Lilli Marie Palmer

Lilli Marie Palmer
Lilli Palmer
Lilli Palmer 1982 im Gespräch mit Helmut Schmidt

Lilli Palmer (* 24. Mai 1914 in Posen; † 27. Januar 1986 in Los Angeles; gebürtig Lilli Marie Peiser) war eine deutsche Schauspielerin und Autorin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie und Jugend

Geboren wurde Lilli Palmer als Lilli Marie Peiser in Posen (damals Provinz Posen / heute Poznań in Polen). Ihre Eltern waren Dr. Alfred Peiser und Rose Lissmann. Der Vater war Chefarzt im jüdischen Krankenhaus in Berlin (Chirurg und Medizinalrat), die Mutter war Theaterschauspielerin und gab sofort nach der Verlobung ihren Beruf auf. Lilli hatte noch eine ältere Schwester – die Schauspielerin und Sängerin Irene Prador – und eine jüngere – Hilde. Als Lilli Palmer vier Jahre alt war, zog die Familie nach Berlin-Westend. An dem Haus, in dem sie damals wohnte, befindet sich heute eine Gedenktafel.

Ihr Vater bestand darauf, dass Lilli das Abitur an der Waldschule in Charlottenburg machte (er wollte, dass sie Ärztin wird). Sie jedoch wollte unter allen Umständen Schauspielerin werden. So ging sie morgens aufs Gymnasium und am Nachmittag zur Schauspielschule – sie bestand beides. Schauspielunterricht hatte sie bei Ilka Grüning und Lucie Höflich in Berlin. Ihre ersten Auftritte erfolgten am Rose-Theater in der Großen Frankfurter Straße (heute Karl-Marx-Allee; nahe Koppenstraße).

Berliner Gedenktafel am Wohnhaus Hölderlinstraße 11

Karriere

1932 begann sie am Hessischen Landestheater Darmstadt. 1934 emigrierte sie nach Paris, weil sie als Jüdin nicht mehr in Deutschland arbeiten konnte, und trat mit ihrer Schwester Irene als Les Sœurs Viennoises in diversen Nachtlokalen auf. Wenig später führte ihr Weg sie nach London, wo sie in dem Film Crime Unlimited die weibliche Hauptrolle spielte und so ihren ersten Vertrag mit einer englischen Produktionsfirma erhielt. 1936 spielte sie eine Nebenrolle in dem Film Geheimagent von Alfred Hitchcock.

1943 heiratete sie den britischen Theaterschauspieler und Filmstar Rex Harrison und bekam 1944 den gemeinsamen Sohn Rex Carey Alfred Harrison, der heute an der Brooklyn University lehrt. Mit einem Hollywood-Vertrag in der Tasche emigrierte sie in die USA und spielte dort u. a. neben Gary Cooper in Cloak and Dagger und mit John Garfield in Body and Soul. Rex Harrisons Affäre mit der jungen Schauspielerin Carole Landis, in deren Suizid er verwickelt gewesen sein soll, wurde zum Skandal, womit die Hollywood-Karriere des Ehepaars Harrison/Palmer zunächst beendet war. Dann traten beide erfolgreich am Broadway auf, u. a. auch gemeinsam in Bell, Book and Candle (deutsch: Geliebte Hexe). Nach den Erfolgen in New York konnte sich auch Hollywood den beiden nicht mehr verschließen. Sie gingen für den Film The Four Poster (Das Himmelbett) zurück, die heile Ehewelt jedoch bestand nur noch im Film.

1954 kehrte Lilli Palmer nach Deutschland zurück und wurde zum Star des Nachkriegskinos. Sie spielte u. a. an der Seite von Curd Jürgens und Romy Schneider. Doch nicht nur in Deutschland konnte sie Erfolge feiern – auch in Frankreich, Großbritannien und in den USA filmte sie gemeinsam mit namhaften Schauspielern wie Clark Gable, James Mason, Jean Gabin und Charles Boyer. Für ihre Arbeit als Schauspielerin wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Filmband in Gold.

1956 ließen sich Lilli Palmer und Rex Harrison scheiden, am 21. September 1957 heiratete Lilli Palmer den argentinischen Schriftsteller und Schauspieler Carlos Thompson.

In Deutschland wirkte sie später auch in Fernsehfilmen und TV-Serien mit, wie beispielsweise „Der Kommissar“ („Grauroter Morgen“), „Derrick“ („Johanna“) und „Eine Frau bleibt eine Frau“ (unter dem Namen ihres verstorbenen Großvaters schrieb sie einige der Geschichten zu dieser Serie selbst).

Lilli Palmer galt auch im fortgeschrittenen Alter noch als außergewöhnlich schöne Frau.

1974 erschienen ihre Memoiren Dicke Lilli – gutes Kind, die international zu einem Bestseller wurden. Weitere, sehr erfolgreiche Bücher von ihr sind Der rote Rabe aus dem Jahr 1979 (Erweiterung der ersten Biografie um eine Geschichte, die einen besonderen Stellenwert in ihrem Leben hatte: Palmer schreibt hier über eine Dreiecksbeziehung zwischen sich, ihrem Lebensgefährten und ihrer besten Freundin) sowie Umarmen hat seine Zeit (1981), Nachtmusik (1984), Eine Frau bleibt eine Frau (1985) und Wenn der Nachtvogel schreit (postum 1988 erschienen).

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Lilli Palmer auch eine erfolgreiche Malerin.

Sie starb im Alter von 71 Jahren in Los Angeles an Krebs. Beigesetzt wurde sie in aller Stille. Den Wunsch, sie in die Schweiz zu überführen, schlug ihr Ehemann dem Sohn und den Schwägerinnen aus. Nach ihrem Tod hielten sich zahllose Gerüchte, unter anderem, dass sich Lilli Palmer selbst das Leben genommen habe. Zunächst fiel die Regenbogenpresse über ihr Leben, später dann auch über das von Carlos Thompson her.

Carlos Thompson, der für Lilli Palmer die große Liebe ihres Lebens war, beging vier Jahre nach ihrem Tod in Buenos Aires Suizid.

Sportliche Aktivitäten

In ihrer Jugend galt Lilli Palmer als hoffnungsvolles Tischtennistalent. Sie wurde für die Weltmeisterschaft 1930 in Berlin nominiert, wo sie – noch unter dem Namen Lilli Maria Peiser – im Einzel gegen die spätere Weltmeisterin Mária Mednyánszky verlor. Daraufhin wurde sie vom Deutschen Tischtennis-Bund DTTB an Platz 9 der deutschen Rangliste geführt. Oft spielte Peiser mit Heinz Nickelsburg Mixed. [1]

Filme

  • 1935 – Crime Unlimited (GB)
  • 1936 – The First Offence (Bad Blood, UK)
  • 1936 – Geheimagent (Regie: Alfred Hitchcock) (DVD/VHS erhältlich)
  • 1937 – Sunset In Vienna (GB)
  • 1937 – Good Morning, Boys (GB)
  • 1937 – The Great Barrier (GB)
  • 1938 – Crackerjack (GB) (DVD in den USA)
  • 1939 – A Girl Must Live (GB)
  • 1939 – Blind Folly
  • 1940 – The Door With Seven Locks (GB)
  • 1942 – Thunder Rock (GB)
  • 1943 – The Gentle Sex (GB)
  • 1943 – English Without Tears (GB)
  • 1945 – The Rake´s Progress (GB)
  • 1946 – Beware Of Pitty (GB)
  • 1946 – Im Geheimdienst (Cloak and Dagger) (USA)
  • 1947 – Body And Soul (USA)
  • 1948 – My Girl Tisa (USA)
  • 1948 – No Minor Vices (USA)
  • 1949 – Hans le Martin (Frankreich)
  • 1951 – The Long Dark Hall (GB)
  • 1952 – The Four Poster (USA)
  • 1953 – Mainstreet To Broadway
  • 1954 – Feuerwerk (BRD)
  • 1955 – Teufel in Seide (BRD)
  • 1956 – Zwischen Zeit und Ewigkeit (BRD)
  • 1956 – Anastasia – Die letzte Zarentochter (BRD)
  • 1957 – Wie ein Sturmwind (BRD)
  • 1957 – Montparnasse 19 (Les Amants de Montparnasse) (Frankreich/BRD)
  • 1957 – Der gläserne Turm (BRD)
  • 1958 – Eine Frau, die weiß, was sie will (BRD)
  • 1958 – Mädchen in Uniform (BRD/Frankreich)
  • 1958 – La vie à deux / Das Leben zu zweit (Frankreich)
  • 1959 – But Not For Me / Bei mir nicht (USA)
  • 1959 – Conspiracy Of Hearts / Verschwörung der Herzen (GB)
  • 1960 – Frau Warrens Gewerbe (BRD)
  • 1960 – The Pleasure Of His Company / In angenehmer Gesellschaft (USA)
  • 1960 – The Counterfeit Traitor / Verrat auf Befehl (USA)
  • 1961 – Frau Cheneys Ende (BRD)
  • 1961 – Le rendez-vous de minuit / Das fremde Gesicht (Frankreich)
  • 1961 – Julia, Du bist zauberhaft / Adorable Julia (Österreich/ Frankreich)
  • 1962 – Finden Sie, daß Constanze sich richtig verhält? (BRD)
  • 1962 – Erotica / L’amour difficile (BRD/Italien)
  • 1962 – Leviathan (Frankreich)
  • 1963 – Flucht der weißen Hengste (USA)
  • 1963 – Treffpunkt Tanger (Italien)
  • 1963 – Das große Liebesspiel (BRD)
  • 1964 – Le triangle / Die Unmoralischen (Frankreich)
  • 1965 – Geheimaktion Crossbow (Operation Crossbow, UK)
  • 1965 – Die amourösen Abenteuer des Moll Flander (USA)
  • 1965 – Herr auf Schloss Brassac (Frankreich/Italien/BRD)
  • 1966 – Zwei Girls vom roten Stern (Frankreich/BRD)
  • 1966 – Der Kongress amüsiert sich (BRD/Österreich/Frankreich)
  • 1966 – Le voyage du père/ Die Reise des Vaters (Frankreich/Italien)
  • 1967 – Der Diamantenprinz (USA/BRD)
  • 1967 – Sebastian (GB)
  • 1967 – Ödipus the King (GB)
  • 1968 – Paarungen (BRD)
  • 1968 – Der Haftbefehl (Nobody Runs Forever) (GB/USA)
  • 1969 – Der Killer und die Dirne / Hard Contract (USA)
  • 1970 – La peau de torpedo / Der Mann mit der Torpedohaut (BRD/Frankreich/Italien)
  • 1970 – De Sade (USA/BRD)
  • 1970 – Das Versteck – Angst und Mord im Mädcheninternat (BRD/Spanien)
  • 1971 – Hauser’s Memory / Ständig in Angst (BRD/USA)
  • 1971 – Diabolisch (GB)
  • 1971 – Murder In The Rue Morgue (USA)
  • 1974 – Lotte in Weimar (nach einer Erzählung von Thomas Mann) (DDR)
  • 1978 – The Boys from Brazil, mit Gregory Peck, Laurence Olivier, James Mason
  • 1982 – Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung (BRD)
  • 1985 – Der 4 1/2 Billionen Dollar Vertrag (The Holcroft Covenant) (GB)

TV-Auftritte

  • 1967 Zwischenstationen mit Lilli Palmer
  • 1971 Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre
  • 1971 Der Kommissar, 38. Folge: Grauroter Morgen
  • 1972–79 Eine Frau bleibt eine Frau (10 Folgen)
  • 1973 Lilli Palmer präsentiert Opernstars
  • 1974 The Zoo Gang (GB)
  • 1975 Treffpunkt Herz (Peter Alexander und Lilli Palmer singen gemeinsam O mein Papa aus Feuerwerk (Musikalische Komödie))
  • 1975 Derrick, 2. Folge: Johanna
  • 1976 Stars in der Manege
  • 1977 Das ist ihr Leben – Lilli Palmer
  • 1979 Dick Cavett und Lilli Palmer: Zwei Stars über Stars
  • 1979 Talkshow „Drei nach Neun“ in Nord 3
  • 1980 Weekend (TV-Film)
  • 1981 Kinder (TV-Film)
  • 1981 Heut´ abend – Lilli Palmer zu Gast bei Joachim Fuchsberger
  • 1982 Helmut Schmidt – unpolitisch. Lilli Palmer im Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Schmidt
  • 1982 Heut´ abend – Elisabeth Bergner im Gespräch mit Lilli Palmer
  • 1982 Unglaubliche Freunde (BBC)
  • 1982 Eine etwas sonderbare Dame (TV-Film)
  • 1984 Love Boat (US-Serie)
  • 1986 Peter der Große (Mini TV-Serie)

Hörspiele

1979 wirkte Lilli Palmer als Erzählerin bei der Hörspielproduktion der Walt-Disney-Filmklassiker Dornröschen und Schneewittchen und die sieben Zwerge mit.

Auszeichnungen

Ehrendes Gedenken

Seit 1988 wurden junge Nachwuchsschauspielerinnen wie z. B. Barbara Auer (1988), Christiane Paul (1998), Anneke Kim Sarnau (2003) oder Jasmin Schwiers (2005) im Rahmen der Verleihung der Goldenen Kamera der Fernsehzeitschrift HÖRZU mit der Lilli-Palmer-Gedächtnis-Kamera für herausragende schauspielerische Leistungen ausgezeichnet. 2003 wurde zusätzlich die Curd-Jürgens-Gedächtnis-Kamera für den besten männlichen Nachwuchsschauspieler verliehen. 2004 wurden die beiden Auszeichnungen zur Lilli-Palmer & Curd-Jürgens-Gedächtnis-Kamera zusammengelegt. Dieser Preis ist derzeit mit 20.000 Euro dotiert.

Berlin brachte an dem Haus, in dem sie ihre Jugend verbrachte, eine Gedenktafel an. 1997 wurde in Berlin-Haselhorst die „Lilli-Palmer-Promenade“ am Krienicke-Park benannt.

Werke

  • Dicke Lilli – gutes Kind, München 1974
  • Der rote Rabe, München 1977
  • Umarmen hat seine Zeit
  • Nachtmusik

Literatur

  • Michael O. Huebner: Lilli Palmer. Ihre Filme – ihr Leben. 2. Auflage. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-86107-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift DTS, 2001/4 S.9 + http://www.tischtennis.tuwa-abteilungen.de/humor_wissenswertes-kurioses.php + Eintrag in ITTF-Datenbank

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