- Giuseppe Sinopoli
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Giuseppe Sinopoli (* 2. November 1946 in Venedig; † 20. April 2001 in Berlin) war ein italienischer Dirigent, Psychiater, Komponist und vorderasiatischer Archäologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ausbildung
Sinopoli wuchs in Messina auf Sizilien auf, wo er mit zwölf Jahren eine Ausbildung als Organist am dortigen Konservatorium begann. Mit 15 Jahren kehrte er in seine Geburtsstadt Venedig zurück. Dort studierte er zwischen 1965 und 1967 am Konservatorium Musik und – auf Wunsch des Vaters – zeitgleich an der Universität Padua Medizin, Psychiatrie und Anthropologie. Weiterführende Kompositionsstudien unternahm er u. a. bei Bruno Maderna in Darmstadt und Franco Donatoni in Siena. 1972 schloss er sein Medizinstudium mit einer Promotion ab.
Musikalische Karriere
Danach konzentrierte er sich ganz auf die Musik und erhielt eine Dozentur für elektronische und zeitgenössische Musik in Venedig. Im selben Jahr begann er Dirigierkurse bei Hans Swarowsky in Wien zu belegen. 1975 gründete er das Ensemble Bruno Maderna für Neue Musik. In den 1970er Jahren trat er vor allem als Komponist in Erscheinung; Kompositionen von ihm waren auf Festivals für Neue Musik zu hören.
1978 begann Sinopolis Karriere als Operndirigent in Venedig mit Aida von Giuseppe Verdi. Er entwickelte seine Interpretation der verdischen Musik in Abgrenzung zur damaligen Aufführungspraxis aus dem Quellenstudium der Originalpartituren; seine Aufführungen bekamen dadurch einen durchsichtigeren Orchesterklang und machten viele bis dato nicht gehörte musikalische Details der Partitur hörbar. Seine Aufführung der Oper Macbeth des gleichen Komponisten zwei Jahre später an der Deutschen Oper Berlin, die den gleichen ästhetischen Maßstäben verpflichtet war, wurde ein großer Erfolg und wird als der Beginn seiner nun beginnenden internationalen Dirigentenkarriere angesehen, welche die Kompositionstätigkeit in den Hintergrund treten ließ. Mit einer bejubelten Premiere von Verdis Frühwerk Attila (mit Nikolaj Gjaurow, Mara Zampieri, Piero Cappuccilli; Regie Giulio Chazalettes) debütierte er 1980 an der Wiener Staatsoper (Mitschnitt inzwischen auf CD erschienen). 1982 dirigierte er ebendort Macbeth (mit Renato Bruson, Zampieri und Nikolaj Gjaurow; Regie Peter Wood), 1986 folgte noch Puccinis Manon Lescaut (mit Mirella Freni, Peter Dvorsky, Bernd Weikl, Kurt Rydl; Regie Otto Schenk). Eine für April 1989 geplante Staatsopern-Neuinszenierung von Verdis La forza del destino wurde von Sinopoli abgesagt, nachdem ihm das Konzept von Regisseur Giancarlo del Monaco nicht zusagte (Sinopoli hatte sich ursprünglich Werner Herzog gewünscht). Stattdessen dirigierte er im Dezember die Wiederaufnahme einer Aida-Inszenierung (u. a. mit Leona Mitchell). Von 1985 an dirigierte Sinopoli jedes Jahr bei den Bayreuther Festspielen: 1985 bis 1989 den Tannhäuser, 1990 bis 1993 den Fliegenden Holländer (Regie Dieter Dorn), 1994 bis 1999 den Parsifal (Regie Wolfgang Wagner) und 2000 die Neuinszenierung Ring des Nibelungen (Regie Jürgen Flimm). Nach Sinopolis Tod übernahm der ungarische Kollege Adam Fischer das Ring-Dirigat.
Wichtige Stationen von Sinopolis Laufbahn waren:
- 1983 bis 1987 Chefdirigent des Orchestra dell'Accademia di Santa Cecilia in Rom
- 1984 bis 1994 Chefdirigent und ab 1987 Musikalischer Direktor beim Philharmonia Orchestra London
- 1990 sollte Sinopoli Chefdirigent an der Deutschen Oper Berlin werden; er trat aber noch vor Beginn seiner Amtszeit von seinem Vertrag zurück
- ab 1992 Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Tod
Sinopoli erlitt am 20. April 2001, als er an der Deutschen Oper Berlin die Oper Aida als Versöhnungsgeste für den zwischenzeitlich verstorbenen Opernintendanten Götz Friedrich (s. Abschnitt musikalische Karriere) dirigierte, während der Aufführung einen Herzinfarkt, dem er kurz darauf erlag. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Campo Verano in Rom.
Würdigung
Als Dirigent lag Sinopolis musikalischer Schwerpunkt auf den Opern von Verdi und Puccini und der deutschen und österreichischen Musiktradition des 19. und 20. Jahrhunderts von Schubert über Wagner, Mahler und R. Strauss bis zur Zweiten Wiener Schule.
Giuseppe Sinopoli bereitete bis kurz vor seinem plötzlichen Tod die Verteidigung einer Dissertation im Fach Vorderasiatische Archäologie mit dem Thema Die assyrische Kultur in Mesopotamien vor.
Festival
Die Stadt Taormina auf Sizilien (bzw. die Agentur Taormina Arte) widmet dem Gedenken von Giuseppe Sinopoli seit 2005 ein Festival, das jährlich im Oktober stattfindet. Sinopoli war von 1989 bis 1997 Filmarchitekt der musischen Abteilung der Taorminer Kirchweihfeste. Bei diesem Giuseppe-Sinopoli-Festival[1] wird Sinopolis nicht nur als Musiker, Dirigent und Komponist gedacht, sondern auch als Mediziner, Archäologe und geistigem Menschen. Das Festival vereint somit Musik, Theater, Literatur und bildende Kunst in Zusammenkünften, Ausstellungen, Veröffentlichungen und natürlich Konzerten, zu dem jedes Jahr wichtige Orchester anreisen. Anlässlich des ersten Giuseppe-Sinopoli-Festivals wurde in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium „Arcangelo Corelli“ in Messina das Sinopoli-Kammerorchester gegründet, in dem sich in der musikalischen Zusammensetzung junge Talente, Schüler und Dozenten des peloritanischen Konservatoriums abwechseln und überwiegend Kompositionen von Giuseppe Sinopoli aufführen.
Werke
- Kompositionen (Auswahl)
- Souvenirs à la mémoire (1974)
- Tombeau d’armor I–III (I: 1975; II: 1977; III: 1978)
- Lou Salomé. Oper (Uraufführung 1981 an der Bayerischen Staatsoper München)
- Vom Dirigenten Giuseppe Sinopoli sind zahlreiche Einspielungen als CD bei der Deutschen Grammophon und bei Teldec erschienen
- Parsifal in Venedig. Roman, Claassen Verlag, Berlin 2001 (postum; die italienische Originalausgabe erschien 1993), ISBN 3-546-00252-0
Weblinks
Einzelnachweise
Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle DresdenJulius Rietz (1874–1877) | Franz Wüllner (1877–1884) | Ernst von Schuch (1884–1914) | Fritz Reiner (1914–1921) | Fritz Busch (1922–1933) | Karl Böhm (1934–1942) | Karl Elmendorff (1943–1944) | Joseph Keilberth (1945–1950) | Rudolf Kempe (1949–1952) | Franz Konwitschny (1953–1955) | Lovro von Matačić (1956–1958) | Otmar Suitner (1960–1964) | Kurt Sanderling (1964–1967) | Martin Turnovský (1966–1968) | Herbert Blomstedt (1975–1985) | Hans Vonk (1985–1990) | Giuseppe Sinopoli (1992–2001) | Bernard Haitink (2002–2004) | Fabio Luisi (2007–2010) | Christian Thielemann (ab 2012)
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