Gustav von Oertzen

Gustav von Oertzen

Gustav von Oertzen (* 23. Januar 1836 in Kittendorf (Mecklenburg); † 22. Oktober 1911 in Dresden), war ein deutscher Kolonialbeamter und kaiserlicher Kommissar in Deutsch-Neuguinea.

Lebensweg

Gustav von Oertzen stammte aus der in Mecklenburg ansässigen Adelsfamilie Oertzen. Als Jugendlicher erhielt er auf dem Gut Marin Privatunterricht. 1849-51 besuchte er die Gymnasien in Wittenberg und Gütersloh. Sein Abitur legte er 1856 in Putbus ab. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Rostock. Er wurde Mitglied der Corps Saxo-Borussia (1857) und Saxonia Göttingen (1858).[1] Von 1862 bis 1874 lebte er als Besitzer auf seinen Gütern Marihn und Malchow.

Im Jahre 1875 trat er in den Dienst des Auswärtigen Amtes beim Generalkonsulat in New York. 1879 wurde er interimistischer Konsulatssekretär in Apia, (Samoa), wo er bis 1884 - ab 1883 als Vizekonsul - blieb.[2]

Ab 16. Juni 1884 war Gustav von Oertzen kaiserlicher Kommissar für Neuguinea. Seine Residenz nahm er in Matupi (Neupommern), wo er bis zum Januar 1887 blieb. Dort fand auch am 3. November die Flaggenhissung und offizielle Inbesitznahme des Gebietes statt.

Im Mai 1885 erließ von Oertzen Regelungen, die es verboten Einheimischen Waffen zu verkaufen, den Landerwerb genehmigungspflichtig machten und den Export von Arbeitskräften außerhalb deutscher Plantagen einschränkten. Bald kam es zu Streitigkeiten über vorher bestehende Landbesitzrechte von europäischen Kolonisten, besonders die 5000 ha Queen Emmas (Oertzen: „Schleichhändlerin“), Richard Parkinson und dem Belgier J. B. Octave Mouton.[2] Im Oktober 1885 kam Otto Schellong als erster deutscher Arzt ins Kaiser-Wilhelms-Land nach Papua-Neuguinea.

Am 10. Juni 1886 trat Georg Freiherr von Schleinitz sein Amt als erster Landeshauptmann der Neuguinea-Kompagnie in Finschhafen, im Kaiser-Wilhelms-Land an. Zwischen diesen beiden gab es zum Teil erhebliche Auseinandersetzungen. Gustav von Oertzen wurde zwar als kaiserliche Kommissar beim Eintreffen des Landeshauptmanns der Neuguinea-Kompagnie abberufen, doch in dem halben Jahr, in dem von Oertzen noch im Bismarck-Archipel war und von Schleinitz schon amtierte, hatten sie ständig Meinungsverschiedenheiten.

Ab 1887 war Gustav von Oertzen im Kolonialreferat des Auswärtigen Amts beschäftigt, und ging 1888 als Konsul nach Sarajevo. Ab 1895 war er Konsul in Le Havre, seit 1903 dort als Generalkonsul. Zum 7. September 1907 wurde er in den Ruhestand versetzt.

In Neuguinea wurde nach ihm das Oertzen-Gebirge (Tajomanna) benannt.

Werke, Literatur und Quellen

  • Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2: H – O. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 670 (Nachdruck. Suppes, Wiesbaden 1996, ISBN 3-9804954-0-X).
  • Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die Deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3.
  • Karl Baumann, Dieter Klein, Wolfgang Apitzsch: Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea. 1882–1922. Kurzlebensläufe von Kolonisten, Forscher, Missionare und Reisender. 2. verbesserte Auflage. Baumann, Fassberg 2002, S. 341f.
  • Wilhelm-Thedwig von Oertzen: Neues über die Tätigkeit des Generalkonsuls Gustav v. Oertzen a. d. H. Kittendorf in Neuguinea. In: Oertzen-Blätter. Nachrichten für die Mitglieder des Geschlechts von Oertzen. Bd. 48, 71, 2005, ZDB-ID 12071-6, S. 10–11.

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 120, 513; 85, 183
  2. a b Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea; Fassberg 22002 (keine ISBN), S. 341

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