Gentoo Linux

Gentoo Linux
Gentoo Linux
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Bildschirmfoto
Bildschirmfoto von Gentoo Linux 10.0
Gentoo Linux 10.0
Basisdaten
Entwickler Gentoo Foundation, Inc.
Version ständige Rolling Releases, Installationsmedien wöchentlich
Abstammung \ GNU/Linux
  \ Gentoo Linux
Architekturen alpha, AMD64, ARM, hppa, IA-64, M68k, MIPS, ppc, S/390, SH, SPARC, x86
Größe ca. 2,7 GB (LiveDVD)
ca. 125 MB (Minimal Live CD)
ca. 140 MB (Stage 3)
Startmedium Live-CD, Festplatte
Lizenz GNU GPL und andere
Website www.gentoo.org

Gentoo Linux (englische Aussprache [dʒentuː 'lɪnʊks]) ist eine quellbasierte Linux-Meta-Distribution für fortgeschrittene Linux-Benutzer, die ihr System komplett individuell einrichten möchten. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, sich mit den Abläufen eines Linux-Systems und der ausführlichen Dokumentation auseinanderzusetzen. Gentoo ist ein Warenzeichen der Gentoo Foundation, Inc., einer Non-Profit-Organisation. Anfang Dezember 2010 ist die Gentoo Foundation, Inc. dem Open Invention Network beigetreten, welches sich für die freie Verfügbarkeit von Softwarepatenten einsetzt. Im europäischen Raum ist der deutsche Förderverein Gentoo e. V. der Inhaber der Markenrechte. Der Name Gentoo wurde nach einer besonders schnellen Pinguinart, dem Eselspinguin (englisch gentoo penguin) gewählt. Der Pinguin Tux gilt als offizielles Maskottchen des freien Betriebssystemkerns Linux.

Inhaltsverzeichnis

Projekt

Allgemeines

Gründer und langjähriger Chef des Gentoo-Projekts war Daniel Robbins, der das Projekt im Jahr 2004 verlassen hat.[1] Seit seinem Weggang wird Gentoo von dem Kuratorium (Board of Trustees) der Gentoo Foundation geleitet. Entscheidungen über technische Aspekte und Richtlinien trifft ein siebenköpfiger Council. Trustees und Council werden von den Mitgliedern der Foundation bzw. den aktiven Entwicklern gewählt.

Unterschiede zu anderen Distributionen

Gentoo unterscheidet sich in mehreren Punkten entscheidend von vielen anderen Linux-Distributionen. So ist Gentoo eine quellbasierte Distribution, bei der in der Regel alle Pakete vor der Installation übersetzt werden. Der dafür nötige Zeit- und Rechenaufwand, aber auch der so mögliche tiefe Eingriff in Konfigurations- und Optimierungsmöglichkeiten ist bei auf binären Paketen basierten Distributionen nicht gegeben. Gleichwohl lassen sich auch wie bei letzteren vorkompilierte Programme nutzen. Ebenso gibt es nur wenig automatisierte Abläufe, was eine hohe Kontrolle des Systems ermöglicht, die aber auch entsprechende Kenntnisse voraussetzt. In Gentoo sind sieben Runlevel definiert: drei interne Runlevel und vier, die der Benutzer definieren kann. Die internen Runlevel sind sysinit, shutdown und reboot.

Die Tatsache, dass die Arbeitsweise des Gentoo-Projekts nicht versionsorientiert ist, führt zu einem kontinuierlichen Aktualisieren des Systems, im Gegensatz zu einer stufenartigen Aktualisierung, wie dies bei den meisten klassischen Distributionen der Fall ist. Auf diesem Weg ergeben sich Migrationsprobleme immer nur für einzelne Programmpakete, nicht aber für eine ganze Distributionsversion. Auch kann der Nutzer so über jede verwendete Version eines Programms selbst entscheiden.

Hinzu kommt, dass mit vergleichsweise einfachen Mitteln eigene Distributionen auf der Basis von Gentoo erstellt und distributiert werden können, um zum Beispiel für Spezialanwendungen wie Cluster oder Rechnerpools zu genügen. Gentoo kann als Distributionsbaukasten eingesetzt werden. Als Beispiel für die Flexibilität von Gentoo sei erwähnt, dass Gentoo benutzt wurde, um Linux auf Macintosh-Rechner mit einer Intel-CPU zu portieren.[2]

Version Datum
1.0 31. März 2002
1.1a 4. April 2002
1.2 5. Juni 2002
1.4 5. August 2003
2004.0 31. März 2004
2004.1 28. April 2004
2004.2 26. Juli 2004
2004.3 15. November 2004
2005.0 28. März 2005
2005.1 8. August 2005
2005.1-r1 21. November 2005
2006.0 27. Februar 2006
2006.1 30. August 2006
2007.0 7. Mai 2007
2008.0 Beta 2 29. April 2008
2008.0 6. Juli 2008
10.0 4. Oktober 2009
11.0 8. März 2011
wöchentlich seit 20. Dezember 2008[3]

Versionen

Bei Gentoo Linux handelt es sich nicht um Versionen im eigentlichen Sinn, sondern um Veröffentlichungen (engl. Release) eines Entwicklungsstandes (engl. Snapshot), sogenannte Rolling Releases, auf dessen Basis unter anderem die stage-Archive und Live-Systeme erstellt werden.

Bei einem installierten Gentoo-System gehen die einzelnen Versionen bei regelmäßigem Aktualisieren des Portage-Trees ohne größere Umstellungen ineinander über. Die Version des Basissystems (engl. base system) entspricht dem Paket sys-apps/baselayout, dessen Version sich auch aus der Datei /etc/gentoo-release auslesen lässt. Es ist die Grundlage des Betriebssystems und als die eigentliche Version einer Gentoo-Installation anzusehen. Das Basissystem unterliegt jedoch anderen Freigabezyklen als die Gesamt-Distribution und deren Veröffentlichung als stages beziehungsweise als Live-System.

System

Portage

Portage gleicht die lokalen Daten ab

Portage ist die Paketverwaltung von Gentoo Linux und ermöglicht den automatischen Bau der einzelnen Pakete aus ihren Quelltexten. Dabei stützt es sich auf den sogenannten Portage tree, ein Verzeichnis, welches Informationen zu jedem einzelnen Programm und jeder Bibliothek in Form von sogenannten „ebuild“-Skripten bereitstellt. Diese Skripte steuern den kompletten Ablauf – Download der Quelltexte, Verifikation der Unverfälschtheit der Dateien mit Hilfe von Prüfsummen, Anwendung von distributionsspezifischen Patches sowie die Berücksichtigung der sogenannten USE-Flags, um letztendlich das Paket in einer Sandbox zu kompilieren und darauf hin zu installieren. Dabei werden, sofern diese Option nicht explizit ausgeschaltet wurde, etwaige Abhängigkeiten zu anderen Paketen beachtet und diese, falls nötig, ebenfalls aktualisiert oder installiert. Der Portage-Baum wird mit Hilfe von rsync auf den aktuellen Stand der Distribution gebracht.

Portage zeigt die zu aktualisierenden Pakete inkl. USE-Flags

Portage wählt immer die aktuellste stabile oder, je nach Konfiguration, die aktuellste unstabile Version aus. Je nach Paket gibt es noch weitere maskierte Versionen, von deren Installation aber außer zu Entwicklungs- und Testzwecken abgesehen werden sollte. Mittels Konfigurationsdateien ist es möglich, einzelne Pakete oder nur einzelne Versionen von Paketen zu maskieren um die Installation eines Pakets oder einer Version zu verbieten oder zu demaskieren um eine aktuellere Version als vorgesehen zu installieren.

Die USE-Flags bilden eine Abstraktionsschicht für die Konfiguration der Funktionalität der einzelnen Pakete für Optionen, die sich nur während des Kompiliervorgangs aktivieren lassen. So bestimmt beispielsweise das USE-Flag bluetooth den Einbau der Bluetoothunterstützung für den Fall, dass das jeweilige Paket diese Unterstützung mitbringt. Eine Funktionalität lässt sich auch mittels USE-Flag komplett abschalten, im Beispiel durch -bluetooth. Der Vorteil einer solchen Möglichkeit liegt darin, dass die kompilierten Programme genau auf die Bedürfnisse des Anwenders angepasst sind, wodurch diese weniger Speicher benötigen und die Installation von nur wirklich notwendigen Bibliotheken voraussetzt. Die Implementation des An- und Abschalten von Funktionen kann dabei vom „ebuild“-Skript individuell umgesetzt werden. In der Regel geschieht dies mit Hilfe von Configure-Optionen oder Patches. Die USE-Flags lassen sich mit Hilfe von Konfigurationsdateien sowohl zentral für alle, als auch speziell für einzelne Pakete konfigurieren.

Möchte man Pakete installieren, welche sich nicht im offiziellen Portage-Tree befinden, so gibt es die Möglichkeit Overlays zu nutzen. Diese werden von Gentoo offiziell nicht unterstützt, bieten aber oft eine größere Auswahl an Software oder aktuellere Versionen. Viele der Overlays beinhalten Pakete, die dort vom Entwickler getestet werden, bevor sie in den offiziellen Baum aufgenommen werden.

Installationsmethoden

Die Philosophie hinter Gentoo, dem Benutzer alle Freiheiten zu lassen, wird schon bei der Wahl der Installationsmethode klar. Der Benutzer kann auch hier von Anfang an entscheiden, auf welches Installationsmedium er zugreifen will und mit welchem Grundsystem er die Installation beginnen möchte. Zur Installation standen früher drei verschiedene „Stages“ zur Auswahl, welche unterschiedlich stark ausgeprägte Grundsysteme darstellten. Mittlerweile wird nur noch das Stage 3-Archiv bereitgestellt welches ein nahezu vollständiges Grundsystem enthält. Obwohl keine separaten Stage 1- und Stage 2-Archive mehr bereitgestellt werden, kann die Installation trotzdem als solche mittels eines Stage 3-Archivs durchgeführt werden.[4] Die Vorteile einer Stage 1-Installation liegen vor allem in der sehr starken Optimierung des Grundsystems für die jeweilige Plattform.

Da Gentoo keinen eigenen Installer mitbringt, ist die Installation generell aus jedem anderen laufenden System möglich, welches die zum Bau des Systems notwendigen Werkzeuge mitbringt. Eigens für diesen Zweck sind Gentoo-Installations-CDs verfügbar. Ist während der Installation keine Internetverbindung verfügbar, müssen zudem vorher noch das Stage3-Archiv und ein Portage-Snapshot heruntergeladen werden. Für die Installation selbst gibt es keinen vorgegebenen Weg, im Handbuch wird diese durch Befehle für eine Unix-Shell auf Basis der Gentoo-Installations-CD beschrieben.

Portierungen

Gentoo ist unter diversen Architekturen lauffähig. Dazu zählen Alpha, AMD64, ARM, Itanium, MIPS, PA-RISC, PowerPC, S/390, SH, UltraSparc und x86. Gentoo ist ebenfalls auf der Xbox, der Wii und auf der PlayStation 3 lauffähig.

Es gibt auch Projekte, bei denen der Linux-Kernel und einige GNU-Bibliotheken/Programme durch einen FreeBSD- (Gentoo/FreeBSD) bzw. OpenBSD-Kernel und deren Basis-Bibliotheken/Programme ersetzt wurde. Zudem kann man Gentoo unter verschiedenen Unix-ähnlichen Betriebssystemen in ein Unterverzeichnis installieren. Diese Installationsvariante wird Gentoo Prefix genannt. Unterstützt werden unter anderem Mac OS X, Solaris und Microsoft Windows mit Hilfe der Microsoft Windows Services for UNIX.[5]

Bekannte Derivate

Siehe auch: Distrowatch

Einzelnachweise

  1. Gründer des Linux-Projekts Gentoo wechselt zu Microsoft. Abgerufen am 17. März 2011.
  2. Gentoo Linux. In: slashdot.org. Abgerufen am 28. Juli 2011 (englisch).
  3. First sets of weekly stage3 tarballs and minimal CDs released. In: Gentoo News. (englisch)
  4. Gentoo Linux Dokumentation - FAQ
  5. Gentoo Prefix - Website des Gentoo Prefix-Projekts

Literatur

Weblinks

 Commons: Gentoo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

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