Grombach

Grombach
Grombach
Wappen von Grombach
Koordinaten: 49° 14′ N, 9° 0′ O49.2280555555568.9966666666667250Koordinaten: 49° 13′ 41″ N, 8° 59′ 48″ O
Höhe: 250 m ü. NN
Fläche: 7,20 km²
Einwohner: 1.268 (2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973

Grombach ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn, das seit 1. Januar 1973 zur Stadt Bad Rappenau gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort liegt rund neun Kilometer westlich von Bad Rappenau in der Hügellandschaft des Kraichgau im Tal des oberen Insenbaches, der im östlichen Teil der Gemarkung entspringt und sieben Kilometer westlich des Dorfes in die Elsenz mündet.

Geschichte

Frühe Geschichte und erste Erwähnung

Wie einige andere Ortsteile von Bad Rappenau lag Grombach zur Römerzeit im damals dicht bewaldeten Versorgungsgebiet der römischen Kastelle längs des Neckars. Bei Grombach befand sich ein römischer Wirtschaftshof (Villa rustica), dessen Reste 1830 westlich des Dorfes in der Schelmenklinge gefunden wurden.

Der Ort wird erstmals in einer Urkunde von 856 als villa Gruonbahc erwähnt, der Name bedeutet grüner (althochdeutsch: gruoni) Bach oder Wald (bahc kann beides bedeuten). Mit dieser Urkunde, die sich später als Fälschung herausstellte, aber im 10. Jahrhundert bestätigt wurde, übertrug König Ludwig der Deutsche dem Bischof von Worms die Gerichtsbarkeit im Bezirk um Wimpfen im Tal. Das Stift Wimpfen erlangte bis zum 13. Jahrhundert Besitz am Ort, darunter fünf Höfe, die der Stiftskanoniker Burkhard von Hall in einer Chronik um 1295 erwähnte. Außerdem stand die 1330 erstmals erwähnte Grombacher Kirche unter dem Patronat des Stifts.

Freiadeliges Ritterdorf

Im 13. Jahrhundert ist ein eigener Ortsadel nachgewiesen, der seinen Sitz wohl schon damals in der Wasserburg am südöstlichen Rand des Dorfes hatte. Um 1330 kamen die Herren von Helmstatt in den Lehensbesitz der fünf Grombacher Höfe des Stifts Wimpfen, in einem durch den Wormser Bischof Gerlach genehmigten Tausch gegen Zehntanteile an ihrem Hauptsitz in Bischofsheim. Während die Höfe jedoch bereits 1348 als Wormser Lehen an die Herren von Ehrenberg kamen und seitdem Ehrenberger Höfe genannt wurden, erlangten die Helmstatt Allodialbesitz im restlichen Ort und bewohnten wohl auch zeitweise die Wasserburg.

Erhard von Helmstatt († 1514) verkaufte 1498 das Dorf mit Burg und Hoheitsrechten an Stephan von Venningen († 1530) aus der Neidenstein-Zuzenhausener Linie der Herren von Venningen. Die Burg wurde 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg schwer beschädigt und möglicherweise auch im Bauernkrieg 1525 nochmals in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Tode Stephans von Venningen kam der Ort 1530 zunächst an dessen Bruder Konrad von Venningen († 1532). Nach dessen Tod teilten seine Söhne den Besitz, wobei Grombach 1542 an Christoph von Venningen († 1547) kam, der den Ort reformierte und wohl auch 1544 den Wiederaufbau der Burg abschloss. Grombach zählte zu den freiadeligen Ritterorten im 1547 gegründeten Ritterkanton Kraichgau. Nach dem Erlöschen der Grombacher Venningen im Mannesstamm mit Friedrich von Venningen 1578 kam der Ort über dessen Töchter zunächst in zwei Hälften, ab 1613 in einer Hand an die Herren von Flersheim.

Rheinische Herrschaft im Dreißigjährigen Krieg

Johann von Werth, Besitzer Grombachs von 1642 bis 1652

Im Dreißigjährigen Krieg, insbesondere während des böhmisch-pfälzischen Krieges 1618 bis 1623, hatte Grombach wie alle umliegenden Orte an Truppendurchzügen und den Auswirkungen naher Schlachten wie der Schlacht bei Wimpfen 1622 zu leiden. Der Ort war zunehmend entvölkert. 1626 gab es noch 64 Untertanen. Nach dem Tod zweier kinderloser Flersheim-Brüder kam Grombach an deren Schwester Catharina Magdalena von Flersheim († 1656), die mit Wolfgang Boos von Waldeck verheiratet war und Grombach im Februar 1642 – inzwischen war der Ort durch die Kriegsgeschehnisse völlig verwüstet und es gab nur noch fünf Untertanen – über Heinrich von Metternich an den zu dieser Zeit noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen bayerischen Reitergeneral Johann von Werth (1591–1652) verkaufte. Der aus der Gegend um Köln stammende Werth war bereits 1636 für militärische Erfolge im Elsass durch den bayerischen Kurfürsten Maximilian I. mit den nach der Besetzung der Pfalz konfiszierten ehemaligen Helmstattschen Lehen in den nahen Orten Ober- und Untergimpern sowie Berwangen belehnt worden und vergrößerte mit Grombach, 1644 auch noch mit Mückenloch, seinen süddeutschen Besitz.

Werth war erstmals 1643 selbst in Grombach und erließ 1644 eine Dorfordnung für den weiterhin nahezu entvölkerten Ort, der mit Werth oder eventuell schon zuvor mit den Boos von Waldeck auch wieder katholisch geworden war. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges waren Werths Besitztümer im Kraichgau vom französischen Kommandanten der Festung Philippsburg konfisziert, doch erlangte Werth bis 1649 den Besitz in Grombach zurück (nicht aber die von Maximilian schon 1647 wieder eingezogenen und nach Kriegsende 1648 an die Helmstatt rückerstatteten Kurpfälzer Lehen). Die Ehrenberger Höfe in Grombach bildeten unterdessen immer noch einen Sonderfall, sie fielen nach dem Aussterben der Herren von Ehrenberg 1647 an das Bistum Worms zurück.

Nach Werths Tod im Jahr 1652 und der Klärung von Erbstreitigkeiten kam Grombach mit anderen rheinischen Besitztürmern 1655 an Werths Tochter Lambertina und deren Gemahl Winand Hieronymus Reichsfreiherr Raitz von Frentz. Die Raitz von Frentz siedelten insbesondere katholische Neusiedler an und mühten sich um die Rekultivierung der brachliegenden rund 1200 Morgen Äcker und Güter, auch ließen sie das Schloss renovieren und erbauten eine Mühle. 1687 gab es wieder rund 250 Einwohner. Der Aufschwung wurde jedoch durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg ab 1688 gebremst, in dessen Folge das nahe Sinsheim und andere Orte im Elsenzgebiet 1689 niedergebrannt wurden und der gesamte Kraichgau in den nachfolgenden Jahren unter häufigen Truppendurchzügen zu leiden hatte. Vermutlich kam auch wieder das Grombacher Schloss zu Schaden, da es trotz der vorangegangenen Raitzschen Renovierungen um 1692 bereits wieder verfallen war.

Erneuter Besitz der Herren von Venningen

Die Herren von Venningen-Eichtersheim hatten seit 1672 vor dem Reichskammergericht versucht, alte Ansprüche auf Grombach geltend zu machen. 1697 und 1702 erhielten drei Brüder von Venningen dann auch gegen den Widerstand der Raitz von Frentz, deren letzte Klage erst 1761 abgewiesen wurde, den Ort wieder zugesprochen. Zwei der drei Brüder, die alle zwischen 1708 und 1713 starben, waren protestantisch, so dass sich im Ort künftig auch wieder wenige lutherische Familien ansiedelten. Durch Erbteilung unter den Venningen kam Grombach teilweise im Besitz des Christoph Friedrich von und zu der Thann (1697–1785) aus dem Ritterkanton Rhön-Werra, bevor spätestens 1770 Carl Philipp von Venningen (1728–1797) den gesamten Besitz an Grombach wieder auf sich vereinte. Er ließ abermals das Schloss erneuern und 1787 eine neue evangelische Kirche errichten.

Badische Landgemeinde

Bürgerbüro in Grombach, erbaut 1963 am Platz der früheren Synagoge

Nach Auflösung der Ritterschaft wurde Grombach 1806 badisch. Nach dem Verlust der Ortsherrschaft blieben die Freiherren von Venningen wichtige Grundbesitzer am Ort. 1811 erwarben die von Venningen-Ullner auch die einstigen Ehrenberger Höfe. Um 1825 hatte der rein landwirtschaftlich geprägte Ort rund 750 Einwohner. 1886 wurde Grombach durch den Bau der Elsenztalbahn im Insenbachtal an die Eisenbahnverbindung von Heidelberg nach Jagstfeld angeschlossen.

Durch Landflucht und Auswanderung sank die Einwohnerzahl bis 1939 auf 601 Personen. 1945 wurden 747 Einwohner gezählt.[1]

Jüngere Vergangenheit

Die Einwohnerzahl wuchs durch die Aufnahme von über 280 Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg an. Im Vorfeld der Gemeinde- und Kreisreform der frühen 1970er Jahre war zunächst die Eingliederung von Grombach nach Kirchardt im Gespräch, und es lag bereits ein Vereinbarungsentwurf des Regierungspräsidiums vor. Bei mehreren Verhandlungen kam es jedoch zu strittigen Punkten, und schließlich stimmte die Mehrheit der Teilnehmer einer Bürgerbefragung am 5. Dezember 1971 für den Anschluss an Bad Rappenau, der zum 1. Januar 1973 vollzogen wurde. Bei der Eingemeindung nach Bad Rappenau hatte Grombach 1015 Einwohner, diese Zahl hat sich bis heute auf rund 1200 Einwohner erhöht. Der Ortskern wurde 2002/2003 großflächig saniert.

Jüdische Gemeinde

Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bestand eine jüdische Gemeinde in Grombach, 1657 werden vier Familien erwähnt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts dürfte erstmals ein Betraum errichtet worden sein. 1809 gab es acht jüdische Familien mit insgesamt 42 Personen. 1831 erbat die jüdische Gemeinde bei der Landesregierung in Karlsruhe die Erlaubnis, für den Bau einer Synagoge eine Kollekte durchführen zu dürfen. 1840 war die Finanzierung geklärt und das Synagogengebäude wurde errichtet. 1855 hatte die jüdische Gemeinde mit 70 Personen ihren höchsten Mitgliederstand, der durch Auswanderung und Landflucht bis 1933 auf 20 Gemeindemitglieder sank. 1938 wurde die Synagoge durch die SA verwüstet und entging nur durch energische Anwohnerproteste ihrer Verbrennung. 15 der 20 zuletzt im Ort genannten Juden kamen während der NS-Zeit ums Leben. Die Ruine der Synagoge wurde 1963 abgebrochen und an ihrer Stelle das neue Rathaus des Ortes, das heutige Bürgerbüro, errichtet.

Wappen von Grombach

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: In Blau ein weißes dreiblättriges Kleeblatt mit Stiel, darüber ein silberner Halbmond mit Gesicht, unten beseitet von je einem goldenen Stern.

Sehenswürdigkeiten

Neuer Dorfbrunnen beim Bürgerbüro
  • Schloss Grombach, durch Umbauten entstanden aus einer möglicherweise schon im 13. Jahrhundert bestehenden Wasserburg. Der runde Wehrturm, der über eine Mantelmauer mit dem Hauptgebäude verbunden ist, geht noch auf die alte Burganlage zurück, die 1504 schwer beschädigt wurde. Das Hauptgebäude und der achteckige Treppenturm mit einem Venninger Wappen entstanden bis 1544 neu und wurden später mehrfach erneuert. Das Schloss ist von mehreren historischen Wirtschaftsgebäuden umgeben.
Portalschmuck der kath. Kirche
  • Die katholische Kirche geht auf die ursprüngliche, seit dem 14. Jahrhundert belegte und Margaretha geweihte Kirche des Ortes zurück, die zur Zeit der Reformation evangelisch geworden, durch den Wechsel zur katholischen Ortsherrschaft während des Dreißigjährigen Krieges dann aber später als katholische Kirche diente. Die 1759 durch den Grombacher Schultheißen und Baumeister Johann Peter Moll erneuerte Kirche wurde bis zum Bau der evangelischen Kirche 1787 als Simultankirche genutzt und hat eine reiche barocke Innenausstattung. Neben dem mächtigen Hauptaltar weist die Kirche zwei Seitenaltäre, eine barocke Kanzel, zwei barocke Beichtstühle und mehrere historische Figuren auf. Nahe der Kirche ist auch das historische Pfarrhaus erhalten.
  • Die evangelische Kirche wurde 1787 durch den Grombacher Schultheißen und Baumeister Franz Remlinger erbaut. Die Kirche ist sehr klein, da trotz der Wiederansiedlung lutherischer Familien seit Beginn des 18. Jahrhunderts diese zum Zeitpunkt des Kirchenbaus nur eine kleine Minderheit unter den Einwohnern Grombachs ausmachten. Zu den Kunstschätzen der Kirche zählen eine Glocke aus dem 14. Jahrhundert sowie Reste einer Overmann-Orgel aus den 1830er Jahren. Die Kirche wurde von 1975 bis 1984 innen und außen renoviert.
Fassadenschmuck am Schulhaus
  • Im Ortskern sind neben historischen öffentlichen Gebäuden wie dem altem Rathaus, dem an der Giebelseite von zwei plastisch ausgearbeiteten Köpfen geschmückten Schulhaus von 1889 (umgebaut 1967/68) und dem alten Backhaus zahlreiche private historische Anwesen erhalten.
  • Außerhalb Grombachs befand sich bis zur Flurbereinigung nach 1967 an der alten Landstraße nach Ehrstädt ein Sühnekreuz, das an einen Geschwistermord unter Landsknechten erinnern sollte. Auf dieses Kreuz nimmt der Flurname Am Grombacher Kreuz auf Gemarkung von Ehrstädt Bezug.

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden

Literatur

  • Gustav Neuwirth: Geschichte der Stadt Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 1978
  • Arnold Scheuerbrandt: Grombach 856–1806. Bemerkungen zur wechselvollen Besitzgeschichte eines ehemaligen Kraichgauer Ritterdorfes im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Bad Rappenauer Heimatbote Nr. 16, Bad Rappenau 2005

Weblinks

 Commons: Grombach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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