- Westfälischer Kreis
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Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis (im 16. Jahrhundert noch Niederländisch-Westfälischer Reichskreis[1], später oft auch nur Westfälischer Reichskreis genannt) ist einer der zehn Reichskreise, in die unter Kaiser Maximilian I. 1500 bzw. 1512 das Heilige Römische Reich eingeteilt wurde. Er umfasste 1512 insgesamt 55 Kreisstände, deren Vertreter die Kreistage bildeten.
Diese wurden nur selten einberufen und fanden dann meist in Köln statt; das Kreisarchiv befand sich in Düsseldorf. 1555 übernahm der Herzog von Jülich-Kleve-Berg das Kreisoberstenamt, geistlicher Kollege war der Bischof von Münster.
Die Grafen und Herren waren seit 1653 im Niederrheinisch-Westfälischen Reichsgrafenkollegium zusammengeschlossen.
Nach der Abtretung aller linksrheinischen Gebiete an Frankreich erfolgte 1806 die Auflösung des Reichskreises.
Inhaltsverzeichnis
Mitglieder
Im folgenden sind die Mitglieder des Reichskreises aufgelistet, ausgehend von der Reichsmatrikel des Jahres 1521 und einer Auflistung von 1532. Bis gegen Ende des Reiches abgegangene Reichsstände sind kursiv gedruckt, neu hinzugekommene gesondert aufgeführt.
Geistliche Fürstentümer
- Hochstift Cambrai; 1678 französisch
- Hochstift Lüttich
- Hochstift Minden; 1648 weltliches Fürstentum
- Hochstift Münster
- Hochstift Osnabrück
- Hochstift Paderborn
- Hochstift Utrecht; 1528 an Spanien, 1548 zum Burgundischen Reichskreis, später niederländisch
- Hochstift Verden; 1648 weltliches Fürstentum
bis 1792 neu:
- Hochstift Corvey; spätestens 1582 Fürstabtei, vorher Prälatur; 1792 Hochstift
- Fürstabtei Stablo-Malmedy; vorher Prälatur
Reichsprälaturen
- Abtei Corvey; spätestens 1582 Fürstabtei, 1792 Hochstift
- Abtei Kornelimünster
- Abtei Stablo-Malmedy
- Abtei Werden
- Frauenstift Essen
- Frauenstift Herford
- Frauenstift Thorn
Weltliche Fürstentümer
- Herzogtümer Jülich und Berg
- Herzogtum Kleve mit der Grafschaft Mark
- Herzogtum Geldern; 1543 an Habsburg, 1548 zum Burgundischen Reichskreis
bis 1792 neu:
- Fürstentum Minden; ab 1648, zuvor geistliches Fürstentum)
- Fürstentum Nassau-Dillenburg; 1664 gefürstet, vorher Reichsgrafschaft
- Fürstentum Ostfriesland; 1667 gefürstet, vorher Reichsgrafschaft
- Fürstentum Verden; ab 1648, zuvor geistliches Fürstentum)
- Fürstentum Moers; 1706 Fürstentum, vorher Grafschaft; ohne Reichsstandschaft
Reichsgrafschaften und -herrschaften
- Grafschaft Bentheim
- Grafschaft Manderscheid; 1546 von Habsburg mediatisiert
- Herrschaft Bronkhorst; 1719 erloschen
- Grafschaft Diepholz
- Grafschaft Hoya
- Grafschaft Lippe
- Grafschaft Moers; 1541 von Kleve mediatisiert, 1706 Fürstentum; ohne Reichsstandschaft
- Grafschaft Nassau-Dillenburg; 1664 Fürstentum
- Grafschaft Oldenburg, 1777 Herzogtum
- Grafschaft Ostfriesland; 1667 Fürstentum
- Grafschaft Pyrmont
- Herrschaft Reichenstein
- Grafschaft Rietberg
- Grafschaft Salm-Reifferscheid
- Grafschaft Sayn
- Grafschaft Schaumburg
- Grafschaft Spiegelberg
- Grafschaft Steinfurt
- Grafschaft Tecklenburg
- Grafschaft Virneburg
- Grafschaft Wied
- Herrschaften Winneburg und Beilstein
- Herrschaft "Zimerauff" oder "Someruff"; unklarer Eintrag, später nicht mehr geführt
bis 1792 neu:
- Herrschaft Anholt
- Grafschaft Blankenheim und Gerolstein
- Herrschaft Gemen
- Herrschaft Gimborn
- Grafschaft Gronsveld
- Grafschaft Hallermund
- Grafschaft Holzappel
- Grafschaft Kerpen und Lommersum
- Herrschaft Myllendonk
- Grafschaft Reckheim
- Grafschaft Schleiden
- Herrschaft Wickrath
- Herrschaft Wittem
kreisangehörige Grafschaften ohne Reichsstandschaft:
Reichsstädte
Reichsunmittelbarkeit umstritten:
Enklaven
Nicht zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreiskreis gehörende Territorien, die ganz oder zum Teil vom Kreisgebiet umschlossen waren:
- Kurköln mit dem Herzogtum Westfalen und dem Vest Recklinghausen; Kurrheinischer Reichskreis
- Herzogtum Limburg; Burgundischer Reichskreis
- Reichsabtei Burtscheid; kreisfrei
- Reichsherrschaft Dyck; kreisfrei
- Herrschaft Hörstgen; Reichsunmittelbarkeit umstritten, kreisfrei
- Herrschaft Rheda; kein Reichsstand, kreisfrei
- Reichsherrschaft Saffenburg, kreisfrei
Siehe auch
Literatur
- Winfried Dotzauer: Die deutschen Reichskreise (1383-1806), Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1998,
ISBN 3-515-07146-6, GoogleBooks
- Neue Europäische Staats- und Reisegeographie worinnen die Lande des Westphälischen Kreises ausführlich vorgestellet werden ... (= 8. Band des Gesamtwerkes), Dresden / Leipzig (ohne Jahr, 1757)
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Dotzauer 1998:297
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