Georg Albert von und zu Franckenstein

Georg Albert von und zu Franckenstein

Georg Albert Freiherr von und zu Franckenstein (* 18. März 1878 in Dresden oder Wiesentheid, Unterfranken; † 15. Oktober 1953[1][2] in Kelsterbach bei Frankfurt am Main) war ein österreichischer Diplomat und Botschafter in London (1920–1938).

Sir George Franckenstein

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franckenstein war der Sohn des Karl Freiherr von und zu Franckenstein (1831–1898) und der Elma Gräfin von Schönborn-Wiesentheid (1841–1884). Sein Bruder war der Komponist Clemens von Franckenstein. Er verbrachte seine Kindheit in Franken und Wien. Nach Besuch des Schottengymnasiums und Studium an der Universität Wien, trat er in den diplomatischen Dienst des Kaiserreichs Österreich ein. Seine diplomatische Laufbahn führte ihn nach Washington, an den russischen Zarenhof in St. Petersburg und nach Rom. Nach kurzer Verwendung im Ministerium des Äusseren in Wien, wurde er an den japanischen Kaiserhof, nach Indien und nach Brüssel beordert, bis er zum „Kommerzdirektor“ der K.u.K.-Botschaft in London ernannt wurde. Der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 zwang ihn zum Verlassen Großbritanniens. Nach der Kriegsniederlage der Mittelmächte und dem Zerfall der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn gehörte er 1919 der Friedensdelegation in Saint-Germain an. Am 13. Oktober 1920 kehrte er als diplomatischer Repräsentant der neuen Republik Österreich nach London zurück.[2] Dort arbeitete er 18 Jahre lang als Austrian Minister to the Court of St. James, also als Gesandter der (Ersten) Republik Österreich (1920-1934) bzw. des diktatorisch regierten Bundesstaates Österreich (1934-1938).

Während des Ersten Weltkrieges amtierte Franckenstein unter anderem 1915 als diplomatischer Repräsentant der Habsburgermonarchie im deutsch besetzten Belgien und 1918 im von den Mittelmächten besetzten Kaukasus, wo er gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen General Kress von Kressenstein den verfolgten und hungernden armenischen Flüchtlingen (Armenier) Hilfe zu leisten versuchte.

In den frühen 1920er Jahren konnte er durch seine Kontakte in London die gravierende finanzielle Schieflage seines Landes durch Vermittlung internationaler Finanzanleihen ausgleichen. Durch seinen aufwendigen und repräsentativen Lebensstil, insbesondere durch die auch kulturpolitisch motivierte Veranstaltung von Musikabenden und Maskenbällen, sorgte er für sein hohes gesellschaftliches Ansehen in London, wo er - trotz der 1919 erfolgten Abschaffung des Adels in Österreich - weiterhin als "Baron Franckenstein" angesprochen wurde.

Aufgrund seines vehementen Widerstands gegen die Annexion Österreichs durch Nazideutschland verlor er im März 1938 seine diplomatische Funktion. Er kehrte nicht in seine nationalsozialistisch beherrschte Heimat zurück, sondern blieb in London und wurde am 26. Juli 1938 von König Georg VI. zum Ritter des Königlichen Victoria Ordens (Knight Commander of the Victoria Order mit der Anrede „Sir“) geschlagen.[3][4][1] Franckenstein heiratete am 31. Juli 1939 Editha King.[1] Im Jahr 1940 wurde er britischer Staatsbürger.[5] Am 28. Mai 1944 wurde sein Sohn Clement George Freiherr von und zu Franckenstein geboren, der später Schauspieler wurde.[1]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bot man Franckenstein im Jahr 1945 an, „Österreichs erster Bundespräsident“ zu werden. Dies lehnte er höflich ab.

Franckenstein war ein Jugendfreund Hugo von Hofmannsthals, mit dem ihn u. a. eine rege Briefkorrespondenz verband.

Ehrungen

Werke

  • George Franckenstein: Facts and features of my life.
  • Georg von Franckenstein: Zwischen Wien und London. Erinnerungen eines österreichischen Diplomaten. Leopold Stocker Verlag, Graz 2005, ISBN 3-7020-1092-0.

Einzelnachweise

  1. a b c d Biographie von Clement von Franckenstein
  2. a b Munzinger Archiv unter Berufung auf Internationales Biographisches Archiv 51/1953 vom 7. Dezember 1953
  3. Sylvia M. Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. Wien 1985, S. 210ff.
  4. Time, 8. August 1938
  5. Ulrich Weinzierl: Hofmannsthal. Skizzen zu seinem Bild. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005.



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