- Germania libera
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Als Magna Germania oder Germania Magna („großes Germanien“) wurde in der Antike der von Rom erforschte, aber nur zeitweise besetzte Teil Germaniens rechts des Rheins und nördlich der Donau bezeichnet. Die Provinz Magna Germania, welche bis zur Varusschlacht als Teil des römischen Imperiums galt, wurde an seiner östlichsten Ausdehnung von der Elbe begrenzt. Im südöstlichen Bereich stellte die Moldau, ein Nebenfluss der Elbe im heutigen Tschechien, die Provinzgrenze dar.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Varusschlacht
→ Hauptartikel: Varusschlacht
Zahlreiche Versuche des Römischen Reiches unter Augustus, dieses Gebiet über Lippe, Lahn und Werra zu erobern und als Römische Provinz dem Reich einzuverleiben, wurden in vielen Verteidigungsschlachten vereitelt. Für die systematischen Expansionsversuche Roms sprechen die durch Münzen des Varus datierte römische Städtegründung bei Waldgirmes (siehe Römisches Forum Lahnau-Waldgirmes mit dem Fund von Resten einer vergoldeten Reiterstatue), am Stadtrand von Wetzlar, die Römerlager von Haltern, Oberaden, Anreppen, Rödgen und Hedemünden sowie die Funde von Bentumersiel. Das römische Scheitern ermöglichte den in der Magna Germania lebenden Germanenstämmen eine bis zur Völkerwanderung vergleichsweise unbeeinflusste Kulturentwicklung, wenngleich in der Folgezeit auch zahlreiche Impulse aus dem römischen Raum in das germanische Grenzgebiet ausgingen. Nach gegenwärtigem Stand der Diskussion ist auch durchaus von einem überwiegend friedlichen römisch-germanischen Marktleben im Grenzgebiet östlich des Rheines und nördlich der Donau auszugehen.
Der bedeutendste der germanischen Verteidigungskämpfe war die Varusschlacht 9 n. Chr., in der der Cheruskerfürst Arminius mit seinem Heer drei römische Legionen unter dem Feldherren Publius Quinctilius Varus besiegte (20.000 Mann Verlust für die Römer). Als Schauplatz dieser Schlacht hatte bereits Theodor Mommsen die Gegend bei Kalkriese vorgeschlagen.[1] Die Lage des in den Quellen erwähnten, von den Römern nach der Varusschlacht vorübergehend behaupteten Aliso bleibt trotz der von Ptolemäus angegebenen geografischen Koordinaten ungewiss. Die vernichtende Niederlage in der Varusschlacht fand ihren Niederschlag in der zukünftigen römischen Militär- und Siedlungspolitik in diesem geografischen Raum und in der römischen Geschichtsschreibung. Römische Siedlungspolitik in Germanien fand danach nur noch diesseits oder in direkter Nähe (Taunus, Wetterau, Decumates agri) der Reichsgrenze an Rhein und Donau statt.
Schlacht bei Kalefeld
→ Hauptartikel: Römisches Schlachtfeld bei Kalefeld
Im Jahr 2008 wurde im Kalefelder Ortsteil Wiershausen am Harz ein im Jahr 2000 entdeckter Fundort als antikes Schlachtfeld mit zahlreichen römischen Waffen und Ausrüstungsteilen aus dem 3. Jahrhundert identifiziert. Die im Dezember 2008 der Öffentlichkeit vorgestellten Funde weisen nach Medienberichten im Gegensatz zur bisherigen Auffassung auf weitaus intensivere und weiträumigere römische Militäraktivitäten östlich des Rheins auch nach dem Ende der römischen Operationen im Raum der Germania Magna, also nach 16 n. Chr. (Rückzug des Germanicus), hin.[2][3] Zwar war aufgrund schriftlicher Quellen seit langer Zeit bekannt, dass auch in der Folgezeit römische Militäroperationen in diesem Raum stattfanden; sollten sich die vorläufigen Fundbewertungen jedoch bestätigen, so wäre dies ein Beleg für diese Aussagen, zumal dann die Römer noch im 3. Jahrhundert wesentlich weiträumiger operiert hätten, als bisher angenommen.
Militärlager
In Germania Magna sind einige Standorte bekannt, die von den römischen Truppen über einen Zeitraum von bis zu mehreren Jahren genutzt wurden.
Name Ort Beginn Ende Entdeckung Kategorie Bemerkungen Holsterhausen Dorsten 1952 Marschlager Lippe. Mindestens zehn Lager teilweise übereinander. Haltern am See Haltern 7 v. Chr. oder später 9 n. Chr. 1816 Kohortenlager Lippe. Insgesamt sechs Komplexe Beckinghausen Lünen 1906 Uferkastell Lippe Oberaden Bergkamen 1905 Mehrlegionenlager Lippe Anreppen Delbrück 1968 Lippe Kneblinghausen Rüthen 1901 nahe der Möhne Hedemünden Hann. Münden 11 bis 9 v. Chr. 8 oder 7 v. Chr. oder später 1998 Werra. Mindestens vier Komplexe. Aliso unbekannt 9. n. Chr. - Standort nicht bekannt. Um 15/16 n. Chr. gab es Aliso noch einmal an gleicher oder anderer Stelle. Waldgirmes Waldgirmes Hessen Marktbreit Marktbreit 5/6 n. Chr. vor 9 n. Chr. 1985 Doppellegionslager Main. Zwei Lager übereinander Geographie der Magna Germania
Die Geographie der Magna Germania ist in der Geographike Hyphegesis des Ptolemäus um 150 n. Chr. durch die geographischen Koordinaten der Hauptorte umfassend beschrieben.
Siehe auch
- Limes
- Geschichte der Römer in Germanien
- Liste der römischen Provinzen bis Diokletian
- Römisches Forum Lahnau-Waldgirmes
- Westfälisches Römermuseum Haltern
Einzelnachweise
- ↑ F. W. Putzger: Historischer Schul-Atlas, Tafel 8. Mommsensche Ansicht: Gegend zwischen Engter, Barenau und Venne – Fundregion Kalkriese. Varusschlacht. Feldzüge des Germanicus
- ↑ Videobeitrag bei Tagesschau.de (14.12.2008)
- ↑ http://www.hna.de/hnascoutextraliste/00_20081215092800_Sensationsfund_Forscher_graben_Spuren_der_Roem.html
Literatur
- Walter Pohl: Die Germanen. (Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd. 57). München 2000. (Knapper Überblick mit Forschungsteil und Bibliographie.)
Siehe auch: Angaben im Artikel Germanen sowie die entsprechenden Artikel im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde.
Weblinks
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