- Gentoo-Linux
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Gentoo Linux Bildschirmfoto
Gentoo Linux 2008.0Basisdaten Entwickler Gentoo Foundation, Inc. Version Release 2008.0*
(06. Juli 2008)Abstammung \ GNU/Linux
\ Gentoo LinuxArchitekturen alpha, AMD64, ARM, hppa, IA-64, m68k, MIPS, ppc, S/390, SH, SPARC, x86 Größe ca. 700 MB (Universal install CD)
ca. 700 MB (Package CD)
ca. 60 MB (Minimal Live CD)Startmedium Live-CD, Festplatte Lizenz GPL und andere Website www.gentoo.org Gentoo Linux [dʒentuː 'lɪnʊks] ist eine quellbasierte Linux-Metadistribution für fortgeschrittene Linux-Benutzer, die ihr System komplett individuell einrichten möchten. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, sich mit den Abläufen eines Linux-Systems und der ausführlichen Dokumentation auseinanderzusetzen. Gentoo ist ein Warenzeichen der Gentoo Foundation, Inc., einer Non-Profit-Organisation. Im europäischen Raum ist der deutsche Förderverein Gentoo e.V. der Inhaber der Markenrechte. Der Name Gentoo wurde nach einer besonders schnellen, wenn auch kleinen Pinguinart, dem Eselspinguin (engl. gentoo penguin) gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Projekt
Geschichte
Gründer und langjähriger Chef des Gentoo-Projekts war Daniel Robbins, der das Projekt aber im Jahr 2004 verlassen hat. Seit seinem Weggang wird Gentoo von dem Kuratorium (Board of Trustees) der Gentoo Foundation geleitet. Entscheidungen über technische Aspekte und Richtlinien trifft ein siebenköpfiger Council. Trustees und Council werden von den Mitgliedern der Foundation bzw. den aktiven Entwicklern gewählt.
Unterschiede zu anderen Distributionen
Gentoo unterscheidet sich in mehreren Punkten entscheidend von vielen anderen Linux-Distributionen. So ist Gentoo eine quellbasierte Distribution, bei der in der Regel alle Pakete vor der Installation übersetzt werden. Der dafür nötige Zeit- und Rechenaufwand, aber auch der so mögliche tiefe Eingriff in Konfigurations- und Optimierungsmöglichkeiten ist bei auf binären Paketen basierten Distributionen nicht gegeben. Gleichwohl lassen sich auch wie bei letzteren vorkompilierte Programme nutzen. Ebenso gibt es nur wenig automatisierte Abläufe, was eine hohe Kontrolle des Systems ermöglicht, die aber auch entsprechende Kenntnisse voraussetzt. In Gentoo sind sieben Runlevel definiert: drei interne Runlevel und vier, die der Benutzer definieren kann. Die internen Runlevel sind sysinit, shutdown und reboot.
Die Tatsache, dass die Arbeitsweise des Gentoo-Projekts nicht versionsorientiert ist, führt zu einem kontinuierlichen Aktualisieren des Systems, im Gegensatz zu einer stufenartigen Aktualisierung, wie dies bei den meisten klassischen Distributionen der Fall ist. Auf diesem Weg ergeben sich Migrationsprobleme immer nur für einzelne Programmpakete, nicht aber für eine ganze Distributionsversion. Auch kann der Nutzer so über jede verwendete Version eines Programms selbst entscheiden.
Hinzu kommt, dass mit vergleichsweise einfachen Mitteln eigene Distributionen auf der Basis von Gentoo erstellt und distribuiert werden können, um zum Beispiel für Spezialanwendungen wie Cluster oder Rechnerpools zu genügen. Gentoo kann als Distributionsbaukasten eingesetzt werden. Als Beispiel für die Flexibilität von Gentoo sei erwähnt, dass Gentoo benutzt wurde, um Linux auf Macintosh-Rechnern mit einer Intel-CPU zu portieren.[1]
Version Datum 1.0 31. März 2002 1.1a 4. April 2002 1.2 5. Juni 2002 1.4 5. August 2003 2004.0 31. März 2004 2004.1 28. April 2004 2004.2 26. Juli 2004 2004.3 15. November 2004 2005.0 28. März 2005 2005.1 8. August 2005 2005.1-r1 21. November 2005 2006.0 27. Februar 2006 2006.1 30. August 2006 2007.0 7. Mai 2007 2008.0 Beta 2 29. April 2008 2008.0 6. Juli 2008 Versionen
Bei Gentoo Linux handelt es sich nicht um Versionen im eigentlichen Sinn, sondern um Veröffentlichungen (engl. Release) eines Entwicklungsstandes (engl. Snapshot), sogenannte Rolling Releases, auf dessen Basis unter anderem die stage-Archive und Live-Systeme erstellt werden.
Bei einem installierten Gentoo-System gehen die einzelnen Versionen bei regelmäßigem Aktualisieren des Portage-Trees ohne größere Umstellungen ineinander über. Die Version des Basissystems (engl. base system) entspricht dem Paket sys-apps/baselayout, dessen Version sich auch aus der Datei /etc/gentoo-release auslesen lässt. Es ist die Grundlage des Betriebssystems und als die eigentliche Version einer Gentoo-Installation anzusehen. Das Basissystem unterliegt jedoch anderen Freigabezyklen als die Gesamt-Distribution und deren Veröffentlichung als stages beziehungsweise als Live-System.
System
Portage
Portage ist die Paketverwaltung von Gentoo Linux und ermöglicht den automatischen Bau der einzelnen Pakete aus ihren Quelltexten. Dabei stützt es sich auf den sogenannten Portage tree, ein Verzeichnis welches Informationen zu jedem einzelnem Programm und jeder Bibliothek in Form von sogenannten „ebuild“-Skripten bereitstellt. Diese Skripte steuern den kompletten Ablauf − Download der Quelltexte, Verifikation der Unverfälschtheit der Dateien mit Hilfe von Prüfsummen, Anwendung von distributionsspezifischen Patches sowie die Berücksichtigung der sogenannten USE-Flags, um letztendlich das Paket in einer Sandbox zu kompilieren und darauf hin zu installieren. Dabei werden etwaige Abhängigkeiten zu anderen Paketen beachtet und diese, falls nötig, ebenfalls aktualisiert oder installiert. Der Portage-tree wird mit Hilfe von rsync auf dem aktuellen Stand der Distribution gebracht.
Die USE-Flags bilden eine Abstraktionsschicht für die Konfiguration der Funktionalität der einzelnen Pakete für Optionen, die sich nur während des Kompilervorgangs aktivieren lassen. So bestimmt das USE-Flag bluetooth den Einbau der Bluetoothunterstützung für den Fall, dass das jeweilige Paket diese Unterstützung mitbringt − die Funktionalität lässt sich jedoch auch mit dem USE-Flag -bluetooth komplett abschalten. Die Implementation des An- und Abschalten von Funktionen kann dabei vom „ebuild“-Skript individuell umgesetzt werden − in der Regel werden die Optionen mit Hilfe von Configure-Optionen oder Patches realisiert. Die USE-Flags lassen sich mit Hilfe von Konfigurationsdateien sowohl zentral für alle, als auch speziell für einzelne Pakete konfigurieren.
Installationsmethoden
Die Philosophie hinter Gentoo, dem Benutzer alle Freiheiten zu lassen, wird schon bei der Wahl der Installationsmethode klar. Der Benutzer kann auch hier von Anfang an entscheiden, auf welches Installationsmedium er zugreifen will und mit welchem Grundsystem er die Installation beginnen möchte. Zur Installation stehen drei verschiedene „Stages“ zur Auswahl, welche unterschiedlich stark ausgeprägte Grundsysteme darstellen. So enthält ein Stage 1-Archiv nur die zum Bau des Systems unabdingbaren Pakete, während ein Stage 3-Archiv ein nahezu vollständiges Grundsystem enthält. Die Vorteile einer Stage 1-Installation liegen vor allem in der sehr starken Optimierung des Grundsystems für die jeweilige Plattform, während Stage 2- und Stage 3-Installationen helfen Fehler im Basissystem auszuschließen.
Die älteste Methode ist, von einer der Gentoo-Installations-CDs zu booten, die benötigten Stages und den Portage-Snapshot herunterzuladen und durch die Eingabe der im Handbuch beschriebenen Befehle in einer Unix-Shell das Gentoo-System selbst zu bauen. Bei den Gentoo-Installations-CDs handelt es sich um LiveCDs, die alle benötigten Werkzeuge zur Installation und Konfiguration enthalten. Es ist jedoch auch möglich, Gentoo ohne Zuhilfenahme der Installations-CD aus einem bestehenden Linux-System zu installieren. Hierbei wird die Installation direkt über das Internet durchgeführt. Dies hat den Vorteil, dass die Pakete sehr aktuell sind.
Sollte man während der Installation nicht über eine Internetverbindung verfügen, hat man die Möglichkeit, mit einer der Universal-Install-CDs und einer Package-CD die Stage-Archive, den Portage-Snapshot und die Programme von CD aus zu installieren. Allerdings sind jene nach kurzer Zeit nicht mehr aktuell und man hat nur die Möglichkeit, die Programme zu installieren, die sich auch wirklich auf den CDs befinden.
Gentoo-Linux-Installer
Mit Gentoo 2006.0 wird eine weitere Installationsmethode offiziell unterstützt. Hierbei handelt es sich um den erstmals bei Gentoo 2005.1 für x86 verwendeten Gentoo-Linux-Installer (GLI). Dies ist ein in Python geschriebener Installer, der in zwei Versionen vorhanden ist. Zum einen gibt es den komplett grafischen Installer, der GTK+ verwendet, alternativ gibt es noch einen Textbasierten, der keinen X-Server benötigt.
Der Installer soll die Installation vereinfachen. Auch hier hat man – wie bei der altbekannten Methode – die Möglichkeit, komplett auszuwählen, welche Stages etc. verwendet werden sollen. Die aktuellen Handbücher wurden bereits komplett an diese neuen Installationsmethoden angepasst. Zurzeit wird allerdings nur x86 offiziell unterstützt. Zwar gibt es schon eine Version für AMD64-Benutzer, doch befindet diese sich zurzeit noch in der Testphase.
Will man den Installer verwenden, so sollte man sich die Gentoo 200x.x LiveCD herunterladen. Hierbei handelt es sich um eine etwas über 700 MB große Live-CD, die einen kompletten Xfce-Desktop mitbringt. Alternativ existiert die Möglichkeit, den Installer auf einem vorhandenen Gentoo-System zu installieren, oder eine Live-Distribution wie Sabayon Linux zu benutzen, die den Installer ebenso mitbringt.
Portierungen
Gentoo ist unter diversen Architekturen lauffähig. Dazu zählen Alpha, AMD64, ARM, Itanium, MIPS, PA-RISC, PowerPC, S/390, SH, UltraSparc und x86. Gentoo ist ebenfalls auf der Xbox, der Wii und auf der Playstation 3 lauffähig.
Es gibt auch Projekte, bei denen der Linux-Kernel und einige GNU-Bibliotheken/Programme durch einen FreeBSD- (Gentoo/FreeBSD) bzw. OpenBSD-Kernel und deren Basis-Bibliotheken/Programme ersetzt wurde. Zudem kann man unter Apples Mac OS X mittels Portage auf fast den gesamten Pool der eBuilds zugreifen, ohne Mac OS X ersetzen zu müssen.
Andere Distributionsbaukästen
Gentoo-Derivate
- Bardix – Bardix Linux, Live-CD zum Musikmachen
- BinToo – Schwerpunkt der Distribution liegt auf vorkompilierten Paketen
- Exherbo – Dezentralisierte Distribution für Entwickler ohne User-Support
- Flash Linux – speziell für USB-Sticks ab 256 MB
- Funtoo – Vom Gentoo-Gründer Daniel Robbins betreutes Gentoo-Derivat
- Knopperdisk – speziell für USB-Sticks
- Gentoo NSLU2 Distribution für die NSLU2 NAS-Box der Cisco Tochterfirma Linksys
- GentooX – Distribution für die Xbox
- Incognito – Live-CD mit dem Fokus auf Anonymität im Internet
- Kororaa – mit vereinfachter Installation für Anfänger
- Navyn OS – ähnlich Kororaa
- Nova – eine kubanische Linuxdistribution von der Universidad de las Ciencias Informáticas in Kuba
- Pentoo – Live-CD für Penetrationstests
- Phaeronix – speziell an arabischsprachige Benutzer angepasst
- redWall Firewall
- Sabayon Linux (ehemals RR4/RR64) – Live-CD und direkte Installation für x86 (RR4) und x64 (RR64)
- Soentoo – Distribution für das eingebettete System net4801 von Soekris
- SoL (Server optimized Linux): Schmales für den Serverbetrieb optimiertes Gentoo mit bereits vorinstalliertem Apache HTTP Server
- SystemRescueCd – kleine (191 MB) Live-CD mit Kommando-Zeile und graphischer Oberfläche JWM
- Ututo – Vereinfachte Version für Einsteiger, vollständig auf freier Software basierend
- VLOS – Ehemals VidaLinux. Ähnliche Ziele wie Kororaa
Einzelnachweise
- ↑ Posting auf slashdot.org (englisch)
Weblinks
- gentoo.org offizielle Website (englisch)
- gentoo.de deutsches Portal
- gentoo-ev.org Förderverein Gentoo e.V.
- Gentoo Wiki
Literatur
- Gunnar Wrobel: Gentoo Linux -- Installation - Konfiguration - Administration. Open Source Press, München 2008, ISBN 978-3-937514-34-5
- Tobias Scherbaum: Gentoo Linux - Die Metadistribution. 2., aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-8266-5941-6
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