Gertraud Knoll

Gertraud Knoll

Gertraud Knoll (* 7. Dezember 1958 in Linz) ist eine österreichische ehemalige evangelische Pfarrerin und Politikerin (SPÖ).

Von 1977 bis 1982 studierte Gertraud Knoll evangelische Theologie in Wien. Nach einem Jahr als Universitätsassistentin für Systematische Theologie an der Universität Wien war sie als Vikarin in Stoob, Lutzmannsburg und Weppersdorf tätig. Am 25. Juni 1985 hatte sie in der Pfarre Weppersdorf ihre Amtseinführung als erste Pfarrerin der Diözese Burgenland. Am 28. April 1994 wurde sie von der Superintendentialversammlung der Diözese Burgenland zu Österreichs erster Superintendentin gewählt.

Bekannt wurde sie 1995 durch ihre Predigt am Grab von vier bei einem Rohrbomben-Anschlag ermordeten Roma von Oberwart.

Von 1995 bis 1997 beherbergte Knoll sechs afghanische Geschwister, zunächst im Kirchenasyl und dann mit ihrem Mann als Pflegeeltern, weil diese elternlose Flüchtlingskinder aus der Bundesbetreuung herausgefallen waren.

1998 kandidierte sie als parteiunabhängige Kandidatin bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl und erreichte mit 13,6 Prozent der Stimmen den zweiten Platz.

In weiterer Folge verstärkte sie ihr politisches Engagement und trat am 19. Februar 2000 als Rednerin gegen die Bildung der ÖVP-FPÖ-Regierung auf, wofür sie zum Teil heftig angefeindet wurde. Sie war eine der Proponentinnen des Sozialvolksbegehrens 2002.

Im Zuge der Nationalratswahl in Österreich 2002 legte sie alle kirchlichen Ämter zurück, um sich von Alfred Gusenbauer als SPÖ-Kandidatin für das Amt einer Staatssekretärin für neue soziale Fragen[1] nominieren zu lassen. Da die SPÖ aber nicht an die Regierung kam, übernahm sie 2003 die Leitung der SPÖ-Zukunftswerkstatt. Vom 18. November 2005 bis zum 6. November 2007 war Gertraud Knoll Mitglied des Bundesrats für die SPÖ, wobei sie das aufgrund der Landtagswahlergebnisse in Wien vom 23. Oktober 2005 verlorene FPÖ-Mandat von John Gudenus übernahm.

Nachdem die EU-Parlamentsmandatarin der SPÖ, Maria Berger, in die am 11. Jänner 2007 neu gebildete Bundesregierung Gusenbauer eintrat, hätte Knoll als Nächstgereihte das EU-Mandat übernehmen können; sie verzichtete aber aus privaten Gründen und verblieb in ihren bisherigen Funktionen in Länderkammer und Zukunftswerkstätte[2].

Gertraud Knoll war vom 7. November 2007 bis zum 27. Oktober 2008, als Nachfolgerin von Caspar Einem, Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat.

Gertraud Knoll war Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags[3], bis sie das Amt 2007 zurücklegte und war langjährige Leiterin der „Zukunfts- und Kulturwerkstätte“ (ZuK) [4].

Gertraud Knoll ist geschieden, hat drei Kinder und lebt in Partnerschaft mit dem ehemaligen Finanzminister Ferdinand Lacina[5].

Im November 2008 wurde bekannt, dass Gertraud Knoll aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist. Als Grund dafür gab sie einen Hirtenbrief des Kärntner Superintendenten Manfred Sauer am Todestag Jörg Haiders an, in dem dieser den verstorbenen Landeshauptmann lobte.[6]

Auszeichnungen

  • „AMOS-Preis für Zivilcourage in der Kirche“, 2001 [8]

Einzelnachweise

  1. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20021114_OTS0050
  2. ORF: Knoll verzichtet auf EU-Mandat
  3. Deutscher Evangelischer Kirchentag: Das Präsidium auf http://www.kirchentag.de/index.php?id=97&L=0 [19. April 2006]
  4. Verein Zukunfts- und Kulturwerkstätte: Mag. Gertraud Knoll auf http://www.diezuk.at/online/page.php?P=10376 [19. April 2006]
  5. APA ots: Ex-Finanzminister Lacina und Gertraud Knoll, Leiterin der SPÖ-Zukunftswerkstatt, sind ein Paar (zugegriffen am 3. Oktober 2006)
  6. Österreich vom 14. November 2008;Heute vom 14. November 2008
  7. Israelitische Kultusgemeinde Wien: Für beispielhafte Haltung und Solidarität im Ringen um Wahrheit und Menschenwürde auf http://religion.orf.at/tv/news/ne01127_knoll.htm [19. April 2006]
  8. Offene Kirche – Evangelische Vereinigung in Württemberg: Jury würdigte Eintreten gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auf http://www.offene-kirche.de/?select=4&sub=3#AMP2001 [19. April 2006]
  9. Stadt Speyer: Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ wird in Magdeburg verliehen auf http://www.speyer.de/de/rathaus/pressedienst/lutherstaedte03 [19. April 2006]

Weblinks


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