- Gynäkomastie
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Klassifikation nach ICD-10 N62 Gynäkomastie ICD-10 online (WHO-Version 2011) Gynäkomastie ist die Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann. Die echte Gynäkomastie durch Vermehrung des Drüsengewebes muss dabei von einer falschen Gynäkomastie durch Fetteinlagerung – wie sie bei Übergewicht und Fettsucht (Adipositas) auftritt – unterschieden werden.
Diese Brustveränderung wird von den betroffenen Männern oft als peinlich empfunden und kann zu teilweise erheblichen Störungen des Selbstvertrauens führen.
Inhaltsverzeichnis
Arten der Gynäkomastie
normale physiologische Veränderung
- Neugeborenengynäkomastie: Wird durch die weiblichen Hormone der Mutter ausgelöst, die über die Plazenta auf das Neugeborene übertragen wurden. Sie bildet sich wieder zurück.
- Pubertätsgynäkomastie: entsteht durch vorübergehend vermehrte Bildung von Hormonvorstufen in weibliches Geschlechtshormon (Östrogen) in Fett- und Muskelgewebe. Bildet sich nicht immer vollständig zurück.
- Altersgynäkomastie: Mit zunehmendem Alter erhöht sich der Anteil der Fettgewebsmasse im Vergleich zur abnehmenden Körpermasse, dadurch erhöht sich auch die Umwandlung von männlichen Hormonen (Androgene) in weibliche Hormone (Östrogene) im Fettgewebe. Gleichzeitig dazu nimmt die männliche Hormonbildung im Hoden ab.
- Pseudogynäkomastie: bei allgemeiner Fettsucht (Adipositas). Der Übergang vom Übergewicht zur Adipositas wird etwa bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 erreicht.
krankhafte (pathologische) Gynäkomastie
Auch eine echte Gynäkomastie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, denn verschiedene hormonale Störungen bzw. Erkrankungen, eine Kastration oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten können zu einer Brustvergrößerung führen:
- Mangel an männlichen Hormonen (Hypogonadismus)
- Erhöhte Östrogenbildung
- Chronische Erkrankungen (Nierenversagen, Leberversagen, Alkoholmissbrauch)
- Medikamente: Zu den häufigsten Auslösern gehören – neben Hormonen – Säureblocker wie Cimetidin, Ranitidin und Omeprazol, der Aldosteronantagonist Spironolacton, das Prostatamittel Finasterid, Herzglykoside wie Digoxin und Calciumantagonisten vom Typ Nifedipin und Verapamil sowie Neuroleptika vom Phenothiazintyp oder Sulpirid. [1]
- Brustkrebs (sehr selten)
Ursachen
Ursachen der echten Gynäkomastie sind in der Regel Störungen im Hormonhaushalt. Dabei lassen sich im Wesentlichen unterscheiden:
- die erhöhte Ansprechbarkeit des Brustgewebes auf weibliche Geschlechtshormone
- das Vorhandensein von erhöhten Mengen an weiblichen Geschlechtshormonen, z. B. bei der Hormontherapie des Prostatakarzinomes, bei östrogenproduzierenden Hodentumoren und Erkrankungen der Hypophyse und des Hypothalamus. Auch in der Pubertät kann ein Überschuss an Östrogen entstehen, der die Brust anwachsen lässt (Pubertätsgynäkomastie).
- die verringerte Produktion von männlichen Geschlechtshormonen (wie bei Unterfunktion der Keimdrüsen oder bei Altersgynäkomastie durch verringerte Hormonbildung im Hoden bei gleichzeitigem Östrogenüberschuss)
- davon unabhängige Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen, Leberzirrhose und die Dialyse bei Niereninsuffizienz (Nierenversagen)
- die Aufnahme hoher Hormonkonzentrationen durch die Ernährung, insbesondere durch hormonbehandeltes Fleisch.
- die Substitution von Testosteron (medizinisch indiziert oder als Anabolika), da dieses im Fett- und Muskelgewebe mittels des Enzyms Aromatase teilweise in Östrogen umgewandelt wird.
- eine Nebenwirkung von Spironolacton (Aldosteron-Antagonist).
Beim einseitigen Befund der Gynäkomastie ist auch beim Mann das Vorliegen eines Mammakarzinomes (Brustkrebs) nicht auszuschließen. Meist handelt es sich jedoch um ein Fibroadenom der Brust.
In Europa ist beschrieben, dass der übermäßige Genuss von mit Hopfen gebrautem Bier durch den Gehalt der Hopfenblüten an Phytoöstrogenen an der Entstehung einer Gynäkomastie beteiligt sein kann. Gleichwohl ist die hohe Kalorienzufuhr bei der Aufnahme alkoholischer Getränke wesentlich (Zunahme des Körperfettes – sogenannte „falsche Gynäkomastie“).
Behandlung
Bei der echten Gynäkomastie ist aus gesundheitlicher Sicht in der Regel kein operativer Eingriff nötig. Da die psychische Belastung bei vielen Betroffenen durch äußere Einflüsse jedoch oft sehr hoch ist, wird häufig versucht, die Rückbildung der Brust durch Einnahme von Hormonpräparaten herbeizuführen, was jedoch nicht in allen Fällen zum gewünschten Erfolg führt. Wird die Brust durch einen operativen Eingriff verkleinert, geschieht dies meist durch einen kurzen Schnitt am Rand des Brustwarzenhofes, durch den das Drüsengewebe und eventuell überschüssiges Körperfett entfernt wird.
Eine Operation ist jedoch nur eine Behandlung des Symptoms, nicht der Ursachen der Gynäkomastie. Eine nachhaltige Behandlung erfordert deshalb je nach Ursache der Brustvergrößerung:
- Änderung der Ernährung (Gewichtsreduktion, weniger Alkohol)
- nach Möglichkeit Absetzen von Medikamenten
- Bei bestehendem Androgenmangel kann männliches Hormon substituiert werden. Nebenwirkungen sind zu beachten. (Siehe auch Testosteronzufuhr)
Siehe auch
- Weibliche Brust
- Lipomastie (Lipomatosen: Fettanhäufungen an bestimmten Körperstellen)[2]
Einzelnachweise
- ↑ Arzneimitteltelegramm, Berlin [1]
- ↑ Medizinisches Wörterbuch, m-press münchen gmbh, „L“
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