht, nur einen Aushilfsjob in der Putzkolonne. Curtis alias Erik van Ostamgen hingegen bekommt eine verantwortliche Position als Assistent eines holländischen Professors, der an der Entwicklung einer noch weit größeren Rakete als die V2 arbeitet. Diese Interkontinentalrakete A9/10 hätte New York erreichen können.

Im Gegensatz zur V1 mit festen Startrampen, die bis Februar 1944 größtenteils durch die Briten zerstört worden waren, wurde die V2 von einer mobilen Einheit abgeschossen. Diese Einheit konnte nicht geortet und deshalb durch Bombenangriffe auch nicht zerstört werden. Nachdem die Agenten diese Ergebnisse melden konnten, wurde den Briten klar, dass eine Zerstörung nur am Ort der Produktion möglich sein würde. Die Gestapo ihrerseits erhielt durch ihre Geheimdienste Hinweise auf Spionage an der Produktionsstätte und beschließt die genaue Überprüfung aller Papiere der Arbeitskräfte sowie einen beschleunigten ersten Abschuss.

Die Schlussphase des Films ist ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit um den Abschuss oder die Vernichtung des Raketenwerkes. In der Nacht des geplanten Abschusses steht die Royal Air Force zur Bombardierung in der Luft bereit, doch sie benötigt ein Lichtsignal zum genauen Standort der Produktionsstätte. Um dieses zu geben, müssen die Agenten in den technischen Kontrollraum vordringen und den Deckel des Abschuss-Schachtes öffnen; dafür müssen sie einen bestimmten Schalter betätigen. Curtis gelingt der Durchbruch in den Kontrollraum, während zugleich bei der Identitätskontrolle eine Unstimmigkeit der Papiere des vermeintlichen Erik van Ostamgen (falsches Foto) festgestellt wird. Sofort wird sein Aufenthalt im Kontrollraum entdeckt und seine Spur verfolgt. Bradley alias Dr. Engel wird von den Deutschen vor dem Kontrollraum als Geisel festgehalten, damit Curtis sich innerhalb von einer Minute ergebe. Es gelingt ihm noch vor Ablauf der Frist, Curtis die richtige Nummer des Schalters zuzurufen, ehe er erschossen wird. Bei der Schießerei in der Erstürmung des Kontrollraums wird Curtis schwer verletzt, kann aber noch rechtzeitig den Schalter betätigen.

Es folgt der Angriff der Briten, bei der die gesamten Produktionsstätte in Flammen aufgeht. Die Deutschen versuchen noch in letzter Sekunde die startbereite Rakete zu starten, was ihnen nicht mehr gelingt.

In der letzten Szene, die wieder im Londoner Ministerium spielt, wird Duncan Sandys vom Premierminister wegen seiner außerordentlichen Verdienste bei der Vernichtung der V2-Fabrik geehrt. Sandys stellt klar, dass diese Leistung ohne Mitwirkung der Geheim-Agenten, die ihr Leben für diese Sache geopfert haben, nicht möglich gewesen wäre.

Kritiken

„Aufwendiger amerikanischer Film, der seine interessante Story bis zum allzu kolportagehaften Schluß mit hinreichender Spannung erzählt.“

Lexikon des internationalen Films

Historische Hintergründe und Fehler im Film

Der Film basiert auf einer Vorlage der italienischen Autoren Duilio Coletti und Vittoriano Petrilli. Es handelt sich um eine freie Verarbeitung des historischen Stoffes. Die Operation Crossbow, ein britisches Geheimprojekt zur Vernichtung der so genannten deutschen Vergeltungswaffen, hat es zwar tatsächlich gegeben; die Chronologie ist jedoch im Film nicht eingehalten.

Der Film beginnt im Jahr 1943. Erste Hinweise auf ein mögliches Raketenentwicklungsprogramm der Deutschen gab es jedoch schon im August 1942, als ein dänischer Marineoffizier einen abgestürzten Flugkörper auf der Insel Bornholm entdeckte. Im Mai 1943 ordnete Churchill die Operation Crossbow an. Arthur Harris, Kommandant der Royal Air Forces, benötigte bis Februar 1944, um außer den Produktionsanlagen in Peenemünde am 17. August 1943 auch 73 der 96 festen Raketenbasen der V1 zu zerstören.

Es kann also die Chronologie des Tests der bemannten Vorläufer in Peenemünde, des Testflugs der Hanna Reitsch und des Bombardements von Peenemünde im komprimierten Zeitraffer nicht stimmen.

Bemannte Vorläufer der V1-Raketen, genaue Bezeichnung Reichenberg-Gerät (V4), gab es zwar tatsächlich. Anscheinend hatte auch Hanna Reitsch als Testpilotin Anteil an der Entwicklung dieser Flugbombe. Jedoch wurden sie nicht, wie im Film gezeigt, von einem Startkatapult, sondern von einem Flugzeug, welche die V1 bzw. V4 unter den Tragflächen auf Starthöhe gebracht hat, gestartet. Die Beschleunigung (G-Kraft) beim Start vom Katapult wäre für die Piloten wohl zu groß gewesen.

Ferner suggeriert das Ende des Films, die V2 sei durch die Operation endgültig vernichtet worden. In Wirklichkeit handelt es sich nur um die exemplarische Zerstörung einer einzigen Produktionsanlage. V2 wurden gegen Ende des Krieges - ab September 1944 - in großer Zahl eingesetzt und forderten über 8000 Menschenleben in der Zivilbevölkerung.

Anachronismen gibt es ferner im Szenenbild:

  • Im Film sind während einer Szene einer V1-Rakete über London ein Funkturm und die Kühltürme eines Kernkraftwerkes zu sehen. Beides wurde natürlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut.
  • Im Film ist auch, als Curtis und sein Kollege von Holland aus den deutschen Grenzübergang passieren, neben einer Flagge des Dritten Reiches (mit Hakenkreuz) die aktuelle Flagge Deutschlands in den Farben „Schwarz-Rot-Gold mit Bundesadler“ zu sehen. Diese gab es aber in dieser Form (mit Bundesadler) ebenfalls erst nach dem Zweiten Weltkrieg - ab dem 7. Juni 1950.

Genre und Rezeption

Der Film kombiniert die Genres des Historienfilms, Antikriegsfilms, Actionfilms und Thrillers. Es sind auch komische Elemente vertreten, beispielsweise im Fallschirm-Training, sowie ein angedeuteter love plot mit Zügen des Melodrams in der Hotel-Szene zwischen Curtis und Nora van Ostamgen, der sich auf Grund der Umstände nicht realisiert.

Der Erfolg des Films ist u.a. der Besetzung mit erstrangigen Schauspielern seiner Zeit zu verdanken, auch wenn sie teilweise nur Nebenrollen einnehmen.

40 Jahre nach seiner Produktion ist er immer noch allgemein bekannt, auf DVD erhältlich und auch im Fernsehen gelegentlich wiederholt.

Soundtrack

  • Ron Goodwin: Operation Crossbow. Original Motion Picture Soundtrack. Auf: Ron Goodwin: Where Eagles Dare · Operation Crossbow. (2-CD-Set.) FSM Silver Age Classics. Turner, Rhino, Film Score Monthly, Burbank, Culver City u.a. 2003, Tonträger-Nr. FSM Vol. 6 No. 21 – Stereofone Originalaufnahme der Filmmusik unter der Leitung des Komponisten

Weblinks


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