20.000 Meilen unter dem Meer

20.000 Meilen unter dem Meer
Erste deutsche Buchausgabe im Verlag A. Hartleben, 1874

20.000 Meilen unter dem Meer (auch 20.000 Meilen unter den Meeren, Zwanzigtausend Meilen unter’m Meer oder Zwanzigtausend Meilen unter Meer) ist ein Roman des französischen Autors Jules Verne. Der Roman wurde erstmals 1869–1870 in zwei Bänden unter dem französischen Titel Vingt mille lieues sous les mers von dem Verleger Pierre-Jules Hetzel veröffentlicht. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1874 im Wiener Verlag A. Hartleben unter dem Titel Zwanzigtausend Meilen unter’m Meer. Der englische Titel des Romans lautet Twenty Thousand Leagues Under the Sea.

Jules Verne nimmt in diesem Buch die technische Entwicklung des Unterseebootes vorweg. Unterseeboote gab es zwar schon vor Erscheinen des Buches, nur waren sie technisch noch nicht weit entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Kapitän Nemo nimmt den Höhenstand der Sonne auf, Illustration der Zeichner Alphonse de Neuville und Édouard Riou
Nemos Taucher heben das Gold versunkener spanischer Galeonen
Kampf mit Riesenkraken

Der Roman ist vorgeblich ein Erlebnisbericht des französischen Professors Pierre Aronnax, Autor eines Werkes über „Die Geheimnisse der Meerestiefen“. In den Jahren 1866 und 1867 häufen sich auf allen Weltmeeren rätselhafte Schiffsunglücke. Die Presse spekuliert, ein bislang unbekanntes Seeungeheuer oder aber ein „Unterwasserfahrzeug mit außerordentlicher mechanischer Kraft“ habe die Schiffe zum Kentern gebracht, Aronnax vermutet einen gigantischen Narwal als Ursache. Wegen seiner Expertise als Meereskundler wird er 1867 von der amerikanischen Regierung gebeten, sich einer Expedition zur Klärung der Vorgänge anzuschließen, und so sticht Aronnax in Begleitung seines gleichmütigen Dieners Conseil an Bord der US-Fregatte Abraham Lincoln in See.

Nach wochenlanger Suche im Nordpazifik wird das fragliche Objekt gesichtet. Im Verlauf der anschließenden Verfolgungsjagd werden Aronnax, Conseil und der kanadische Harpunier Ned Land ins offene Meer gespült, finden aber letztlich auf der Oberfläche des vermeintlichen Seeungeheuers festen Boden unter den Füßen. Es stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um ein aus Eisen gebautes Unterseeboot handelt. Nach einiger Zeit öffnet sich eine Luke und die drei Männer werden von Mannschaftsangehörigen des Fahrzeugs in eine Zelle geführt, später dem Kapitän vorgeführt, der sich dann als „Nemo“ − lateinisch für „Niemand“ – vorstellt.

Mit der Zeit erfährt Aronnax in Gesprächen mit dem mysteriösen Nemo Details über die technischen Fähigkeiten des Unterseeboots, der Nautilus, jedoch kaum etwas über ihren Kapitän und ihre Mannschaft. Nemo hat nicht nur mit der Menschheit, sondern auch mit dem Erdboden gebrochen und versorgt sich und seine Mannschaft ausschließlich aus den Schätzen des Meeres; so beutet er untermeerische Kohlenflöze aus, um den Treibstoffbedarf seines mit Elektrizität angetriebenen Schiffes zu decken, und auch die Mannschaftsverpflegung wird ausschließlich aus Meerestieren und -pflanzen zusammengestellt. Über seinen Hintergrund gibt Nemo im Laufe der Zeit nur wenig preis − erst im zweiten Band des Romans deutet er sein tragisches Schicksal an: Vaterland, Frau und Kinder seien ihm von irdischen Mächten genommen worden, und so habe er der Welt den Rücken gekehrt, um als Rächer der Entrechteten die Weltmeere zu befahren. Da niemand sein Geheimnis erfahren darf, steht eine Freilassung der drei Schiffbrüchigen außer Frage, und so sind sie gezwungen, an Bord der Nautilus eine Weltreise unter Wasser mitzumachen.

Dabei erleben sie allerlei Abenteuer; sie treffen auf einen indischen Perlentaucher, bergen die Schätze versunkener spanischer Galeonen, nehmen an einer Beerdigung auf einem Unterwasserfriedhof teil, jagen einen Dugong, fahren durch einen unterseeischen Tunnel vom Roten Meer in das Mittelmeer, erleben einen Vulkanausbruch auf dem Meeresboden bei der Insel Santorin, kämpfen gegen einen Riesenkraken und einen Hai, sehen im Atlantik die Ruinen des versunkenen Atlantis und sind an Bord, als Kapitän Nemo mit seiner Nautilus als erster Mensch den Südpol erreicht − damals war noch nicht bekannt, dass sich der Südpol der Erde auf der Landmasse des Kontinents Antarktika befindet. Während der Reise geraten sie mehrfach in gefährliche Situationen, aus denen sie durch die Nautilus gerettet werden. Jules Verne beschreibt den Sieg der Technik über die Natur – die Technik macht alles möglich. Allerdings weist er in der erzählten Biographie Nemos und der Handlung bzw. den Dialogen immer wieder implizit auch auf die Gefahr hin, die Technik ohne Verantwortung birgt.

Professor Aronnax gerät auf der Reise in einen inneren Konflikt. Zum einen möchte er als Wissenschaftler möglichst lange an Bord der Nautilus bleiben und gemeinsam mit Kapitän Nemo das Leben im Meer erforschen, zum anderen wird an ihn von Ned Land der Wunsch herangetragen, von Bord zu fliehen. Ned Lands Abneigung gegen Kapitän Nemo, die auch nicht dadurch überwunden wird, dass sie sich im Laufe der Reise gegenseitig das Leben retten, führt dazu, dass der Professor zeitweilig „zwischen den Stühlen sitzt“. Dieser Konflikt wird erst im vorletzten Kapitel des zweiten Bandes gelöst, als der Professor und seine Gefährten miterleben, wie Kapitän Nemo kaltblütig ein Schiff versenkt.

Nach diesem Vorfall wird Nemo jedoch offenkundig von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln verunsichert, auch scheint seine Mannschaft geschwächt oder unaufmerksam. So gelingt den drei Gefangenen eine waghalsige Flucht zur rettenden Küste Norwegens, als die Nautilus in den Strudel des Mahlstrom gerät.

Bücher

  • Jules Verne: 20 000 Meilen unter den Meeren, Fischer, Frankfurt am Main 2003 (3. Auflage), ISBN 978-3-596-15714-3
  • Jules Verne: Zwanzigtausend Meilen unterm Meer Teil 1, Diogenes, Zürich 1976, ISBN 978-3-257-20244-1 (Band 1)
  • Jules Verne: Zwanzigtausend Meilen unterm Meer Teil 2, Diogenes, Zürich 1976, ISBN 978-3-257-20245-8 (Band 2)

Adaptionen

Station Arts et Métiers der Métro in Paris, inspiriert durch die Nautilus

Bühnenbearbeitungen

  • Frei nach dem Roman von Jules Verne hat der Hamburger Komponist Jan Dvorák ein Musical 20.000 Meilen unter dem Meer geschrieben, das als Auftragswerk des Landestheaters Eisenach am 28. Mai 2011 seine Weltpremiere erlebte.[1]

Verfilmungen

  • 20.000 Meilen unter dem Meer wurde 1907 von Georges Méliès unter dem französischen Originaltitel erstmals verfilmt.
  • Die nächste Verfilmung von Stuart Paton aus dem Jahre 1916 verbindet die beiden Jules-Verne-Romane (20.000 Meilen unter dem Meer und Die geheimnisvolle Insel) miteinander. Diese Fassung ist für ihre echten Unterwasseraufnahmen durch John Ernest Williamson bemerkenswert, die zu den frühesten Zeugnissen des Unterwasserfilmes gehören.
  • 1954 entstand eine weitere Verfilmung von Walt Disney (20.000 Meilen unter dem Meer) unter der Regie von Richard Fleischer. Kapitän Nemo wurde von James Mason gespielt, Ned Land von Kirk Douglas, der Diener Conseil von Peter Lorre und Professor Aronnax von Paul Lukas.
  • Herbert Lom war 1961 Kapitän Nemo im Film Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel).
  • 1966 taucht Kapitän Nemo in dem tschechischen Film Das gestohlene Luftschiff von Karel Zeman kurz auf.
  • 1969 übernahm Robert Ryan die Rolle im Film Captain Nemo and the Underwater City (deutscher Titel: Kapitän Nemo).
  • 1973 entstand eine italienische Version von „Die geheimnisvolle Insel“ mit dem Titel L'isola misteriosa e il Capitano Nemo / La Isla misteriosa (deutscher Titel: Herrscher einer versunkenen Welt) mit Omar Sharif als Nemo.
  • Auch in der Sowjetunion genoss das Werk von Jules Vernes eine große Popularität, was 1975 zum Fernsehfilm Kapitan Nemo (Капитан Немо) führte.
  • In den 1990er Jahren entstanden zwei Fernsehfilme nach 20.000 Meilen unter dem Meer. In einer Version wurde Kapitän Nemo von Michael Caine dargestellt.
  • In der Comic-Verfilmung Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003) wurde Kapitän Nemo von Naseeruddin Shah gespielt.

Hörspiele

sowie[2]

  • 1957, Regie: ??, Verlag: Leipzig Blindenhörbuch (Hörbuch)
  • 1969. Regie: Ruth Scheerbarth, Verlag: Perl (Hörspiel)
  • 1975, Regie: Ruth Scheerbarth, Verlag: Auditon (Hörspiel)
  • 1975, Regie: Peter Folken, Verlag: PEG (Hörspiel)
  • 197x, Regie: Manfred Jenning, Verlag: Disneyland Records (Hörspiel)
  • 1992, Regie: Mat Willies, Verlag: Junior (Hörspiel)
  • 1995, Regie: Hans Eckardt, Verlag: Bibliothek der Jugendklassiker (Hörbuch)
  • 2000, Regie: ??, Verlag: Disky (Hörspiel)

Anmerkungen

  • Die Angabe „20.000 Meilen“ im Titel bezieht sich auf die heute ungebräuchliche metrische französische Meile (lieue), die 4 Kilometer der heutigem Norm misst. Eine exakt umrechnungsgetreue Übersetzung wäre also „80.000 km unter den Meeren“. Der Betrag entspricht einem Mehrfachen des (auch Jules Verne bekannten) Erddurchmessers und stellt daher keine Tiefen-, sondern eine Längenangabe dar, also im Sinne einer 20.000 Meilen langen Reise unterhalb des Meeresspiegels, was dem doppelten Erdumfang entspricht und dem Titel so einen tieferen Sinn gibt.
  • Die Figur des Professors Aronnax soll Jules Verne selber darstellen, was anhand der Illustrationen im Originalbuch oder Nachdruck belegt ist.
  • Anfangs war geplant, dass Kapitän Nemo aus Polen und nicht aus Indien stammen sollte.

Bilder

Literatur

  • Till R. Kuhnle: „Kapitän Nemo oder der Mythos des 19. Jahrhunderts“. In: ders.: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse, Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1, S. 24-82
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992.
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005.
  • Volker Dehs: Jules Verne. Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005. ISBN 3-538-07208-6

Weblinks

 Commons: 20.000 Meilen unter dem Meer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „20.000 Meilen unter dem Meer“ - das Musical im Landestheater Eisenach
  2. „Jules-Verne-Hörspiele“

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